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Transplantation

Ältere Menschen sind anfälliger für Infektionen und haben ein höheres Leukämierisiko, da die Stammzellen ihres Knochenmarks weniger Immunzellen produzieren. Zudem aktivieren die älteren blutbildenden Stammzellen Gene, die an der Entstehung von Leukämie beteiligt sind, fanden Forscher der Stanford-Universität heraus. 

Die Wissenschaftler transplantierten ältere Stammzellen in junge Mäuse. Sie erwarteten durch die Ergebnisse aus früheren Arbeiten mit Muskelzellen von Mäusen, dass die blutbildenden Stammzellen nach der Transplantation wieder typische Fähigkeiten junger Zellen annehmen und mehr Immunzellen produzieren. Dem war aber nicht so, stellten sie überrascht fest: Die Zellen verhielten sich genauso wie alte Stammzellen. Sie produzierten weniger Immunzellen und aktivierten krebsverursachende Gene

Der Co-Autor der Studie Irv Weissmann erklärt, dass es bei einem genaueren Verständnis des Unterschiedes zwischen alten und jungen Stammzellen möglich sein könnte, alte Zellen zu veranlassen, wieder jung zu werden. Damit könnten sie ihre Fähigkeit, Immunzellen zu produzieren, wieder zurückerlangen. Mit diesem Wissen ließe sich die Immunfunktion bei älteren Menschen verbessern und Leukämie vorbeugen. 

Quellen:
Wissenschafter der University of St Andrews und der University of Edinburgh haben ein Verfahren zur Vorhersage der weiblichen Fruchtbarkeit nach einer Krebsbehandlung entwickelt. Mittels einer einfachen Formel, die auf der Strahlungsmenge und dem Alter der Patientin bei der Behandlung basiert, kann die verbleibende fruchtbare Zeit berechnet werden. Mit Hilfe dieses Tests sollen Ärzte den betroffenen Frauen eine bessere Beratung bieten können. Die Studie wurde von der American Society for Therapeutic Radiology & Oncology herausgegeben.

Eine Strahlenbehandlung kann laut BBC die Eierstöcke beschädigen und zu einem verfrühten Eintreten der Wechseljahre führen. Bisher konnten Mediziner ihren Patientinnen nur sagen, dass ein Risiko besteht und waren nicht in der Lage es genau zu quantifizieren. Mit der neuen Formel sollte vorhersagbar werden, welche Strahlendosis bei einem Großteil der Frauen jeden Alters zu einer Unfruchtbarkeit führen kann. Eine Dosis von 12 Gray, die im Alter von 15 Jahren verabreicht wird, führt bei den meisten Frauen dazu, dass die Wechseljahre mit 19 Jahren erreicht werden. Dabei handelt es sich um die zur Behandlung einer Leukämie mit notwendiger Knochenmarkstransplantation typische Dosierung. Wenige Frauen wären sofort nach der Behandlung unfruchtbar, einige bleiben laut Hamish Wallace von der University of Edinburgh bis zum 23. Lebensjahr fruchtbar. Höhere Dosierungen vergrößern den Schaden. Ältere Frauen werden von geringeren Strahlenmengen stärker geschädigt, da sie bereits über eine geringere Anzahl von Eizellen verfügen.

Quellen:
Experten wissen schon seit langem, dass die der Nabelschnur gewonnenen Blutstammzellen helfen, tödliche Leukämien und Lymphome zu schlagen. Leider hat es immer eine Grenze gegeben: die durchschnittliche Nabelschnur enthält nur genug Stammzellen, um kleinen Patienten, hauptsächlich Kindern, zu helfen. Die neuesten Untersuchungsergebnisse des Dana-Farber-Krebsinstituts in Boston zeigen nun aber, dass erwachsene Leukämiepatienten erfolgreich mit Stammzellen aus zwei separaten Nabelschnüren behandelt werden können.

"Bemerkenswert daran ist, dass es keine offensichtlichen Nachteile der Verwendung zweier Nabelschnüre gibt, und die neuen Blutkörperchen scheinen schneller anzukommen, schnellerer anzuwachsen", erklärte Dr. Robert Soiffer, Chef der Hämatologie im Dana-Farber. Er sagte, dass die Mehrheit der Patienten, die ein Stammzelltransplantat aus zwei Nabelschnüren erhielten, auch ein Jahr nach der Behandlung immer noch am Leben und gut dran seien.

Die Forscher unter Leitung von Dr. Karen Ballen tabellarisieren noch ihre Daten, und die vollständigen Ergebnisse der Untersuchung werden wahrscheinlich nicht vor Dezember bekannt gegeben, so Soiffer. Jedoch skizzierte er Journalisten bei einem kürzlich vom NCI unterstützten, am Dana Farber durchgeführten Seminar die vorläufigen Ergebnisse.

Ein anderer Experte nannte die Ergebnisse "sehr viel versprechend". Weil die Mehrheit der Leukämie- und Lymphompatienten ältere Erwachsene seien, "eröffnet dies die Möglichkeit, die primäre Patientengruppe zu behandeln", erklärte Louis DeGennaro, Forschungs-Vizepräsident der Leukämie- & Lymphomgesellschaft (Leukemia & Lymphoma Society). "Das Kombinieren von Nabelschnurblut-Entnahmen ist so vielversprechend", sagte er. "Das ist genau das was man braucht - mehr Zellen."

Der Nabelschnur ist eine reiche Quelle von Stammzellen, die dazu bestimmt sind, sich zu Blutkörperchen weiter zu entwickeln. Soiffer wies auch darauf hin, dass Nabelschnurblut eine relativ niedrige Anzahl von Immun-T-Zellen hat - wichtige Spieler in der gefährlichen, nach einer Transplantation auftretenden Immunantwort "Transplantat-gegen-Wirt-Krankheit" (Graft versus Host Disease = GvHD), die das Leben der Patienten bedrohen kann.

Aus jenen zwei Gründen ist bei der Transplantation von Nabelschnurstammzellen die Schwelle eine korrekte "Übereinstimmung" zwischen Spender und Patient viel niedriger als bei der Verwendung von erwachsenen Knochenmarkstammzellen. "Das bedeutet, dass mehr Patienten behandelt werden können", sagte DeGennaro, "besonders Patienten, die die gegenwärtige Altersgrenze für Transplantationen überschreiten."

Ein anderer Vorteil des Nabelschnur-Transplantats ist: Keinerlei Risiko für den Spender.

Und doch realisierten Ärzte früh, dass eine einfache Nabelschnur einfach nicht genug Stammzellen enthält, um die verwüsteten Immunsysteme von erwachsenen Patienten schnell neu zu besiedeln. "Es kam zu einem langsameren Anwachsen", erklärte DeGennaro. Für Patienten mit Blutkrebs kann diese Verzögerung tödlich sein. "Sie setzt dem Patienten der Ansteckungsgefahr aus, weil ihr Immunsystem kompromittiert ist, und es gibt auch das Risiko des Krankheitrückfalls."

Aber Ballens Team bei Dana-Farber könnte auf eine offensichtliche Lösung gekommen sein. Mit 27 Patienten arbeitend, die an verschiedenen Leukämien oder Lymphomen leiden, erhielten sie Blutstammzellen, die pro Patient von zwei verschiedenen Nabelschnüren gewonnen wurden. Diese Stammzellen wurden damals dem jeweiligen Patienten in einem einfachen intravenösen Verfahren verabreicht.

Obwohl genaue Zahlen noch nicht verfügbar sind, sagte Soiffer, dass sie ein Jahr später "ein relativ schnelles Engraftment gesehen haben, und die Transplantat-gegen-Wirt-Rate ist tolerierbar gewesen". Weiterhin seien "die Jahresüberlebensraten sehr ermutigend - die große Majorität der Patienten sind noch am Leben".

Soiffer sagte, dass es so weit keine zusätzlichen Komplikationen beim Verwenden von zwei Nabelschnüren statt einem zu geben scheint. Eine interessante Erkenntnis: Obwohl Stammzellen von beiden Nabelschnüren über die ersten Monate zu einer neuen, gesunden Blutbildung beitragen, sagte Soiffer, dass " es letztlich zu sein scheint, dass Zellen von einer Nabelschnur am Ende dominieren und am Ende übernehmen. Und wir können im Augenblick nicht vorhersagen, welche Nabelschnur das sein wird."

DeGennaro applaudierte dem Einsatz, warnte aber, dass die Nachfrage nach brauchbarem Nabelschnurblut, das die Eltern öffentlichen Nabelschnurblutbanken spenden, bald das Angebot überschreiten könnte. 

"Verfügbarkeit ist eine wichtiger Punkt", sagte er. Er und Soiffer waren sich einig, dass die meisten US-Kliniken einfach nicht dazu ausgerüstet sind, Nabelschnurblutstammzellen zu gewinnen und angemessen aufzubewahren. Es könne daher sein, dass Eltern an vielen Kliniken nicht in der Lage sein könnten, die lebensrettenden Nabelschnurstammzellen zu spenden.

"Es laufen jedoch einige neue Initiativen", sagte DeGennaro. "Im Moment unterstützt Senator Chuck Schumer (D-N.Y.) das Nabelschnutblutstammzellgesetz, das, wenn es verabschiedet wird, ein landesweiteres Netz von qualifizierten Nabelschnurblutbankzentren schaffen möchte. Dies wären die Zentren für das Aufbereiten und das Verteilen von Nabelschnurblutstammzellen für die Therapie. So etwas könnte die Verfügbarkeitslücke wirklich ausfüllen", so DeGennaro.

Quelle:
  • HealthDay News vom 08.07.2005
Übersetzt aus dem Englischen von Jan.
Die Behandlung mit Imatinib (Glivec) ist auf die ersten zwei Jahre gesehen "oft wirksamer und weniger kostspielig" als Knochenmarktransplantation (KMT) mit einem passenden, nicht verwandten Spender bei Behandlung philadelphia-chromosom-positiver CML, so die Ergebnisse eines Markov-Modells.

Das Modell wurde mit Hilfe von Daten über klinische und ökonomische Ergebnisse und Wahrscheinlichkeiten konstruiert, die von publizierten CML-Studien abgeleitet wurden. Der Grundlagenanalyse beurteilte die 2-Jahres-Kosteneffizienz von oralem Imatinib bei 400mg/Tag und allogener KMT mit einem passenden, unverwandtem Spender bei einem einen 35jährigen männlichen Patient mit ph-positiver CML.

Entsprechend der Markov-Kohortenanalyse hätte die Imatinib-Therapie ein durchschnittliches zusätzliches Überleben pro Patient von 91% vergleichen mit 44% bei KMT. Zusätzlich würde die Imatinib-Therapie durchschnittlich US-$ 78.000 pro Patient in zwei Jahren kosten, im Vergleich zu einer KMT mit US-$ 114.000 pro Patient. Als Kosten wurden dabei angesetzt: Imatinib und andere Arzneimittel, Allogene Knochenmarktransplantation, Arztbesuche, Laborarbeit, Knochenmarkbiopsien und Behandlung von signifikanten Nebenwirkungen und Gegenanzeigen.

In den meisten Fallbeispielen, so die Autoren der Untersuchung, sei Imatinib überlegen. Allerdings müssen die Ergebnisse im Zusammenhang möglicher Einschränkungen und gemachter Annahmen gesehen werden. Langzeitstudien werden benötigt, um Sicherheit in Bezug auf Kosten und Ergebnisse über den Zweijahres-Zeitraum hinaus zu gewinnen, der in dieser Studie untersucht wurde.

Quellen:
  • Inpharma Weekly, Ausgabe 1483, 16. April 2005, Seite 4

  • Skrepnek GH, Ballard EE.Cost-efficacy of imatinib versus allogeneic bone marrow transplantation with a matched unrelated donor in the treatment of chronic myelogenous leukemia: a decision-analytic approach. Pharmacotherapy 25: 325-334, No. 3, Mar 2005
Die allogene Transplantation ist sehr effektiv bei vielen Leukämien, birgt aber nach wie vormit lebensbedrohliche Komplikationen. Diese beruhen darauf, dass das neue Immunsystem die Gewebe des Patienten als fremd erkennt und dann in einer massiven Graft-versus-Host-Erkrankung entzündlich schädigen und auch zerstören kann. Besonders gefährlich wird es, wenn innere Organe wie der Darm von dieser Reaktion betroffen werden. Andererseits ist der Graft-versus-Leukämie-Effekt ein wesentliches Therapieprinzip und trägt in erheblichem Maß zum Heilungserfolg bei. Vor diesem Hintergrund ist es extrem wichtig, die Mechanismen der Graft-versus-Host Erkrankung genauer zu verstehen, um sie gezielter beeinflussen zu können.

Die allogene Stammzelltransplantation von gesunden Spendern stellt eine effektive Behandlung für viele Patienten mit Leukämien dar, ist aber nach wie vor mit einer hohen Rate lebensbedrohlicher Komplikationen assoziiert. Diese Komplikationen beruhen auf der Tatsache, dass das mit den Spender-Stammzellen transplantierte Immunsystem des Spenders die Gewebe des Patienten als fremd erkennt und dann in einer massiven Spender-gegen Wirt (oder Graft-versus-Host)-Erkrankung diese Gewebe entzündlich schädigen und auch zerstören kann. Besonders gefährlich wird es für den Patienten, wenn innere Organe wie der Darm von dieser Reaktion betroffen werden, es kann hier zu schweren Durchfällen bis hin zu Darmblutungen und lebensbedrohlichen Infektionen kommen. Auf der anderen Seite ist eine vollständige Unterdrückung dieser Immunreaktion der Spenderzellen gegen den Empfänger unerwünscht, da die Spender-Immunzellen auch restliche Leukämiezellen im Körper als fremd erkennen und sie eliminieren können. Dieser Graft-versus-Leukämie-Effekt ist ein wesentliches Therapieprinzip und trägt in erheblichem Maß zum Heilungserfolg nach allogener Stammzelltransplantation bei.

Vor diesem Hintergrund ist es extrem wichtig, die Mechanismen der Graft-versus-Host Erkrankung genauer zu verstehen, um sie gezielter beeinflussen zu können. In Kooperation mit Prof. Rogler und anderen Kollegen aus der Gastroenterologie konnten wir im letzten Jahr nachweisen, dass bestimmte genetische Varianten in dem Entzündungsgen NOD2/CARD15, das für die Erkennung von Bakterien in der Darmwand verantwortlich ist, ähnlich wie bei entzündlichen Darmerkrankungen einen hochsignifikanten Risikofaktor für das Auftreten einer schweren Graft-versus-Host Erkrankung und die daraus resultierenden tödlichen Komplikationen darstellen. Es war schon seit langem bekannt, dass die Besiedlung des Darms mit Bakterien einen Risikofaktor für die Graft- versus-Host Erkrankung darstellt, ohne dass man aber bisher die genauen Mechanismen kannte, wie eine durch Darmbakterien initiierte Entzündung zu einer verstärkten Reaktion der Spender-Zellen führt.In dem jetzt bewilligten Forschungsprojekt soll durch eine Analyse von Gewebsproben aus dem Darm und von Blutproben transplantierter Patienten die Bedeutung dieser Veränderung des NOD2/CARD15 Gens für die Darmentzündung untersucht werden. In interdisziplinärer Kooperation zwischen Frau Dr.Bataille aus dem Institut für Pathologie; Herrn Prof.Rogler und der Abteilung Hämatologie/Onkologie sollen die histologischen Veränderungen in Bezug zum Vorhandensein oder Fehlen von genetischen Varianten analysiert werden und das zelluläre Infiltrat im Darm auf funktionelle Veränderungen bei der Antwort auf entzündliche und bakterielle Reize untersucht werden.

Darüberhinaus soll die Produktion wichtiger antibakterieller Proteine in der Darmwand, die ebenfalls durch das NOD2/CARD15 Gen gesteuert werden, gemessen werden, um zu klären, ob diese ursächlich an der GvHD beteiligt sind. Durch den Vergleich mit der Funktion von Blutzellen kann beantwortet werden, ob die Veränderungen am NOD2/CARD15 Gen nicht nur die Entzündung im Darmepithel beeinflussen, sondern, wie vermutet, auch breiter generell in den Entzündungszellen des Bluts und des Gewebes zu einem veränderten und den Patienten stärker schädigendem Verhalten führen. Genauere Kenntnisse zum Ablauf dieser Prozesse könnten dann z.B. in differenzierte Therapieansätze für Patienten mit und ohne Veränderungen am NOD2/CARD15 Gen führen oder aber Ansätze zur Modulation der GvHD aufzeigen, die die anti-leukämische Komponente der Immunreaktion weniger stark abschwächen.

Kontakt:
Prof.Dr.Ernst Holler
Abt.f.Hämatologie und Onkologie
Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I
Universität Regensburg
93042 Regensburg
Tel. 0941-944-5542/5570; Fax: 0941-944-5543; 
E-Mail 

Quelle: idw-Pressemitteilung der Wilhelm Sander-Stiftung vom 25.07.2005
Patienten, denen etwa wegen Leukämie Stammzellen transplantiert werden und damit noch zehn Jahre leben, haben gute Chancen, nahezu so gesund zu sein wie Menschen ohne solche Therapie. Das hat eine US-Studie ergeben. 137 Überlebende einer Stammzelltransplantation wurden zehn Jahre später nach ihrem gesundheitlichen Befinden befragt.

Ergebnis der Studie: Die Rate von Erkrankungen wie Asthma, Diabetes oder Hypertonie war bei ihnen ähnlich wie bei Kontrollpersonen ohne Transplantation. Und: Tranplantierte suchten nicht häufiger den Arzt auf und mußten auch nicht häufiger ins Krankenhaus. Nach Stammzelltransplantation waren jedoch muskuloskelettale Probleme wie Steifheit und Krämpfe häufiger (JCO 23, 2005, 6596). 

Quelle: Ärzte-Zeitung vom 19.09.2005
Eine steigende Anzahl von Patienten mit Leukämie und Lymphomen kann mit einer hämatopoetischen Stammzelltherapie geheilt werden. Nach einer prospektiven Fallkontroll-Studie, die im Journal of Clinical Oncology veröffentlich wurde, haben die meisten Langzeitüberlebenden eine annähernd normale Lebensqualität.

Die Studie schloss 405 Patienten ein, die sich zwischen 1987 und 1990 wegen eines hämatologischen Krebsleidens am Fred Hutchinson-Center in Seattle einer Knochenmarktransplantation unterzogen. Dieser Therapie geht eine hochdosierte Chemo- und häufig auch eine Radiotherapie voraus, mit der Stammzellen und Tumorzellen gleichermaßen vernichtet werden. Man durfte nicht unbedingt erwarten, dass diese Patienten, selbst wenn sie als geheilt entlassen werden, ein normales Leben führen könnten.

Das scheint jedoch nach den jetzigen Ergebnissen möglich. Denn im Vergleich zu einer prospektiv gebildeten Kontrollgruppe wurden sie in den ersten zehn Jahren nach der Behandlung nicht häufiger hospitalisiert, wie Karen Syrjala und Mitarbeiter jetzt berichten. Das traf auch auf jene Patienten zu, bei denen es nach der ersten Behandlung zu einem Rezidiv gekommen war und die deshalb weitere Behandlungen erhielten.

Einige gesundheitliche Einschränkungen scheint es aber doch zu geben. Die Krebsüberlebenden berichteten häufiger über Probleme am Bewegungsapparat wie Steifigkeit oder Muskelkrämpfe. Auch das Sexualleben war häufiger beeinträchtigt, und die Rate der Harninkontinenzen war höher. Die Patienten nahmen auch mehr Antidepressiva oder Anxiolytika ein, obwohl diese Krankheiten nicht häufiger waren als in der Kontrollgruppe. Diese Störungen sind mögliche Spätfolgen der Erkrankung, die nur durch eine sorgfältige Studie erkannt werden können.

Die Onkologen raten den betreuenden Hausärzten auch auf Osteoporosen oder Hypothyreosen zu achten, die leicht übersehen werden könnten. Obwohl die Langzeitüberlebenden mehr medizinische Probleme hatten als die Kontrollen (3,5 versus 1,7) seien sie im Allgemeinen doch in einem erstaunlich guten Gesundheitszustand

Quelle: Deutsches Ärzteblatt vom 23.09.05
Das Fred Hutchinson Krebsforschungszentrum (Seattle, USA) hat kürzlich neue Daten zu den Chancen einer Stammzelltransplantation bei Vorliegen von Zweiterkrankungen (Komorbiditäten) bereits vor der Behandlung vorgestellt. In der Untersuchung wurden die Daten von 1055 transplantierten Patienten in Hinsicht auf das Vorliegen von Komorbiditäten und deren Einfluss auf das Behandlungsergebnis untersucht. Der sogenannte Charlson Komorbiditäts-Index (CCI) wird dabei als hilfreicher Indikator für die Risikoprognose der nicht-rückfallbedingten Sterblichkeit gesehen und soll dazu dienen, bei der Abwägung verschiedener Behandlungsoptionen zu unterstützen. 

Die Untersuchung analysierte die Daten von in den Jahren 1997-2003 behandelten Patienten, wovon 761 volle myeloablative Stammzelltransplantationen und 294 Patienten dosisredizierte "Mini-Transplantationen" oder nicht-myeloablativen Transplantationen erhielten. Die Mehrheit (66%) der Patienten hatten myeloische Leukämien. Bei etwas mehr als der Hälfte der Patienten stand ein Familienspender zur Verfügung, bei den anderen ein Fremdspender. 

Die folgende, aus dem Originalartikel vereinfacht entnommene Tabelle listet in vereinfachter Form die verschiedenen Gesundheitsprobleme, die "Komorbiditäten", auf, und ordnet jedem einen Punktwert zu. Die Addition der Punkte ergibt einen Zweiterkrankungs-Risikowert - je kleiner dieser ist, desto geringer ist das Transplantationsrisiko nach CCI. 

DefinitionenPunkte
Herzrhythmusstörungen, z.B. Vorhofflimmern, Sinusarrhythmie 1
Am Herzen: Herzarterienerkrankung, Herzinsuffizienz, Herzinfarkt 1
Gastrointestinal, z.B. Morbus Crohn, Geschwüre 1
Diabetes mit erforderlicher Behandlung mit Insulin oder Tabletten (nicht nur Ernährung) 1
Schlaganfall oder Verletzungen des Hirns 1
Psychische Erkrankungen, z.B. behandlungsbedürftige Depression oder Angststörung 1
Chronische Hepatitis, Bilirubin 1-1.5mal über oberer Normgrenze, oder AST/ALT 1-2.5mal über oberer Normgrenze 1
Übergewicht, Patienten mit einer Körpermassenindex (BMI) über 35 kg/m2 1
Infektionen, Erforderlichkeit der Fortsetzung antimikrobieller Behandlung nach dem ersten Tag 1
Rheumatologische Erkrankungen, z.B. Lupus, RA, Polymyositis, Mixed CTD, rheumatische Arthritis 2
Behandlungsbedürftiges Magengeschwür 2
Gemäßigte/schwerwiegende Nierenprobleme, Kreatinin im Serum über 2 mg/dl, Dialyse, oder vorherige Nierentransplantation 2
Lungenerkrankung, z.B. erschwerte Atmung bei geringer Belastung 2
Früher behandelter solider Tumor, außer nicht-melanomer Hautkrebs 3
Herzklappenerkrankung 3
Schwerwiegende Lungenkrankheit, z.B. Atmungsprobleme in Ruhe, oder erforderliche Sauerstoffbehandlung 3
Gemäßigte/schwerwiegende Leberprobleme, z.B. Leberzirrhose, Bilirubin über 1,5mal obere Normgrenze, oder AST/ALT über 2,5mal obere Normgrenze 3


Lungen- und Leberprobleme wiesen neben soliden Tumoren und Herzklappenfehlern die höchsten Risikoscores auf. Beispielsweise hatten 347 Patienten der Studie gemäßigte (2 Punkte) oder schwerwiegende (3 Punkte) Lungenprobleme, und 122 dieser Patienten starben aus nicht-rückfallbedingten Gründen. 

Die folgende Grafik zeigt die deutlichen Unterschiede im allgemeinem Überleben von drei Patientengruppen: Die Gruppe ohne Komorbidität, die Gruppe mit 1-2 Punkten, und die Gruppe mit 3 oder mehr Punkten. Nach zwei Jahren betrug das Überleben in den Gruppen 71%, 60% und 34%. 

SCTPenalty
Comorbidity Index (Sorror, et. al.)

Beim Lesen dieser Statistiken muß jedoch berücksichtigt werden, dass viele Studien (wie diese) zu Stammzellentransplantationen über verschiedene Leukämiearten berichten und unterschiedliche Risiken in der Transplantation je nach Leukämieart und -Stadium bestehen (chronisch oder myeloisch, Diagnosezeitpunkt bzw. Stadium der Krankheit bzw. Remissionsstatus). Außerdem wiesen die Autoren darauf hin, dass die Daten nur von Patienten des Fred Hutchison Krebszentrums stammen und die Studien noch an anderen Instituten validiert werden müsste, bevor dem Ergebnis eine allgemeine Aussagekraft zukommen könne. Weiterhin kann noch auf keine Aussagekraft des CCI auf autologe Transplantationen geschlossen werden. 

Quellen (Übersetzung/Zusammenfassung in Auszügen - keine Gewähr auf Richtigkeit):
Patienten mit Leukämierkrankungen, die mit einer allogenen Stammzelltransplantation behandelt werden, erhalten vor der eigentlichen Transplantation eine hochdosierte Behandlung mit Zellgiften (Zytostatika). Das wird als Konditionierung bezeichnet. Tumorzellen werden dabei ausgeschaltet, die Blutbildung vorübergehend blockiert und eine Abstoßung der Spenderzellen verhindert. Dafür eignet sich offenbar besonders gut das Zytostatikum Treosulfan (Ovastat), das zur Behandlung von Frauen mit Eierstockkrebs genutzt wird.

Das Medikament ist das Alkylans Treosulfan (unter dem Handelsnamen "Ovastat" gegen Eierstockkrebs/Ovarialkrebs zugelassen), das offenbar zusätzlich antileukämisch und immunsuppressiv wirkt. Das Mittel ist auch in höherer Dosierung relativ gut verträglich und kann leicht intravenös verabreicht werden.

Ersten Studien zufolge eignet sich Treosulfan womöglich besser als die verwandte Substanz Busulfan für die Konditionierung vor allogener Stammzelltransplantation. Das hat Prof. Dietrich Beelen von der Universitätsklinik Essen bei einer Veranstaltung des Unternehmens Medac in Hannover gesagt.

So wurde in einer Phase-II-Studie hochdosiertes Treosulfan kombiniert mit Cyclophosphamid bei Patienten vor Stammzelltransplantation geprüft, für die eine konventionelle Konditionierung mit Ganzkörperbestrahlung oder Busulfan plus Cyclophosphamid zu gefährlich war.

Die Gesamt-Überlebensrate nach einem Jahr betrug 67%, die transplantationsbedingte Mortalität nur 22%. Eigene Untersuchungen bei 53 Leukämie-Patienten bestätigten die Studienergebnisse, so Beelen. Die Fünf-Jahres-Überlebenswahrscheinlichkeit nach Treosulfan-basierter Konditionierung und anschließender Transplantation beträgt in dieser Beobachtungsstudie 46% und variiert zwischen 89% in frühen Krankheitsstadien und 27% bei fortgeschrittener oder mehrfach rezidivierter Erkrankung.

Auch die Kombination von Treosulfan mit Fludarabin scheint über einen weiten Dosisbereich wenig toxisch und sehr effektiv zu sein, wie Professor Jochen Casper von der Universität Rostock berichtete. Die beiden Substanzen wirken zusammen zuverlässig myeloablativ und sind dabei - abgesehen von der erwünschten und reversiblen hämatologischen Toxizität - für andere Organe wenig belastend.

Die meisten Erfahrungen mit Treosulfan plus Cyclophosphamid oder Fludarabin gibt es bei Patienten mit AML. "Besonders bei erhöhtem Toxizitätsrisiko scheint das eine gute Option zu sein, aber zunächst sind weitere Studien nötig", so Casper. Derzeit können ältere oder zuvor intensiv behandelte Patienten keine potentiell heilende Stammzelltransplantation erhalten, weil eine verträgliche Konditionierung nicht möglich ist.

Quelle: Ärzte Zeitung vom 14.10.2005
Mehr als 1,25 Millionen Menschen sind inzwischen in der DKMS (Deutsche Knochenmarkspenderdatei) eingetragen. Dadurch konnte die DKMS bereits rund 8.000 Transplantationen ermöglichen. Doch immer noch sucht jeder vierte Patient vergeblich nach einen passenden Spender. Im Bereich der Aufklärung und der Gewinnung von potenziellen Spendern kooperiert die DKMS mit bundesweit mehr als 26.000 Ärzten. Allerdings erschweren Vorurteile und Unwissen zum Thema Stammzellspende die Neugewinnung von Spendern. Ein Artikel im Deutschen Ärzteblatt erklärt die Hintergründe von Typisierung und Überprüfung der Kompatibilität von Spendern sowie Methoden der Stammzellsammlung.

Auszug aus dem Artikel "Suche nach dem genetischen Zwilling" im Deutschen Ärzteblatt

Statistisch erkrankt alle 45 Minuten in Deutschland ein Mensch an Leukämie. Bei vielen schwerwiegenden Erkrankungen des blutbildenden Systems bedeutet die Übertragung gesunder Stammzellen die einzige Chance auf Heilung. Seit 1991 sensibilisiert die DKMS Deutsche Knochenmarkspenderdatei gemeinnützige GmbH für diese Problematik und gewinnt Menschen dafür, sich als potenzielle Stammzellspender registrieren zu lassen. Mehr als 1,25 Millionen Menschen sind inzwischen in der weltweit größten Datei eingetragen. Dadurch konnte die DKMS bereits rund 8.000 Transplantationen ermöglichen.

Gerade im Bereich der Aufklärung, aber auch bei der Aufnahme von neuen Spendern, ist die DKMS auf die Unterstützung der niedergelassenen Ärzte angewiesen. Bundesweit kooperiert die Organisation bereits mit mehr als 26 000 Ärzten. Diese legen in ihren Räumlichkeiten Informationsmaterial aus, stehen ihren Patienten für Fragen rund um die Stammzellspende zur Verfügung und führen zum Teil auch die für die Ersttypisierung notwendige Blutentnahme durch. Diejenigen unter ihnen, die als Betriebsärzte tätig sind, sensibilisieren Unternehmen über die Möglichkeit und Notwendigkeit von Stammzellspenden – zum Beispiel indem sie den Mitarbeitern eine Typisierung am Arbeitsplatz ermöglichen (Betriebstypisierungen).

Allerdings erschweren Vorurteile und Unwissen zum Thema Stammzellspende die Neugewinnung von Spendern. So glauben noch immer viele Menschen fälschlicherweise, dass Stammzellen aus dem Rückenmark entnommen werden. Darüber hinaus wissen die wenigsten, dass bei einer peripheren Stammzellentnahme weder eine Vollnarkose noch ein stationärer Klinikaufenthalt nötig sind. Doch diese Form der Entnahme findet inzwischen in mehr als 75 Prozent der Fälle Anwendung. 

Auch hinsichtlich des Procedere herrscht Unklarheit: Zunächst spritzt sich der Spender fünf Tage lang den hämatopoetischen Wachstumsfaktor G-CSF, um die Produktion von Stammzellen im Knochenmark und deren Ausschwemmung ins Blut anzuregen. Über eine Apherese werden anschließend die Zellen aus dem Blut gesammelt. Dieser Eingriff dauert einige Stunden und wird ambulant durchgeführt. Nur noch bei knapp einem Viertel aller Spender wird das Knochenmark unter Vollnarkose aus dem hinteren Beckenkamm entnommen. Ein dreitägiger Krankenhausaufenthalt genügt bei diesem Eingriff, dessen Risiko im Wesentlichen auf die Narkose beschränkt ist. 

Viele Menschen, die sich mit dem Gedanken tragen, Stammzellspender zu werden, haben vor einer Typisierung das Bedürfnis, die Meinung ihres Hausarztes einzuholen. Insofern begrüßt es die DKMS, wenn niedergelassene Ärzte diesen Entscheidungsprozess begleiten und ihren Patienten entsprechendes Informationsmaterial zur Verfügung stellen. 

Darüber hinaus sind die Ärzte des Vertrauens natürlich auch gefragt, wenn die Entscheidung für eine Aufnahme in die Datei gefallen ist, da für die Ersttypisierung des potenziellen Spenders eine 5-ml-Blutprobe benötigt wird. Diese geringe Menge reicht, um mit modernen molekularbiologischen Methoden einen Teil der HLA-Merkmale (Human Leukocyte Antigens), nämlich die Loci-HLA-A und -B, des potenziellen Spenders zu bestimmen. 

Doch nicht jeder, der sich in einer Stammzellspenderdatei registrieren lässt, wird auch tatsächlich zur Spende aufgefordert. Die Wahrscheinlichkeit, innerhalb der folgenden zehn Jahre zum Stammzellspender zu werden, beträgt rund 1,5 Prozent. Im Fall einer Übereinstimmung der Merkmale erfolgt zusätzlich eine so genannte HLA-DRB1-Typisierung, die einen genaueren Abgleich der HLA-Merkmale von Spender und Patient ermöglicht. 

Da jeder Mensch jeweils die Hälfte seiner HLA-Merkmale von einem Elternteil erhält, besteht unter Geschwistern eine 25-prozentige Chance, sich als Stammzellspender helfen zu können. Doch die Familien werden wegen sinkender Geburtenrate immer kleiner. Folglich steigt der Bedarf an Fremdspendern, da im Ernstfall immer seltener auf Geschwister zurückgegriffen werden kann. Für etwa ein Viertel der Patienten können HLA-identische Geschwister-Spender ermittelt werden. Andere Verwandte sind nur in weniger als einem Prozent der Fälle passend. Bei der großen Vielfalt der Gewebemerkmale in der Bevölkerung (es gibt theoretisch mehr Kombinationsmöglichkeiten als Menschen auf dieser Erde) ist die Wahrscheinlichkeit, dass diese Merkmale bei zwei nicht verwandten Personen übereinstimmen, jedoch nicht sehr groß. Sie variiert je nach Merkmalkombination von eins zu einigen Tausend bis eins zu mehreren Millionen.

Bei mehr als 2.000 bekannten HLA-Merkmalen, die in ihrer Häufigkeit stark variieren, hängt die Wahrscheinlichkeit, einen passenden Fremdspender für einen Patienten zu finden, in hohem Maße von dessen individueller Merkmalsausprägung ab. Außerdem ist die Häufigkeitsverteilung der HLA-Merkmale mit der ethnischen Herkunft korreliert. Das führt dazu, dass Patienten aus Ländern ohne große Dateien potenzieller Stammzellspender oft weniger gute Chancen haben, einen passenden Spender zu finden. Die DKMS geht verschiedene Wege, um die Diversität und Qualität der Datei zu erhöhen:
  • Sie registriert gezielt potenzielle Spender aus den Reihen der in Deutschland lebenden ethnischen Minderheiten.

  • Sie kontaktiert bereits typisierte Spender mit ungewöhnlichen HLA-Merkmalen, um auch deren Familienmitglieder als Spender zu gewinnen.

  • Sie unterzieht Spender der Datei, die aufgrund ihres HLA-A- und HLA-B-Vorbefundes mit hoher Wahrscheinlichkeit als Spender infrage kommen, einer prospektiven HLA-DRB1-Typisierung, um im Ernstfall Zeit zu sparen.
Auch das Thema Forschung spielt eine zentrale Rolle: Bedenkt man, dass inzwischen wesentlich mehr HLA-Merkmale bekannt und identifizierbar sind als noch vor einigen Jahren, hat das zwei maßgebliche Konsequenzen: Zum einen ist es schwieriger, den perfekt HLA-gematchten Spender – das heißt: mit optimal kompatiblen HLA-Merkmalen – zu finden. Viele Paarungen, die man in der Vergangenheit für einen perfekten Match hielt, würde man nach dem heutigen Wissensstand anders beurteilen. 

Zum anderen kann man davon ausgehen, dass heute im Falle einer erfolgreichen Spendersuche Patient und Spender bezüglich ihres HLA-Befundes besser übereinstimmen und somit die Erfolgschancen der Transplantation besser sind. Aber trotz dieser Fortschritte ist die Stammzelltransplantation immer noch eine Therapie mit hohen Risiken. Wahrscheinlich gibt es weitere genetische Einflussfaktoren außerhalb des HLA-Systems, die den Transplantationserfolg signifikant beeinträchtigen können. 

Um bei der Überprüfung entsprechender Forschungshypothesen helfen zu können, bewahrt die DKMS eingefrorene Blutproben von Spendern und Empfängern auf. Diese können zu einem späteren Zeitpunkt für weiterführende Untersuchungen herangezogen werden, um Korrelationen solcher Einflussfaktoren mit dem Transplantationsergebnis nachzuweisen. Auf diese Weise soll in Zukunft eine noch bessere Spenderauswahl möglich werden.

Aufgrund der höheren Erfolgschancen (zum Beispiel durch exakteres Matching von Spendern und Patienten) kommt die Stammzelltransplantation als kurative Therapie bei einer wesentlich größeren Patientengruppe und einer steigenden Zahl von Krankheitsbildern zum Einsatz. Der Bedarf an Spendern nimmt kontinuierlich zu. 1999 hat die DKMS 637 Stammzellentnahmen ermöglicht, während sich diese Zahl 2004 mit 1.447 Entnahmen schon mehr als verdoppelt hat. Insofern spielt der weitere quantitative und qualitative Ausbau der Datei für Fortschritte im Kampf gegen Leukämie eine zentrale Rolle. Denn immer noch sucht jeder vierte Patient vergeblich nach seinem "genetischen Zwilling". 

Quelle:
Deutsches Ärzteblatt 102, Ausgabe 41 vom 14.10.2005, Seite A-2762
In Deutschland haben bereits 10.000 Menschen mit einer Blutstammzellspende Schwerkranken eine neue Lebenschance gegeben. Zum weltweiten "Tag des zehnmillionsten Spenders" haben die Deutsche Knochenmarkspenderdatei (DKMS) und das Zentrale Knochenmarkspender-Register (ZKRD) gestern in Berlin Deutschlands zehntausendsten Spender vorgestellt. Mehr als ein Viertel der zehn Millionen weltweiten Spender stammen aus Deutschland, wie das Zentrale Knochenmarkspender-Register Deutschland in Berlin mitteilte.

Der zehntausendste Blutstammzellerspender in Deutschland heißt Phillip Wunsch und stammt aus Baden-Württemberg. Der 31jährige hatte Anfang November Stammzellen für einen Leukämiekranken in Kanada gespendet.

Weltweit haben sich inzwischen zehn Millionen Menschen als Blutstammzellspender registrieren lassen. Deutschland mit der DKMS als größter Spenderdatei stellt im internationalen Verbund mehr als 25 Prozent der potentiellen Spender. Mehr als 30 deutsche Spenderdateien stellten dabei ihre Daten weltweit zur Verfügung. Gebündelt werden die Daten im ZKRD. "Als wir 1991 als kleine Bürgerinitiative starteten, hätte niemand diesen Erfolg für möglich gehalten", sagte DKMS-Geschäftsführerin Claudia Rutt.

Jedes Jahr erkranken nach Angaben des zentralen Registers Tausende Menschen an lebensbedrohlichen Erkrankungen des Blutes. Oft sei eine Transplantation von Blutstammzellen von einem gesunden Spender die einzige Chance zum Überleben für den Erkrankten. Die Suche nach einem geeigneten Spender ist sehr schwierig, da die Gewebemerkmale von Spender und Patient nahezu übereinstimmen müssen. Die Chance der Übereinstimmung liegt zwischen 1:1000 und "eins zu mehreren Millionen". Inzwischen könne aber für über drei Viertel der Patienten mit Hilfe der internationalen Register ein geeigneter Spender gefunden werden, hieß es.

Quellen:
Stammzellen sind wohl die am meisten begehrten Forschungsobjekte - adulte und embryonale Stammzellen gleichermaßen. Oft wird dabei vergessen, daß die Therapie mit Stammzellen, die dem Knochenmark entnommen wurden, schon seit Jahrzehnten Patienten zugute kommt. Vor allem Menschen mit Leukämie oder mit Brustkrebs profitieren von der Therapie mit den adulten Stammzellen aus Knochenmark oder Blut. Welches Potential haben eigentlich Stammzellen?

Adulte Stammzellen, etwa aus dem Knochenmark, der Haut oder dem Gehirn, sind in der Lage, zum einen sich ständig selbst zu erneuern und zum anderen sich in Zellen des Gewebes, dem sie entstammen, zu entwickeln. Embryonale Stammzellen jedoch, die aus frühen Embryonalstadien vier bis sieben Tage nach der Befruchtung gewonnen werden, können sich in jeden der mehr als 200 Zelltypen des Körpers verwandeln.

Adulte Stammzellen werden bereits seit Jahren für die Behandlung von Patienten genutzt. Für Patienten mit Leukämie, Lymphdrüsenkrebs oder anderen bösartigen Erkrankungen des blutbildenden Systems ist die Übertragung von Knochenmark oder von Stammzellen aus dem Blut häufig sogar unumgänglich. Etwa bei Patienten mit Leukämie ist eine solche Transplantation inzwischen Routine und bei manchen Patienten der einzige Weg zur Heilung.
Präsentiert werden Daten zu Gewebeersatz-Therapie

Wie man heute bei der Übertragung solcher Spenderzellen vorgeht und welche neuen Forschungsergebnisse es gibt, berichten Experten des Düsseldorfer Universitätsklinikums heute auf der Medica, der weltgrößten Medizinmesse mit Kongreß.

Die Forschung mit Stammzellen umfaßt ein sehr weites Spektrum von therapeutischen Möglichkeiten. Besonders intensiv erforscht werden derzeit die Möglichkeiten, mit Stammzellen krankes Gewebe zu regenerieren, zum Beispiel nach einem Herzinfarkt oder bei Gelenkerkrankungen. Diese Forschung ist aber noch im experimentellen Stadium. "Noch ist kein Transfer in die Klinik sichtbar", betont der Düsseldorfer Onkologe Professor Rainer Haas.

"Schon seit vielen Jahren haben blutbildende Stammzellen einen festen Platz in der Therapie von Patienten mit Leukämien und Krankheiten der blutbildenden Zellen im Knochenmark, zum Beispiel nach einer hochdosierten Chemotherapie bei Leukämiepatienten." Damit Patienten nach der aggressiven Behandlung wieder Blutzellen bilden können, werden ihnen Blutstammzellen eines fremden Menschen übertragen.

Diese Therapie birgt aber auch die Gefahr schwerer unerwünschter Wirkungen. An der Düsseldorfer Universitätsklinik werden seit 1989 patienteneigene oder fremde Blutstammzellen übertragen. Die Techniken werden seitdem ständig weiterentwickelt. So wird inzwischen für die Transplantation nur noch selten eine Knochenmarkspende benötigt. Die Stammzellen werden stattdessen fast immer aus dem Blut der Spender gewonnen.

Vorrangiges Ziel der weiteren Forschung ist es, die Verfahren sicherer zu machen und vor allem eine schwere Immunreaktion nach der Transplantation zu verhindern. Bei dieser unerwünschten Reaktion erkennen Immunzellen im Transplantat das Empfängergewebe als fremd und können lebensbedrohliche Schäden vor allem an Haut, Leber und Darm verursachen.
Bei Fremdspenden wird auf zehn Merkmale geachtet

Das Risiko für diese Komplikation hängt davon ab, wie ähnlich sich Spender- und Empfängerzellen sind. "Wir versuchen bei fremden Spendern auf zehn Gewebemerkmale zu achten. Je besser diese Merkmale bei Spender und Empfängerzellen übereinstimmen, umso geringer ist die Gefahr einer schweren Immunreaktion", sagt Dr. Hans-Jürgen Laws Oberarzt an der Klinik für Kinder-Onkologie in Düsseldorf.

Grundsätzlich seien zwar Zellspenden von Geschwistern des Patienten denen von nichtverwandten Spendern vorzuziehen. Aber da die Kinderzahl in den Familien seit einigen Jahren abnimmt, werde es natürlich immer schwieriger, Geschwister zu finden, deren Gewebemerkmale optimal passen, so Laws. Bei fehlendem verwandtem Spender suchen Ärzte sowohl im Deutschen Knochenmarkspenden-Register in Ulm (DKMS) als auch im US-amerikanischen NMDP (National Marrow Donor Program) nach einem passenden Transplantat.

Da bei weitem noch nicht alle Gewebemerkmale bekannt sind und auch nur eine begrenzte Zahl von ihnen getestet werden kann, wird nach der Transplantation das Immunsystem für eine gewisse Zeit medikamentös unterdrückt. Zusätzlich werden bereits seit Jahren physikalische und immunologische Methoden angewandt, um aggressive Immunzellen aus dem Zellgemisch des gespendeten Transplantats zu entfernen und damit schwere Immunreaktionen im Empfänger zu vermeiden.

Nach Angaben von Laws wird nur bei fünf bis zehn Prozent der Patienten kein passender Spender in der Familie oder über das internationale Register gefunden. Allerdings: Diesen Patienten kann dennoch geholfen werden. Denn für sie gibt es inzwischen in Düsseldorf die Möglichkeit, Blutstammzellen aus Nabelschnurblut-Spenden zu übertragen. Die Uniklinik verfügt über die größte Nabelschnurblut-Bank Europas für die Spende von einem Nichtverwandten mit zur Zeit etwa 9000 Zell-Spenden.
Bisher haben 3500 Patienten Nabelschnurblut erhalten

"Der große Vorteil beim Nabelschnurblut ist, daß wir nicht so genau auf die Übereinstimmung der Gewebemerkmale der Zellen achten müssen. Es können auch Spenden für die Übertragung akzeptiert werden, die in einigen Gewebemerkmalen nicht übereinstimmen", betont Professor Gesine Kögler von der José Carreras-Stammzellbank Düsseldorf.

Bisher sind weltweit 3500 Patienten mit Nabelschnurblut behandelt worden, ein Drittel davon Erwachsene. Dabei träten sehr viel weniger Reaktionen der gespendeten Zellen gegen den Empfänger-Organismus auf als bei anderen Transplantationen von Stammzellen fremder Spender.

Kögler: "Entscheidend für die schnelle Wiederherstellung des blutbildenden Systems ist eine gute Zellzahl pro Kilogramm Körpergewicht. Deshalb haben sich die Stammzellbanken weltweit darauf konzentriert, nur noch Transplantate aus Nabelschnurblut mit sehr vielen Zellen einzufrieren." Ein Nabelschnur-Transplantat sollte 500 Millionen kernhaltige Zellen enthalten, empfiehlt die Expertin aus Düsseldorf.

Quelle: Ärzte Zeitung vom 17.11.2005
Auf der Krebsstation in der Rostocker Universitätsklinik ist mehr als jeder zweite Leukämiepatient älter als 62 Jahre. Diese Patienten vertrügen die aggressive Behandlung vor einer Knochenmark- oder Stammzelltransplantation wesentlich schlechter als jüngere, sagt der Leiter der Abteilung für Hämatologie und Onkologie, Mathias Freund. "Zudem ist die Gefahr von Unverträglichkeitsreaktionen bei diesen Patienten nach Transplantationen wesentlich höher." Die Rostocker Forscher scheinen mit Treosulfan einen Ausweg gefunden zu haben. 

In einer klinischen Studie entwickeln die Mediziner ein neues Vorbereitungsverfahren für Patienten, die transplantiert werden sollen. Das Medikament Treosulfan habe sich als sehr effektiv und gut verträglich erwiesen, so der Arzt nach dem Abschluss der ersten Studie. In einer zweiten Studie mit fünf weiteren deutschen Städten sowie Kattowitz (Polen), Huddinge (Schweden) und Helsinki (Finnland) werden nun bis zu 120 Patienten speziell behandelt. In Rostock überlebten von den 56 Patienten rund 60 Prozent. "Das ist eine hohe Quote", sagt der Mediziner. "Immerhin sind dies schwerkranke Patienten, die zum großen Teil mit konventionellen Methoden nicht hätten transplantiert werden können." Der Hämatologe hofft, dass das neue Präparat im kommenden Jahr die Zulassung durch die europäische Behörde erhält. 

Finanziert wird diese Studie durch ein Pharmaunternehmen aus Schleswig-Holstein. Der Schwerpunkt liegt hier in der Onkologie. Rund 44% des jährlich rund 120 Millionen Euro Umsatzes wird auf diesem Gebiet erzielt. "Geht es in der Forschung um die Zulassung neuer Medikamente, ist die Finanzierung gut machbar", sagt Freund. Gehe es aber um die Forschung und Entwicklung komplexer und praxisnaher Behandlungsmethoden, stehe Deutschland sehr schlecht da. Während die USA rund 0,06% des Bruttosozialproduktes für die Krebsforschung ausgeben, investiert Deutschland nur einen Drittel dieser Summe. Ein Nationales Krebsinstitut, das klinische Forschung regelhaft finanziere, könnte neue Möglichkeiten schaffen. 

Profitieren könnte davon beispielsweise ein weiteres Forschungsprojekt der Rostocker auf dem Gebiet der Zelltherapie. Ziel ist, die Unverträglichkeitsreaktionen des Körpers nach einer Transplantation zu verringern oder gar auszuschalten. "Es geht nicht um die Entwicklung eines Medikamentes, sondern wir müssen das Verhalten von Zellen im Körper genauer erforschen und mehr über eine spezielle Zellenaufbereitung erfahren", erläutert Freund. 

Hierfür beziehen die Wissenschaftler bald Labore und Reinsträume im Biomedizinischen Forschungszentrum (BMFZ), das am 6. Dezember in Rostock eröffnet wird. Uni und Hansestadt investieren dort mit Landesfördermitteln rund 30 Millionen Euro. Neben der besseren finanziellen Ausstattung wünscht sich der Mediziner die Öffnung der Stammzellenforschung. Deutschland darf keine embryonalen Stammzellen herstellen. "Ich verstehe die ethisch-moralischen Bedenken", räumt der Mediziner ein. Damit entstehe aber eine Abhängigkeit von anderen. "Wir bekommen nur die Stammzellen, die andere bereits forschungsmäßig abgegrast haben", sagt Freund. Dabei ist die Zelltherapie ein Zukunftszweig. In den kommenden zehn Jahren könnten Wissenschaftler so viel über Zellen wissen, um damit die Krebsbehandlung zu revolutionieren, ist sich der Mediziner sicher.

Quelle: Yahoo-Meldung vom 23.11.2005
Ein beim Spender angewandter Impfstoff könnte die Empfänger einer Stammzelltransplantation vor den lebensgefährdenden Komplikationen des Zytomegalievirus (CMV) schützen, so eine auf der ASH-Tagung vorgestellte Studie des amerikanischen City of Hope Krebszentrums. Etwa die Hälfte der Bevölkerung trägt das Zytomegalievirus in sich - allerdings ist es nur für immungeschwächte Personen wie Transplantationspatienten von Bedeutung, bei denen das Immunsystem eine Infektion mit diesem Virus selbst nicht abwehren kann.

Die Hoffnung sei, dass man dem Spender-Immunsystem vor der Entnahme für die Transplantation eine Unterstützung gibt, bevor das Transplantat beim stark immungeschwächten Patienten eingesetzt wird.

Gemäß Dr. Diamond, Direktor des Labors für Impfforschung am City of Hope, sind Transplantationspatienten rund 40 Tage nach der Transplantation einem hohen Risiko von CMV-bedingter Pneumonie ausgesetzt, da das neue Immunsystem noch anwachsen müsse. Daher sei in dieser Zeit eine Impftherapie auch eine wenig erfolgsversprechende Option. Antivirale Therapien können zwar angewendet werden, aber trotz Fortschritten in Dosierung und Verabreichung können diese Komplikationen hervorrufen und die Erholung nach der Transplantation verzögern.

Um diesen Herausforderungen zu begegnen entwickelte die Gruppe um Dr. Diamond einen Impfstoff für Stammzellspender, der das Immunsystem des Spenders vor der Entnahme gegen das CMV aktiviert. Da CMV ständig vorhanden sei, seien die Immunsysteme der meisten Menschen an das Virus gewöhnt und müßten daher nicht sehr agressiv sein, um es im Zaum zu halten. Dies bedeute auch, dass es daher im Spender nicht schnell anspränge.

Die Forscher haben daher den Impfstoff auf einer veränderten Version eines Pockenvirus aufgesetzt, der den Körper dazu veranlaßt, hohe Mengen bestimmter CMV-Proteine herzustellen. Dies aktiviert das Immunsystem des Spenders vor der Spende und erhöht seine Bereitschaft. Laborergebnisse legen nahe, dass diese erhöhte Immunbereitschaft nach der Transplantation anhält und den Patienten schützt. Das Forscherteam hofft, diese Ergebnisse in einer klinischen Studie im nächsten Jahr zu bestätigen.

Quelle: Webseite des City of Hope

Übersetzung durch Jan, ohne Gewähr auf Richtigkeit und Vollständigkeit
Im Kampf gegen Leukämie und bösartige Tumoren könne die Transplantation von Stammzellen aus dem Knochenmark eines gesunden Spenders bald zu Erfolgen führen. Davon ist Professor Hans-Jochen Kolb von der Hämatopoetischen Zelltransplantation am Klinikum Großhadern überzeugt. Vom 22. bis 25. Januar treffen sich in Garmisch-Partenkirchen Experten der Leukämiebehandlung, Krebsforschung und Immunologie namhafte Experten zum "Internationalen Symposium der Immuntherapie".

"Stammzellen, etwa von Verwandten eines Erkrankten, sind geeignet, die Grundlage für eine wirkungsvolle Immuntherapie gegen den Krebs zu schaffen", erklärt Kolb. Dabei hülfen die so genannten immunkompetenten Zellen aus dem Blut des Spenders. Als "immunkompetente Zellen" bezeichnet man Lymphozyten, also Blutbestandteile, die körperfremde Substanzen abwehren können. Bei Krebskranken können die eigenen Zellen Fremdkörper oft nicht mehr selbst bekämpfen.

Die Transplantation von gespendeten Stammzellen ermögliche Behandlungen, "die ohne radikale Chemodosen- oder Strahlenbelastung auskommen", erklärt Kolb. Andererseits könne in schweren Fällen die Chemo- oder Strahlentherapie auch erhöht werden: "Weil wir die geschädigten durch gesunde Stammzellen schnell wieder ersetzen können", sagt Kolb. Während mit der Immuntherapie bei der akuten und chronischen Leukämie bereits Heilungserfolge gebe, seien die Möglichkeiten bei anderen Formen von Krebs noch lange nicht ausgeschöpft.

Jedoch glaubt Kolb, dass die neuen Therapiemethoden bald auch bei bösartigen Tumoren des lymphatischen Systems bessere Erfolge zeigen werden. Das lymphatische System umfasst unter anderem die Lymphknoten, die Gaumenmandeln und die Milz.

Um den heimtückischen Krebsformen bald wirkungsvoller entgegen treten zu können, treffen sich vom 22. bis 25. Januar Experten der Leukämiebehandlung, Krebsforschung und Immunologie zum "Internationalen Symposium der Immuntherapie" in Garmisch-Partenkirchen.

Quelle: Münchner Merkur vom 20.01.2006
Wissenschaftler der Universität Michigan haben entdeckt, dass die Anwesenheit eines bestimmten Proteins gefährliche Komplikationen nach einer Knochenmarkspende vorhersagt. Mit diesem Wissen könnten Ärzte in Zukunft bereits sieben Tage nach der Transplantation feststellen, welche Patienten eine Spender-gegen-Wirt-Reaktion (GvH) entwickeln werden. Bei dieser lebensbedrohlichen Reaktion greifen die transplantierten Immunzellen aus dem Knochenmark das körpereigene Gewebe des Patienten an. Die Ergebnisse ihrer Studie veröffentlichte das Forscher-Team um John Levine am 17.02.2006 beim jährlichen Treffen der American Society for Blood and Marrow Transplant auf Hawaii.

Bei 170 Patienten, die eine Knochenmarkspende erhalten haben, maßen die Wissenschaftler den Spiegel des Tumor necrosis factor (TNF)-Proteins, das Entzündungen auslöst. Dabei haben sie bei 94 Betroffenen eine Woche nach der Transplantation erhöhte TNF-Werte festgestellt, noch bevor die Patienten Symptome der Graft-versus-Host-Reaktion zeigten. Das Forscher-Team konnte nachweisen, dass Patienten mit einem hohen TNF-Spiegel eine etwa um 20 Prozent geringere Überlebenschance haben: Nach einem Jahr lebten 62 Prozent, verglichen mit 85 Prozent der Patienten mit einem niedrigen TNF-Level.

Die Studienergebnisse ließen darauf schließen, dass man gefährdete Patienten frühzeitig herausfiltern könnte, um einer GvH-Reaktion vorzubeugen, so die US-Wissenschaftler. Dadurch könnten die Mediziner bereits mit der Behandlung beginnen, bevor sich überhaupt Symptome entwickeln. "Bei einer Knochenmarkspende müssen bestimmte Gewebemerkmale übereinstimmen", erläutert Silvia Marcello, Pressesprecherin der Deutschen Knochenmarkspendedatei (DKMS), im pressetext-Interview.

"Die Chancen für eine Übereinstimmung stehen bei einfachen Merkmalen etwa eins zu 20.000, bei weniger häufigen Merkmalen eins zu mehreren Millionen", so Marcello weiter. Eine Knochenmark-Transplantation kann für Menschen, die an Leukämie leiden, lebensrettend sein. Die DKMS, in der über 1,3 Mio. potenzielle Knochenmark- und Stammzellspender registriert sind, vermittelt täglich vier bis fünf Spender in die ganze Welt. Aber für jeden vierten Betroffenen findet sich kein passender Spender. "Es wäre schön, wenn sich noch mehr Menschen registrieren lassen würden, damit sich die Chance für einen passenden Spender erhöht", meint Marcello abschließend.

Quelle: PTE-Mitteilung vom 17.02.2006

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