Stammzellen sind wohl die am meisten begehrten Forschungsobjekte - adulte und embryonale
Stammzellen gleichermaßen. Oft wird dabei vergessen, daß die Therapie mit
Stammzellen, die dem
Knochenmark entnommen wurden, schon seit Jahrzehnten Patienten zugute kommt. Vor allem Menschen mit Leukämie oder mit Brustkrebs profitieren von der Therapie mit den adulten
Stammzellen aus
Knochenmark oder Blut. Welches Potential haben eigentlich
Stammzellen?
Adulte
Stammzellen, etwa aus dem
Knochenmark, der Haut oder dem Gehirn, sind in der Lage, zum einen sich ständig selbst zu erneuern und zum anderen sich in Zellen des Gewebes, dem sie entstammen, zu entwickeln. Embryonale
Stammzellen jedoch, die aus frühen Embryonalstadien vier bis sieben Tage nach der Befruchtung gewonnen werden, können sich in jeden der mehr als 200 Zelltypen des Körpers verwandeln.
Adulte
Stammzellen werden bereits seit Jahren für die Behandlung von Patienten genutzt. Für Patienten mit Leukämie, Lymphdrüsenkrebs oder anderen bösartigen Erkrankungen des blutbildenden Systems ist die Übertragung von
Knochenmark oder von
Stammzellen aus dem Blut häufig sogar unumgänglich. Etwa bei Patienten mit Leukämie ist eine solche
Transplantation inzwischen Routine und bei manchen Patienten der einzige Weg zur Heilung.
Präsentiert werden Daten zu Gewebeersatz-Therapie
Wie man heute bei der Übertragung solcher Spenderzellen vorgeht und welche neuen Forschungsergebnisse es gibt, berichten Experten des Düsseldorfer Universitätsklinikums heute auf der Medica, der weltgrößten Medizinmesse mit Kongreß.
Die Forschung mit
Stammzellen umfaßt ein sehr weites Spektrum von therapeutischen Möglichkeiten. Besonders intensiv erforscht werden derzeit die Möglichkeiten, mit
Stammzellen krankes Gewebe zu regenerieren, zum Beispiel nach einem Herzinfarkt oder bei Gelenkerkrankungen. Diese Forschung ist aber noch im experimentellen Stadium. "Noch ist kein Transfer in die Klinik sichtbar", betont der Düsseldorfer Onkologe Professor Rainer Haas.
"Schon seit vielen Jahren haben blutbildende
Stammzellen einen festen Platz in der Therapie von Patienten mit Leukämien und Krankheiten der blutbildenden Zellen im
Knochenmark, zum Beispiel nach einer hochdosierten
Chemotherapie bei Leukämiepatienten." Damit Patienten nach der aggressiven Behandlung wieder Blutzellen bilden können, werden ihnen Blutstammzellen eines fremden Menschen übertragen.
Diese Therapie birgt aber auch die Gefahr schwerer unerwünschter Wirkungen. An der Düsseldorfer Universitätsklinik werden seit 1989 patienteneigene oder fremde Blutstammzellen übertragen. Die Techniken werden seitdem ständig weiterentwickelt. So wird inzwischen für die
Transplantation nur noch selten eine Knochenmarkspende benötigt. Die
Stammzellen werden stattdessen fast immer aus dem Blut der Spender gewonnen.
Vorrangiges Ziel der weiteren Forschung ist es, die Verfahren sicherer zu machen und vor allem eine schwere Immunreaktion nach der
Transplantation zu verhindern. Bei dieser unerwünschten Reaktion erkennen Immunzellen im Transplantat das Empfängergewebe als fremd und können lebensbedrohliche Schäden vor allem an Haut,
Leber und Darm verursachen.
Bei Fremdspenden wird auf zehn Merkmale geachtet
Das Risiko für diese Komplikation hängt davon ab, wie ähnlich sich Spender- und Empfängerzellen sind. "Wir versuchen bei fremden Spendern auf zehn Gewebemerkmale zu achten. Je besser diese Merkmale bei Spender und Empfängerzellen übereinstimmen, umso geringer ist die Gefahr einer schweren Immunreaktion", sagt Dr. Hans-Jürgen Laws Oberarzt an der Klinik für Kinder-Onkologie in Düsseldorf.
Grundsätzlich seien zwar Zellspenden von Geschwistern des Patienten denen von nichtverwandten Spendern vorzuziehen. Aber da die Kinderzahl in den Familien seit einigen Jahren abnimmt, werde es natürlich immer schwieriger, Geschwister zu finden, deren Gewebemerkmale optimal passen, so Laws. Bei fehlendem verwandtem Spender suchen Ärzte sowohl im Deutschen Knochenmarkspenden-Register in Ulm (DKMS) als auch im US-amerikanischen NMDP (National Marrow
Donor Program) nach einem passenden Transplantat.
Da bei weitem noch nicht alle Gewebemerkmale bekannt sind und auch nur eine begrenzte Zahl von ihnen getestet werden kann, wird nach der
Transplantation das Immunsystem für eine gewisse Zeit medikamentös unterdrückt. Zusätzlich werden bereits seit Jahren physikalische und immunologische Methoden angewandt, um aggressive Immunzellen aus dem Zellgemisch des gespendeten Transplantats zu entfernen und damit schwere Immunreaktionen im Empfänger zu vermeiden.
Nach Angaben von Laws wird nur bei fünf bis zehn Prozent der Patienten kein passender Spender in der Familie oder über das internationale Register gefunden. Allerdings: Diesen Patienten kann dennoch geholfen werden. Denn für sie gibt es inzwischen in Düsseldorf die Möglichkeit, Blutstammzellen aus Nabelschnurblut-Spenden zu übertragen. Die Uniklinik verfügt über die größte Nabelschnurblut-Bank Europas für die Spende von einem Nichtverwandten mit zur Zeit etwa 9000 Zell-Spenden.
Bisher haben 3500 Patienten Nabelschnurblut erhalten
"Der große Vorteil beim Nabelschnurblut ist, daß wir nicht so genau auf die Übereinstimmung der Gewebemerkmale der Zellen achten müssen. Es können auch Spenden für die Übertragung akzeptiert werden, die in einigen Gewebemerkmalen nicht übereinstimmen", betont Professor Gesine Kögler von der José Carreras-Stammzellbank Düsseldorf.
Bisher sind weltweit 3500 Patienten mit Nabelschnurblut behandelt worden, ein Drittel davon Erwachsene. Dabei träten sehr viel weniger Reaktionen der gespendeten Zellen gegen den Empfänger-Organismus auf als bei anderen
Transplantationen von
Stammzellen fremder Spender.
Kögler: "Entscheidend für die schnelle Wiederherstellung des blutbildenden Systems ist eine gute Zellzahl pro Kilogramm Körpergewicht. Deshalb haben sich die Stammzellbanken weltweit darauf konzentriert, nur noch Transplantate aus Nabelschnurblut mit sehr vielen Zellen einzufrieren." Ein Nabelschnur-Transplantat sollte 500 Millionen kernhaltige Zellen enthalten, empfiehlt die Expertin aus Düsseldorf.
Quelle: Ärzte Zeitung vom 17.11.2005 Transplantation
Übertragung von Gewebe. Für die Transplantation können eigene Zellen autologe T. oder fremde Zellen allogene T. verwandt werden.
Chemotherapie
Wird häufig mit Zytostatikabehandlung gleichgesetzt. Unter Chemotherapie versteht man aber auch die Behandlung mit Antibiotika. Zytostatika sind Medikamente, die die Zellvermehrung oder das Zellwachstum hemmen.
Stammzellen
Stammzellen sind Blutvorläuferzellen, aus denen sich verschiedene Arten von Zelltypen wie die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) und weißen (Leukozythen) Blutzellen sowie Blutplättchen (Thrombozyten) und einige andere Zellen entstehen. Die Stammzellen befinden sich im Knochenmark und teilweise auch im Blut. Es gibt eine Anzahl von verschiedenen Entwicklungsstadien der Stammzellen (z.B. embryonale Stammzellen, aus denen sich der ganze Organismus entwickelt) oder Entwicklungsstadien aus denen nur noch bestimmte Zellarten entstehen können, z.B. Blutstammzellen, aus denen sich alle Blutkörperchen bilden.
Knochenmark
Das Innere der großen Knochen - vor allem des Hüftknochens und des Oberschenkels. Dort werden die Blut- und Immunzellen gebildet. Das Knochenmark bildet sich ständig neu.
Blutbild
Untersuchung der Zusammensetzung der Blutzellen nach Art und Anzahl, besonders genau im Differentialblutbild
Donor
Spender, z.B. Organ- oder Zellspender bei Transplantationen
Leber
Die Leber (griech. Hepar) ist das zentrale Organ des gesamten Stoffwechsels. Zu den wichtigsten Funktionen gehören die Produktion lebenswichtiger Eiweißstoffe wie z. B. Gerinnungsfaktoren, die Verwertung von Nahrungsbestandteilen, die Galleproduktion und damit einhergehend der Abbau und Ausscheidung von Stoffwechselprodukten, Medikamenten und Giftstoffen. Nährstoffe, die aus dem Darm ins Blut aufgenommen werden, gelangen zur Leber und werden dann von dieser je nach Bedarf ans Blut abgegeben oder aus dem Blut entfernt. Sie ist maßgeblich für die Umsetzung von Medikamenten verantwortlich.
Onko
Bestandteil der Begriffe Onkologie (Wissenschaft und Lehre von den Krebserkrankungen)
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
RNA
Die Ribonukleinsäure (RNA) ist der kleine Bruder der DNA . Sie ist ein einzelsträngiges kettenförmiges Molekül, das aus DNA umgeschriebene Erbinformation eines einzigen Genes enthält, und im Plasma der Zellen in das Genprodukt (= Eiweißmolekül, Protein) umgeschrieben wird (Biosynthese).
MDS
Das Myelodysplastische Syndrom (MDS) bildet eine grosse Gruppe erworbener klonaler Knochenmarkskrankheiten, die durch ein zunehmendes Versagen der Knochenmarksfunktion gekennzeichnet sind. Im Gegensatz zur aplastischen Anämie ist das Knochenmark zellreich. Da jedoch die Blutbildung (Hämatopoese) ineffektiv ist, kommt es zur peripheren Panzytopenie.
Ras
Ras ist ein G-Protein, das nach Aktivierung durch Wachstumsfaktoren mit Tyrosinaseaktivität GTP bindet und damit die Signaltransduktionskaskade weiterleitet.
ELN
Das Europäische Leukämie Netz ist eine von der EU finanzierte Organisation bestehend aus Medizinern, Wissenschaftlern und Patienten aus dem Leukämie-Bereich, das zum Ziel hat, die Behandlung von Leukämie-Erkrankungen zu verbessern, Wissen zu generieren und dieses Wissen in Europa zu verbreiten.
Arm
= Behandlungsgruppe. Eine klinische Studie ist einarmig, wenn es nur eine Behandlungsgruppe und keine Kontrollgruppe gibt. In den meisten Studien gibt es zwei oder mehr Arme.
Transplantation
Übertragung von Gewebe. Für die Transplantation können eigene Zellen autologe T. oder fremde Zellen allogene T. verwandt werden.
Stammzellen
Stammzellen sind Blutvorläuferzellen, aus denen sich verschiedene Arten von Zelltypen wie die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) und weißen (Leukozythen) Blutzellen sowie Blutplättchen (Thrombozyten) und einige andere Zellen entstehen. Die Stammzellen befinden sich im Knochenmark und teilweise auch im Blut. Es gibt eine Anzahl von verschiedenen Entwicklungsstadien der Stammzellen (z.B. embryonale Stammzellen, aus denen sich der ganze Organismus entwickelt) oder Entwicklungsstadien aus denen nur noch bestimmte Zellarten entstehen können, z.B. Blutstammzellen, aus denen sich alle Blutkörperchen bilden.
Onko
Bestandteil der Begriffe Onkologie (Wissenschaft und Lehre von den Krebserkrankungen)
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
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