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Transplantation

In der vertrauten Umgebung des eigenen Zuhauses die Leukämie besiegen - das will die Charité jetzt ihren Patienten ermöglichen. Für viele Leukämiekranke stellt die Transplantation von Stammzellen die erfolgreichste Behandlungsmethode dar. Leider ist das Verfahren immer noch mit großen Risiken verbunden. Um lebensbedrohliche Komplikationen rechtzeitig erkennen zu können, werden die Patienten bislang für viele Wochen auf der Transplantationsstation untergebracht. Neben der seelischen Belastung führt die Bewegungsarmut zu lang anhaltenden Gefühlen körperlicher Schwäche und Erschöpfung. Am Charité Campus Benjamin Franklin, an dem ca. 100 Stammzelltransplantationen pro Jahr durchgeführt werden, will man dem Problem der Wiedereingliederung der Patienten in den Alltag jetzt mit einem neuen Konzept begegnen. Es basiert auf zwei Punkten: sportmedizinisches Aufbautraining und frühzeitig einsetzende ambulante Betreuung.

Sportmediziner gestalten bereits vor der Transplantation ein Trainingsprogramm mit dem Ziel, die körperliche Fitness der Patienten zu erhöhen. Während des stationären Aufenthalts sorgt ein spezielles Aufbautraining dafür, dass das körperliche Leistungsniveau so weit wie möglich erhalten bleibt. Darüber hinaus spielt die frühe Umstellung von stationärer auf ambulante Betreuung im neuen Behandlungskonzept eine zentrale Rolle. Die Anwesenheit des Partners und der Familie wirkt motivierend, stärkt die Psyche und erleichtert eine schnelle Mobilisation. Erfahrungen an der Stockholmer Universitätsklinik haben gezeigt, dass die frühe ambulante Betreuung von Leukämiepatienten der stationären Behandlung in vielen Punkten überlegen sein kann.

Um eine frühzeitige ambulante Betreuung durchführen zu können, hat die Charité jetzt die notwendigen strukturellen Grundlagen geschaffen. Denn natürlich muss sichergestellt werden, dass die Patienten auch zu Hause eng überwacht und gegebenenfalls rasch behandelt werden können. Infusionen oder Blutentnahmen sind nötig. Doch aufgrund der Abwehrschwäche ist den Patienten nicht zuzumuten, mehrmals täglich die Klinikambulanz aufzusuchen. Die Lösung: transplantations-medizinisch ausgebildete Schwestern und Ärzte, die dem Betroffenen schon aus der Klinik vertraut sind, besuchen den Patienten in den ersten Wochen nach Entlassung zu Hause. Über einen mobilen Computer stehen jederzeit alle klinischen Informationen zur Verfügung. "Dass dieses Programm jetzt starten kann, ist privaten Spenden und vor allem der Firma Skoda zu verdanken, die uns ein Fahrzeug zur Verfügung stellt" erklärt Prof. Dr. Lutz Uharek, Leiter der Stammzellentransplantationseinheit. "Wenn sich unser Berliner Konzept bewährt, wird es hoffentlich auch in anderen Städten Nachahmer finden. Das wäre den Patienten zu wünschen." Am 5. Dezember wird das Fahrzeug durch Alfred E. Rieck, Sprecher der Geschäftsführung von Skoda Auto Deutschland, übergeben. 

Kontakt


Prof. Dr. Lutz Uharek
Leiter der Stammzellentransplantationseinheit
Charite - Universitätsmedizin Berlin
Tel 030 8445 4550


Quelle: idw-Pressemitteilung der Charité vom 29.11.2006
Empfänger einer Knochenmark- oder Stammzelltransplantation sind für Monate bis Jahre immunsupprimiert. Während dieser Zeit sind die Patienten einem erhöhten Risiko von Infektionserkrankungen ausgesetzt. Erkrankungen, die durch das humane Cytomegalovirus (HCMV), einem Herpesvirus, ausgelöst werden, sind eine gefürchtete Komplikation, da es hier zu lebensbedrohlichen Infektionsverläufen kommen kann. Die Chemotherapie des Erregers ist problematisch, da die verwendeten Substanzen erhebliche Nebenwirkungen haben. Deshalb wird in den letzten Jahren verstärkt an Strategien gearbeitet, die Immunantwort gegen das Virus im Patienten zu verbessern. In einem von der Wilhelm Sander-Stiftung geförderten Projekt suchen Wissenschaftler der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen und Mediziner der Universitätsklinik Würzburg gemeinsam nach einem neuen Konzept der Immuntherapie der HCMV-Infektion bei Transplantationspatienten.

Herpesviren sind weltweit verbreitete Erreger mit hohen Durchseuchungsraten von 40% bis zu nahezu 100% bei den einzelnen Vertretern. Die primäre Infektion verläuft in der Regel ohne klinische Symptome, so daß in der Mehrzahl der Infizierten die Infektion nicht bemerkt oder diagnostiziert wird. Kommt es zu einer symptomatischen Infektion, treten so unterschiedliche Erkrankungen auf wie z.B. Windpocken (hervorgerufen durch das Varizella-Zoster-Virus), Herpes labialis (Herpes simplex Virus) oder Pfeiffersches Drüsenfieber (Epstein-Barr-Virus). Die primäre Infektion mit HCMV in einem gesunden Menschen kann sich in seltenen Fällen in Grippe-ähnlichen Symptomen bemerkbar machen. 

Allen Herpesviren gemeinsam ist die spezifische Eigenschaft, nach der Primärinfektion lebenslang im Körper zu verbleiben. Während dieser sog. Persistenz werden keine nennenswerten Mengen an infektiösen Viren gebildet und es treten keine Krankheitssymptome auf. Ursache dafür ist die Kontrolle des Virus durch das Immunsystem. Vor allem zwei unterschiedliche Mechanismen tragen zu dieser Kontrolle bei: Zytotoxische T-Zellen ("Killer Zellen"), die Virus-infizierten Körperzellen eliminieren und Antikörper, die in der Lage sind, die Infektiosität von freien Viren zu neutralisieren. Treten Defekte in einzelnen Komponenten der Immunantwort oder im gesamten Immunsystem auf, kann es zu einer Reaktivierung der Virusvermehrung, die zu einer symptomatischen Erkrankung führen kann, kommen. Paradebeispiel ist hier der immer wiederkehrende Lippenherpes (Herpes labialis). Patienten nach einer Knochenmark- oder Stammzelltransplantation haben in der frühen Phase nach der Transplantation kein voll funktionsfähiges Immunsystem. Endogen persistierende Herpesviren können sich in dieser Phase ungehemmt vermehren. Eine exogene Infektionsquelle ist hierfür nicht notwendig. 

In dem Forschungsvorhaben wird untersucht, ob die Übertragung von sog. Gedächtnis B-Zellen vom Spender des Transplantats auf den Empfänger dazu beitragen kann, die Vermehrung von HCMV zu hemmen. Gedächtnis B-Zellen könnten nach Kontakt mit dem Virus im Patienten aktiviert werden und als Folge Antikörper produzieren, die das Virus neutralisieren. Gedächtnis B-Zellen sind eine zentrale Komponente des Immunsystems. Sie werden nach jedem Kontakt mit Infektionserregern gebildet und überleben für Jahrzehnte im Körper. Bei einem wiederholtem Kontakt mit dem gleichen Erreger werden sie aktiviert und vermitteln den Schutz durch Antikörperproduktion. Bei den gängigen Transplantationsverfahren werden diese Zellen nicht mit übertragen. Falls sich die Zellen als wirksam bei einer HCMV Infektion erweisen, könnten auch andere Infektionserreger wie z.B. Pilze oder Bakterien mit diesem Verfahren bekämpft werden.

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Michael Mach, Institut für Klinische und Molekulare Virologie, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen, Schloßgarten 4, 91054 Erlangen, Tel.: +49 9131 8522487, e-mail: Michael en.

Die Wilhelm Sander-Stiftung fördert dieses Forschungsprojekt mit über 210.000€. Stiftungszweck der Stiftung ist die medizinische Forschung, insbesondere Projekte im Rahmen der Krebsbekämpfung. Seit Gründung der Stiftung wurden dabei insgesamt über 160 Mio. Euro für die Forschungsförderung in Deutschland und der Schweiz bewilligt. Die Stiftung geht aus dem Nachlass des gleichnamigen Unternehmers hervor, der 1973 verstorben ist. 
Weitere Informationen: http://www.wilhelm-sander-stiftung.de

Quelle: idw-Mitteilung vom 11.12.2006
Lebensgefährliche Pilzinfektionen lassen sich bei Krebspatienten mit geschwächtem Immunsystem dank einer neuen Vorsorge besser vermeiden als bisher. Die vorsorgliche Gabe des Pilzmittels Posaconazol habe die Sterblichkeit von Leukämiepatienten im Vergleich zur Prophylaxe mit bislang verwendeten Medikamenten von 21,5% auf 14,5% gesenkt, berichten Mediziner um Oliver Cornely von der Universität Köln im Fachblatt "New England Journal of Medicine" (Bd. 356, S. 348). Auch Patienten, die fremdes Knochenmark verpflanzt bekommen haben, profitieren von der Vorsorge mit dem Mittel. Das berichten Andrew Ullmann von der Universität Mainz und Kollegen in derselben Ausgabe des Fachjournals. 

Gewebe zerstörende Schimmelpilzinfektionen stellen für Krebspatienten, deren Immunsystem etwa durch eine Chemotherapie geschwächt ist, nach Angaben der Mediziner eine große Gefahr dar. Die Erkrankungen treten bei etwa einem Drittel der Patienten mit einer akuten Leukämie auf, bei einer aggressiven Infektion beträgt die Sterblichkeit bis zu 80 Prozent. Befallen wird nach Ullmanns Angaben am häufigsten die Lunge, gefolgt von den Nasennebenhöhlen. Die Behandlung kann Monate dauern und verzögert oft die dringend nötige Therapie des Blutkrebses.

"Lungenentzündungen durch Schimmelpilze waren bisher bei Leukämiepatienten eine sehr häufige Komplikation", berichtete Cornely. "Seit wir die vorbeugende Behandlung mit Posaconazol vor einem Jahr der Uniklinik Köln eingeführt haben, ist nur bei einem Patienten eine Aspergillose trotz Prophylaxe aufgetreten." In seiner Studie zeigt der Kölner Mediziner, dass Posaconazol die Häufigkeit der Gewebe zerstörenden Schimmelpilzinfektionen bei Leukämiepatienten auf ein Siebtel verringert.

Ullmann und seine Kollegen kommen in ihrer Studie zu dem Schluss, dass das Mittel entsprechende Infektionen auch bei Patienten verhindert, denen fremdes Knochenmark transplantiert wurde und deren Immunsystem wegen einer Abstoßungsreaktion unterdrückt werden muss. Auch in dieser besonders gefährdeten Gruppe seien weniger Patienten an solchen Infektionen gestorben. "Künftig können wir erstmals Hochrisikopatienten prophylaktisch behandeln, so lange sie dies brauchen", sagte Ullmann. Der Arzt könne sich damit auf die Krebserkrankung der Patienten statt auf den Kampf gegen Pilzinfektionen konzentrieren.

Quelle: n-tv vom 25.01.2007
Einen Erfolg im Kampf gegen die myeloische Leukämie, eine besonders schwere Form von Blutkrebs, verbucht die Medizinische Universitätsklinik in Graz: Erstmals wurde in Österreich eine Fremdspender-Stammzelltransplantation schon sehr früh im Chemozyklus durchgeführt. Bei der 34-jährigen Patientin aus Russland wurden die fremden Blutstammzellen bereits nach dem ersten Chemotherapie-Zyklus transplantiert. Die Frau aus Krasnodar konnte am Mittwoch entlassen werden, so Werner Linkesch, Leiter der Hämatologischen Abteilung der Med Uni.

Die Ausgangssituation war ernst: Die russische Patientin wies nach dem ersten Therapiezyklus noch gleich viele myeloische Blasten, also kranke Zellen, wie zuvor auf: "Als hätte man gar nichts getan. Das schlechteste Ergebnis, das es gibt", erklärte Linkesch. "Wir haben dann in der Mitte des zweiten Zyklus transplantiert, nachdem wir die Patientin mit dosisreduzierter Konditionierung – zwei Medikamente ohne Ganzkörperbestrahlung – vorbereitet hatten."

Die Transplantation wurde am 21. Dezember 2006 mit den Stammzellen eines amerikanischen Spenders durchgeführt. Das größte Problem sei es gewesen, so rasch einen geeigneten Spender zu finden, berichtete Linkesch. Normalerweise würde man darauf rund drei Monate warten. Die Zellen hätten sich in der Patientin rasch entwickelt, das blutbildene System des Spenders arbeite zu hundert Prozent.

"Anscheinend ist es in dem frühen Stadium möglich, die leukämischen Stammzellen los zu werden. Aber das ist natürlich schwer zu beweisen", meinte Linkesch. Er wolle den Eingriff bei "ganz schlechten" Fällen und wenn rechtzeitig ein geeigneter Spender gefunden werde jedenfalls wieder vornehmen.

Im Dezember 2001 wurde an der Grazer Abteilung für Hämatologie übrigens die österreichweit erste Transplantation von Nabelschnurzellen bei einer erwachsenen Frau durchgeführt. "Ihr geht es gut", versicherte Linkesch.

Quelle: Wiener Zeitung vom 25.01.2007

Das Konzept hat etwas unmittelbar Einleuchtendes: Wenn direkt nach der Geburt das Blut des Kindes aus der abgetrennten Nabelschnur nicht entsorgt, sondern tiefgekühlt wird, dann steht es später für die Therapie etwa bei Leukämien zur Verfügung. Oder es kann genutzt werden, um mit den darin enthaltenen Stammzellen Patienten mit genetischen Stoffwechselerkrankungen zu heilen. Der Gedanke an den ewigen Jungbrunnen im Tiefkühlfach ist für viele Eltern so verführerisch, dass sie bereit sind, für das Einlagern des Nabelschnurbluts über 20 Jahre mehr als 2.000 Euro auf den Tisch zu legen. Der Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie, Professor Gerhard Ehninger, lehnt eine solche Konservierung zur Eigenverwendung ab und ermutigt dagegen zur altruistischen Spende.

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Die Knochenmarkspenderdatei bittet Zuwanderer, sich registrieren zu lassen. Denn die Verträglichkeit von Spenden hängt mit der Herkunft der Spender zusammen. Die Deutsche Knochenmarkspenderdatei (DKMS) klagt über einen Mangel an Spendern unter den Einwanderern. "Es ist wichtig, dass sich auch Ausländer in Deutschland in Spenderdateien registrieren lassen", sagte DKMS-Geschäftsführerin Claudia Rutt. Denn die Verträglichkeit von Knochenmarkspenden hänge mit der Herkunft der Spender zusammen. Die DKMS mit der Zentrale in Tübingen sucht zurzeit nach Stammzellenspendern für zwei türkischstämmige Kinder in Berlin.

"Türken haben zum Beispiel Gewebemerkmale, die selten bei Deutschen vorkommen", sagte Rutt. Die Übertragung gesunder Stammzellen aus dem Knochenmark kann etwa bei Blutkrebs (Leukämie) Leben retten. Die Körperzellen jeder Menschen weisen für ihn typische Gewebemerkmale auf. Stimmen diese bei Spender und Patient nicht ausreichend überein, kann es zu schweren Immunreaktionen kommen.

"Die Gewebemerkmale erbt man von Vater und Mutter", erklärte Claudia Rutt. Deshalb hätten sie mit der jeweiligen Herkunft zu tun. An Ländergrenzen lasse sich beobachten, dass sich die Merkmale mischen. Ein Mensch mit Eltern aus ganz unterschiedlichen Teilen der Welt habe dagegen wenig Aussicht, passende Stammzellen zu finden. "Und das wird durch die globale Mobilität immer mehr ein Thema."

Ein Deutscher finde mit einer Wahrscheinlichkeit von 75 Prozent in den deutschen Registern einen Spender. Eine Chance von weiteren fünf Prozent habe er im internationalen Verbund. Für Menschen ausländischer Herkunft stünden die Chancen in Deutschland schlechter. Von den bundesweit etwa 1,5 Millionen registrierten Spendern sind laut DKMS nur rund 30.000 türkischstämmig. Gleichzeitig stellten die Türken den größten Ausländeranteil in Deutschland, sagte Rutt. In der Türkei selber gebe es nur eine kleine Spenderdatei. Auch in Griechenland und Portugal seien nur wenige potenzielle Spender registriert. "Italien dagegen hat eine sehr gute Datei." 

Quelle: Bietigheimer Zeitung vom 08.02.2007
Wie das Zentrale Knochenmarkspender-Register Deutschland (ZKRD) meldet, waren die Deutschen im Jahr 2006 mit über 3.000 erfolgten Transplantationen im internationalen Vergleich die tüchtigsten Spender von Blutstammzellen. Diese Zellen finden sich vor allem im Knochenmark, können aber auch nach medikamentöser Vorbehandlung aus dem peripheren Blut oder unmittelbar nach der Entbindung aus dem in Plazenta und Nabelschnur verbliebenen Restblut gewonnen werden.

Eine Transplantation von Blutstammzellen wird in erster Linie zur Behandlung von bösartigen Erkrankungen des Blutes wie Leukämie eingesetzt. Bei den weltweit rund elf Millionen registrierten Spendern liegt der Anteil der Deutschen bei mehr als 25 Prozent. Das ZKRD sammelt in Ulm die anonymisierten Daten aller 2,9 Millionen deutschen Spender, die sich freiwillig von einer der verschiedenen Spenderdateien haben typisieren lassen. Damit ist das ZKRD das zweitgrößte Register für Blutstammzellspender der Welt.

Allein in Deutschland sind jedes Jahr rund 8.000 Menschen von Leukämie oder einer ähnlichen Krankheit betroffen. Das ZKRD sucht im Auftrag der 18 deutschen Sucheinheiten für jährlich 2.000 Patienten in Deutschland nach geeigneten Spendern. Zudem richten sich ausländische Institutionen mit Anfragen für über 14.000 Patienten jährlich an das Register in Ulm. Eine allogene Transplantation – von einem gesunden auf einen kranken Menschen – dient der Behandlung von Erkrankungen des Blutes oder des Immunsystems und stellt für die Betroffenen die letzte Hoffnung auf eine Heilung dar.

Das ZKRD ist innerhalb des deutschen Netzwerkes zur Versorgung von schwerkranken Patienten das unverzichtbare Bindeglied. Mit seiner Hilfe kann für rund dreiviertel aller erkrankten Personen ein geeigneter Spender gefunden werden, bei der Mehrzahl sogar in weniger als zwei Monaten.

Der umfangreiche Spenderpool des ZKRD umfasst in anonymer Form alle Spenderdaten, die für eine Transplantation von Blutstammzellen relevant sind. Der nationale und gegebenenfalls internationale Suchprozess nach einem geeigneten Spender ist dabei äußerst komplex und erfordert eine enge Zusammenarbeit der beteiligten Institutionen. Die Suche wird aus diesem Grund über zentrale nationale Register wie das ZKRD organisiert und abgewickelt. Das Register hält von Ulm aus die Verbindungen mit den unzähligen Kooperationspartnern im In- und Ausland aufrecht. Es muss in diesem Zusammenhang die hochsensiblen und verschlüsselten Daten unterschiedlichster Formate konvertieren, aufbereiten und zum Großteil automatisch weiterverarbeiten. Jährlich wickelt das ZKRD über 100.000 Aufträge für Patienten aus der ganzen Welt ab.

Über die ZKRD gGmbH


Das Zentrale Knochenmarkspender-Register Deutschland sammelt die für eine Suche relevanten Daten der Spender, die von den verschiedenen Spenderdateien in anonymer Form übermittelt werden. In diesem Datenbestand wird auf Anfrage für Patienten im In- und Ausland nach geeigneten Spendern gesucht. Dabei kann allein in Deutschland auf über 2,9 Millionen Spender zugegriffen werden, weltweit stehen über 11 Millionen Spender zur Verfügung. Die von einem Spender übertragenen Blutstammzellen aus dem Knochenmark oder dem peripheren Blut sind für viele schwerstkranke Kinder und Erwachsene die einzige Hoffnung auf Leben. Das ZKRD wurde 1992 durch den damaligen DRK-Blutspendedienst Baden-Württemberg als gemeinnützige Gesellschaft mit beschränkter Haftung gegründet und beschäftigt heute 28 Mitarbeiter. 

Weitere Informationen:


ZKRD Deutschland gGmbH – Sonja Schlegel
Helmholtzstr. 10 – Postfach 42 44 – 89032 Ulm
Tel.: +49 731 15 07-39 – Fax +49 731 15 07-51
– www.zkrd.de
Quelle:news4press.com vom 28.02.2007

In wieweit beeinflussen Rehabilitationsmaßnahmen die Lebensqualität von Patienten, die eine Stammzelltransplantation erhalten haben? Dies war die zentrale Frage eines Forschungsprojektes an der Klinik für Tumorbiologie in Freiburg, welches die Deutsche José Carreras Leukämie-Stiftung über drei Jahre gefördert hat. Das Freiburger Ärzteteam konnte unter der Leitung von Prof. Dr. Hans Helge Bartsch den Erfolg des speziell für diese Patientengruppe entwickelten Rehabilitationsprogramms belegen. Die Studienpatienten profitieren von einer deutlich höheren Lebensqualität.

Untersucht wurden 132 Patienten nach einer Stammzelltransplantation, die an dem spezifischen Rehabilitationsprogramm teilgenommen haben. Für 23 Patienten wurde ein Vergleichspatient ausgesucht, der keine Rehabilitationsmaßnahme in Anspruch genommen hat (matched pair Analyse). Primäres Zielkriterium zur Beurteilung des Rehabilitationserfolges war die Lebensqualität, sekundäre Zielkriterien waren die Krankheitsverarbeitung, die körperliche Fitness, psychische Befindlichkeit sowie die psychosoziale Reintegration der Patienten. Alle Zielparameter wurden mit standardisierten Erhebungsinstrumenten erfasst.

In den Verlaufskontrollen bis zu einem Jahr nach Abschluss des Programms konnte ein anhaltender Nutzen der Rehabilitation belegt werden. Die Verbesserungen in den verschiedenen körperlichen und psychosozialen Funktionen erreichten statistische Signifikanz sowohl während der Rehabilitation als auch langfristig gesehen. Bei einem Viertel der Patienten jedoch stellen Angst und Depression ein mittel- bis langfristiges Problem dar.

Diese erste kontrollierte, deutschsprachige Studie bei Patienten nach einer Stammzelltransplantation belegt somit den Nutzen eines medizinisch psychosozialen Rehabilitationsprogramms und bietet gleichzeitig zahlreiche Ansatzpunkte zur Bearbeitung von Detailfragen im Hinblick auf die Spätfolgen und Langzeitversorgung der Patienten. Es wird deutlich, dass die Lebensqualität und Folgewirkungen nach einer Stammzelltransplantation ein zentrales Thema darstellen, welches in Zukunft mehr Aufmerksamkeit erfordert.

Stichwort: Rehabilitation nach Stammzelltransplantation


Hochdosischemotherapie und Stammzelltransplantationen stellen vor allem für Patienten mit Leukämie und Lymphomerkrankungen oft die einzige Behandlungsform mit der Perspektive einer Heilung dar. Die Chance auf Heilung muss jedoch durch eine Reihe von Therapiefolgestörungen erkauft werden. Typische Probleme sind: körperliche und seelische Erschöpfung, verzögerte Erholung der Blutbildung, Infektgefahr, Transplantat-gegen-Wirt-Reaktion, Änderung der privaten und persönlichen Lebensplanung. Das Reha-Programm für Patienten nach Stammzelltransplantation konzentriert sich in Diagnostik und in seinen therapeutischen Angeboten ganz besonders auf diese Probleme.

Quelle: Innovations Report vom 01.03.2007

Als das mit Abstand größte Register für Blutstammzellen in Europa hat das Zentrale Knochenmarkspender-Register Deutschland (ZKRD) die Akkreditierung der World Marrow Donor Association (WMDA) erhalten. ZKRD-Geschäftsführer Dr. Carlheinz Müller nahm die Urkunde im Rahmen des Kongresses der Europäischen Gruppe für Blut- und Knochenmarktransplantation (EBMT) in Lyon/Frankreich entgegen.

Die WMDA ist eine weltweite Organisation mit Sitz in Leiden/Holland. Unter ihrem Dach arbeiten rund 60 Register und 20 Nabelschnurblutbanken aus über 40 Ländern zusammen. In ihren Standards hat die WMDA
ZKRD erfüllt die hohen internationalen Standards der World Marrow Donor Association
festgelegt, welche Voraussetzungen diese Register erfüllen müssen, um den geeigneten Spender möglichst schnell zu identifizieren und die Übertragung der Blutstammzellen für Spender und Patienten sicher und effizient abzuwickeln. 

Die Transplantation von Blutstammzellen ist oft die letzte Behandlungsmöglichkeit von bösartigen Erkrankungen des Blutes – wie beispielsweise Leukämie. Blutstammzellen finden sich vor allem im Knochenmark, werden aber auch nach medikamentöser Vorbehandlung aus dem peripheren Blut oder nach der Entbindung aus dem in Plazenta und Nabelschnur verbliebenen Restblut gewonnen. Als die übergeordnete Institution auf nationaler Ebene musste das ZKRD sämtliche deutsche Spenderdateien und Sucheinheiten in den Akkreditierungsprozess einbinden, um sicherzustellen, dass auch alle Kooperationspartner denselben hohen Anforderungen genügen. Das zentrale Register mit Sitz in Ulm stellt auf diese Weise sicher, dass Blutstammzellspenden deutscher Spender für schwerkranke Patienten weltweit in optimaler Weise zur Verfügung stehen.

In Deutschland gibt es insgesamt 33 Spenderdateien, die potenzielle Spender werben und registrieren – darunter beispielsweise die DKMS. Diesen stehen 18 Sucheinheiten gegenüber, die für den erkrankten Patienten eine Suche einleiten. Der Suchprozess ist dabei äußerst komplex und erfordert eine enge Zusammenarbeit der beteiligten Institutionen. Die eigentliche Suche wird aus diesem Grund vom ZKRD, dem zentralen nationalen Register, organisiert und abgewickelt.

ZKRD Deutschland gGmbH – Sonja Schlegel
Helmholtzstr. 10 – Postfach 42 44 – 89032 Ulm
Tel.: +49 731 15 07-39 – Fax +49 731 15 07-51 

Quelle: Businessportal24 vom 18.04.2007
Krebspatienten stehen dank neuer Forschungsergebnisse wesentlich wirksamere und verträglichere Radioimmuntherapien zur Verfügung. Der Einsatz neuer Antikörper und Radionuklide ermöglicht es speziell bei Patienten mit Leukämie, Krebszellen mit einer hohen Strahlendosis gezielt abzutöten. 

In einer Studie am Klinikum der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz konnte die sieben- bis achtfache Energiemenge eingesetzt werden, ohne die Organe zu schädigen. Bisher wurde gesundes Gewebe bereits bei einer geringen Strahlendosis angegriffen. "Unser Forschungsschwerpunkt ist es, durch spezifische Steigerung der Strahlendosis am Knochenmark die Rezidivrate zu senken, ohne die Strahlenbelastung der Organe zu erhöhen", so Dr. Inga Buchmann, Oberärztin am Universitätsklinikum Heidelberg. Damit ist besonders die therapeutisch notwendige Stammzelltransplantation bei Leukämie wesentlich schonender als beispielsweise eine Chemotherapie

Diese Themen werden im Rahmen der diesjährigen Jahrestagung NuklearMedizin 2007 der Deutschen Gesellschaft für Nuklearmedizin e.V. statt. Zu dieser größten nationalen Tagung für Nuklearmedizin werden vom 25. bis 28. April über 1.500 internationale Fachbesucher erwartet. Teil des Kongressprogramms sind zahlreiche Vorträge und Fortbildungen zu verschiedenen Teilbereichen des Faches. Zudem informiert eine Industrieausstellung über die neuesten Entwicklungen der Branche.

Quelle: idw-Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Nuklearmedizin e.V. vom 17.04.2007
Die allogene Knochenmark- oder Stammzelltransplantation bietet eine Heilungschance für Patienten mit Leukämie- und Lymphomerkrankungen. Durch die strahlen- und/oder chemotherapeutische Vorbehandlung des Patienten wird das Anwachsen transplantierter Stammzellen im Knochenmark ermöglicht, das Immunsystem des Patienten zur Vermeidung der Transplantatabstoßung unterdrückt und verbliebene Tumorzellen werden möglichst zerstört.

Neben dieser Vorbehandlung sind insbesondere immunologische Interaktionen zwischen Spender und Empfänger für den Erfolg dieser Therapieform von zentraler Bedeutung. T-Lymphozyten des Spenders unterstützen das Anwachsen der Blutstammzellen und verhindern Infektionen indem sie die Immunfunktion nach Transplantation stärken. Vor allem führen sie aber zur immunologischen Zerstörung verbliebener Empfängerblutzellen, wodurch auch residuelle Tumorzellen eliminiert und Krankheitsrückfälle verhindert werden. Andererseits sind Spender-T-Zellen auch die Ursache für schwerwiegende Komplikationen nach allogener Stammzelltransplantation, da sie die lebensbedrohliche Spender-gegen-Wirt-Reaktion ("graft-versus-host disease", GVH-Erkrankung) auslösen können. Hierbei werden konventionelle Spender-T-Zellen im Empfänger unkontrolliert aktiviert und führen zur Zerstörung von Organen, insbesondere des Darmes, der Leber und der Haut. Zentrales Ziel der Transplantationsforschung ist es deshalb, die vorteilhaften Wirkungen von Spender-T-Lymphozyten zu nutzen ohne die Gefahren für die Auslösung einer schweren GVH-Erkrankung zu erhöhen.

In tierexperimentellen Studien konnte Dr. M. Edinger von der hämatologischen Abteilung der Universitätsklinik Regensburg zeigen, dass CD4+CD25+ regulatorische T-Zellen des Spenders keine GVH-Erkrankung auslösen, die durch konventionelle T-Zellen ausgelöste Transplantationskomplikation aber unterdrücken. Dabei kommt es nicht zu einer generellen Lähmung des Immunsystems, so daß die antitumorale Wirkung von konventionellen Spenderlymphozyten erhalten werden kann. Da regulatorische T-Zellen sowohl in der Maus als auch im Menschen vorkommen und in beiden Spezies überlebenswichtige Funktionen ausüben, haben Dr. Edinger und seine Mitarbeiter Arbeiten zur Umsetzung der im Tiermodell gewonnenen Erkenntnisse durchgeführt. Sie konnten durch Unterstützung der Wilhelm Sander-Stiftung nachweisen, dass humane regulatorische T-Zellen sicher identifiziert werden können und konnten Methoden entwickeln, um diese Zellen aus dem Blut von Stammzellspendern zu isolieren. Darüber hinaus wurden erstmals effiziente Zellkulturmethoden für die Vermehrung dieser Zellen in vitro beschrieben. Unter Anwendung dieser Technologien wurde am Klinikum Regensburg mittlerweile die weltweit erste Studie zum adoptiven Transfer regulatorischer T-Zellen in Patienten nach allogener Stammzelltransplantation initiiert. Die fortgesetzte Förderung des Projektes durch die Wilhelm Sander-Stiftung soll nun gewährleisten, dass die Wirksamkeit dieser Zellpopulation zum Schutz vor einer GVH-Erkrankung nach Stammzelltransplantation weiter klinisch untersucht werden kann. Ziel dieser Studien ist die Entwicklung von neuen und sicheren Transplantationsstrategien für Patienten mit malignen Bluterkrankungen.

Kontakt:
Dr. med. Matthias Edinger, Regensburg
Tel. +49 941 944 5514, FAX +49 941 944 5502,
e-mail: 


Quelle: Presserelations vom 15.05.2007l

Neue, erfreuliche Aspekte der Blutstammzellspende – aber auch alarmierende Neuigkeiten aus dem Gesundheitswesen – haben die über 160 Teilnehmer der ZKRD-Jahrestagung vom 10. bis 11. Mai in Ulm besprochen. Blutstammzellen finden sich vor allem im Knochenmark, können aber auch nach medikamentöser Vorbehandlung aus dem peripheren Blut oder unmittelbar nach der Entbindung aus dem in Plazenta und Nabelschnur verbliebenen Restblut gewonnen werden. Eine Transplantation von Blutstammzellen wird in erster Linie zur Behandlung von bösartigen Erkrankungen des Blutes wie Leukämie eingesetzt. Als das übergeordnete nationale Register koordiniert das ZKRD die Zusammenarbeit aller beteiligten Institutionen in Deutschland. Für die Vertreter der deutschen Spenderdateien, Sucheinheiten und Transplantationszentren stellt die alljährlich stattfindende ZKRD-Jahrestagung eine wichtige Fortbildungsveranstaltung und gleichzeitig ein umfassendes Kommunikationsplattform dar. 

Im 15. Jahr nach seiner Gründung wurde das ZKRD von den anwesenden Fachkollegen zu einem weiteren Kapitel seiner beeindruckenden Erfolgsgeschichte beglückwünscht: Inzwischen hat das Register die Daten von über 2,9 Millionen deutschen Spendern erfasst. Damit verfügt das ZKRD über den mit Abstand größten Datenpool für Blutstammzellspender in Europa und belegt hinter den USA weltweit den zweiten Platz. Allein im Jahre 2006 kamen 260.000 neue Spender in Deutschland hinzu. Darüber hinaus wurden im vergangenen Jahr für 16.000 Patienten über 100.000 Leistungen über das ZKRD abgewickelt.

Zudem stellte das ZKRD seinen Kooperationspartnern sein neues Computerprogramm "OptiMatch" zur Auswahl von passenden Spendern vor. Dank komplexer statistischer Methoden werden damit die am besten passenden Spender erkannt, obwohl die Gewebemerkmale noch nicht vollständig bestimmt sind. Auf diese Weise können die Suchen künftig noch kostengünstiger und schneller abgewickelt werden.

Auf allgemeines Unverständnis stießen die Berichte des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Das Institut vertritt zum Erstaunen der gesamten Fachwelt die Meinung, dass die Wirksamkeit der Blutstammzelltransplantationen mit nicht-verwandten Spendern bei der Behandlung von akuten Leukämien nicht erwiesen sei. Die künftige Bezahlung dieser Behandlung durch die Krankenkassen wäre damit möglicherweise gefährdet.

Zu den weiteren Themenschwerpunkten der zweitägigen Veranstaltung zählte die Spenderbetreuung: In einem Workshop wurde intensiv der Prozess von der Voruntersuchung über die Spende bis hin zur Nachverfolgung und die Einhaltung der Standards sowie die Sicherheit und die Abläufe innerhalb des Suchprozesses diskutiert. In punkto Fortbildung erfuhren die Teilnehmer vor allem die neuesten Entwicklungen im Bereich von Blutstammzelltransplantationen bei nicht-bösartigen Erkrankungen wie Knochenmarksversagen, angeborenen Abwehrschwächen und Stoffwechseldefekten.

Über die ZKRD gGmbH


Das Zentrale Knochenmarkspender-Register Deutschland sammelt die für eine Suche relevanten Daten der Spender, die von den verschiedenen Spenderdateien in anonymer Form übermittelt werden. In diesem Datenbestand wird auf Anfrage für Patienten im In- und Ausland nach geeigneten Spendern gesucht. Dabei kann allein in Deutschland auf über 2,9 Millionen Spender zugegriffen werden, weltweit stehen über 11 Millionen Spender zur Verfügung. Die von einem Spender übertragenen Blutstammzellen aus dem Knochenmark oder dem peripheren Blut sind für viele schwerstkranke Kinder und Erwachsene die einzige Hoffnung auf Leben. Das ZKRD wurde 1992 durch den damaligen DRK-Blutspendedienst Baden-Württemberg als gemeinnützige Gesellschaft mit beschränkter Haftung gegründet und beschäftigt heute 28 Mitarbeiter.

Weitere Informationen


ZKRD Deutschland gGmbH – Sonja Schlegel
Helmholtzstr. 10 – Postfach 42 44 – 89032 Ulm
Tel.: +49 731 15 07-39 – Fax +49 731 15 07-51
– www.zkrd.de

Quelle: News4press vom 16.05.2007
Die Stammzelltransplantation (SZT) ist die einzige kurative Therapieoption für Patienten mit CML. Die SZT von einem passenden unverwandten Spender wurde bisher mit einer schlechteren Prognose verbunden als eine SZT mit einem passenden verwandten Spender. Die Autoren einer Studie aus Mannheim haben im Rahmen der Deutschen CML-Studie III die Ergebnisse von Transplantationen in früher chronischer Phase mit verwandten und unverwandten Spendern verglichen. Das Langzeitüberleben für beide Gruppen ist gemäß der Studie ähnlich.

In der zwischen 1995 und 2004 durchgeführten Studie wurden 113 Patienten, die einen Familienspender hatten, sobald wie möglich transplantiert. Die 97 Patienten ohne Familienspender erhielten die beste verfügbare Medikamententherapie und wurden transplantiert, wenn sie nicht binnen 18 Monaten ein gutes zytogenetisches Ansprechen erreichten oder dieses verloren.

Das Durchschnittsalter zum Zeitpunkt der SZT war 40 Jahre (Familienspender) bzw. 36 Jahre (Fremdspender). 164 Patienten hatten vorher Interferon-Alpha erhalten. Der Anteil der männlichen Empfänger mit weiblichen Spendern war in beiden Gruppen gleich. Durchschnittlich wurden die Patienten für 95 Monate beobachtet. Zu diesem Zeitpunkt waren 133 (63%) von 210 Patienten noch am Leben, 58% der Empfänger von Familienspenden und 69% der Fremdspendenempfänger. Die Wahrscheinlichkeit eines 5-Jahres-Überleben war 65% bzw. 69%.

Das Langzeitüberleben für beide Gruppen ist gemäß der Studie ähnlich. Der prognostische Einfluss der Spenderquelle auf die Risikoeinschätzung, die aus retrospektiven Analysen abgeleitet wurde, konnte in dieser prospektiven Studie nicht bestätigt werden und müsse daher nochmal überdacht werden.

Quelle: EHA-Abstract COMPARABLE OUTCOME OF MATCHED RELATED AND UNRELATED DONOR STEM CELL TRANSPLANTATION FOR FIRST CHRONIC PHASE CHRONIC MYELOID LEUKEMIA IN THE PROSPECTIVE GERMAN CML III STUDY, Hummel, Hehlmann, Pfirrmann, Hochhaus, Reiter, Heimpel, Gratwohl, Kolb, Beelen

Übersetzung/Zusammenfassung durch Jan, ohne Gewähr auf Richtigkeit und Vollständigkeit.
Bei leukämiekranken Kindern suchen Ärzte und häufig auch die Medien monatelang verzweifelt nach einem HLA-identischen Knochenmarkspender. Möglicherweise gibt auch eine Alternative, denn nach einer im Fachmagazin Lancet veröffentlichten Studie haben die Patienten die gleichen, eventuell sogar bessere Überlebenschancen, wenn Stammzellen aus Nabelschnurblut transplantiert werden. Diese dürfen sogar in einem oder zwei HLA-Eigenschaften abweichen, was die Suche nach einem geeigneten Spender beschleunigen kann.

Seit im Jahr 1989 das erste Mal eine Transplantation mit Nabelschnurstammzellen (eines allerdings HLA-identischen Spenders bei der Fanconie-Anämie) erfolgreich war, wird unter Hämatologen darüber diskutiert, ob diese ein geeigneter Ersatz für eine Knochenmarktransplantation sind. Der Vorteil besteht in der leichteren Verfügbarkeit und auch in der größeren Zahl der Spender. Denn überall auf der Welt werden Nabelschnurblutbanken gegründet, die häufig allerdings die Stammzellen für die Spender reservieren.

Ein Nachteil der Nabelschnurspende war lange die geringere Konzentration von Stammzellen im Nabelschnurblut. Sie galten deshalb als "zweite Wahl" und nach Möglichkeit wurde ein HLA-identischer Knochenmarkspender gesucht. In etwa 30 Prozent findet sich ein geeignetes Geschwisterkind, dessen Knochenmarkspende auch in Zukunft vorgezogen werden dürfte. In den anderen Fällen könnten die Hämatologen häufiger als bisher auf Nabelschnurblut zugreifen, selbst wenn dieses nicht HLA-identisch ist. 

Die Auswertung, die Mary Eapen und Mitarbeiter der Universität von Minnesota in Minneapolis unter 785 Kindern unter 16 Jahren mit akuter Leukämie (ALL oder AML) durchführten, ergab nämlich: Die 5-Jahresüberlebensrate ohne Rezidiv war genau so hoch, ob die Kinder nun eine Knochenmarktransplantation von einem HLA-identischen Spender erhalten hatten oder aber Nabelschnur-Stammzellen mit einem Mismatch in einer oder zwei HLA-Eigenschaften. Wenn das Nabelschnurblut HLA-identisch war, war die 5-Jahresüberlebensrate ohne Rezidiv sogar tendenziell besser als bei der Knochenmarktransplantation. Wegen der geringen Fallzahl ist dieser Befund aber nicht sicher.

Das ist ein Ergebnis, das unter Experten noch für Diskussionen sorgen wird. Der Wechsel zum Nabelschnurblut dürfte nicht leicht fallen. Die transplantationsbedingte Mortalität ist nämlich bei Übertragung von Nabelschnurstammzellen höher als nach einer Knochenmarktransplantation. Dieser Nachteil wird zwar durch eine geringere Rezidivrate der Leukämie später wieder ausgeglichen.

Die Editorialisten Vanderson Rocha und Eliane Gluckman vom Hôpital Saint Louis in Paris fordern dennoch hohe Qualitätsstandards für die Nabelschnurtransplantation. Sie betreffen vor allem die Anzahl der übertragenen Zellen, die eine gewisse Grenze nicht unterschreiten sollte (Lancet 2007; 369: 1906-1908). Dies gelte vor allem, wenn ein oder zwei HLA-Mismatches bestehen. Für den Fall, dass nicht genügend Stammzellen aus dem Nabelschnurblut gewonnen werden können, deute sich aber mit der Doppelt-Nabelschnurtransplantation neue Möglichkeiten an.

Quelle: Deutsches Ärzteblatt vom 08.06.2007, nach Lancet (2007; 369: 1947-1954)

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Früher lag die durchschnittliche Lebenserwartung nach der Diagnose einer akuten Leukämie nur bei Wochen bis wenigen Monaten. Die heutigen Therapiemöglichkeiten mit Chemotherapie und Bestrahlung haben die Heilungschancen stark verbessert. Dennoch ist die Prognose insbesondere für Hochrisiko-Patienten, die schlecht auf die Behandlung ansprechen oder früh einen Rückfall erleiden, weiterhin ungünstig. Wissenschaftler einer klinischen Kooperationsgruppe des GSF - Forschungszentrums für Umwelt und Gesundheit Neuherberg (Helmholtz-Gemeinschaft) und der Ludwig-Maximilians-Universität München zeigten für Hochrisiko-Patienten mit AML, dass die Transplantation von Stammzellen aus dem Knochenmark eines gesunden Spenders und eine anschließende prophylaktische Immuntherapie die Überlebenschancen solcher Patienten deutlich verbessern - die Mehrzahl der Patienten, die die Immuntherapie erhielten, erreichte eine Langzeitremission und gilt als geheilt.

Da Chemotherapie und Bestrahlung im Vorfeld der Stammzelltransplantation die Patienten stark belasten, entwickelten die Wissenschaftler zusätzlich ein Behandlungsprotokoll, das mit einer weniger belastenden Vorbehandlung auskommt und die Chemo- und Strahlentherapie insbesondere für ältere oder geschwächte Patienten besser verträglich macht.

Das Ziel der Transplantation von Knochenmark zur Behandlung von Leukämien ist es, das Blut bildende System des Patienten auszuschalten und durch gesunde Zellen des Spenders zu ersetzen. An der Entwicklung der Methode war Professor Dr. Hans-Jochem Kolb, der Leiter der Klinischen Kooperationsgruppe "Hämatopoetische Zelltransplantation", beteiligt; bereits 1975 konnte er erstmals in Deutschland die Transplantationsmethode beim Menschen anwenden.

Die Abstoßung des Transplantats durch den Empfänger konnte bei den Leukämiepatienten meist verhindert werden; die Reaktion der transplantierten Zellen gegen den Empfänger zu verhindern, war erheblich schwieriger. Erst die Entfernung von bestimmten Abwehrzellen des Immunsystems - den T-Zellen - ermöglichte die Transplantation ohne schwere Reaktionen des Transplantates gegen den Patienten. Von gelegentlichen Abstoßungen abgesehen verliefen die Transplantationen dann erfolgreich. Allerdings erlitten viele Patienten wieder einen Rückfall in der Leukämie. Hier zeigte sich, dass die T-Zellen im Transplantat notwendig waren, um die Leukämie auszuschalten. Das Dilemma der unerwünschten Reaktion von T-Zellen des Transplantates gegen die gesunden Organe des Patienten einerseits und der erwünschten Reaktion dieser Zellen gegen die Leukämie andererseits wurde von der Arbeitsgruppe Kolbs gelöst, indem man zunächst Knochenmark ohne T-Zellen transplantierte und später, sobald das Knochenmark angewachsen und keine Immunreaktion aufgetreten war, T-Zellen des Spenders transfundierte. Im Tierversuch beim Hund zeigte sich, dass zwei Monate nach Knochenmarktransplantation T-Zellen des Spenders transfundiert werden können, ohne dass eine schwere Reaktion gegen gesunde Organe ausgelöst wird.

Damit war es wahrscheinlich, dass auch beim menschlichen Patienten nach einiger Zeit Spender-T-Zellen gegeben werden können, die dann beim Empfänger den Kampf gegen die Leukämie unterstützen und noch vorhandene Rest-Leukämiezellen ausschalten, ohne gesunde Organe anzugreifen. Tatsächlich konnten Rückfälle von Leukämie nach der Transplantation nur mit der Gabe von T-Zellen behandelt werden - ein Beweis dafür, dass eine Immuntherapie auch ohne neue Bestrahlung und Chemotherapie Heilung bringen kann.

Aufgrund dieser Erkenntnisse konnte die Vorbehandlung mit Chemotherapie und Bestrahlung so weit zurückgenommen werden, dass heute auch ältere und schwächere Patienten mit Stammzelltransplantation behandelt werden können. Die Vorbehandlung dient dabei weniger der Ausschaltung der Leukämie als die Vorbereitung des Patienten zum Anwachsen des Transplantats - dafür reichen auch geringere Dosen aus.

Diese schonendere Behandlung wurde in einer Studie mit schweren Fällen von akuter myeloischer Leukämie (AML) mit schlechter Prognose angewendet: Nach der Transplantation erfolgte zunächst eine immunsuppressive Behandlung, um eine schwere Immunreaktion des Transplantats gegen lebenswichtige Organe zu verhindern, die sogenannte Graft-versus-Host-Disease (GvHD).

Nach etwa 90 Tagen wurde die immunsuppressive GvHD-Prophylaxe abgesetzt. Bei Patienten, die bis 120 Tage nach der Transplantation keine GvHD und keine Infektionen entwickelten, wurde mit der prophylaktischen Transfusion von Spender-T-Zellen begonnen. Nach der Transfusion der Spenderzellen kam es bei den Patienten nur vereinzelt zu GvHD oder zu einer Rückkehr der Leukämie, während die Mehrzahl der Patienten eine Langzeitremission erreichte und als geheilt gelten darf. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass wegen der gesundheitlichen Voraussetzungen nicht alle ursprünglich in die Studie einbezogenen Patienten T-Zellen erhalten konnten. Manche Patienten hatten GvHD, andere bereits frühzeitig einen Rückfall und manche litten an Infektionen. Die Patienten, die die Kriterien für die Zell-Transfusion erfüllten, könnten somit eine positive Auswahl darstellen.

Dennoch sind die Ergebnisse der vorbeugenden Immuntherapie so gut, dass sie auch in vielen anderen Transplantationszentren eingesetzt wird. Bei Hochrisiko-Patienten mit akuter Leukämie bietet diese Methode heute die besten Heilungschancen.

Quelle: idw-Online vom 07.06.2007
Wie schon der Vorbericht des IQWiG zur Stammzelltransplantation bei Leukämien schlägt jetzt auch der Abschlussbericht des Instituts wieder starke Wellen. Die Ärzteschaft protestiert gegen Methodik, unsachgemäßen Inhalt, Ignoranz von Fakten und Daten, und falsche Schlussfolgerungen des IQWiG. Patienten sind massiv verunsichert. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft stellte derweil klar, dass die Stammzelltherapie bei akuter Leukämie entgegen anders lautenden Berichten nach wie vor von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt werden muss - entscheidend wird der Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses.


Abkopplung von internationalen Therapiestandards befürchtet


Bei der Versorgung von Erwachsenen mit akuten Leukämien befürchtet der Onkologe Professor Gerhard Ehninger aus Dresden eine Abkopplung von internationalen Therapiestandards. Wie berichtet, bestreitet das IQWiG in seinem Abschlussbericht den Nutzen der Stammzelltransplantation. Der Bericht hat allerdings keine unmittelbare Konsequenz für Therapie-Entscheidungen.

Wie Ehninger zur "Ärzte Zeitung" sagte, ist die Zahl der Stammzelltransplantationen bei Patienten mit akuten Leukämien innerhalb eines Jahres international um 25 Prozent gestiegen. In Deutschland dagegen sind innerhalb der vergangenen zwölf Monate, wie gemeldet, nur noch 550 Transplantationen vorgenommen worden; im gleichen Zeitraum davor seien es noch 700 gewesen. Pro Jahr erkranken etwa 3500 meist erwachsene Menschen an akuter myeloischer Leukämie, etwa 550 an akuter lymphatischer Leukämie.

Die Gesamtkosten der Transplantation von Knochenmarkstammzellen eines Spenders liegen nach Ehningers Angaben bei etwa 200 000 Euro. Das müssten Patienten selbst zahlen, wenn der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) sich dem Fazit des IQWiG-Abschlussberichts anschließt. Pro Jahr brauchen bis zu 900 Leukämie-Patienten die Transplantation. "Bei ihnen bringt die Chemotherapie nichts", so Ehninger.

Eine Themengruppe mit Ärzten und Krankenkassenvertretern muss nun einen Beschlussentwurf vorlegen, der am G-BA beraten wird. Ehninger: "Wie rasch das alles erfolgen wird, ist noch nicht abzusehen."


Quelle:Ärzte Zeitung vom 21.06.2007



Patienten mit Leukämie sind verunsichert



Entgegen dem internationalen Trend hat in Deutschland die Zahl der Stammzelltransplantationen bei Patienten mit akuter Leukämie abgenommen, und zwar auf jetzt etwa 550 pro Jahr im Vergleich zu 700 im Jahr davor. 

"Die Diskussion um die Erstattung der Therapiekosten hat offenbar vor allem bei den Patienten zu einer Verunsicherung geführt", sagte Professor Gerhard Ehninger zur "Ärzte Zeitung". Der IQWiG-Leiter Professor Peter Sawicki habe damit eines seiner Ziele erreicht. 

Quelle: Ärzte Zeitung vom 19.06.2007


INTERVIEW: "Das IQWiG hat sich nicht mit Ruhm bekleckert"



Reaktion auf Abschlussbericht zu Stammzelltransplantation bei Leukämien / Interview mit dem Onkologen Professor Gerhard Ehninger
Das IQWiG bestreitet den Nutzen einer Stammzelltransplantation bei akuten Leukämien. Es hat allerdings vorhandene wissenschaftliche Erfahrung aus der Bewertung ausgeschlossen, meint der Onkologe Professor Gerhard Ehninger im Gespräch mit Peter Leiner von der "Ärzte Zeitung".

Ärzte Zeitung: Nach der massiven Kritik am IQWiG-Vorbericht zu Leukämien: Was ist die wichtigste Veränderung im IQWiG-Abschlussbericht, über die Sie sich freuen können?

Professor Gerhard Ehninger: Leider besteht an keiner Stelle des Abschlussberichts Anlass zur Freude. Denn das IQWiG weicht von seinem Fazit des Vorberichts trotz aller vorhandenen Evidenzen nicht ab. Entgegen dieser Evidenzen sagt die IQWiG-Evidenz: Der Nutzen der Stammzelltransplantation ist nicht belegt. Mit diesem Widerspruch muss sich der Gemeinsame Bundesausschuss G-BA nun auseinandersetzen.

Ärzte Zeitung: Was ist Ihre Hauptkritik an dem Abschlussbericht?

Ehninger: Unsere Hauptkritik am Abschlussbericht bezieht sich zum einen auf die verwendeten Methoden und zum anderen darauf, dass das IQWiG bei der Bewertung die Heterogenität der Akuten Leukämien außer Acht gelassen hat. Das Institut hat also nicht berücksichtigt, dass die Leukämien in sehr unterschiedlichen Formen und mit unterschiedlichen Risiken vorliegen. Das Fazit des Abschlussberichts ist bei den angewendeten Methoden auch nicht verwunderlich: Wer nur vergleichende Studien sucht und grundlegende Besonderheiten einer Erkrankung nicht versteht, kann nur zu diesem Ergebnis kommen.

Die vom IQWiG gewählte Methodik beruht nicht auf der kritischen Auseinandersetzung mit der Literatur und dem medizinischen Fachwissen, sondern auf dem Ausschluss der vorhandenen wissenschaftlichen Erfahrung aus der Bewertung aufgrund selbstgemachter Vorgaben. Eine Methodik, die den Betrachtungshorizont in einer solchen Art einengt und etwa den indirekten Vergleich ausschließt, muss mit allem Nachdruck auf die Praxistauglichkeit und Relevanz hinterfragt werden. Das IQWiG zeigt mit seiner Interpretation der Evidenz-basierten Medizin erneut, dass es nicht in der Lage ist, sich mit dem nationalen und internationalen Stand des Wissens und der Krankenversorgung auseinanderzusetzen.

Ärzte Zeitung: Ursprünglich war Ihnen ein zweiter Vorbericht vom IQWiG zugesagt worden, auch eine erneute Anhörung. Gab es diese Anhörung und wenn ja, wie verlief sie?

Ehninger: Das IQWiG hatte uns, wie Sie richtig sagen, eine zweite Anhörung und eine Überarbeitung angekündigt. Diese hat nie stattgefunden. In den Monaten nach der Anhörung hatte Professor Peter Sawicki bei jeder Gelegenheit betont, die Fachgesellschaft hätte die versprochenen Daten nicht eingereicht. Der Vorwurf ist nicht haltbar. Die Studiengruppen haben umfangreiches Material nachgeliefert, das vom IQWiG unsachgemäß zur Seite gewischt wurde.

Ärzte Zeitung: Was könnte der Grund sein, dass nun doch schon ohne einen zweiten Vorbericht der Abschlussbericht vorgelegt wurde?

Ehninger: Wir denken, das IQWiG hat sich in der ganzen Angelegenheit nicht mit Ruhm bekleckert. Ein zweiter Vorbericht wäre einer kompletten Niederlage gleichgekommen. Dies wollte das IQWiG verhindern. Außerdem drängt sich der Verdacht auf, dass man beim IQWiG die Sache schnell vom Tisch haben wollte: Der Bericht wurde am 30. März beim G-BA vorgelegt, seit dem 1. April gelten nach der Gesundheitsreform für die Nutzenbewertung neue Regeln. Internationale Standards müssen berücksichtigt und die Patienten stärker eingebunden werden. Dies hätte beim Bericht zur Stammzelltransplantation umfangreiche Überarbeitungen notwendig gemacht.

Ärzte Zeitung: Im Anhang des Abschlussberichts sind 40 Stellungnahmen zum Vorbericht dokumentiert. Hat das IQWiG nach der Kritik der Onkologen denn noch neue Stellungnahmen und geforderte Studiendaten berücksichtigt?

Ehninger: Die Stellungnahmen und die nachgereichten Daten werden im Abschlussbericht zwar stellenweise zitiert, deren Substanz aber unsachgemäß zur Seite gewischt. Ein Beispiel für den Umgang des IQWiG mit Experten zeigt sich in der Erfahrung von Professor Joachim Kienast von der Uni Münster. Als Studiengruppe zur Akuten Myeloischen Leukämie (AML) hat auch er seine Ergebnisse vorgelegt.

Ärzte Zeitung: Welche Erfahrungen hat Professor Kienast gemacht?

Ehninger: Zum einen wird auf Seite 366 des Abschlussberichts in der Zusammenfassung der Korrespondenz zu den Daten einer Studie bei Hochrisiko-AML - sie wird mit AMLCG bezeichnet - angemerkt, dass auf neuerliche Anfrage des IQWIG vom 11.1.2007 keine Rückmeldung erfolgt sei. Richtig ist, dass auf die zweite Anfrage vom 11.1.2007 zur weitergehenden Spezifizierung der Daten eine personalintensive Nacherhebung in mehreren Studienzentren erfolgt ist. Deren Ergebnisse wurden mit Datum vom 29.3.2007 schriftlich mitgeteilt. Der Eingang der Mitteilung im IQWiG am 2.4.2007 wurde schriftlich bestätigt.

Zum anderen wird in der Kommentierung der Ergebnisse vom Institut deren Wertigkeit in Frage gestellt. Es weist darauf hin, dass die Auswertung nicht nach der Spenderverfügbarkeit erfolgt sei, es sich also nicht um eine kontrollierte Studie gehandelt habe. Als eine solche Auswertung waren die Ergebnisse aber weder gedacht noch angekündigt.

Ärzte Zeitung: ... sondern?

Ehninger: In der Studie ging es um die Darstellung der praktisch infausten Prognose von Patienten mit einer Hochrisiko-AML ohne Transplantation. Das Überleben der Patienten mit Transplantation wurde dem der Patienten ohne Transplantation gegenübergestellt. Soweit es keine widersprechenden und methodisch überzeugenderen Daten gibt, gilt es für uns als evidenzbasiert und ethisch geboten, dass Patienten mit Hochrisiko-AML bei Verfügbarkeit eines Spenders die Stammzelltransplantation anzubieten ist. In diesen Fällen ist eine randomisierte Therapieprüfung nicht mehr zu rechtfertigen. In Kenntnis dieser Daten werden Patienten bei Verfügbarkeit eines Spenders kaum auf die Stammzelltransplantation verzichten.

Ärzte Zeitung: Und wie geht es jetzt weiter?

Ehninger: Der IGWiG-Abschlussbericht wurde dem G-BA übergeben, der nun über das weitere Vorgehen beraten und entscheiden muss. Wir würden uns wünschen, dass der Verbotsantrag des Verbands der Angestellten-Krankenkassen vdak wegen mangelnder Qualität des Berichtes und fehlender Berücksichtigung vorhandener Evidenzen zurückgewiesen wird. Bereits am 29. 4. 2004 ist der Antrag des vdak an den G-BA gesandt worden.

Ärzte Zeitung: Was werden Sie und die onkologischen Fachgesellschaften jetzt unternehmen, um die Stammzelltransplantation als Leistung der Krankenkassen zu erhalten?

Ehninger: Außer der wissenschaftlichen Diskussion, die weiter geführt werden muss, möchten wir vermehrt die Öffentlichkeit auf die Problematik aufmerksam machen. Denn dies ist ja nur der Anfang einer Entwicklung, bei der mit pseudowissenschaftlichen Methoden lebenswichtige Leistungen aus dem Katalog der gesetzlichen Krankenkassen genommen werden. Diese Prozesse werden die Tendenz zur Zwei-Klassen-Medizin verstärken.
Wenn der Protest von Ärzten und Patienten sowie die vorhandenen Evidenzen nicht ausreichen, um den G-BA von der Notwendigkeit der weiteren Finanzierung der Stammzelltransplantation zu überzeugen, werden wir einen Solidaritätsfond einrichten, aus dem wir Patienten das Geld für die teuren Transplantationen vorstrecken. Es wird dann eine Klagewelle auf die Gerichte zukommen. Ein Verbot von wirksamen Therapien bei lebensbedrohlichen Erkrankungen ist spätestens seit dem Grundsatzbeschluss des Bundesverfassungsgerichts vom 6. Dezember 2005 unvorstellbar.

ZUR PERSON


Professor Gerhard Ehninger ist Präsident der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie (DGHO). Er leitet die Medizinische Klinik und Poliklinik I des Universitätsklinikums "Carl Gustav Carus" in Dresden.

DIE VORGESCHICHTE:
Methode des indirekten Vergleichs nicht genutzt


Wie schon der Vorbericht des IQWiG zur Stammzelltransplantation bei Leukämien schlägt jetzt auch der Abschlussbericht des Instituts wieder Wellen. Denn das Urteil des IQWiG ist gleich geblieben - trotz massiver Proteste etwa der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie. Unter anderen hat das IQWiG den Nutzen einer Stammzelltherapie bei AML- und ALL-Patienten geprüft, für die kein geeigneter Spender in der Familie vorhanden ist und bei denen deshalb Stammzellen von einem nicht verwandten Spender verwendet werden. Der Nutzen dieser Fremdspender-Transplantation lasse sich derzeit nicht bewerten, weil aussagekräftige Vergleichsstudien mit Chemotherapie als möglicher Therapie-Alternative fehlten, so das IQWiG. 

"Seit Jahren ist schon bekannt, dass diese Transplantationsform bei Hochrisiko-Leukämien der Chemotherapie überlegen ist", kritisiert Professor Gerhard Ehninger. Hätte das IQWiG die wichtige statistische Methode des indirekten Vergleichs von Therapien eingesetzt, wäre klar geworden, dass mit der Transplantation von Fremdspender-Stammzellen die gleichen - oder teilweise bessere - Ergebnisse wie mit Zellen eines Familienangehörigen erreicht werden. 

Quelle: Ärzte Zeitung vom 19.06.2007 


Leukämiekranke zu Unrecht verunsichert


Die Deutsche Krankenhausgesellschaft hat klar gestellt, dass die Stammzelltherapie bei akuter Leukämie entgegen anders lautenden Berichten nach wie vor von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt werden muss.

Hintergrund ist eine umstrittene Bewertung dieser sehr seltenen Therapie durch das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit (IQWiG). Das Institut sieht entgegen der Auffassung in der Fachwelt keinen belegten Zusatznutzen der Stammzelltherapie. Allerdings gilt es aufgrund der geringen Patientenzahlen und aufgrund ethischer Probleme als fast unmöglich, randomisierte klinische Studien zu dieser Therapie zu organisieren.

Die Bewertung des IQWiG, so betont die Deutsche Krankenhausgesellschaft, hat jedoch keine Auswirkung auf die Leistung der Krankenhäuser. "Die Behauptung, dass auf der Grundlage des IQWiG-Berichts im Gemeinsamen Bundesausschuss bereits eine Vorentscheidung für die Herausnahme der Stammzelltherapie bei akuten Blutkrebs-Erkrankungen aus dem GKV-Leistungskatalog gefallen ist, ist schlichtweg falsch, so DKG-Präsident Rudolf Kösters. Eine umfassende Analyse und Entscheidung über die IQWiG-Studie erfolge unter Abwägung zahlreicher weiterer Faktoren im Bundesausschuss selbst.

Quelle: Ärzte Zeitung vom 19.06.2007


Weitere Informationen:


Danke an Heide, Marc für die Sammlung der Artikel! -- Jan

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