Willkommen bei Leukämie-Online!

Leukämie-Online ist eine unabhängige, deutschsprachige Wissens- und Kommunikationsplattform zum Thema Leukämie. Diese wird von Leukämiepatienten betrieben und ist gemeinnützig. Das Angebot fördert aktive, informierte und selbstbestimmte Patienten durch umfangreiche Informationen über Neuigkeiten und Hintergründe zur Forschung und Behandlung von Leukämien. Interaktive Foren ermöglichen zudem den direkten Erfahrungsaustausch. 

Chronische Lymphatische Leukämie (CLL)

Der Beratungsausschuss für Onkologische Medizinprodukte (ODAC) der amerikanischen Zulassungsbehörde FDA beginnt am 09.09.2006 mit der Prüfung der Zulassung des Medikaments Genasense (Oblimersen) als Injektionslösung in Kombination mit Fluradabin und Cyclophosphamid für Patienten mit refraktärer oder rezidivierter CLL. Die Entscheidung soll bis zum 29. Oktober 2006 fallen.

Genta Inc hat sich um die Zulassung von Genasense mit Fluradabin und Cyclophosphamid für die Behandlung mit refraktärer oder rezidivierter CLL gestellt. Ausserdem hat das Unternehmen eine Bewerbung bei der europäischen Zulassungsbehörde EMEA für Genasense mit Dacarbazine zur Behandlung von Patienten mit fortgeschrittenem Lymphom eingereicht.

Quelle: Genta Announces FDA's Oncology Drug Advisory Committee Will Review Genasense(R) As Treatment For CLL, MedicalnewsToday vom 04.08.2006. Übersetzung in Auszügen durch Jan
Genta Inc gab bekannt, dass die Mehrheit der Mitglieder des Beratungsgemiums ODAC der amerikanischen Zulassungsbehörde FDA dafür gestimmt habe, keine Zulassung von Genasense (Oblimersensulfat) als Injektionslösung für die Behandlung von Patienten mit rezidivierter oder refraktärer CLL zu empfehlen.

Während die ODAC-Empfehlung für die FDA nicht bindend ist, wird die FDA diese Meinung beim Abschluß der Bewertung der Bewerbung um Marktzulassung von Genasense einfließen lassen. Die Entscheidung steht für den 29. Oktober 2006 an.

Quelle: PR Newswire Meldung von Genta Incorporated vom 6.9.2006, Übersetzung durch Jan ohne Gewähr
Patienten mit B-CLL profitieren offenbar mehr vom Antikörper Alemtuzumab als von der Standardtherapie mit Chlorambucil. Das geht aus den Zwischenergebnissen einer Studie in der EU und in den USA hervor. In der randomisierten offenen Phase-II-Studie hatten fast 300 bis dahin nicht behandelte B-CLL-Patienten teilgenommen. Ein Teil von ihnen erhielt dreimal wöchentlich den Antikörper Alemtuzumab (in Deutschland als MabCampath erhältlich) über zwölf Wochen. Die übrigen bekamen alle vier Wochen Chlorambucil (in Deutschland Leukeran) für maximal zwölf Zyklen. Der Antikörper wurde intravenös verabreicht, das Chemotherapeutikum oral.

Ansprechrate von 83 Prozent bei Therapie mit Alemtuzumab Die Gesamtansprechrate lag bei Patienten der Alemtuzumab-Gruppe bei 83 Prozent, in der Vergleichsgruppe bei 55 Prozent. Dabei hatten mehr als 22 Prozent der Patienten, die mit dem Antikörper behandelt worden waren, komplett auf die Therapie angesprochen, aber nur zwei Prozent der Patienten in der Vergleichsgruppe mit Chlorambucil.

Komplettes Ansprechen bedeutete: Verschwinden aller CLL-Symptome, ein normaler Befund der körperlicher Untersuchung, Normalisierung der Blutzellzahlen und weniger als 30 Prozent Lymphozyten im Knochenmark.

Die mittlere Therapiedauer betrug für Alemtuzumab 12 Wochen und für Chlorambucil 24 Wochen. Vorgestellt hat die Zwischenergebnisse Dr. Peter Hillman aus Leeds in Großbritannien, und zwar beim US-Krebskongreß ASCO in Atlanta im Staat Georgia.

Quelle Ärzte Zeitung vom 12.10.2006
Zehn Jahre Forschung der Deutschen CLL-Studiengruppe (DCLLSG) über die chronische lymphatische Leukämie: die 1996 gegründete Studiengruppe DCLLSG erarbeitet auf ihrem VI. internationalen Workshop den aktuellen Stand der Forschung über diesen Blutkrebs, der vom 20.-21. Oktober 2006 in Köln stattfindet. Die Gruppe wird geleitet von Professor Dr. Michael Hallek, Direktor der Klinik I für Innere Medizin am Klinikum der Universität zu Köln und Professor Dr. Berthold Emmerich, Medizinische Klinik Innenstadt, LMU München. Die DCLLSG wird unterstützt von der Deutschen Krebshilfe und dem Kompetenznetz Maligne Lymphome, gefördert durch das BMBF.

Die chronische lymphatische Leukämie (CLL) ist die am weitesten verbreitete Leukämie in den westlichen Ländern. Leukämie ist ein Oberbegriff für Blutkrebs; das bedeutet die bösartige Zunahme der weißen Blutkörper. Die CLL hat einen generell langsamen Verlauf, ist aber von Patient zu Patient unterschiedlich in ihrem Krankheitsverlauf. Vor allem ältere Menschen erkranken an CLL, im Durchschnitt sind die Patienten zum Zeitpunkt der Diagnose 65 Jahre alt. Die CLL tritt aber auch bei Menschen unter 50 Lebensjahren auf.

Die Behandlungsmethoden der CLL haben sich in den vergangenen Jahren verbessert. Dazu gehören neue Medikamente, Immuntherapien oder die Hochdosistherapie mit autologer oder allogener Stammzellentransplantation.
In der jüngeren Vergangenheit kann eine Verlängerung des Lebens von CLL-Patienten beobachtet werden. Die Überlebensverlängerung und eines Tages Heilung der Erkrankung ist auch das Ziel der Deutschen CLL-Studiengruppe, dazu kommt noch die Verbesserung der Lebensqualität der Kranken.

Die DCLLSG konzentriert ihre Forschungstätigkeit vor allem auf Therapieoptimierungsstudien. Das bedeutet, dass im Rahmen von klinischen Studien zugelassene Medikamente zum Beispiel aber in einer anderen Dosierung oder zeitlicher Abfolge angewendet und mit anderen Behandlungsformen wie Strahlentherapie oder Stammzellentransplantation kombiniert werden.

Auf dem Internationalen Workshop werden die Spezialisten zur CLL aus der ganzen Welt in Köln zusammenkommen: darunter Kanti Rai vom Long Island Jewish Medical Center, New York, Michael Keating und Susan O'Brien aus dem MD Anderson Cancer Centre in Houston, Tom Kipps von der Universität Kalifornien, San Diego, Carlo Croce von der Universität Ohio State, Bruce Cheson vom Lombardi Cancer Center, Washington, Daniel Catovsky aus London, Peter Hillmen aus Leeds, Emili Montserrat aus Barcelona und Frederico Caligaris-Cappio aus Mailand.

Vollständiges Programm: http://dcllsg.web.med. uni-muenchen.de/aktuelles/

Quelle: idw-Mitteilung vom 17.10.2006
Durch die Therapie mit dem monoklonalen Antikörper Alemtuzumab läßt sich bei Patienten mit B-CLL, verglichen mit der Standardtherapie mit Chlorambucil, eine deutlich höhere Ansprechrate erzielen, vor allem bezüglich der Rate der kompletten Remissionen. Dies sind die Ergebnisse einer randomisierten Phase-III-Studie mit 297 B-CLL-Patienten.

CLL ist mit einer Inzidenz von drei pro 100 000 Einwohner in den westlichen Ländern die häufigste Leukämieform. Die Patienten leben nach der Diagnose, je nach Stadium der Erkrankung, im Mittel noch zwei bis zehn Jahre. Konventionelle Chemotherapien können maligne Zellklone nicht vollständig beseitigen.

Seit kurzem gibt es neue Therapie-Ansätze, etwa mit Antikörpern. Sie könnten, so die Hoffnung, auch die restlichen Leukämiezellen töten. Bei der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie in Leipzig sind jetzt erste Daten der CAM307-Studie mit dem Antikörper Alemtuzumab vorgestellt worden.

Dr. Barbara Eichhorst vom Kölner Uni-Klinikum hat vorläufige Daten der randomisierten, offenen Phase-III-Studie bei einem Symposium des Unternehmens Schering vorgestellt. 297 CLL-Kranke - 213 Männer und 84 Frauen - haben teilgenommen. Sie hatten eine progressive, histopathologisch bestätigte CLL vom B-Zell-Typ und waren zuvor nicht behandelt worden.

Die Probanden sind in zwei Gruppen randomisiert worden: Sie erhielten Alemtuzumab (MabCampath®, 30 mg i.v. drei Mal pro Woche) für maximal drei Monate oder Chlorambucil (40 mg / m2 Körperoberfläche) alle 28 Tage in maximal zwölf Zyklen.

In der Alemtuzumab-Gruppe kamen etwa 24 Prozent in eine komplette Remission, waren also unter anderem symptomfrei und hatten keine tastbaren Lymphknoten, zwei Prozent waren es in der Chlorambucil-Gruppe. Partiell in Remission kamen 60 Prozent der Kranken in der Verum-Gruppe, fast 53 Prozent in der Vergleichsgruppe. Insgesamt sprachen mit etwa 83 Prozent in der Alemtuzumab-Gruppe signifikant mehr Patienten auf die Therapie an als unter Chlorambucil (56 Prozent).

"Zuvor nicht behandelte Patienten mit B-CLL sprechen exzellent auf eine Alemtuzumab-Monotherapie an", sagte Eichhorst. Das Sicherheitsprofil sei bei beiden Substanzen ähnlich. Allerdings habe es bei der Behandlung mit dem Antikörper mehr Infektionen mit Zytomegalie-Viren (11 versus 0 Prozent) sowie mehr Neutropenien (42 versus 23 Prozent) gegeben als unter Chlorambucil.

Alemtuzumab


Alemtuzumab ist ein humanisierter IgG1-Antikörper. Er bindet spezifisch an das Glykoprotein CD52 auf der Oberfläche von Makrophagen, Monozyten, B- und T-Zellen sowie auf CLL-Zellen. Der Antikörper bindet das Serumprotein Komplement. Es verursacht zudem über die Komplement-vermittelte Zytolyse und eine antikörperabhängige, zellvermittelte Zytotoxizität zum Absterben der CD52-Zellen. Alemtuzumab ist für die Rezidivtherapie zugelassen.

Quelle: Ärzte Zeitung, 09.11.2006
Patienten mit rezidivierter chronisch lymphatischer Leukämie (CLL), die nicht mehr auf Chemotherapie ansprechen, zeigten bei einer Behandlung mit Lenalidomid eine erhöhte Reaktion auf die Therapie. Dies ergab eine, von Dr. med. Asher Chanan-Khan, von der Abteilung für Medizin des Roswell Park Cancer Institute (RPCI), durchgeführte Phase-II-Studie. Die Ergebnisse wurden in der Ausgabe des "Journal of Clinical Oncology" vom 1. Dezember 2006 veröffentlicht.

Patienten mit rezidivierter chronisch lymphatischer Leukämie (CLL), die nicht mehr auf Chemotherapie ansprechen, zeigten bei einer Behandlung mit Lenalidomid eine erhöhte Reaktion auf die Therapie. Dies ergab eine, von Dr. med. Asher Chanan-Khan, von der Abteilung für Medizin des Roswell Park Cancer Institute (RPCI), durchgeführte Phase-II-Studie. Die Ergebnisse wurden in der Ausgabe des "Journal of Clinical Oncology" vom 1. Dezember 2006 veröffentlicht.

"Chronisch lymphatische Leukämie ist die häufigste maligne hämatologische Erkrankung der westlichen Hemisphäre", so Dr. Dr. Chanan-Khan, "und weiterhin unheilbar." Eine Reihe von Phase-II-Studien hat zwar eine verbesserte klinische Reaktion auf Chemotherapie allein oder in Kombination mit dem monoklonalen Antikörper Rituximab gezeigt, ein Rezidiv ist jedoch unvermeidbar, und hier sind unsere Behandlungsoptionen begrenzt.

Lenalidomid, ein neues immunmodulatorisches nicht chemotherapeutisches Krebsmittel, ist ein Thalidomid-Analogon, jedoch mit stärkerer in-vitro- Wirkung als Thalidomid. Zudem treten anscheinend einige häufige Nebenwirkungen, die mit Thalidomid verbunden sind, bei Lenalidomid nicht auf. Die Antikrebswirkung dieses Wirkstoffes wurde bei mehreren malignen Erkrankungen beobachtet, darunter Multiples Myelom und Myelodysplastisches Syndrom.

Im Rahmen dieser Phase-II-Studie - der ersten, die auf eine klinische Wirkung von Lenalidomid bei Patienten mit CLL hinweist - wurden 45 Patienten mit immunphänotypisch diagnostizierter B-CLL mit einer täglichen Dosis von 25 mg Lenalidomid behandelt. Wesentliche klinische Reaktionen wurden bei 21 (47%) Patienten beobachtet. 4 davon erzielten eine vollständige Reaktion und 17 eine Teilreaktion, alle mit prognostizierbarem und kontrollierbarem Sicherheitsprofil. Zu den am häufigsten auftretenden Nebenwirkungen zählten Erschöpfung, Neutropenie und Thrombozytopenie.

"Insgesamt liefern diese Daten ein starkes Argument für die weitere Verfolgung von Lenalidomid in klinischen konfirmatorischen Studien, die nun im Roswell Park und anderen Krebszentren landesweit offen sind", so Dr. Chanan-Khan.

Das Roswell Park Cancer Institute wurde 1898 gegründet und ist das erste landesweite Zentrum für Krebsforschung, Behandlung und Weiterbildung. Es ist das einzige als National Cancer Institute ausgewiesene umfassende Krebszentrum mit Hauptsitz in Upstate New York. Das RPCI ist Mitglied des renommierten National Comprehensive Cancer Network, einem Verband der führenden nationalen Krebszentren. Roswell Park verfügt über Partnerstandorte und Kooperationsprogramme in New York, Pennsylvania sowie in China.

Quelle: news aktuell vom 05.12.2006
Oblimersen (Handelsname Genasense), ein neuartiges Antisense-Medikament, das gezielt die Synthese von Proteinen in der Zelle verhindert, hat in einer Phase-III-Studie im Journal of Clinical Oncology (2007, 10.1200/JCO.2006.07.1191) die Ergebnisse einer Chemotherapie der chronisch lymphatischen Leukämie (CLL) verbessert.

Antisense-Moleküle sind chemisch modifizierte Oligonukleotide. Sie enthalten die komplementäre Erbinformation eines Gens. Die Antisense-Moleküle binden fest an die Messenger-RNA des Gens, was die Translation, also die Umsetzung in ein Protein in den Ribosomen verhindert. Im Prinzip kann so jedes beliebige Protein in der Zelle ausgeschaltet werden. Die Firma Genta hat für ihr Antisense-Medikament Oblimersen (Handelsname Genasense) das Gen für das Bcl-2-Protein ausgewählt. Dieses Eiweiß wird von Tumorzellen gebildet, die damit eine Apoptose, also den gezielten Zelltod verhindern, der durch viele Zytostatika angestoßen wird. Es ist deshalb sinnvoll Oblimersen in Kombination mit einer Chemotherapie einzusetzen.

Dies geschah auch in einer internationalen Phase-III-Studie mit 241 Patienten mit CLL. Bei allen Teilnehmern war es unter einer Fludarabin-basierten Therapie zu einem Rezidiv gekommen. Sie erhielten jetzt eine Chemotherapie mit Fludarabin plus Cyclophosphamid. Etwa die Hälfte wurde auf eine zusätzliche Gabe des Antisense-Wirkstoffs Oblimersen randomisiert. Es handelte sich um die erste Phase-III-Studie in dieser Indikation. Oblimersen war bereits vorher beim malignen Melanom eingesetzt worden, wenn auch mit bescheidenem Erfolg.

Bei der CLL kam es dagegen zu einer deutlichen Steigerung im primären Endpunkt, einer hämatologischen Vollremission (CR), bei der aber ein "nodulärer" Befall des Knochenmarks (nPR) erlaubt war (offen blieb, ob sich darin Tumorzellen befanden). Wie Susan O'Brien vom M.D. Anderson Cancer Center in Houston und Mitarbeiter berichten, erzielten 20 von 120 Patienten (17 Prozent), die zusätzlich zur Chemotherapie Oblimersen erhalten hatten, eine CR/nPR, gegenüber 8 von 121 Patienten (7 Prozent) unter der alleinigen Chemotherapie.

Bei allen Patienten mit CR/nPR kam es zur Besserung aller prädefinierten CLL-Symptome, darunter Fieber, nächtliche Schweißausbrüche, Abgeschlagenheit, Abdominalbeschwerden (infolge Splenomegalie) und eingeschränkte Beweglichkeit (infolge Lymphadenopathie). Auch die Dauer von CR/nPR, einer der sekundären Endpunkte, war verlängert: Von 22 Monaten unter alleiniger Chemotherapie auf mehr als 36 Monate bei der Kombination mit Oblimersen.

In dem klinisch wichtigsten Endpunkt Gesamtüberleben wurde nur in der Untergruppe der weiterhin Fludarabin-sensitiven Patienten eine Steigerung erzielt. Die wesentlichen Nebenwirkungen von Oblimersen waren eine Thrombozytopenie und selten ein Tumorlysesyndrom und Zytokin-Release-Reaktionen. Ob diese Ergebnisse für eine Zulassung des Medikaments ausreichen, bleibt abzuwarten. Für das maligne Melanom hat die FDA dies bisher abgelehnt. Den prinzipiellen Wirkungsbeleg eines Antisense-Medikamentes haben die Onkologen jedoch erneut zeigen können.

Quelle: Ärzteblatt.de vom 16.02.2007

Weiterführende Informationen:
Der monoklonale Anti-CD52-Antikörper Alemtuzumab ist als Erstlinientherapie bei der chronischen lymphatischen Leukämie vom B-Zell-Typ (B-CLL) einer Standardbehandlung mit Chlorambucil überlegen. Das zeigen die Ergebnisse der First-line-Zulassungsstudie CAM307, die auf der 48. Jahrestagung der American Society of Hematology (ASH) 2006 in Orlando vorgestellt wurden.

In der Phase-III-Studie erhielten 297 chemotherapeutisch unbehandelte Patienten mit fortschreitender B-CLL entweder über maximal 12 Wochen dreimal pro Woche 30 mg Alemtuzumab i.v. oder alle 28 Tage 40 mg/m² Chlorambucil p.o. über maximal 12 Zyklen. Primärer Studienendpunkt war das progressionsfreie Überleben (PFS).

Wie Peter Hillmen (1), Leeds, beim ASH darlegte, erreichten die mit Alemtuzumab behandelten Patienten ein signifikant längeres PFS als Patienten, die mit Chlorambucil behandelt wurden(p = 0,0001). Bei Patienten in den Rai-Stadien I-II lag das krankheitsfreie Überleben unter dem monoklonalen Antikörper bei 21,7 Monaten, im Chlorambucil-Arm dagegen nur bei 12,5 Monaten. In den Rai-Stadien III-IV betrug der Unterschied im PFS 11,1 vs. 8,6 Monate. Insgesamt reduzierte Alemtuzumab das Progressionsrisiko nachhaltig um 42% im Vergleich zu Chlorambucil (p = 0,0001).

Auch die Analyse der sekundären Studienendpunkte belegte klare Vorteile für Alemtuzumab: Unter der Antikörper-Therapie wurden sowohl 12-mal so viele Komplettremissionen (24,2% vs. 2,0%, p kleiner 0,0001) als auch ein um fast 30% höheres Gesamtansprechen (83% vs. 55%, p kleiner 0,0001) als unter Chlorambucil erzielt.

Risikostratifizierte Therapie bessert Prognose


Auch eine risikostratifizierte Therapie, die sich an prognostischen Faktoren wie dem Mutationsstatus der variablen Immunglobuline oder genetischen Aberrationen orientiert, kann dazu beitragen, das Überleben von CLL-Patienten zu verbessern. Zwischenergebnisse der CLL2H-Studie der Deutschen CLL-Studiengruppe, die Stephan Stilgenbauer (2), Ulm, beim ASH präsentierte, zeigen, dass Alemtuzumab auch bei Hochrisikopatienten mit ungünstigem zytogenetischen Risikoprofil gut wirkt. In der Studie sprachen über 50% der Fludarabin-refraktären Patienten mit 17p-Deletion auf die subkutane Gabe von Alemtuzumab an. Die 17p-Deletion ist mit einem raschen Krankheitsprogress, verringerten Überlebensraten und dem Nicht-Ansprechen auf die Standard-Chemotherapie assoziiert.

Literaturhinweise und weiterführende Artikel:

  • (1) Hillmen P et al.: Alemtuzumab (CAMPATH, MABCAMPATH) Has Superior Progression Free Survival (PFS) vs Chlorambucil as Front-Line Therapy for Patients with Progressive B-Cell Chronic Lymphocytic Leukemia (BCLL), Abstract 301

  • (2) Stilgenbauer S et al.: Subcutaneous Campath-1H (Alemtuzumab) in Fludarabin-refractory CLL: Interim Analysis of the CLL2H Study of the German CLL Study Group (GCLLSG). Abstract 478 (ASH 2004), Update 2006

  • Patienten mit B-CLL profitieren von Ersttherapie mit Antikörper Alemtuzumab, Leukämie-Online 11.11.2006


Quelle: JournalONKOLOGIE vom 09.02.2007, nach: Symposium: Rising to the New Challenges of CLL-Therapy Lymphoma am 8. Dezember 2006; Vorträge und Poster im Rahmen der Jahrestagung der American Society of Hematology (ASH) vom 8.–12. Dezember 2006 in Orlando
Bei etwa acht von zehn Patienten mit CLL sind chromosomale Veränderungen nachzuweisen. Sie sind für die Prognose bedeutsam. Es gibt immer mehr Hinweise darauf, dass es sinnvoll ist, zytogenetische Befunde mit in die Entscheidung über die Primärbehandlung einzubeziehen. Für einige CLL-Patienten mit geringen Ansprechraten auf Zytostatika könnte etwa eine Therapie mit dem monoklonalen Antikörper Alemtuzumab versucht werden. Denn die Effekte des Antikörpers sind weniger abhängig vom Karyotyp (Erbgut-Analyse) als bei Zytostatika. Kommt also bei CLL eine Therapie mit Zytostatika oder Antikörpern überhaupt infrage, ist eine zytogenetische Untersuchung sinnvoll.

Darauf hat Professor Stephan Stilgenbauer von der Uniklinik Ulm bei einer Hämatologie-Tagung in Leipzig hingewiesen. Und er gab mehrere Beispiele dafür, warum er dieses Vorgehen für sinnvoll hält: So haben zum Beispiel CLL-Kranke mit 17p- oder 11q-Deletionen - also DNA-Sequenz-Verlusten auf den Chromosomen 17 und 11 - eine schlechtere Prognose als Patienten mit normalem Karyotyp oder einer 13q-Deletion. Die 17p- und 11q-Deletionen, also auf dem kurzen oder langen Arm von Chromosom 17 oder 11, treten meist bei CLL-Zellen mit unveränderten Genen für die schwere Kette der Immunglobuline (IgH) auf. Unmutiertes IgH gilt ebenfalls als prognostisch ungünstig.

Dass CLL-Patienten mit 17p-Deletionen auf Zytostatika schlecht ansprechen, sei mehrfach belegt, so Stilgenbauer. In einer Studie mit 375 zuvor nicht behandelten Patienten mit CLL in fortgeschrittenen Stadien sprachen nur knapp 20 Prozent der Patienten mit 17p-Deletion für 30 Monate oder länger auf die Zytostatika an. Die Patienten erhielten Fludarabin mit oder ohne Cyclophosphamid. Ohne 17p-Veränderung lagen die Ansprechraten für diesen Zeitraum bei 70 und 80 Prozent.

Erhalten Fludarabin-refraktäre Patienten Alemtuzumab (MabCampath), kommen noch 40 bis 60 Prozent jener mit 17p-Mutation und knapp 30 Prozent derer mit 17p-Deletion in Remission. Davon erreichen etwa zehn Prozent eine komplette Remission, so Stilgenbauer bei einer von Schering unterstützten Veranstaltung. Ebenso könnten Patienten mit 11q-Deletion und/oder nicht mutiertem IgH-Status von einer Therapie mit Alemtuzumab profitieren. Deshalb eigne sich der Antikörper für bestimmte Subgruppen von CLL-Kranken auch für die Primärtherapie.

Quelle: Ärztezeitung vom 22.02.2007
Schwedische und dänische Forscher untersuchten anhand der Krebsregister ihrer Länder, ob neben der Therapie auch Erbfaktoren zum Auftreten einer zweiten Krebserkrankung beitragen können. Die Wissenschaftler identifizierten jeweils mehr als 7.000 Morbus Hodgkin- und CLL-Patienten sowie fast 26.000 NHL-Patienten und werteten die Krankengeschichten von 110.000 Verwandten ersten Grades aus.

Lymphompatienten mit nahen, an Krebs erkrankten Angehörigen haben ein höheres Risiko für eine zweite bösartige Erkrankung:
  • Bei erfolgreich behandelten Hodgkin-Patientinnen steigerten krebskranke Verwandte das Brustkrebsrisiko auf fast das Doppelte. Dieses erhöhte Risiko führten die Forscher auf gemeinsame Erbanlagen und Unweltbedingungen oder auf das Zusammenwirken beider Faktoren zurück.
  • Bösartige Erkrankungen im Familienkreis von NHL-Patienten erhöhten vor allem die Anfälligkeit für Hautkrebs (mit Ausnahme von Melanomen) und Lungenkrebs.
  • Die große Gefährdung von NHL- Überlebenden durch Lungenkrebs ist bereits bekannt – die skandinavische Untersuchung zeigt aber, dass sie sich bei Patienten mit krebskranken Verwandten noch einmal verdoppelt.
  • Patienten mit chronisch lymphatischer Leukämie haben ein 3,5 Mal höheres Risiko für Blasen- und ein doppelt so hohes Risiko für Prostatakrebs.

Die erhöhte Häufigkeit von Blasenkrebs hängt mit den Chemotherapeutika zusammen, die zur Behandlung der chronisch lymphatischen Leukämie verwandt werden. Genetische und/oder Umweltfaktoren können dieses Risiko steigern.

Der überwiegende Teil der Lymphom Patienten wird heute zwar durch Strahlen- und Chemotherapie geheilt - gleichzeitig erhöhen diese Therapien das Risiko für weitere Krebserkrankungen jedoch so stark, dass Zweittumore die häufigste Todesursache von Langzeit-Überlebenden Morbus Hodgkin-Patienten sind.

Fazit: Die Untersuchung kann dabei helfen, besondere Risikogruppen zu definieren und sie in Zukunft speziell zu überwachen.

Quelle: O. Landgren et al. Risk of second malignant neoplasms among lymphoma patients with a family history of cancer. Int. J. Cancer 2006; 120: 1099-1102

Quelle: NHL Info vom 15.03.2007
Bendamustin (Ribomustin) ist ein bisher nur in Deutschland zugelassenes Krebsmedikament, das bei Non-Hodgkin-Lymphomen, chronischer lymphatischer Leukämie (CLL) und Multiplem Myelom angewendet wird. Innerhalb des europäischen Zulassungsverfahrens wurde eine internationale Multicenter-Studie aufgelegt, deren Ergebnisse derzeit vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) geprüft werden.

Bendamustin wird jetzt vom Unternehmen Mundipharma vertrieben, das auch die europäische Zulassung für das Medikament anstrebt. Grundlage dafür ist unter anderen eine EU-Studie bei Patienten mit CLL, deren Ergebnisse nach Prüfung durch das BfArM noch in diesem Jahr vorgestellt werden sollen. Die CLL ist in westlichen Ländern die häufigste Leukämie und wird in Deutschland jährlich bei fast 3000 Menschen neu diagnostiziert. Darauf hat Professor Wolfgang Knauf aus Frankfurt bei einer Veranstaltung des Unternehmens Mundipharma in Berlin hingewiesen.

Die Studie hat mehr als 300 neu erkrankte CLL-Patienten aus sieben EU-Ländern aufgenommen. Die Patienten hatten bereits B-Symptome, also etwa Nachtschweiß, Gewichtsverlust und erhöhte Körpertemperatur. Sie wurden nach Randomisierung sofort mit bis zu sechs Zyklen Bendamustin oder der Standardsubstanz Chlorambucil behandelt. Beide Therapien waren verträglich.

"Nun warten wir mit Spannung auf die Wirksamkeit der Substanzen im Hinblick auf Ansprechrate und progressionsfreies Überleben", sagte Knauf. Die bisherigen Erfahrungen mit Bendamustin bei Patienten mit CLL-Rezidiven seien ermutigend. "60 bis 90 Prozent erreichten damit objektive Remissionen, darunter waren auch viele komplette Tumorrückbildungen", so Knauf.

Das vor 30 Jahren entwickelte Bendamustin ist mit den Alkylanzien verwandt, wird gut vertragen und entwickelt kaum Kreuzresistenzen gegen andere Zytostatika. "Es eignet sich auch für Kombinationen, etwa mit Rituximab", so Knauf. Sollte nun auch der Vergleich mit Chlorambucil zu Gunsten von Bendamustin ausfallen, könne das Krebsmedikament bald zur Leit- und Standardsubstanz in der Therapie bei CLL werden.

Quelle: Ärztezeitung vom 25.04.2007
Eine internationale Forschergruppe hat erstmals einen Gendefekt entdeckt, der eine chronisch lymphatische Leukämie (CLL) begünstigt. Damit die Erkrankung ausbricht, sei jedoch noch eine weitere epigenetische Störung erforderlich, berichten sie in der Fachzeitschrift "Cell".

In der westlichen Welt ist die CLL die häufigste Leukämieform. In etwa 10 Prozent der Fälle erkranken mehrere Familienmitglieder, sodass seit Langem eine erbliche Disposition vermutet wird. Sie konnte jetzt durch die Analyse einer Familie aufgedeckt werden, in welcher der Vater, vier Söhne und ein Enkelkind an CLL erkrankt waren. Bei allen fanden Dennis Weisenburger, Ohio State University in Columbus, und Mitarbeiter eine verminderte Expression eines Gens mit der Bezeichnung death-associated protein kinase 1 oder DAPK1. DAPK1 ist ein Apoptose-Faktor, das heißt, er sorgt dafür, dass einzelne Zellen, die sich zu Tumorzellen entwickeln könnten, durch einen programmierten Zelltod eliminiert werden.

Die Mutation allein führt allerdings noch nicht zur CLL. Erforderlich ist eine zweite Veränderung, die nicht genetisch bedingt ist. Dieses Signal, das nach Ansicht der Forscher durch Chemikalien induziert wird, besteht in einer sogenannten DNA-Methylierung. Gesunde Zellen benutzen diese Reaktion, um nicht benötigte Gene zum Schweigen zu bringen. Der Prozess spielt bei der Epigenetik eine Rolle. Sie bestimmt beispielsweise, welches der beiden von den Eltern geerbten Gene aktiv ist und welches nicht. Eine pathologische Aktivierung der DNA-Methylierung kann jedoch Gene ausschalten, die das Zellwachstum kontrollieren.

Auch wenn die Forscher die Bedeutung ihrer Entdeckung sogleich mit der von BRCA1 für das Mammakarzinom vergleichen, bleibt zunächst abzuwarten, ob sich weitere Familien mit dem gleichen oder ähnlichen Gendefekten finden werden. Auf jeden Fall erhoffen sich die Forscher Erkenntnisse zur Pathogenese der CLL. Möglicherweise ergäben sich auch Anregungen für neue Therapien, schreiben sie.

Weiterführende Informationen:

Quelle: Deutsches Ärzteblatt vom 01.06.2007
Zu einem wichtigen Baustein in der Therapie von Patienten mit CLL ist der monoklonale Antikörper Alemtuzumab geworden. Damit ließ sich die Zeit bis zu einer erneuten Therapie auf fast zwei Jahre hinausschieben.

Nach Angaben von Professor Peter Hillmen aus Leeds hatten in einer Studie mit fast 300 Patienten mehr Patienten der Alemtuzumab-Gruppe Komplettremissionen als in der Vergleichsgruppe mit Chlorambucil (24 Prozent versus 2 Prozent). Bei kompletter Remission sind die Patienten unter anderem symptomfrei und haben keine tastbaren Lymphknoten. Die Gesamtansprechrate lag in der Verumgruppe bei 83 Prozent und in der Vergleichsgruppe bei 55 Prozent, wie Hillmen bei einer Veranstaltung von Bayer Schering Pharma in Rom berichtet hat.
Folgetherapie war erst nach zwei Jahren erforderlich

Auch die progressionsfreie Lebenszeit war nach Therapie mit dem Antikörper Alemtuzumab (MabCampath®) hochsignifikant länger als nach Chlorambucil-Therapie. Das zeigte sich vor allem bei der Dauer, bis zu der eine Folgetherapie erforderlich wurde: Nach der Alemtuzumab-Therapie war nach fast 24 Monaten, nach Chlorambucil-Therapie dagegen nach knapp 15 Monaten die nächste Therapie erforderlich.

Besonders interessant ist nach Angaben von Hillmen, dass die Qualität des Ansprechens das progressionsfreie Überleben zu beeinflussen schien: Bei neun Patienten mit kompletter Remission nach Alemtuzumab-Therapie war nach der Therapie keine minimale Resterkrankung (MRD: Minimal Residual Disease) mehr nachweisbar, in der Chlorambucil-Gruppe war das bei keinem der Fall. MRD bedeutet, dass CLL-Zellen im peripheren Blut oder Knochenmark nachweisbar sind. Bei Patienten ohne MDR war die Krankheit auch nach zwei Jahren nicht fortgeschritten.
Subkutane Therapie reduziert unerwünschte Wirkungen

Insgesamt sei der Antikörper Alemtuzumab in der CLL-Therapie eines der wirksamsten Medikamente überhaupt, so Hillmen. Unerwünschte Wirkungen wie Fieber und Schüttelfrost lassen sich einer früheren Studie zufolge erheblich reduzieren, wenn die Applikation nicht intravenös, sondern subkutan erfolgt (Blood 100, 2002, 768).


Quelle: Ärzte Zeitung vom 06.07.2007
In der ersten Kooperationseinheit des Deutschen Krebsforschungszentrums außerhalb der Medizinischen Fakultät Heidelberg entschlüsselt ein Team unter der Leitung von Dr. Daniel Mertens genetische Grundlagen, die die Entstehung von Leukämien erklären und Heilungsansätze liefern können.

Für Dr. Daniel Mertens ergänzen sich mit der Kooperationseinheit die Möglichkeiten des Krebsforschungszentrums Heidelberg (Abteilungsleiter Molelulare Genetik: Prof. Dr. Peter Lichter) und der Ulmer Universitätsklinik für Innere Medizin III (Ärztlicher Direktor: Prof. Dr. Hartmut Döhner): "Diese Kooperation bietet ideale Voraussetzungen dafür, dass Forschungsergebnisse schneller Eingang in die klinische Anwendung finden", so Mertens. Mit Daniel Mertens leitet zum ersten Mal ein Nachwuchswissenschaftler eine Kooperationseinheit des Krebsforschungszentrums. Der jetzt abgeschlossene Kooperationsvertrag läuft über fünf Jahre.

Die Erkenntnisse von Mertens und seinem Team könnten dazu beitragen, die Entstehung von Leukämien besser zu verstehen und neue Therapieansätze zu finden. Leukämien sind Erkrankungen des blutbildenden Systems, bei der sich die weißen Blutkörperchen stark vermehren, so dass die Blutbildung und damit viele andere Körperfunktionen gestört werden.

Die Chronisch Lymphatische Leukämie (CLL) ist die häufigste Leukämie in der westlichen Welt. Mertens hat festgestellt, dass bei mehr als der Hälfte der von dieser Krankheit Betroffenen in den Leukämiezellen ein bestimmter Teil des Chromosoms 13 fehlt. Chromosomen sind die Träger der Erbinformationen des Menschen. Mertens' Forschungen legen die Vermutung nahe, dass genau in diesem fehlenden Chromosomenabschnitt ein Teil der genetischen Information lokalisiert ist, die notwendig ist, um geschädigten Zellen den Befehl zur Selbstzerstörung zu gegeben. Fehlt das Signal zu natürlichen Absterben, bleiben die Zellen mit schweren Defekten am Leben, werden immer zahlreicher und können schließlich zu Leukämiezellen entarten.

Die Wissenschaftler der Kooperationseinheit wollen nun herausfinden, welche Rolle bei der Entstehung der Leukämie die Gene haben, die sich in diesem fehlenden Teilstück des Chromosoms 13 befinden. Interessanterweise werden nicht alle diese Gene in Proteine übersetzt, sondern gehören zu einer neuen Klasse der sogenannte "nicht-kodierenden RNA-Gene." Dr. Daniel Mertens und sein Team erforschen derzeit die genaue Funtion dieser Gene, deren Kenntnis neue Strategien zu Bekämpfung der malignen Zellen eröffnen könnte. "Wir hoffen, dass sich daraus neue Therapieansätze für die Chronisch Lymphatische Leukämie ergeben", so Mertens.

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft Meldung vom 18.10.2007
Die EU-Kommission hat die Zulassung von Alemtuzumab (Handelsname MabCampath) erweitert. Alemtuzumab ist jetzt auch für die Behandlung von chronisch lymphatischer Leukämie vom B-Zell-Typ (B-CLL) zugelassen, wenn eine Fludarabin-Kombinationstherapie nicht angemessen ist. Die B-CLL zählt zu den häufigsten Leukämiearten bei Erwachsenen in den westlichen Ländern.

Alemtuzumab ist ein gentechnisch hergestellter, humanisierter monoklonaler IgG1-Kappa-Antikörper, der spezifisch an ein 21- bis 28-kD-Glykoprotein (CD52) bindet, das primär auf der Oberfläche von normalen und malignen B- und T-Lymphozyten im peripheren Blut exprimiert wird. Bindet Alemtuzumab an dieses Antigen, wird das Immunsystem zur Lyse der entsprechenden Lymphozyten aktiviert: Das Antigen wird von praktisch allen B- und T-Lymphozyten sowie von Monozyten, Thymozyten und Makrophagen sowie einem kleinen Teil der Granulozyten exprimiert, nicht jedoch von Erythrozyten oder Thrombozyten. Alemtuzumab scheint die hämatopoetischen Stammzellen oder Vorläuferzellen nicht zu schädigen.

Quelle: Apotheker Zeitung vom 18.01.08
Weil allgemein mehr Routine-Blutuntersuchungen als früher gemacht werden, wird CLL immer häufiger im frühen Stadium erkannt. Sie kann dann aber sehr unterschiedlich verlaufen. Die Prognose der CLL in frühen Stadien variiert stark - zwischen einigen Monaten und zwei Jahrzehnten. Intensiv diskutiert wird deshalb, welche Parameter mit einem günstigen oder ungünstigen Verlauf verbunden sind und wie diese in der Therapie-Entscheidung zu berücksichtigen sind. Bei der Jahrestagung ASH wurde eine Auswertung von Daten der Deutschen CLL-Studiengruppe (GCLLSG) von 585 Patienten vorgestellt, die bei der Diagnose im Stadium Binet A waren.

In diesem Stadium haben die Patienten eine Lymphozytose, weniger als drei vergrößerte Lymphknotenregionen, einen Hb von 10 g/dl und 100 000 Thrombozyten pro Mikroliter Blut.

Durchschnittlich lebten die Patienten 57 Monate noch ohne Fortschreiten der Erkrankung. Patienten aus einer Hochrisikogruppe lebten mit 25 Monaten signifikant kürzer progressionsfrei als Patienten aus der Gruppe mit nicht erhöhtem Risiko (im Mittel 88 Monate). Hochrisiko ist definiert als erhöhte Werte für das Enzym Thymidinkinase oder für das Beta-2-Mikroglobulin und kurze Lymphozytenverdoppelungszeiten (unter einem Jahr) oder diffuse Knochenmarkinfiltration.

Da sich jedoch die diffuse Knochenmarkinfiltration in dieser Studie als schwacher prognostischer Marker für den Verlauf der CLL in frühen Stadien erwiesen hat, wird sie deshalb von der Studiengruppe nicht mehr für diesen Zweck empfohlen. Konventionelle Chemotherapien, entweder mit Alkylantien wie Chlorambucil oder mit Purinanaloga (Fludarabin, Cyclosphosphamid) können maligne Zellen nicht vollständig beseitigen.

Höhere Ansprechraten, zum Teil auch in Form kompletter Remissionen - also kein Nachweis von Tumoren für mindestens vier Wochen - lassen sich durch neue Substanzen wie monoklonale Antikörper erzielen. Wer aber soll behandelt werden? In die Entscheidung für oder gegen eine Primärbehandlung sollten zytogenetische Befunde einbezogen werden, machte Professor Dr. Stephan Stilgenbauer von der Universität Ulm deutlich.
Bestimmte Genveränderungen verschlechtern Prognose

Bei etwa 8 von 10 Patienten mit CLL lassen sich Chromosomen-Veränderungen nachweisen. So haben CLL-Kranke mit Genverlusten auf den Chromosomen 17 oder 11 - als Deletionen bezeichnet - eine schlechtere Prognose als Patienten mit normalem Erbgut oder einem Genverlust auf Chromosom 13.

Genverlust auf Chromosom 17, der verbunden ist mit dem Funktionsverlust des Gens für das Tumorsuppressor-Protein p53, geht mit einem geringen Ansprechen auf konventionelle Zytostatika einher. Für solche Patienten könne eine Therapie mit dem monoklonalen Antikörper Alemtuzumab schon in der Erst-Therapie sinnvoll sein, sagte Stilgenbauer. Die Effekte des Antikörpers sind weniger abhängig vom Karyotyp, also dem Erscheinungsbild des Chromosomensatzes, als die der Zytostatika.

Antikörper-Therapie bremst die Progressions-Rate


Das geht unter anderem aus der Ende 2007 publizierten CAM307-Studie mit fast 300 zuvor nicht behandelten Patienten hervor, die Veränderungen auf den Chromosomen 11, 13 und 17 hatten (JCO 25, 2007, E-Paper jco.2007.12.9098).

Das Ergebnis: Der Antikörper vermindert im Vergleich zur Standardtherapie mit Chlorambucil das Risiko für eine Progression oder für krankheitsbedingten Tod um 42 Prozent. Die Ansprechrate betrug 83 Prozent bei Antikörpertherapie. Die Rate kompletter Remissionen lag bei 24 Prozent. Unter Chlorambucil lag die Ansprechrate bei 55 Prozent und die Rate kompletter Remission bei zwei Prozent. Die EU-Kommission hat inzwischen die Marktzulassung von Alemtuzumab erweitert, und zwar für die Therapie von CLL-Patienten, für die eine Fludarabin-Kombitherapie unangemessen ist.

Quelle: Ärzte Zeitung vom 23.01.2008

Anmelden/LogIn

Schwierigkeiten beim Anmelden in Forum? Hier lesen.

Unser Buch

Unser Buch "Manchmal ein Kunststück: 16 Drahtseilakte des Lebens mit Leukämie" porträtiert auf 128 Seiten sechzehn Menschen mit CML in Wort und Bild. Nun erhältlich!

CML 1

Unsere Seminarreihe

"Wissenshorizonte – aktuelle Perspektiven auf ein Leben mit CML“ – eine kostenlose Online-Seminarreihe für CML-Patient*innen und Angehörige. Die Aufzeichnungen der bisherigen Seminare findet Ihr hier.

252 364 max




Empfange HTML?

Joomla Extensions powered by Joobi

Neue Links