Chronische Myeloische Leukämie (CML)

Bei den Patienten, die Imatinib (Glivec) aufgrund von Nebenwirkungen/Unverträglichkeit absetzen müssen, stellt sich die Frage, ob dieselben Nebenwirkungen auch unter dem von der chemischen Struktur ähnlichen Nilotinib auftreten. Die Daten der Phase-II-Studie mit Nilotinib wurden nun daraufhin untersucht, wie die wegen Unverträglichkeit in die Studie aufgenommenen Patienten auf das Medikament reagierten.

95 der 318 Patienten, die in chronischer Phase in die Studie aufgenommen wurden, hatten Nilotinib wegen Unverträglichkeit erhalten, die restlichen wegen Resistenz. 22 der 120 Patienten in akzelierter Phase hatten Imatinib zuvor nicht vertragen. Nur bei 2 der 109 Patienten, die Nilotinib wegen nicht-hämatologischer Unverträglichkeit erhalten hatten, erlebten ähnlich schwerwiegende Nebenwirkungen auch unter Nilotinib. Nur 7 von 42 Patienten mit hämatologischen Nebenwirkungen unter Imatinib zeigten ähnliche Thrombozytopenien unter Nilotinib und mußten die Therapie abbrechen.

Die Ergebnisse zeigen, dass es nur eine geringe Kreuzunverträglichkeit zwischen Imatinib und Nilotinib gibt und das Medikament daher effektiv bei Patienten in chronischer und akzelerierter Phase mit Imatinib-Unverträglichkeit eingesetzt werden kann. Obwohl Nilotinib und Imatinib chemisch ähnlich sind und auf den gleichen Mechanismus der CML abzielen, gibt es nur geringe Überschneidungen in Bezug auf Unverträglichkeit.

Quelle: EHA-Abstract "NILOTINIB IS ASSOCIATED WITH MINIMAL CROSS INTOLERANCE TO IMATINIB IN PATIENTS WITH IMATINIB-INTOLERANT PHILADELPHIA-POSITIVE CHRONIC MYELOGENOUS LEUKEMIA IN EITHER CHRONIC PHASE OR ACCELERATED PHASE". Rosti, Hochhaus, Le Coutre, Baccarani, Bhalla, Ossenkoppele, Gattermann, Haque, Weitzman, Giles, Kantarjian 

Übersetzung/Zusammenfassung durch Jan, ohne Gewähr auf Richtigkeit und Vollständigkeit.

Weiterführende Informationen:
Ein direkter Vergleich der Nebenwirkungsprofile von Dasatinib (Sprycel) und Nilotinib (Tasigna) ist schwierig, da keine direkte Vergleichsstudie existiert und Daten von unterschiedlichen Studien auch durch Unterschiede bei den Aufnahmekriterien verursacht sein können. Eine auf EHA vorgestellte Studie vergleicht dennoch die Publikationen beider Medikamente, um eine ungefähre Aussage über die Nebenwirkungswahrscheinlichkeit der beiden Medikamente zu treffen.

Das Ziel der Untersuchung war der Vergleich des Auftretens von schweren Nebenwirkungen (Grad 3/4), die für Nilotinib und Dasatinib berichtet wurden. Hierzu wurde eine systematische Suche über Publikationen zu klinischen Studien für CML in chronischer Phase bei Nilotinib 2x400mg/Tag und Dasatinib 2x70mg/Tag durchgeführt. Für Dasatinib wurden als Basiscase die Daten der Zulassungsstudie, für Nilotinib die 120-Tage-Daten der Phase-II-Studie verwendet. Die durchschnittliche Anwendungsdauer von Dasatinib waren 5,6 Monate, für Nilotinib 8,1 Monate.

Die hämatologischen Nebenwirkungen waren bei Dasatinib etwa doppelt so hoch wie bei Nilotinib. Vergleich:
Die nichthämatologischen Nebenwirkungen wie Pleuraergüsse, Blutungen im Verdauungstrakt, Herzrhythmusstörungen und Pneumonie/Infekte waren in schwerer Form (Grad 3/4) 2-7mal häufiger unter Dasatinib als unter Nilotinib.

Die Nebenwirkungsprofile beider Medikamente sind demnach unterschiedlich und scheinen für Dasatinib stärker zu sein, selbst trotz der längeren Beobachtungsdauer unter Nilotinib. Weitere Analysen sind erforderlich.

EHA-Abstract: "GRADE 3/4 ADVERSE EVENTS IN IMATINIB RESISTANT/INTOLERANT CHRONIC PHASE CML (CML-CP) PATIENTS TREATED WITH NILOTINIB AND DASATINIB", Stephen, Carpiuc, Snedecor, Botteman

Übersetzung/Zusammenfassung durch Jan, ohne Gewähr auf Richtigkeit und Vollständigkeit.

Weiterführende Informationen:
ASH: Dasatinib: gute Wirksamkeit bei Resistenz, aber auch mehr Nebenwirkungen, Leukämie-Online 17.12.2006
Die Zulassung des Krebsmedikamentes Nilotinib unter dem Handelsnamen "Tasigna" durch die amerikanischen Behörden (FDA) erwartet das Unternehmen Novartis in Kürze. Bis Ende dieses Jahres wird die Zulassung des Wirkstoffes auch in Europa erwartet. Er wird für die Zweitlinientherapie bei Patienten mit Chronischer Myeloischer Leukämie (CML) eingesetzt.

Nilotinib ist ein Tyrosinkinase-Hemmer, der die Resistenz von CML-Patienten gegen das Standardmedikament Imatinib (Glivec) durchbrechen kann. Auch für Patienten, die Imatinib nicht vertragen, ist der neue Wirkstoff eine Behandlungsoption. Wie David Epstein vom Unternehmen Novartis bei einer Presseveranstaltung in Boston berichtet hat, stehen damit vom Unternehmen in Kürze zwei wirksame Medikamente gegen CML zur Verfügung.

Imatinib bleibe vorerst das Mittel der ersten Wahl, denn damit leben 95 Prozent der Patienten noch mindestens fünf Jahre und bei 93 Prozent gebe es keine Krankheitsprogression. Für das Zweitlinien-Medikament Nilotinib werden dieser Tage auf dem amerikanischen Krebskongress ASCO neue Daten vorgestellt. Demnach erreichen chronisch kranke, Imatinib-resistente CML-Patienten mit Nilotinib zu 52 Prozent eine gute und zu 33 Prozent eine komplette zytogenetische Remission.

Eine weitere von Novartis Onkologie entwickelte Substanz ist der mTOR-Hemmer Everolimus, der die Proliferation von Tumor- und Endothelzellen hemmt. Die Substanz ist oral wirksam und wird einmal täglich eingenommen. Es laufen bereits Phase-II-Studien (RADIANT-Programm) bei Patienten mit neuroendokrinen Tumoren und Phase-III-Studien (RECORD-Programm) bei Patienten mit fortgeschrittenen Nierenzellkarzinomen, die auf Sunitinib oder Sorafenib nicht mehr ansprechen.

Die Substanz soll 2009 marktreif sein und könnte nach Angaben von Epstein auch gegen Darm-, Brust- und Lungenkrebs wirken. Da sich mTor-Hemmer nach bisheriger Erfahrung gut für moderne Kombinationstherapien eignen, wird die Substanz bereits jetzt mit Bevacizumab geprüft.

Zur Effektivität von Substanzen aus dem Novartis-Portfolio gibt es beim diesjährigen ASCO-Kongress über 100 Präsentationen. "Insgesamt haben wir sieben Substanzen gegen elf verschiedene Krebsarten in zulassungsrelevanten klinischen Studien", sagte Epstein. Dieser Erfolg sei vor allem den Novartis Institutes for Biomedical Research (NIBR) zu verdanken, einem Netzwerk aus sieben Forschungsstandorten in den USA, Europa und Asien. Seit 2002 wird der Verbund von Cambridge in den USA aus geleitet.

Quelle: Ärztezeitung vom 08.06.2007

Weiterführende Informationen:
Die Universität Heidelberg und Novartis unterzeichnen am kommenden Donnerstag einen wissenschaftlichen Kooperationsvertrag zum besseren Verständnis und zur Therapie der chronischen myeloischen Leukämie. Dabei unterstützt Novartis das European LeukemiaNet, ein von der EU gefördertes Network of Excellence, mit rund 13 Millionen Euro zum Ausbau eines Leukämieregisters einschließlich flankierender Maßnahmen. 

Dabei unterstützt Novartis das European LeukemiaNet, ein von der EU gefördertes Network of Excellence, mit rund 13 Millionen Euro zum Ausbau eines Leukämieregisters einschließlich flankierender Maßnahmen. Dazu gehören molekulares Monitoring, pharmakologisches Monitoring und die Verbesserung der Information über Leukämien. Das Projekt stellt eine Kooperationsmaßnahme zwischen Akademia und Industrie zur translationalen Leukämieforschung dar, wie sie von Politik und öffentlichen Wissenschaftsförderern zurzeit gefordert wird. 

Quelle: Presserelations vom 27.06.2007
Mit dem "CML Advocates Network" starteten Patientenorganisationen aus Deutschland, Grossbritannien, Israel und der Tschechischen Republik am vergangenen Wochenende eine internationale Plattform. Ziel ist der weltweite Austausch von Erfahrungen und Informationen in der Unterstützung von Patienten mit Chronischer Myeloischer Leukämie (CML). Das Netzwerk nutzt innovative Internet-Technologien, um die weltweite Zusammenarbeit zu erleichtern.

Das "CML Advocates Network" ist unter der Adresse http://www.cmladvocates.net erreichbar und ist virtuelles Netzwerk und Internet-Plattform für CML-Patientenorganisationen zugleich. Die Plattform wurde am 30. Juni 2007 auf der Konferenz "Neue Horizonte in der Behandlung von CML und GIST" in Bad Nauheim vorgestellt, bei der sich 80 Vertreter von Patientenorganisationen aus 22 Ländern von 4 Kontinenten zum fünften Mal trafen. Initiiert wurde die Plattform von den vier gemeinnützigen Organisationen Leukämie-Online (Deutschland), CML Support (Großbritannien), Israeli CML Patients Support Organisation (Israel) und Diagnoza CML (Tschechische Republik). Weitere Mitglieder sind bereits beigetreten.

Die Ziele des "CML Advocates Network" sind:

  • Ein weltweites Verzeichnis von CML-Patientengruppen zu bieten, um Patienten und Angehörigen zu ermöglichen, lokale Selbsthilfegruppen in anderen Ländern zu finden.

  • Eine Diskussionsplattform für Patientengruppen-Vertreter bereitzustellen, z.B. um Erfahrungen in der Arbeit mit und für Krebspatienten zu teilen.

  • Eine gemeinsame Wissensdatenbank in Form eines Wikis bereitzustellen, um weltweit verteilte Expertise der Patientenorganisationen zu bündeln.

Im öffentlichen Bereich der Webseite ist Verzeichnis von CML-Organisationen verfügbar, die sich in 22 Ländern als Selbsthilfeorganisationen für die Unterstützung von CML-Patienten und deren Angehörigen einsetzen. Die anderen, geschützten Bereiche der Webseite sind ausschließlich Vertretern von Patientengruppen zugänglich.

Die englischsprachige Plattform wird von ehrenamtlichen Vertretern der vier genannten Organisationen betrieben und betreut. "Wir wollen erreichen, dass die CML-Patientengruppen international noch enger zusammenarbeiten. Viele Patientenorganisationen haben ähnliche Herausforderungen, aber unterschiedliche Erfahrung oder nationale Rahmenbedingungen. Die Plattform wird helfen, den Austausch zu intensivieren, voneinander zu lernen und gemeinsam aktiv zu werden", so Jan Geißler, erster Vorsitzender von Leukämie-Online e.V. und Vizepräsident der European Cancer Patient Coalition. 

Das bestehende informelle Netzwerk aus weltweit rund 20 CML-Patientengruppen habe sich schon früher bewährt, um medizinische Entwicklungen zu verstehen, sich über Studien zu auszutauschen oder sich gegenseitig in der politischen Arbeit zu unterstützen. "Mit dem CML Advocates Network haben wir nun im Internet eine Plattform, um die gemeinsame Arbeit zu intensivieren und das Wissen besser zu teilen", so Jan Geissler.

Insbesondere mit Einsatz der Wiki-Technologie wird der Aufbau einer Wissensbank und eines Werkzeugkastens für Patientengruppenvertreter erleichtert. Sie ermöglicht, dass jedes Mitglied des Netzwerks – ähnlich wie bei Wikipedia – Inhalte selbst einstellen, verändern und erweitern kann. So sind bereits heute in gemeinsamer Arbeit Inhalte entstanden, die beim Aufbau neuer Selbsthilfegruppen, bei der Finanzierung von gemeinnützigen Organisationen, dem Bilden strategischer Partnerschaften oder dem Aufbau von patientenfreundlichen Websites helfen.

Die Webseite wurde auf Basis kostenloser Open-Source-Software entwickelt und erfordert in der Betreuung nur geringe Mittel. Dies garantiert die finanzielle und inhaltliche Unabhängigkeit des Netzwerks. 

"Rund 80 Patientengruppenvertreter aus verschiedensten Teilen der Welt haben sich auf 'New Horizons 2007' über Themen wie Fortschritte in der Therapie von CML und GIST, Regulierung, strategische Partnerschaften, Fundraising und Psychoonkologie ausgetauscht. Die Bereitstellung des CML Advocates Network wurde von den Teilnehmern sehr begrüßt und wir sind sehr zuversichtlich, dass sich die Plattform sehr schnell mit Leben füllen wird", so Giroa Sharf, Präsident der Israelischen CML-Patientenorganisation, über den Start der Plattform.

Kontakt


CML Advocates Network
http://www.cmladvocates.net


Leukämie-Online e.V.
http://www.leukaemie-online.de
Jan Geissler