Chronische Myeloische Leukämie (CML)

Das neue Programm zum erweiterten Zugang zu Nilotinib (Expanding Nilotinib Access in Clinical Trials, ENACT) für Imatinib-resistente CML ist mittlerweile in mehreren klinischen Zentren in Deutschland, Österreich und der Schweiz verfügbar.

Zum 25. Juli 2006 nahmen bereits folgende Kliniken in Deutschland Patienten auf:
  • Klinikum der Johann-Wolfgang-Goethe Universität
    Theodor-Stern-Kai 7 
    60590 Frankfurt

  • Universitätsklinik Tübingen
    Otfried-Müller-Strasse 10, 
    Innere Medizin II, Hämatologie, Onkologie
    72076 Tübingen

  • Universitätsklinikum Carl Gustav Carus- TU Dresden
    Fetscherstrasse 74 
    Dresden

  • Universitätsklinikum Leipzig
    Johannisallee 32A
    Medizinische Klinik und Poliklinik II, 
    Abteilung Hämatologie und Onkologie
    Leipzig

  • Universitätsklinikum Mannheim
    Wiesbadener Strasse 7-11, 
    III. Medizinische Klinik
    68305 Mannheim

  • Laut ClinicalTrials.gov folgen in Kürze noch Zentren in Hamburg, München, Mainz, Magdeburg, Hannover, Bremerhaven, Kiel, Oldenburg, Berlin und Freiburg.

In der Schweiz ist ENACT bereits in folgenden Zentren geöffnet:
  • Kantonsspital Basel 
    Petersgraben 4 
    4031 Basel 4031

  • Laut ClinicalTrials.gov folgen in Kürze noch Zentren in Lausanne und Bern

In Österreich ist ENACT bereits in folgenden Zentren verfügbar:

  • Klinikum Kreuzschwestern Wels
    Grieskirchner Straße 42
    4. Interne Abteilung, Onkologie, Hämatologie und Immunologie
    4600 Wels

  • Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Linz
    Seilerstätte 4 
    4010 Linz 4010

  • Univ. Klinik f. Innere Medicin
    Anichstrasse 35 
    6020 Innsbruck

  • Universitaetsklinikum Wien
    Währinger Gürtel 18-20
    1090 Wien

  • Universitätsklinikum Graz 
    Auenbruggerplatz 15 
    8036 Graz

Weiterführende Links:
In Tablettenform einzunehmende Medikamente zur Desensibilisierung können dabei unterstützen, das Auftreten von wiederkehrenden Hautausschlägen zu verhindern, die bei manchen CML-Patienten einen Abbruch der Glivec-Therapie erforderlich machen würden. Dies wurde in der August-Ausgabe der "Annals of Allergy, Asthma & Immunology" berichtet.

"Bisher besteht bisher kein universelles Vorgehen, um Patienten mit Nebenwirkungen von Imatinib an der Haut zu behandeln", so die Autoren. Dr. Robert P. Nelson, Jr. und Kollegen der Indiana University School of Medicine, Indianapolis, USA, verabreichten eine orale Desensibilisierungstherapie an 10 Leukämiepatienten, die vorher auf Imatinib (Glivec) wiederkehrend mit Hautausschlägen reagierten.

Das vierstündige oral einzunehmende Desensibilisierungsprogramm begann unter Beobachtung der Patienten mit einer 10mg-Dosis, und setzte sich in neun Stufen mit Tabletten von 2mg bis 100mg fort, so der Bericht. Alle Patienten vertrugen die Desensibilisierung, und 8 Patienten konnten ihre tägliche Imatinib-Therapie ohne Rückkehr der Ausschläge oder anderer Nebenwirkungen fortsetzen. Von den zwei anderen Patienten entwickelte einer fünf Stunden nach der Desensibilisierungsprozedur einen diffusen Ausschlag, und einer zeigte einige Tage nach der Desensibilisierung wiederkehrende Hautausschläge.

"Eine größere Zahl Patienten sollte mit dieser Behandlung beobachtet werden, um die Effektivität oraler Desensibilisierung zu bestätigen, sowie um den Mechanismus von der Entwicklung von Ausschlägen bei Patienten mit wiederkehrenden oder widerspenstigen Ausschlägen zu beleuchten", so die Forscher.

"Orale Desensibilisierung scheint eine Option für Patienten mit wiederkehrenden Hautreaktionen auf Imatinib zu sein, und könnte es Ärzten erlauben, Imatinib bei Leukämiepatienten sicher einzusetzen, die auf diese lebensverlängernde Medikation Nebenwirkungen an der Haut entwickeln", so die Schlussfolgerung der Forscher.

Quellen:
Imatinib überwindet bekanntermaßen die Blut-Hirn-Schranke nicht. Sollte also der seltene Fall eintreten, dass sich CML-Zellen ins Rückenmark oder das Hirn ausbreiten, ist Imatinib nicht wirksam und eine Chemotherapie muss über das Rückenmark angewendet werden. Ein Forschungsbericht aus Japan gibt nun ersten Aufschluss, dass der in Studien befindliche Wirkstoff INNO-406 (zuvor NS-187) in kleinen Mengen die Blut-Hirn-Schranke überwindet und auf diesem Weg CML-Rückfälle im Zentralen Nervensystem (CNS) überwinden kann.

INNO-406, ein neuer Inhibitor, der sowohl BCR-ABL- als auch Lyn-Tyrosinkinasen hemmt, soll im Körper etwa 10 Mal stärker als Imatinib wirken. Im Gegensatz zu Imatinib, das aufgrund des Vorhandenseins von P-Glycoproteinen in der Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit die Blut-Hirn-Schranke nicht überwinden kann, soll INNO-406 dies in geringem Maße möglich sein. Die Studie ergab, dass die Konzentration von INNO-406 im zentralen Nervensystem etwa 10% der Plasmakonzentration betrug. Diese sei aber ausreichend, das Wachstum von Ph-positiven Zellen zu hemmen, auch wenn diese eine Mutation von BCR-ABL aufwiesen. Auch konnte Cyclosporin, ein P-Glycoprotein-Hemmer, die Aktivität von INNO-406 bei Ph-positiver CML im zentralen Nervensystem verstärken. 

Quelle: INNO-406, a novel BCR-ABL/Lyn dual tyrosine kinase inhibitor, suppresses the growth of Ph+ leukemia cells in the central nervous system and cyclosporine A augments its in vivo activity. Shinya Kimura et al, Kyoto University Hospital. Übersetzung und Zusammenfassung durch Jan, ohne Gewähr.

Weiterführende Informationen: Studie mit INNO-406 zur Behandlung von Glivec-Resistenz gestartet, Leukämie-Online 23.07.2006
Patienten mit chronischer myeloischer Leukämie (CML), die nicht auf Imatinib ansprechen oder es nicht vertragen, hilft offenbar der Tyrosinkinase-Hemmer Dasatinib. Das bestätigen die Ergebnisse einer Phase-II-Studie mit fast 400 Patienten.

"Dasatinib ist wirksam sowohl bei CML-Patienten, die Mutationen im BCR-ABL-Gen haben und deshalb nicht auf Imatinib ansprechen, als auch Patienten, die eine davon unabhängige Resistenz haben", hat Professor Andreas Hochhaus aus Mannheim beim Krebskongreß ASCO in Atlanta in den USA berichtet. 

BCR-ABL ist ein Fusionsgen auf Chromosom 22 - bei CML als Philadelphia-Chromosom bezeichnet - und bei den meisten CML-Patienten Ursache der Erkrankung. An der Studie nahmen 387 Patienten in der chronischen Phase der Leukämie teil. Sie erhielten zweimal pro Tag 70 mg Dasatinib. Alle drei Monate wurde das Knochenmark zytologisch und zytogenetisch untersucht.

Die mediane Beobachtungszeit während der Dasatinib-Therapie betrug 7,8 Monate. 90 Prozent der Patienten sprachen komplett hämatologisch an: Die Leukozytenzahl normalisierte sich. Jeder zweite Patient sprach zytogenetisch an, das bedeutet, das Philadelphia-Chromosom war in Knochenmark-Zellen nicht mehr nachweisbar.

Insgesamt 160 Patienten hatten Mutationen im BCR-ABL-Gen, 20 Prozent bei Imatinib-intoleranten und 52 Prozent bei Imatinib-resistenten Patienten.

Das hämatologische Ansprechen war offenbar unabhängig von Mutationen in dem Gen. Es war in den beiden Gruppen mit 88 und 91 Prozent etwa gleich hoch.

Quelle: Ärztezeitung vom 15.09.2006
Sollten sich in fortgeschrittenen Phasen der CML Resistenzen gegen Glivec bilden, stehen zum Beispiel mit Dasatinib (Sprycel), Nilotinib (Tasigna, AMN107) und SKI-606 verschiedene noch nicht zugelassene Medikamente zur Verfügung. Was aber, wenn sich auch gegen eines der neuen Medikamente eine Resistenz bildet? Ein Team des MD Anderson Krebszentrums hat nun eine Gruppe von 23 Patienten untersucht, die nach Glivec auch gegen Nilotinib resistent wurden, und von denen etwas mehr als die Hälfte daraufhin auf Dasatinib ansprach.

Zu Beginn der Studie waren von den 23 Patienten, die bereits zuvor gegen Glivec und dann Nilotinib resistent wurden, neun in akzelerierter Phase und zehn in Blastenkrise. 39% der Patienten hatten zusätzlich zuvor eine Interferon-Therapie und 9% eine Stammzelltransplantation erfahren. Das Durchschnittsaler war 58 Jahre. Die Glivec-Vortherapie hatte eine durchschnittliche Dauer von 21 Monaten und die Nilotinib-Therapie 8 Monate. Drei der Patienten hatten 400mg Nilotinib täglich erhalten, der Rest höhere Dosen. Der durchschnittliche PCR-Wert zu Studienbeginn war 72%, und drei Viertel der Patienten hatten ABL-Mutationen wie T315I, Y253F/H, F359V, E255V/K and G250E. Im Durchschnitt wurde Nilotinib 1,3 Monate vor Beginn mit Dasatinib abgesetzt.

13 der 23 Patienten (57%) sprachen auf Dasatinib an. Bei 10 kam es zu einer Normalisierung der Blutwerte, und 7 erreichten ein zytogenetisches Ansprechen (2 vollständig, 4 teilweise, 1 geringfügig). Die Patienten mit T315I-Mutationen sprachen erwartungsgemäß nicht auf das Medikament an. 58% der Patienten mußten die Dasatinib-Dosis wegen Nebwirkungen reduzieren. 

Die Ergebnisse legen nahe, dass Dasatinib im Falle von Glivec- und Nilotinib-Versagen wirksam sein kann. Allerdings ist die Beobachtungszeit zu kurz, um daraus Schlüsse zu ziehen. Weitere Beobachtungen bei höheren Patientenzahlen sind erforderlich, um auch die Dauerhaftigkeit des Ansprechens beurteilen zu können.

Quelle:

Dasatinib (BMS-354825) is active in Philadelphia chromosome-positive chronic myelogenous leukemia after imatinib and nilotinib (AMN107) therapy failure

Alfonso Quintas-Cardama, Hagop Kantarjian, Dan Jones, Claude Nicaise, Susan O'Brien, Francis Giles, Moshe Talpaz, and Jorge Cortes

Dept of Leukemia, University of Texas, MD Anderson Cancer Center, Houston, TX
Dept of Hematopathology, University of Texas, MD Anderson Cancer Center, Houston, TX
Bristol-Myers Squibb, Wallingford, CT
University of Texas MD Anderson Cancer Center, Houston, TX
University of Michigan, Ann Arbor, MI

Übersetzung und Zusammenfassung durch Jan, ohne Gewähr auf Richtigkeit und Vollständigkeit