Chronische Myeloische Leukämie (CML)

Eine auf ASH2009 vorgestellte Studie des spanischen CML-Krebsregisters (RELMC) hatte das Ziel, mögliche Einflussfaktoren zu identifizieren, die den Therapieverlauf bei Patienten mit neu diagnostizierter CML unter Imatinib beeinflussen könnten. Dabei wurden auch neue Variablen wie z.B. Phosphat-Spiegel im Serum untersucht, die bei einer erheblichen Zahl von Imatinib-Patienten reduziert sind. Dabei zeigte sich, dass die Patienten mit Phosphatmangel statistisch ein besseres Ansprechen zeigten. Die biologischen Ursachen sind jedoch noch unklar und die Relevanz als Prognosefaktor unbelegt.

207 neu diagnostizierte CML-Patienten in chronischer Phase wurden an 17 spanischen Kliniken in die Studie aufgenommen. Geschlecht: 131 männlich, 76 weiblich (63%, 37%). Alter: Median 52 (19-88). Die Verteilung nach Risikogruppen war folgendermassen: Sokal niedrig/mittel/hoch: 47%, 35%, 18%). Hasford: (44%, 49%, 7%). Die untersuchten Variablen der Studie waren Geschlecht, Sokal und Hasford-Einschätzung. Variable während der Behandlung: Imatinib-Dosis, Anämie, Neutropenie, Thrombozytopenie und Hypophosphatämie.

Ergebnisse: Die mittlere Beobachtungszeit in der Studie betrug 19 Monate. Unter den 207 Patienten waren die Häufigkeiten für Anämie, Neutropenie und Thrombozytopenie 21%, 29% und 11%. bei 91 Patienten wurde der Phosphatspiegel im Serum während der Therapie bestimmt. Von diesen Patienten hatten 49 (54%) eine Hypophosphatämie. In 94.6% der Fälle wurde eine vollständige hämatologische Remission erreicht. Es konnte kein signifikanter Zusammenhang zwischen Sokal- oder Hasfordgruppe und dem Erreichen der vollständigen hämatologischen Remission festgestellt werden.

In 73% der Fälle wurde eine vollständige zytogenetische Remission erreicht. Ein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Erreichen der vollständigen zytogenetischen Remission und tiefer oder mittlerer Hasfordgruppe bzw. dem Vorliegen einer Hypophosphatämie während der Behandlung. Die Wahrscheinlichkeit einer vollständigen zytogenetischen Remission war bei Patienten mit einer Hypophosphatämie während des 9. Monats der Behandlung höher. Patienten mit einer Hypophosphatämie zeigten einen Trend zu einer höheren Wahrscheinlichkeit einer vollständigen zytogenetischen Remission.

Gutes bzw. vollständiges molekulares Ansprechen (MMR, CMR) wurde in 71% bzw. 48% der Fälle erreicht. Gutes molekulares Ansprechen war signifikant schlechter bei Patienten mit hohem Hasford-Risiko, und die Wahrscheinlichkeit guten molekularen Ansprechens war höher bei Patienten, die eine Hypophosphatämie entwickelten.
Betreffend vollständiger molekularer Remission war ein signifikanter Zusammenhang zwischen hohem Hasfordrisiko und geringerem Anteil vollständiger molekularer Remissionen erkennbar. Ausserdem war die Wahrscheinlichkeit vollständigen molekularen Ansprechens bei Patienten mit Hypophosphatämie grösser.

Schlussfolgerung: In dieser Studie zeigte das Hasford-System einen besseren Vorhersagewert als die Socal-Klassifizierung. Interessanterweise hatte die Hälfte der Patienten während der Behandlung mit Imatinib eine Hypophosphatämie. Faszinierenderweise können tiefe Phosphatspiegel im Serum während der Behandlung mit besserem Ansprechen in Verbindung gebracht werden, und legt damit weitere Untersuchungen der biologischen Ursachen dieser Erkenntnis und der Relevanz als Variable zur Prognose nahe. 

Quelle: ASH-Abstract 1121: Hypophosphatemia During Imatinib Treatment of Newly Diagnosed Chronic Myeloid Leukemia Patients Is Associated with Better Response. Luis Felipe Casado, MD. Übersetzung durch Niko, Zusammenfassung durch Jan, ohne Gewähr auf Richtigkeit und Vollständigkeit. Danke, Niko!


Weitere Berichte zu Ergebnissen von ASH2009:

Dasatinib ist ein Tyrosinkinasehemmer, der für die Zweitlinientherapie nach Imatinib-Versagen zugelassen ist. Dosisabhängige Nebenwirkungen verlangen bei manchen Patienten nach einer Dosisverringerung, die über die empfohlenen Maße hinausgeht. Eine auf ASH2009 vorgestellte Studie an Patienten in chronischer Phase zeigte, dass im Vergleich zur zweimal täglich gegebenen Standarddosis die Nebenwirkungen durch eine Intervallanwendung reduziert werden konnten, während die Wirksamkeit vergleichbar blieb. Demnach könnte es sein, dass angesichts der kurzen Halbwertszeit von Dasatinib (3-5 Stunden) geplante Behandlungsunterbrechungen das Behandlungsergebnis nicht negativ beeinflussen, während damit eine dauerhafte Behandlung mit einem wirksamen Medikament ermöglicht wird.

In einer rückblickenden Analyse wurden die Daten von 33 Patienten mit Imatinib-Unverträglichkeit (11 Patienten) oder Resistenz gegen Imatinib (22 Patienten) ausgewertet. Die Patientenauswahl basierte auf der durch Nebenwirkungen bedingten reduzierten Dosierung. Die Patienten wurden in der Erwartung einer Reduktion der Dasatinib-Nebenwirkungen mit einem festen Einnahme/Absetzen-Dosierungsplan (3-5 Tage Medikamentengabe, 4-2 Tage ohne Medikament) behandelt. Der Verlauf der Patienten wurde mittels Routineblutbildern, zytogenetischen Methoden und molekularer Kontrolle (quantitative PCR) verfolgt, um das Ansprechen auf den veränderten Therapieplan sicherzustellen. Zusätzlich wurden die Patienten mit Resistenzen regelmässig auf BCR-ABL-Mutationen untersucht.

Die wichtigsten Gründe für die Dosisreduktion waren hämatologische Nebenwirkungen (51%) und Wassereinlagerungen (55%), einschliesslich 17 Patienten mit Pleuraerguss. 27 Patienten (82%) litten and Grad III/IV-Nebenwirkungen. Die mittlere wöchentliche Dosis des Dasatinib-Intervall-Therapieplanes betrug 500mg (320-500). Während der Intervallbehandlung verbesserte sich der mittlere Grad für hämatologische Nebenwirkungen von 3.2 auf 1.5, und für Wassereinlagerungen von 2.9 auf 1.6. Alle bis auf zwei durch Wassereinlagerungen beeinträchtigte Patienten (89%) und alle bis auf einen durch hämatologische Nebenwirkungen beeinträchtigte Patienten erreichten geringere Nebenwirkungsgrade durch das therapiefreie Wochenende.

Die Studienärzte folgern daraus, dass eine Wochenend-Unterbrechung der Therapie die generelle Fortsetzung der Behandlung mit Dasatinib für Patienten, die unter Nebenwirkungen leiden, ermöglicht. Diese rückblickende Datenanalyse an Imatinib-resistenten oder Imatinib-unverträglichen Patienten mit bis zu 5 verschiedenen vorausgegangenen Behandlungsvarianten legen gute und in vielen Fällen sogar verbesserte Wirksamkeit der Intervallbehandlung im Vergleich zur kontinuierlichen Behandlung nahe. Diese Daten legen die Anlage klinischer Studien zur Untersuchung von alternativen Intervalldosierungen nahe.

Quelle: ASH-Abstract 1119: Weekend Drug Holiday of Dasatinib in CML Patients Not Tolerating Standard Dosing Regimens. Paul La Rosee.Übersetzung durch Niko, Zusammenfassung und Kommentierung von Jan, ohne Gewähr auf Richtigkeit und Vollständigkeit. Danke, Niko!

Kommentar von Jan: Warnung und Vorsicht mit der Interpretation dieser Studie, die keinesfalls als Ermutigung für das eigenmächtige Ändern jeglicher CML-Therapie verstanden werden sollte. Es handelte sich hier um eine relativ kleine Anzahl von Patienten, die bei der Standarddosis von Dasatinib Nebenwirkungen in einem Maße zeigten, dass eine dauerhafte Weiterführung der Therapie generell in Frage stand. Es wurde dann unter engmaschiger Verlaufskontrolle im Rahmen einer Studie untersucht, ob regelmäßige Unterbrechungen der Therapie ("therapiefreies Wochenende") denkbar wären. Gegenüber Imatinib ist hierbei zu beachten, dass die Verstoffwechselung von Dasatinib im Körper völlig anders als bei Imatinib funktioniert und man bzgl Absetzen, Dosierung und erforderlichen Wirkspiegeln nicht von einem auf das andere schließen kann. Auch aus Laiensicht können wir nur dringend appellieren, dass ein solcher Therapieansatz ausschließlich von CML-Experten unter eng kontrollierten Bedingungen durchgeführt werden sollte. Die Studiendaten sind aber interessant für diejenigen, deren Therapie mit Dasatinib insgesamt aufgrund von schwerwiegenden Nebenwirkungen in Gefahr steht und alternativlos ist.


Weitere Berichte zu Ergebnissen von ASH2009:

Auf spezielle Tumormerkmale spezialisierte Impfstoffe sind bereits seit Jahrzehnten in Diskussion. Auch bei der CML wird der Einsatz von Impfstoffen seit mehreren Jahren erprobt. Auf ASH2009 wurde nun ein aktualisierter Zwischenstand einer italienischen Studie mit dem auf BCR-ABL spezialisierten Impfstoff CMLVAX100 zur weiteren Verbesserung einer unter Imatinib erreichten guten molekularen Remission vorgestellt. Dabei konnten bei zwei Dritteln der 43 Patienten eine spezifische Immunantwort nachgewiesen werden; ein Nachweis eines substantiellen Einflusses auf den Therapieerfolg bleibt jedoch weiterhin schwierig.

Die tägliche Dosis von 400mg Imatinib ist die Standardtherapie für Patienten mit chronisch myeloischer Leukäme (CML), eine vollständige zytogenetische Remission wird von der Mehrheit der Patienten innerhalb eines Jahres der Behandlung erreicht. Zusätzlich erreicht eine beträchtliche Zahl von Patienten ein gutes molekulares Ansprechen (d.h. BCR-ABL/ABL-Verhältnis kleiner 0.1), das BCR-ABL-Transkript ist aber bei den meisten Patienten noch nachweisbar was die Persistenz einer minimalen Resterkrankung zeigt. In einer vorausgegangen kleinen Pilotstudie schien die Impfung von mit Imatinib behandelten Patienten mit einem von p210-b3a2 abgeleiteten Fusionspeptid zu einer peptidspezifischen Immunreaktion und damit zu einer Reduktion der Imatinib überlebenden Resterkrankung zu führen.

Methoden: Um die Wirksamkeit dieses gezielten immunbasierten Ansatzes and einer grösseren Zahl von Patienten zu untersuchen, haben die Studienärzte eine multizentrische Phase-2-Studie angelegt (GINEMA CML0206), in der 5 von p210 b3a2 abgeleitete Peptide (CMLVAX100-Impfstoff) bei Patienten mit mindestens 18 Monaten Imatinib-Behandlung und anhaltender molekularer Resterkrankung angewendet wurde. Jede Impfung bestand aus CMLVAX100 mit zwei Dosen GM-CSF als immunologischen Adjuvans. Der Behandlungsplan war: 6 zweiwöchentliche Impfungen (Immunisierungsphase), gefolgt von drei jeweils monatlichen Impfungen (Verstärkungsphase), gefolgt von zwei Impfungen jeweils alle drei Monate (Erhaltungsphase). Das primäre Ziel der Studie war, die Ansprechensrate (Patienten, die eine mindestens 50%ige Reduktion der BCR-ABL/ABL-Rate im peripheren Blut im Vergleich zur Rate vor der Impfung zeigen) nach Immunisierung und Verstärkung (Evaluation nach 6 Monaten) und Persistenz im neunten Monat (nach der 10. Impfung) zu bewerten. Das sekundäre Ziel schloss die Bestimmung der Rate nicht nachweisbarer BCR-ABL-Transkriptes zu jeder Zeit nach der Immunisierung und die Rate der durch die Impfung ausgelösten peptidspezifischen Immunantwort ein.

Zum Zeitpunkt des Berichts waren 57 der 69 geplanten Patienten in die Studie aufgenommen, bei 43 von 57 war das Ansprechen zu dem Zeitpunkt auswertbar. 27 sind männliche und 16 sind weibliche Patienten mit einem mittleren Alter von 56.5 Jahren (Bereich von 29 bis 78). Zum Zeitpunkt der Diagnose wiesen 25/34 (58%) der Patienten ein niedriges, 15/43 (35%) ein mittleres und 3/43 (7%) ein hohes Risiko nach Sokal auf. 21 von 43 Patienten (49%) begannen die Imatinibtherapie direkt nach der Diagnose. Alle Patienten traten dem Impfprotokoll nach mindestens 18 Monaten Imatinibtherapie bei, die mittlere Behandlungsdauer mit diesem Tyrosinkinasehemmer betrug 54 Monate (Bereich von 23-100). Alle Patienten hatten eine vollständige zytogenetische Remission vor Eintritt in die Studie (nach einer mittleren Zeit von 6 Monaten Imatinibtherapie) erreicht und befanden sich in vollständiger zytogenetischer Remission mit einer mittleren Dauer der Remission von 47 Monaten zum Zeitpunkt der Einschreibung in die Studie. Alle Patienten begannen die Impfung mit persistent im peripheren Blut messbarer molekularer Erkrankung (jedes BCR-ABL-Transkript-Niveau).

Ergebnisse: Die laufenden Zwischenuntersuchungen zeigen, dass die Impfungen (ingesamt über 400 Injektionen) sehr gut verträglich waren, die Toxizität von CMLVAX100-GMCSF äusserte sich nur in Rötungen und Juckreiz an der Injektionsstelle. Nur 4/43 Patienten (9%) bekamen ein leichtes Fieber. Bezüglich der durch die Impfung induzierten Immunreaktion zeigten 29/43 (67%) Patienten eine signifikante in vitro b3a2-peptidspezifische CD4+-Zellproliferation. Bezüglich Ansprechens der minimalen Resterkrankung registrierten wir eine mindestens 50%ige Reduktion der BCR-ABL-Werte vor der Impfung nach 6 Monaten der Behandlung (d.h. nach 9 Impfungen) bei 22/43 (51%) der Patienten, die Reduktion wurde bei 14/29 (48%) der Patienten bestätigt, die die 9-Monatsuntersuchung erreichten (d.h. nach 10 Impfungen). Bei 14/43 (32%) der Patienten war während dieser Zeit mindestens einmal kein BCR-ABL-Transkript mehr nachweisbar. Bei 2/43 Patienten beobachteten wir einen signifikanten Anstieg der BCR-ABL-Transkripe, nach drei bzw. 18 Monaten nach Beginn der Impfungen gefolgt vom Verlust der vollständigen zytogenetischen Remission

Schlussfolgerung: Der CMLVAX100-Impfstoff scheint eine Reduktion der langanhaltenden molekularen minimalen, die Imatinibbehandlung überlebenden Resterkrankung bei ungefähr der Hälfte der geimpften CML-Patienten zu induzieren und bestätigt so die vorläufigen Ergebnisse. Falls diese BCR-ABL-spezifische Immunkontrolle der minimalen Resterkrankung einen substantiellen Einfluss auf den Anteil der BCR-ABL-Mutationen haben sollte, können Fortschreiten der Krankheit und das Gesamtüberleben erst nach längerer Beobachtungsdauer bestimmt werden. 

Quelle: ASH-Abstract 648: BCR-ABL Derived Peptide Vaccine in Chronic Myeloid Leukemia Patients with Molecular Minimal Residual Disease During Imatinib: Interim Analysis of a Phase 2 Multicenter GIMEMA CML Working Party Trial. Monica Bocchia. Übersetzung durch Niko, Zusammenfassung und Kommentierung durch Jan, ohne Gewähr auf Richtigkeit und Vollständigkeit. Danke, Niko!

Weiterführende Informationen:


Weitere Berichte zu Ergebnissen von ASH2009:

Das Durchschnittsalter von CML Patienten bei Diagnosestellung beträgt knapp 60 Jahre. Bei den vor Einführung von Imatinib ausgearbeiteten Prognoseklassifikationen (Sokal, Hasford) war das Alter ein wesentlicher und wichtiger Prognosefaktor. Die neuesten Imatinib Studien haben die prognostische Wichtigkeit des Alters noch nicht geklärt, und eine Therapie mit Imatinib, Dasatinib und Nilotinib wird vielen älteren Patienten immer noch verweigert. Eine Anzahl von Studien, die im Rahmen der ASH-Konferenz vorgestellt wurden, bewertete den Einsatz von Imatinib, Dasatinib und Nilotinib bei älteren Patienten.

Imatinib


Eine GIMEMA-Studie bewertete die Beziehung zwischen dem Alter (unter und über 65 Jahre) und dem Ergebnis bei CML Patienten, die in früher chronischer Phase (ECP) in erster Linie mit Imatinib behandelt wurden. Daten von 559 vormals unbehandelten Patienten in früher chronischer Phase, die täglich 400 mg Imatinib (76 %) oder täglich 800 mg (24 %) erhielten, wurden analysiert. Die durchschnittliche Nachsorgezeit beträgt derzeit 42 Monate. Es gab 115 Patienten über 65 Jahre (Durchschnittsalter 71 Jahre), während 444 (79 %) jünger als 65 Jahre alt waren (Durchschnittsalter 46 Jahre). Der Anteil der Patienten, die mit 800 mg Imatinib täglich behandelt wurden, war in beiden Altersgruppen gleich hoch.

Die kumulativen Raten der vollständigen zytogenetischen und der guten molekularen Remission waren in den beiden Altersgruppen identisch (88 % zu 88 % bzw. 82 % zu 83 %). Allerdings waren das Gesamtüberleben (86 % zu 93 %), das Überleben ohne Therapieversagen (72 % zu 81 %) und besonders das progressionsfreie Überleben in der Gruppe mit den älteren Patienten deutlich schlechter. Diese Unterschiede traten hauptsächlich aufgrund von Begleiterkrankungen auf, die mehr Todesfälle in der chronischen Phase verursachten.

Diese Daten verdeutlichen, dass ein Ansprechen auf Imatinib nicht altersbedingt war. Überlebenskurven wurden aufgrund von altersbezogenen Komplikationen und Begleiterkrankungen beeinträchtigt. Das Alter sollte niemals eine Gegenanzeige für eine Behandlung mit Imatinib darstellen.

Nilotinib


ENACT ist eine Phase IIIb Studie, die die Wirksamkeit und Sicherheit von Nilotinib bei erwachsenen CML Patienten, die gegenüber Imatinib resistent sind oder den Wirkstoff nicht vertragen, in einem klinischen Praxisumfeld ohne Registrierung bewertet. Diese Studie ist die umfangreichste Einzelquelle für Informationen über Wirksamkeit und Sicherheit von verfügbaren Tyrosinkinasehemmern (TKI) bei CML, insbesondere bei älteren Menschen. Diese Subanalyse der ENACT-Studie bewertete die Wirksamkeit und Sicherheit der Verabreichung von 400 mg Nilotinib zweimal täglich bei älteren Patienten, die die Behandlung bei CML in chronischer Phase beginnen und resistent gegenüber Imatinib sind und/oder den Wirkstoff nicht vertragen.

Von den 1.422 Patienten mit CML in chronischer Phase, die zwischen Januar 2006 und Oktober 2008 an der ENACT-Studie teilnahmen, waren zu Beginn der Studie 452 (32 %) höheren Alters (mindestens 60 Jahre) und 165 (37 %) dieser Patienten waren mindestens 70 Jahre alt, 10 waren mindestens 80 Jahre alt. Frankreich, Italien, die USA, Deutschland, Großbritannien, Spanien, Kanada und Brasilien meldeten mindestens 20 ältere Patienten an.

Bei ENACT scheinen Patienten über 60 Jahre zu Beginn der Studie längere Dauern von CML zu haben, scheinen stärker vorbehandelt zu sein und scheinen weniger gut auf Imatinib anzusprechen als die jüngere Gruppe. Nichtsdestotrotz rief Nilotinib ein vergleichbares klinisches Ansprechen bei CML Patienten in chronischer Phase ungeachtet des Alters hervor. Wichtig ist, dass das Sicherheitsprofil von Nilotinib bei älteren Patienten aufrechterhalten wird.

Dasatinib


Es gibt derzeit keine Daten zur Toxizität und Wirksamkeit von Dasatinib bei nicht ausgewählten älteren Patienten. Um diesen Punkt hervorzuheben, wurden 97 Patienten, die mit Dasatinib behandelt wurden und über 60 Jahre alt sind, im Nachhinein von 16 italienischen Zentren auf einer „real-life“ Basis ausgewertet.

Es gab 52 Männer und 45 Frauen, das Durchschnittsalter zu Beginn der Behandlung mit Dasatinib betrug 69,5 Jahre (65 - 73). Alle Patienten befanden sich in chronischer Phase als die Behandlung mit Dasatinib aufgenommen wurde. Die Anfangsdosis von Dasatinib betrug 140 mg/Tag bei 47 Patienten, 100 mg/Tag bei 44 Patienten bzw. ≥ 50 mg/Tag bei 6 Patienten.

Insgesamt unterbrachen 11/97 Patienten (7 behandelt mit 140 mg, 3 mit 100 mg und 1 mit weniger als 100 mg) die Behandlung mit Dasatinib aufgrund von Toxizität dauerhaft; eine Senkung der Dosis wurde bei 56/97 Patienten notwendig (91 % mit 140 mg und 27 % mit 100 mg behandelt). Das durchschnittliche Gesamtüberleben betrug 45 Monate, das progressionsfreie Überleben betrug 25 Monate.

Die Analyse zeigte, dass Dasatinib bei der Behandlung von nicht ausgewählten Patienten über 60 Jahre, die resistent gegenüber Imatinib sind oder den Wirkstoff nicht vertragen, eine große Rolle spielen könnte; insbesondere, wenn Dasatinib in der derzeit empfohlenen Dosis von 100 mg/Tag eingesetzt wird, ist es sehr wirksam und zeigt auch im Falle von stark vorbehandelten älteren Patienten ein günstiges Sicherheitsprofil.

Quellen:
  • ASH-Abstract 1118: Old Age Affects Survival but Not Response in CML: GIMEMA Study; Gabriele Gugliotta
  • ASH-Abstract 3286: Efficacy and Safety of Nilotinib in Elderly Patients with Imatinib-Resistant or -Intolerant CML-CP: A Sub-Analysis of the ENACT Study; Philipp D. le Coutre
  • ASH-Abstract 2211: Real-Life Analysis of Dasatinib in CMP-CP Patients Aged >60 Years Resistant/Intolerant to Imatinib; Roberto Latagliata, MD
Übersetzung und Zusammenfassung durch Jan mit Unterstützung von Sigma Translations. Ohne Gewähr für Richtigkeit und Vollständigkeit.

Weitere Berichte zu Ergebnissen von ASH2009:

Imatinib hat die Überlebensraten bei Patienten mit CML außerordentlich verbessert. Alle Patienten müssen ihre Behandlung jedoch für eine unbestimmte Zeit fortführen. Es wurde bereits früher über eine Pilotstudie der ersten Patienten, die Ihre Imatinib Therapie abbrachen, berichtet. Die multizentrische Studie "Stop Imatinib" (STIM) wurde im Juli 2007 gestartet, um die Fortdauer der vollständigen molekularen Remission nach Abbruch der Behandlung mit Imatinib auszuwerten, und um die Faktoren zu bestimmen, die mit der Fortdauer der vollständigen molekularen Remission in Verbindung gebracht werden können.

Aufnahmekriterien waren eine Behandlungsdauer mit Imatinib von mindestens 3 Jahren und anhaltende vollständige molekulare Remission (CMR). Anhaltende vollständige molekulare Remission (CMR) wurde als BCR-ABL/ABL-Spiegel unterhalb einer Nachweisschwelle definiert, entsprechend einer 5-log Reduktion (nicht nachweisbares Signal unter Verwendung von RQ-PCR) für mindestens 2 Jahre. Molekularer Rückfall, definiert als RQ-PCR-Positivität, wurde berücksichtigt, wenn dieser in zwei aufeinander folgenden Bewertungen bestätigt wurde. In Fällen eines molekularen Rückfalls wurden Patienten erneut mit 400 mg Imatinib täglich behandelt.

8 von 15 Patienten aus der Pilotstudie befinden sich weiterhin in vollständiger molekularer Remission mit einer durchschnittlichen Nachsorgezeit von 42 Monaten (zwischen 37 - 49 Monaten). Die Anzahl von Patienten, die sich für die STIM Studie anmeldeten, betrug 69. 34 Patienten wurde vor der Behandlung mit Imatinib Interferon alpha (IFNa) verabreicht, und 35 Patienten wurden vorab nicht behandelt. Die durchschnittliche Nachsorgezeit (Bereich) betrug 17 Monate (6 - 24 Monate). 37 Patienten erlitten innerhalb der ersten 6 Monate einen Rückfall (Verlust der vollständigen molekularen Remission) und zwei Patienten erlitten nach über 6 Monaten (Monat 7 und 18) einen Rückfall. Im 12. Monat betrug die Wahrscheinlichkeit, in einer vollständigen molekularen Remission zu verbleiben 45 % (44 % für diejenigen Patienten, die vorab mit Interferon behandelt wurden, 46 % für vorab unbehandelte Patienten).

Alle Patienten, die einen molekularen Rückfall erlitten hatten, reagierten, nachdem die Behandlung mit Imatinib wieder aufgenommen wurde, erneut sensibel (abnehmender BCR-ABL-Spiegel, Erzielen einer erneuten vollständigen molekularen Remission). Bei männlichen Patienten lag die Überlebenswahrscheinlichkeit ohne molekularen Rückfall höher, und eine Tendenz wurde für die Gruppe mit niedrigem Sokal-Risiko beobachtet.

Die Anzahl von peripheren natürlichen Killerzellen war vor Abbruch der Behandlung mit Imatinib bei Patienten mit einem Rückfall deutlich geringer (hauptsächlich zytotoxische Zellen CD56dim), verglichen mit den Patienten ohne Rückfall.

Schlussfolgerungen: Die Forscher haben bestätigt, dass eine vollständige molekulare Remission nach einem Abbruch der Behandlung mit Imatinib mittels einer langen Nachsorgezeit insbesondere bei männlichen Patienten und bei Patienten mit zytotoxischen natürlichen Killerzellen in deren peripheren Blut aufrechterhalten werden kann. Unter strengen Maßstäben ist es möglich, die Behandlung bei Patienten mit aufrechterhaltener vollständiger molekularer Remission zu beenden, sogar bei den Patienten, die nur mit Imatinib alleine behandelt worden sind.

Quelle: ASH-Abstract 859: Francois-Xavier Mahon.
Übersetzung und Zusammenfassung durch Jan mit Unterstützung von Sigma Translations. Ohne Gewähr für Richtigkeit und Vollständigkeit.

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