Leukämie bei Kindern und Jugendlichen

An dieser Stelle findet Ihr Informationen rund um das Thema pädiatrische Leukämie, zum Beispiel

    – deutsche Übersetzungen zu aktuellen relevanten Artikeln und Studien zu pädatrischen Leukämien

    – Aufzeichnungen von Online-Patientenseminaren

    – aktuelle Hinweise zu Veranstaltungen und Treffen

    – sowie allgemeine Neuigkeiten und interessante Informationen zu dieser Erkrankung

 


 

Für die Therapie von krebskranken Kindern ist die Zulassung neuer Medikamente erforderlich, hat Professor Thomas Klingebiel, der Vorsitzende der Gesellschaft für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie (GPOH) betont.


Dazu müssten Phase-I- und Phase-II-Studien aufgelegt oder weitergeführt werden. Der Aufwand für solche Studien sei deutlich höher als für die klassische Therapieoptimierung und benötige eine neue Infrastruktur, sagte der Direktor der Klinik für Onkologie, Hämatologie und Hämostaseologie am Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin des Uniklinikums Frankfurt am Main. Veröffentlicht wurde das Interview vorab in der Zeitschrift "Wir", die die Deutsche Kinderkrebsstiftung herausgibt.

Quelle: Ärzte Zeitung, 18.02.2008
Kinder, die Krippen oder Spielgruppen besuchen, sind US-Forschern zufolge deutlich weniger anfällig für Leukämie. In einer in London vorgestellten Studie stellten die Wissenschaftler eine um 30 Prozent geringere Wahrscheinlichkeit bei diesen Kindern fest, an Blutkrebs zu erkranken. Die Experten der Universität von Kalifornien in Berkeley verglichen bei ihren Arbeiten insgesamt 14 verschiedene Studien an rund 20.000 Kindern

"Insgesamt sehen wir eine Senkung des Leukämie-Risikos um 30 Prozent bei Kindern, die in Spielgruppen waren oder in sehr jungen Jahren mit anderen Kindern in Kontakt kamen, gegenüber Kindern, die diese Erfahrung nicht hatten", sagte die Ärztin Patricia Buffler im BBC-Fernsehen.

Leukämie ist in den Industriestaaten die häufigste Krebsform bei jungen Menschen und betrifft im Schnitt eines von 2000 Kindern. Nach dem gegenwärtigen Stand der Wissenschaft gibt es zwei große Auslöser der Krankheit. Einer ist eine genetische Mutation, die noch im Mutterleib stattfindet. Ein zweiter Auslöser ist vermutlich eine Infektion im Kindesalter, auf die der Körper "unangemessen" reagiert und so für Leukämie anfälliger wird.

Jetzt gehen die Forscher davon aus, dass diese unangemessene Reaktion weniger wahrscheinlich wird, wenn das Immunsystem durch die üblichen Kinderinfektionen wie Husten und Schnupfen abgehärtet wird. "Wir gehen davon aus, dass diese Erfahrung in jungen Jahren das Immunsystem besser vorbereitet, als wenn das Kind isoliert ist", erläuterte Buffler. 

Quelle: Aachener Zeitung vom 29.04.08l
Kindergartenkinder bekommen nach Erkenntnis amerikanischer Forscher seltener Blutkrebs als andere Altersgenossen. Das hat die Analyse von insgesamt 14 Studien mit mehr als 6.000 Leukämie-Kindern ergeben. "In unserer Analyse kommen wir zu dem Ergebnis, dass Kinder, die Kindertagesstätten oder Spielgruppen besuchen, ein um 30 Prozent geringeres Risiko haben, an Leukämie zu erkranken", hat Forschungsleiterin Patricia Buffler von der Universität von Kalifornien auf einer Konferenz für pädiatrische Onkologie in London berichtet.

Daten von über 14.000 Kindern ausgewertet


Der Grund für diesen möglichen Effekt sei in der Analyse jedoch nicht untersucht worden. Die Beobachtung stütze jedoch die These, dass ein frühes Training des Immunsystems - etwa durch die Vielzahl der im Kindergarten zirkulierenden Keime - einen schützenden Effekt gegen Leukämie habe.

Leukämie ist in den Industrieländern die häufigste Krebserkrankung bei Kindern und trifft dort etwa eines von 2.000 Kindern. In 80 Prozent aller Fälle handelt es sich um die akute lymphatische Leukämie (ALL), die meist im Alter zwischen zwei und fünf Jahren auftritt. Auf diese Form konzentriert sich auch die US-Analyse. Sie fasst 14 Studien mit insgesamt 6.108 leukämiekranken und 13.704 gleichalten gesunden Vergleichskindern zusammen. Die Eltern hatten jeweils Angaben zu Kindergarten- oder Spielgruppenbesuch sowie zu anderen Sozialkontakten gemacht.

In zwölf der Studien hatte sich bereits einen gewisser Schutz angedeutet, zwei Studien hatten keinen Effekt belegt. "Die Kombination der Studiendaten stärkt unsere Zuversicht darin, dass der schützende Effekt tatsächlich existiert", betonte Buffler.

Quelle: Ärzte-Zeitung vom 05.05.2008
Etwa neun von zehn Kindern, die heute an einer Leukämie oder einem Lymphom erkranken, dürfen auf eine Heilung hoffen, berichten Epidemiologen des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) im Journal of the National Cancer Institute.

Dass hämatologische Tumoren bei Kindern, die früher immer tödlich waren, heute in der Mehrzahl geheilt werden können, ist bekannt. Die meist genannten Zahlen stammen jedoch aus den 90er-Jahren und sind nach Einschätzung von Hermann Brenner vom DKFZ inzwischen überholt.

Der Epidemiologe legte deshalb auf der Basis einer Analyse des amerikanischen Krebsregisters SEERS (Surveillance, Epidemiology, and End Results) neue Zahlen vor. Danach haben sich die Zehn-Jahresüberlebensraten bei der akuten lymphatischen Leukämie (ALL) im Jahrzehnt zwischen 1990/4 und 2000/4 von 73,4 auf 83,8 Prozent verbessert.

Für die Gegenwart sagt der Experte eine 10-Jahresüberlebensrate von 88 Prozent voraus. Etwas ungünstiger sind die Ergebnisse bei der akuten nicht lymphatischen Leukämie. Die Zehn-Jahresüberlebensraten betragen heute 63,9 Prozent, was aber ein deutlicher Fortschritt gegenüber 1990/4 ist, wo nur 38,7 langfristig überlebten.

Beim Non-Hodgkin-Lymphom dürfen heute 90,6 Prozent der Kinder auf eine Heilung hoffen, beim Morbus Hodgkin sind es sogar 94,3 Prozent. Beim Non-Hodgkin-Lymphom bedeutet dies eine Verbesserung gegenüber 1990/94, als 76,6 Prozent zehn Jahre oder länger überlebten. Beim Morbus Hodgkin ist die Zehn-Jahresüberlebensrate dagegen ein wenig abgefallen (96,1 in 1990/4).

Quelle: Ärzte Blatt vom 11.09.08. Veröffentlicht im Journal of the National Cancer Institute (2008; 100: 1301-1309).
Das Kind ist müde und schlapp, mag nicht spielen und hat leichtes Fieber - Symptome, wie sie bei jedem kleinen Infekt auftreten können, der schnell wieder vergessen ist. "Wenn allerdings nach vier Tagen keine Besserung eingetreten ist, sollten Eltern mit ihrem Kind einen Kinderarzt aufsuchen, um der Ursache genauer auf den Grund zu gehen", rät Prof. Reinhard Schneppenheim, Direktor des Kinderkrebszentrums am Universitätsklinikum Eppendorf. Denn wenn solche allgemeinen Beschwerden andauern, kann auch eine beginnende Leukämie dahinterstecken. Akute Leukämien sind die häufigsten bösartigen Erkrankungen bei Kindern und treten vor allem im Vorschulalter auf. Die häufigste Form ist die akute lymphatische Leukämie, wesentlich seltener ist die akute myeloische Leukämie.

Im weiteren Verlauf der Erkrankung kommt es zu typischen Anzeichen, die den Kinderarzt dazu veranlassen, das Kind gleich in die Onkologie zu überweisen. "Klassische Zeichen sind z. B. Hautblutungen, entweder als flohstichartige Blutungen oder großflächige blaue Flecken ohne Verletzung, und deutlich sichtbar angeschwollene Lymphknoten", sagt Schneppenheim.

Hautblutungen sind fast immer auf eine starke Verminderung der Blutplättchen zurückzuführen, weil das Knochenmark gefüllt ist mit Leukämiezellen, sodass es keine normalen Zellen mehr bilden kann, aus denen sich die Blutplättchen sowie weiße und rote Blutkörperchen ableiten. "Die Verminderung der roten Blutkörperchen zeigt sich daran, dass die Kinder meistens leistungsgeschwächt sind, nicht mehr laufen oder spielen mögen und sich öfter hinlegen. Auch die normalen weißen gehen zurück, sodass die Infektabwehr geschwächt ist, deswegen kommt es zu Infekten mit hohem Fieber", erklärt der Onkologe.

In der Klinik wird das Kind gründlich untersucht, ein Blutbild und andere Laborwerte überprüft. Mit dem Ultraschall können die Ärzte feststellen, ob Leber und Milz vergrößert sind.

"Um ganz sicherzugehen, wird das Knochenmark auf bösartige Zellen untersucht, weil diese in 25 Prozent der Fälle im Blut nicht zu finden sind", sagt Schneppenheim. Bei einer akuten lymphatischen Leukämie sind über 90 Prozent der Zellen im Knochenmark bösartig.

Wenn ein Patient morgens in die Klinik kommt, werden die Untersuchungen so rasch durchgeführt, dass nachmittags die Diagnose feststeht und die Ärzte mit den Eltern das Aufklärungsgespräch führen, in denen die Erkrankung, ihr natürlicher Verlauf und Behandlungsmöglichkeiten aufgezeigt werden. Die Behandlung ist eine Chemotherapie mit einer ganzen Reihe verschiedener Medikamente, die sich im Laufe der letzten vier Jahrzehnte als wirksam erwiesen haben. Sie besteht aus Therapieblöcken, nach denen die Patienten wieder nach Hause gehen. Die gesamte Therapie dauert ein halbes Jahr und kann mit erheblichen Nebenwirkungen verbunden sein. "Die häufigsten Nebenwirkungen sind schwere Infektionen, Schleimhautentzündungen im Mund mit offenen Stellen und Haarausfall. Die Übelkeit kann gut medikamentös behandelt werden", sagt Schneppenheim.

Doch sind diese Strapazen überstanden, ist in den meisten Fällen das Schlimmste vorüber, und Kinder und Eltern können aufatmen: Die Erfolgsrate dieser Therapie liegt bei der akuten lymphatischen Leukämie auf Anhieb bei 80 Prozent. Wenn es zum Rückfall kommen sollte, kann man noch mit einer weiteren Therapie Heilerfolge erzielen.

Wenn die Therapie nicht erfolgreich ist, oder die Leukämie innerhalb der nächsten zwei Jahre wieder auftritt, wird eine Knochenmarktransplantation notwendig. Die Erfolgsquote der Therapie wird immer besser, sodass sie immer seltener nötig ist", berichtet Schneppenheim.

Bei der selteneren akuten myeloischen Leukämie ist eine Knochenmarktransplantation häufiger erforderlich. Die Kinder bekommen zuerst die Chemotherapie und erhalten dann, wenn möglich, eine Knochenmarkspende von einem identischen Familienspender.

Jedes Jahr werden in dem Zentrum am UKE 120 Kinder mit Krebserkrankungen neu behandelt, 600 pro Quartal sind in ständiger Betreuung. Jetzt soll dort die Versorgung von Kindern mit Hirntumoren weiter ausgebaut und durch einen weiteren Spezialisten verstärkt werden.

Hirntumoren sind die zweithäufigste Krebserkrankung bei Kindern. "Es ist nicht nur eine bösartige Erkrankung, sondern dieser Tumor zerstört eventuell auch lebenswichtige oder für die Entwicklung eines Kindes notwendige Strukturen und Hirnareale. Auch eine Operation ist deswegen immer problematisch. Deswegen muss man manchmal entscheiden zwischen Überleben und einer gewissen Behinderung. Das erfordert viel Erfahrung, und deswegen sollten diese Tumoren nur in Zentren behandelt werden, in denen man viele solcher Tumoren sieht. Wir wollen ein Zentrum für Hirntumoren in Deutschland werden", so Schneppenheim.

Der häufigste Hirntumor bei Kindern ist das Medulloblastom. Es kann alle Altersgruppen vom Neugeborenen bis zum Jugendlichen betreffen und zeigt sich durch Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen, ohne dass ein Infekt vorliegt, Gleichgewichtsstörungen, Sehstörungen, Schiefhals, Sehen von Doppelbildern.

Die Therapie besteht aus mehreren Säulen: Zunächst wird in einer Operation der Tumor entfernt, dann folgen in der Regel Chemo- und Strahlentherapie. Insgesamt dauert die Behandlung ein halbes bis ein Jahr. Die Erfolgsrate ist sehr unterschiedlich: "Beim Medulloblastom reicht die Heilungsrate von 30 bis 80 Prozent, je nach Untergruppe", sagt Schneppenheim.

Im Forschungsinstitut, das von der Fördergemeinschaft des Kinderkrebszentrums in Kooperation mit dem UKE betrieben wird, erforschen die UKE-Spezialisten neue Wege, um Hirntumoren und Leukämien besser bekämpfen zu können. "Wir wollen die Entstehung von Leukämie und Hirntumoren besser verstehen, um dabei neue Angriffspunkte für eine Therapie zu finden. Das Ziel ist angewandte Forschung, die auch in therapeutische Vorgehensweisen umsetzbar ist", betont Schneppenheim.

Quelle: Abendblatt vom 08.01.09
Britische und US-amerikanische Forscher haben unabhängig voneinander zwei Genvarianten gefunden, die das Risiko auf eine akute lymphatische Leukämie (ALL) erhöhen. Eine Genvariante könnte nach den Berichten in Nature Genetics auch das Ansprechen der Therapie beeinflussen. Leukämie ist in Großbritannien die häufigste Krebsform bei Kindern. Rund 85 Prozent dieser Kinder leiden an ALL.

Die beiden Gene wurden in sogenannten genomweiten Assoziationsstudien (GWAS) ermittelt. Dazu wurde das Genom von Leukämiepatienten gescannt und an möglichst vielen Stellen mit dem Genom von Gesunden verglichen.

Die US-Gruppe um Mary Relling vom St. Jude Children's Research Hospital in Memphis/Tennessee und die britische Arbeitsgruppe um Richard Houlston vom Institute of Cancer Research in Sutton bei London benutzten die gleichen Techniken, führten die Untersuchungen jedoch an verschiedenen Gruppen durch.

Dass beide zum gleichen Ergebnis kommen, schließt einen Zufall weitgehend aus. Die Varianten in den Genen ARID5B und IKZF1 dürften deshalb Mitverursacher der ungehemmten Vermehrung von Lymphoblasten im Knochenmark sein, die zur ALL führt. Dafür spricht auch, dass beide Gene in der gesunden Variante an der Entwicklung von Lymphozyten beteiligt sind. 

Die US-Gruppe schätzt, dass beide Genvarianten 37 Prozent aller ALL-Erkrankungen bei Kindern erklären könnten, was allerdings nicht bedeutet, dass ein Gentest zum Screening sinnvoll ist. Dazu ist die Erkrankung viel zu selten: In Deutschland kommt es jährlich zu schätzungsweise 500 Erkrankungen. Dennoch ist es die häufigste Leukämie in diesem Alter. Außerdem erkranken nicht alle Kinder mit den Genvarianten an einer ALL. Sie erhöhen das Leukämierisiko “nur” um 30 bis 60 Prozent. 

Eine mögliche Anwendung des Gentests könnte sich für die Therapieplanung ergeben, denn die US-Gruppe berichtet, dass eine der Genvarianten (ARID5B) die Akkumulation von Methotrexat in den Zellen beeinflusst. Die Genträger hatten erhöhte Konzentrationen dieses Zellgifts in den Zellen.

Möglicherweise könnten Patienten mit den Genvarianten durch eine geringere Dosierung des Zytostatikums geheilt werden. Ob dies tatsächlich der Fall ist, können natürlich nur klinische Studien zeigen, auf deren Planung die Studienergebnisse vermutlich Einfluss haben werden

Quellen: Ärzteblatt vom 18.08.2009
Pressetext-Meldung vom 17.08.2009
Auch Zellen brauchen ein Tempolimit - sie müssen ausreifen, und im Zeitraffer funktioniert das nicht richtig. Produzieren weiße Blutkörperchen zu rasch bestimmte Eiweiße, bleiben sie in einem frühen Stadium stecken, in dem sie sich unkontrolliert teilen können. Die Arbeitsgruppe um Prof. Dr. Robert Slany am Lehrstuhl für Genetik der Universität Erlangen-Nürnberg hat die allzu hohe Produktionsgeschwindigkeit als Ursache einer gefährlichen Blutkrebserkrankung bestimmt und beobachtet, wie und wo die dafür verantwortlichen Eiweißmoleküle ansetzen.

Während die Behandlung von Blutkrebs (Leukämie) im frühen Kindesalter eine Erfolgsgeschichte der modernen Medizin darstellt und inzwischen Heilungsraten von nahezu 90 Prozent erreicht werden, gibt es leider immer noch einen Subtyp der Leukämie, vor allem bei Kleinkindern, der sich einer effizienten Behandlung entzieht. Die so genannte "mixed lineage leukemia" ist dadurch gekennzeichnet, dass in den betroffenen Zellen das Chromosom 11 zunächst zerbricht und daraufhin mit anderen Chromosomen "falsch" verheilt. Durch diese unnatürliche Kombination verschmelzen verschiedene Gene miteinander, und in der Zelle wird nach deren "Bauplan" ein Fusionseiweiß produziert, das Leukämie auslöst.

Zum ersten Mal konnte die Arbeitsgruppe an der Naturwissenschaftlichen Fakultät in Erlangen jetzt die biologische Funktion eines solchen Fusionsproteins aufklären.*) Durch die fehlerhafte Verknüpfung zweier - normalerweise getrennt vorliegender - Eiweißmoleküle entstehen "Beschleunigerpro teine", die dazu führen, dass bestimmte, für die Blutzellentwicklung nötige Gene viel schneller als gewöhnlich abgelesen werden.

Wie bei einer Fließbandherstellung, die in zu hohem Takt abläuft, kommt es dadurch zu einer Überproduktion der entsprechenden Genprodukte. Eigentlich müssten die beteiligten Gene abgeschaltet werden, um die Entwicklung von reifen, funktionellen Blutzellen zu ermöglichen, doch in den Leukämiezellen arbeiten diese Gene einfach weiter. Dadurch wird die Zellreifung blockiert. Die betroffenen Zellen werden in einem frühen Entwicklungszustand künstlich festgehalten, in dem sie sich unkontrolliert vermehren können.

Mit der Aufklärung der an diesen Prozessen beteiligten Moleküle eröffnet sich nun auch die Möglichkeit, nach geeigneten Hemmstoffen dieser Proteine zu suchen, um die Taktrate des "Genfließbandes" wieder auf ein Normalmaß zu reduzieren. Erste Kandidaten für solche "Genbremsen" wurden in der Arbeitsgruppe von Prof. Slany bereits identifiziert und werden derzeit auf ihre Verwendbarkeit in der Leukämie-Therapie untersucht.

Quelle: idw vom 24.11.2009

CML ist ein selten auftretender bösartiger Tumor in der Pädiatrie. Imatinib ist ebenfalls als Erstlinienbehandlung bei Kindern mit CML etabliert, während eine allogene Stammzellen-transplantation als Behandlungsoption für diejenigen Patienten vorbehalten wird, die eine Behandlung mit Tyrosinkinasehemmern (TKIs) nicht mehr vertragen oder sich solch einer Behandlung widersetzen. Die CML-PAED II Studie sowie eine französische Phase-IV-Studie berichteten auf ASH über eine Analyse von Daten von jungen Patienten mit neu diagnostizierter Ph-positiver CML unter Imatinib-Therapie.

Gemäß Protokoll wurden CML-PAED II pädiatrische Patienten mit bestätigter Diagnose von Philadelphiachromosom-positiver (Ph+) CML in der chronischen Phase einmal täglich mit 300 mg/sqm Imatinib behandelt. Wenn sich die Patienten in der akzelerierten Phase (AP) oder einer Blastenkrise (BC) befanden, wurde die Dosis auf 400 mg/sqm bzw. 500 mg/sqm täglich erhöht.

Von 2004 bis März 2009 wurden insgesamt 51 Patienten angemeldet (21 weiblich, 30 männlich; Durchschnittsalter: 10,6 Jahre (zwischen 1 - 20 Jahren): 10 Patienten mit fortlaufender Imatinib Behandlung wurden angeworben und rückwirkend analysiert, während 41 Patienten im Voraus eingeschrieben wurden. Die Krankheitsstufen waren: chronische Phase n = 47; akzelerierte Phase n = 1; Blastenkrise n = 3. Die vier Patienten, die sich in der akzelerierten Phase und Blastenkrise befanden, unterzogen sich einer frühen Stammzellentransplantation. Beobachtete Nebenwirkungen bei der gesamten Gruppe beinhalteten: Übelkeit (n = 9), Muskelschmerzen (n = 7), Ödeme (n = 3), Rhabdomyolyse (n = 1, kurze Unterbrechung der Behandlung mit Imatinib), verringerte Anzahl von Blutkörperchen (n = 2, kurze Unterbrechung der Behandlung mit Imatinib bei einem Patienten), biochemische Änderungen im Knochenstoffwechsel (n = 8), Beeinträchtigung des Längenwachstums (n = 1). Zwei Patienten erlitten Unverträglichkeiten (Muskelschmerzen) bzw. Toxizität (hepatisch) und brachen daher die Behandlung mit Imatinib ab. Sie wurden anschließend nach 4 bzw. 10 Monaten auf Dasatinib umgestellt.

In Hinblick auf die immer noch geringe Anzahl von pädiatrischen Patienten wird die Behandlung mit Imatinib bei Kindern und Jugendlichen mit CML in chronischer Phase – wie bei Erwachsenen – mit hohen Ansprechraten bei der Behandlung in Verbindung gebracht. Widerstand gegenüber Imatinib ist ungewöhnlich und Nebenwirkungen scheinen erträglich, da nur 10 % der gesamten Gruppe die Behandlung mit Imatinib beendeten und auf Tyrokinasehemmer der zweiten Generation umgestellt wurden. Störungen im Knochenstoffwechsel und Beeinträchtigungen beim Längenwachstum können jedoch bei dieser noch nicht ausgewachsenen Gruppe besonders wichtig sein.

Nur 3/47 Patienten, bei denen noch keine fortgeschrittenen Phasen von CML diagnostiziert worden sind, unterzogen sich einer Stammzellentransplantation. Dadurch wird verdeutlicht, dass auch in der Pädiatrie die Stammzellentransplantation zu einer Zweitlinienbehandlung für diejenigen Patienten geworden ist, die ein hohes Risiko aufweisen, und den Patienten, bei denen eine Therapie mit Imatinib nicht angeschlagen hat.

Quelle: ASH-Abstract 342: CML in Pediatrics - First Results From Study CML-PAED II, Meinolf Suttorp, MD, PhD

Bei einer anderen Studie in Frankreich wurden 44 Kinder mit einem Durchschnittsalter von 11 Jahren (zwischen 10 Monaten - 17 Jahren) angemeldet. Die Rate des vollständigen zytogenetischen Ansprechens lag nach 12 Monaten bei 62 %. Die Rate des weitgehenden molekularen Ansprechens (MMR), definiert als BCR-ABL/ABL Verhältnis unter 0,1 %, lag nach 12 Monaten bei 34 %.

Während dem ersten Jahr der Behandlung mit Imatinib wurde bei dieser Studie eine Veränderung der Körpergröße bei den 22 Patienten mit einer ausreichenden Nachsorge beobachtet: eine deutliche Abnahme der Standardabweichungen von Körpergrößewerten wurde im Zeitraum zwischen dem Beginn der Behandlung und den 12 Monaten danach beobachtet.

Schlussfolgerung: Imatinib ist bei Kindern und Jugendlichen mit vormals unbehandelter CML in früher chronischer Phase wirksam. Es wurde jedoch eine negative Auswirkung von Imatinib auf das Wachstum bei einer Gruppe von Kindern und Jugendlichen beobachtet, die mit Imatinib behandelt wurden.

ASH-Abstract 863: Imatinib Is Efficient but Has a Negative Impact On Growth in Children with Previously Untreated chronic Myelogenous Leukaemia (CML) in Early Chronic Phase (CP): Results of the French National Phase IV Trial; Frédéric Millot

Übersetzungen und Zusammenfassung durch Jan mit Unterstützung von Sigma Translations. Ohne Gewähr für Richtigkeit und Vollständigkeit.

Weitere Berichte zu Ergebnissen von ASH2009:

Das Paul Ehrlich-Institut (PEI) hat eine von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) initiierte multizentrische Transplantationsstudie für an akuter myeloischer Leukämie (AML) erkrankter Kinder als erste Knochenmarktransplantationsstudie in Deutschland nach dem neuen Arzneimittelgesetz (AMG) genehmigt. Damit hat die MHH nach eigener Aussage für Studien mit Blutstammzellen einen neuen bundesweiten Standard gesetzt.

Knochenmarkzellen und periphere Blutstammzellen werden nach der AMG-Novellierung von 2005 wie Arzneimittel von den Behörden beurteilt. Laut MHH waren Studieninitiativen deshalb bisher wegen unklarer Bedingungen zur Umsetzung der neuen gesetzlichen Richtlinien blockiert. "Damit drohen Kinder, die zahlenmäßig in der Medizin nur eine Randgruppe darstellen, vom medizinischen Fortschritt ausgeschlossen zu werden", sagt MHH-Hämatologe Martin Sauer.

Die jetzt genehmigte Studie untersucht den Stellenwert einer Knochenmarktransplantation bei Kindern mit AML. Eine Stärke der Studie sei Sauer zufolge, dass das Transplantationsvorgehen detailliert mit den Behandlungsprotokollen der beginnenden Chemotherapie abgestimmt werde.

Die Forscher erwarten, dass in der drei- bis vierjährigen Forschungsphase bis zu 150 Kinder in die Studie eingeschlossen werden können. Außer der MHH sind die Charité in Berlin sowie Kinderkliniken in Dresden, Düsseldorf, Erlangen, Essen, Freiburg, Gießen, Halle, Hamburg, Jena, Kiel, München, Münster, Tübingen, Ulm, Würzburg, Heidelberg, sowie in Wien, Zürich und Prag beteiligt.

Quelle: Deutsches Ärzteblatt vom 08.03.2010

Am 20.08. bis 22.08.2010 trafen sich in Erding in der Nähe des Münchener Flughafens einige Familien, deren Kinder an chronisch myeloischer Leukämie (CML) erkrankt sind. Es war dieses das zweite Familientreffen; vor drei Jahren hatten sich einige Teilnehmer bereits in Essen im Elternhaus des dortigen Fördervereins kennengelernt. Als Organisatoren hatte dieses Mal Familie Duckstein über die Homepage "www.cml-bei-Kindern.com" eingeladen. 

Weiterlesen ...

Unterkategorien

Screenshot_2021-04-26_at_11.33.07.pngSchwerbehinderung päd CML Cover

Unser Buch

Unser Buch "Manchmal ein Kunststück: 16 Drahtseilakte des Lebens mit Leukämie" porträtiert auf 128 Seiten sechzehn Menschen mit CML in Wort und Bild. Nun erhältlich!

CML 1

Unsere Seminarreihe

"Wissenshorizonte – aktuelle Perspektiven auf ein Leben mit CML“ – eine kostenlose Online-Seminarreihe für CML-Patient*innen und Angehörige. Die Aufzeichnungen der bisherigen Seminare findet Ihr hier.

252 364 max