Britische und US-amerikanische Forscher haben unabhängig voneinander zwei Genvarianten gefunden, die das Risiko auf eine
akute lymphatische Leukämie (ALL) erhöhen. Eine Genvariante könnte nach den Berichten in Nature Genetics auch das Ansprechen der Therapie beeinflussen. Leukämie ist in Großbritannien die häufigste Krebsform bei Kindern. Rund 85 Prozent dieser Kinder leiden an ALL.
Die beiden
Gene wurden in sogenannten genomweiten Assoziationsstudien (GWAS) ermittelt. Dazu wurde das Genom von Leukämiepatienten gescannt und an möglichst vielen Stellen mit dem Genom von Gesunden verglichen.
Die US-Gruppe um Mary Relling vom St. Jude Children's Research Hospital in Memphis/Tennessee und die britische Arbeitsgruppe um Richard Houlston vom Institute of Cancer Research in Sutton bei London benutzten die gleichen Techniken, führten die Untersuchungen jedoch an verschiedenen Gruppen durch.
Dass beide zum gleichen Ergebnis kommen, schließt einen Zufall weitgehend aus. Die Varianten in den
Genen ARID5B und IKZF1 dürften deshalb Mitverursacher der ungehemmten Vermehrung von Lymphoblasten im
Knochenmark sein, die zur ALL führt. Dafür spricht auch, dass beide
Gene in der gesunden Variante an der Entwicklung von
Lymphozyten beteiligt sind.
Die US-Gruppe schätzt, dass beide Genvarianten 37 Prozent aller ALL-Erkrankungen bei Kindern erklären könnten, was allerdings nicht bedeutet, dass ein Gentest zum
Screening sinnvoll ist. Dazu ist die Erkrankung viel zu selten: In Deutschland kommt es jährlich zu schätzungsweise 500 Erkrankungen. Dennoch ist es die häufigste Leukämie in diesem Alter. Außerdem erkranken nicht alle Kinder mit den Genvarianten an einer ALL. Sie erhöhen das Leukämierisiko “nur” um 30 bis 60 Prozent.
Eine mögliche Anwendung des Gentests könnte sich für die Therapieplanung ergeben, denn die US-Gruppe berichtet, dass eine der Genvarianten (ARID5B) die Akkumulation von Methotrexat in den Zellen beeinflusst. Die Genträger hatten erhöhte Konzentrationen dieses Zellgifts in den Zellen.
Möglicherweise könnten Patienten mit den Genvarianten durch eine geringere Dosierung des
Zytostatikums geheilt werden. Ob dies tatsächlich der Fall ist, können natürlich nur klinische Studien zeigen, auf deren Planung die Studienergebnisse vermutlich Einfluss haben werden
Quellen: Ärzteblatt vom 18.08.2009Pressetext-Meldung vom 17.08.2009 Klinische Studie
Wissenschaftliche Forschungsarbeit zur Behandlung von Krankheiten beim Menschen nach strengen medizinischen und ethischen Regeln
Zytostatikum
Medikamente bzw. Zellgifte, die die Zellvermehrung verhindern oder deutlich verzögern. Sie wirken gegen Tumorzellen bzw. sich schnell teilende Zellen ausgeprägter als gegen gesunde bzw. sich langsam teilende Zellen. Diese Art Zellgifte werden üblicherweise im Rahmen einer Chemotherapie eingesetzt.
Knochenmark
Das Innere der großen Knochen - vor allem des Hüftknochens und des Oberschenkels. Dort werden die Blut- und Immunzellen gebildet. Das Knochenmark bildet sich ständig neu.
Lymphozyten
Untergruppe der weißen Blutkörperchen, die als Träger immunologischer Funktionen von zentraler Bedeutung für die körpereigene Abwehr sind. Die Vorläuferzellen stammen aus dem Knochenmark, die weitere Entwicklung erfolgt in den lymphatischen Organen. Man unterscheidet B- und T- Lymphozyten, mit jeweils unterschiedlichen Aufgaben.
Screening
in Zusammenhang mit klinischen Studien: Voruntersuchung
Blasten
Unreife Zellen, z. B. Blutzellvorläufer im Blut oder Knochenmark
akut
plötzlich einsetzend, heftig, von kurzer Dauer
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
CHR
Komplette hämatologische Remission (complete haematologic response).
Lymphatisches
Gesamtheit der lymphatischen Gewebe wie Lymphknoten, Milz, Thymus, Mandeln, anatomische Grundlage des Immunsystems
Zytostatikum
Medikamente bzw. Zellgifte, die die Zellvermehrung verhindern oder deutlich verzögern. Sie wirken gegen Tumorzellen bzw. sich schnell teilende Zellen ausgeprägter als gegen gesunde bzw. sich langsam teilende Zellen. Diese Art Zellgifte werden üblicherweise im Rahmen einer Chemotherapie eingesetzt.
akut
plötzlich einsetzend, heftig, von kurzer Dauer
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
Terms & Conditions
Abonnieren
Report
My comments