Leukämie bei Kindern und Jugendlichen

An dieser Stelle findet Ihr Informationen rund um das Thema pädiatrische Leukämie, zum Beispiel

    – deutsche Übersetzungen zu aktuellen relevanten Artikeln und Studien zu pädatrischen Leukämien

    – Aufzeichnungen von Online-Patientenseminaren

    – aktuelle Hinweise zu Veranstaltungen und Treffen

    – sowie allgemeine Neuigkeiten und interessante Informationen zu dieser Erkrankung

 


 

Ein erst kürzlich entdecktes Transportprotein ist die Ursache für eine immer wieder auftretende Chemotherapieresistenz bei leukämiekranken Kindern und Jugendlichen. Für diese Entdeckung wird jetzt Dr. Daniel Steinbach von der Kinderklinik des Universitätsklinikums Jena mit dem Forschungspreis 2003 der Kind-Philipp-Stiftung für Leukämieforschung ausgezeichnet. Der mit 10.000 Euro höchstdotierte Preis für pädiatrisch-onkologische Forschung im deutschsprachigen Raum wird Dr. Steinbach wurde am 18. Juni 2004 auf der Tagung der Gesellschaft für pädiatrische Onkologie und Hämatologie (GPOH) in Berlin überreicht. 

Obwohl die Heilungschancen bei Leukämiepatienten, besonders bei Kindern, in den letzten Jahrzehnten deutlich verbessert werden konnten, werden die Ärzte immer wieder mit Patienten konfrontiert, deren Leukämiezellen eine hohe Resistenz gegenüber der Chemotherapie aufweisen. Die Behandlung schlägt bei den Betroffenen entweder gar nicht oder sehr schlecht an, mit der Folge von Rückfällen. Auf der Suche nach den Ursachen dafür analysierte Dr. Steinbach in seiner mit dem Kind-Philipp-Preis ausgezeichneten Studie die Resistenzmechanismen der Leukämiezellen. Er konnte anhand der Blutproben von 150 Patienten zeigen, dass einem bestimmten Eiweißstoff, dem Transportprotein MRP3, eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung der Therapieresistenz bei Kindern und Jugendlichen zukommt. Je größer die Menge an MRP3 (Multidrug Resistance-associated Protein 3) in den Leukämiezellen ist, umso schlechter sprechen die Patienten auf die Behandlung an. Der Grund liegt darin, dass MRP3 als ein Transportprotein in der Außenhülle der Leukämiezellen für den Ausstoß von zellfremden Stoffen verantwortlich ist. Das trifft auch auf die Medikamente der Chemotherapie zu, die von dem Eiweiß aus den Zellen herausgepumpt werden und so nicht an ihren Wirkungsort im Inneren der Zelle gelangen können. 


Therapieresistenz gilt auch bei Erwachsenen

Inzwischen sind in einer noch unveröffentlichten Folgestudie die von Dr. Daniel Steinbach für die Kinderleukämie belegten Mechanismen von Forschern aus Paris auch für Therapie-Resistenz bei leukämiekranken Erwachsenen bestätigt worden.

"Für die klinische Praxis können daraus zwei Schlussfolgerungen gezogen werden", erklärt Dr. Steinbach die Auswirkungen seiner Entdeckung. "MRP3 kann als ein wichtiger prognostischer Marker mit Signalwirkung genutzt werden, dessen Vorhandensein bereits vor der Therapie auf eine mögliche Resistenz hinweisen kann. Tritt das Transportprotein in großen Mengen auf, muss die Behandlung individuell angepasst werden, indem der Patient von vornherein eine längere und höher dosierte Therapie erhält." 


Neuer Therapieansatz

Darüber hinaus ergibt sich aus der Entdeckung der Rolle des MRP3 auch ein neuer Ansatz für die Therapie: Die Funktion des Proteins kann durch ein bereits zugelassenes Medikament effektiv gehemmt werden, so dass die chemotherapeutischen Zytostatika nicht mehr aus den Zellen hinaus gepumpt werden. "In beiden Fällen könnten sich dadurch die Heilungschancen für therapieresistente Leukämie-Patienten wesentlich verbessern", so Steinbach. Dies zu untersuchen, wird nun das Ziel klinischer Folgestudien sein, die teilweise bereits in den USA und in Holland angelaufen sind. 

Der Kind-Philipp-Preis für pädiatrisch-onkologische Forschung wird alljährlich von der Kind-Philipp-Stiftung für Leukämieforschung im Stifterverband der Deutschen Wissenschaft als Forschungspreis für die beste wissenschaftliche Arbeit auf dem Gebiet der pädiatrisch-onkologischen Forschung im deutschsprachigen Raum verliehen. Den Forschungspreis 2003 teilt sich der Jenaer Universitätsmediziner Dr. Steinbach mit einem weiteren Preisträger aus Tübingen. 


Ansprechpartner:
Dr. Daniel Steinbach 
Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikum Jena
Tel.: 03641 / 938270
E-Mail: 


Quelle: Pressemitteilung der Uni Jena
Jährlich erkranken in Deutschland rund 700 Kinder an Leukämie. Insbesondere bei der häufigeren Form der Erkrankung bei Kindern, der ALL, sind in den letzten Jahren große Fortschritte erzielt und Heilungsraten deutlich über 80% erzielt worden. Die Therapie der AML, an der rund ein Fünftel der jungen Leukämiepatienten erkranken, ist jedoch schwieriger. Eine von der Deutschen Krebshilfe geförderte Therapieoptimierungsstudie an 77 Kliniken in Deutschland, Schweiz, Österreich und Tschechien soll die Behandlung verbessern.


Etwa 130 Kinder erkranken hier zu Lande pro Jahr an AML. Noch vor 30 Jahren verlief diese Form der Leukämie bei Kindern fast immer tödlich. Durch die erfolgreichen Therapiestudien, die seit 1978 mit der Studienzentrale in Münster von Prof. Dr. Günther Schellong und Prof. Dr. Ursula Creutzig begonnen wurden, konnten die Überlebenschancen der betroffenen Kinder auf mittlerweile fast 60% verbessert werden. Jetzt geht es darum, auch den übrigen 405 der kleinen Patienten langfristig zu helfen. Um dies zu erreichen, wurde im neuen Studienkonzept der Therapieoptimierungsstudie erneut die Dosisintensität der Chemotherapie verstärkt. Dieses ist nach Angaben von Creutzig und Reinhardt durch die besondere "Verpackung" eines wirksamen Medikaments, dem Daunorubicin, in eine Fetthülle, den sogenannten Liposomen, möglich. Ansonsten wäre das Risiko der Nebenwirkungen, insbesondere einer gefürchteten Herzschädigung, zu groß.

Außerdem wurde als weiteres Medikament das so genannte "2-Chloro-2-Deoxyadenosin (2-CDA)", für Patienten der Hochrisikogruppe eingeführt. Die intensive zytostatische Therapie stellt hohe Anforderungen an die an der Studie beteiligten Kliniken. Insbesondere die Beherrschung und Vermeidung der mit der Therapie verbundenen Nebenwirkungen stellt eine große Herausforderung dar. Der münsterschen Studienzentrale, die in die von Prof. Dr. Heribert Jürgens geleitete Klinik für Kinderonkologie integriert ist, kommt dabei nicht nur im Hinblick auf Koordination und Beratung der vielen Kooperationspartner eine wichtige Rolle zu. Neben der Studienzentrale für die klinische Forschung, Dokumentation und Therapieberatung dient das zentrale Referenzlabor der kinderonkologischen Abteilung zur bundesweiten Qualitätssicherung bei der morphologischen und immunologischen Diagnostik der AML. Knochenmarkproben von allen Kindern mit AML werden sowohl bei Diagnose als auch während der Therapie hier begutachtet. Gleichzeitig wurde eine zentrale Materialbank etabliert, die nach Genehmigung durch einen Gutachterausschuss Proben für Forschungszwecke an etablierte Forschergruppen vergeben kann. So sind zur Zeit Forschungsprojekte der Universitätskinderkliniken Tübingen, Ulm, Jena, Freiburg, Wien, Amsterdam, Prag, Boston und Münster mit der Therapieoptimierungsstudie assoziiert. 

Die Studie wird von Prof. Dr. Ursula Creutzig und Dr. Dirk Reinhardt von der Klinik für Kinderonkologie des Universitätsklinikums Münster (UKM) geleitet. Die Deutsche Krebshilfe unterstützt dabei finanziell in einer Höhe von einer Million Euro über fünf Jahre. 

Quellen:
Am Frankfurter Universitäts-Kinderklinikum ist am 10.09.2004 ein Zentrum für Stammzell-Transplantationen eröffnet worden. Ab November sollen dort vor allem Kinder und Jugendliche mit Leukämie und Krebserkrankungen des Lymphsystems behandelt werden.

Bundesweit sind pro Jahr rund 400 Stammzelltransplantationen bei Minderjährigen nötig, von denen drei Viertel auf Leukämien und Lymphkrebserkrankungen entfallen. Im Rhein-Main-Gebiet beträgt der jährliche Bedarf an dieser Heilungsmethode schätzungsweise 40 Transplantationen. Mit den bisherigen zwei Transplantationsbetten des Uni-Kinderklinikums in Frankfurt waren pro Jahr nur rund 20 möglich. Mit nunmehr sechs Betten will das Zentrum den Bedarf im Rhein-Main-Gebiet abdecken. 

Der Leiter des Zentrums, Thomas Klingebiel, wies auf deutliche bessere Heilungschancen für krebskranke Kinder hin: Heute liege die Heilungsrate bei 70 Prozent, während Leukämie und bösartige Tumore im Kindesalter noch vor 25 Jahren nahezu unlösbare Probleme gewesen seien.

Die mehr als 9 Millionen Euro teure neue Einrichtung gehört zum Zentrum für Kinder-/Jugendmedizin der Frankfurter Uni-Klinik. Der Bau des Zentrums kostete nach Angaben der Klinik neun Millionen Euro, die sich je zur Hälfte aus Bundesmitteln und Spenden finanzierten. 

Der hessische Wissenschaftsminister Udo Corts (CDU) lobte das Engagement des im Jahr 1994 gegründeten Vereins "Hilfe für krebskranke Kinder Frankfurt", der rund 4,7 Millionen Euro für das Zentrum aufbrachte. Allein das Vereinsmitglied Johanna Quandt habe zwei Millionen Euro gespendet. Die Transplantationsstation im ersten Stock des neuen Hauses werde daher nach ihr benannt.

Das Zentrum für Stammzelltransplantation erweitert das im Jahr 2000 fertig gestellte Zentrum für Kinderheilkunde und Jugendmedizin, mit dem es baulich verbunden ist. Der Grundriss des dreigeschossigen Gebäudes ist einer Frucht nachempfunden. Die Funktionsräume befinden sich im inneren Kern, um den herum die Krankenzimmer wie ein großer Ring liegen. Die Architektur des Zentrums orientiert sich an den Empfehlungen zu Idealgrundrissen von Kinderkliniken des A.K.I.K. (Aktionskomitee Kinder im Krankenhaus). 

Im Erdgeschoss ist die Tagesklinik und die Ambulanz eingerichtet, wo die ambulante und tagesstationäre Versorgung und die Vor- und Nachsorge von stammzelltransplantierten Kindern und Jugendlichen stattfinden wird. Die Transplantationsstation befindet sich im ersten Stockwerk. Hier werden die stationär untergebrachten Kinder von der Umgebung geschützt und isoliert, aber durch die bauliche Ausgestaltung nicht hermetisch getrennt sein. Im zweiten Stock sind schließlich mehrere Forschungslabore eingerichtet, in denen die notwendigen Weiterentwicklungen für die Stammzelltransplantation erarbeitet werden. 

Als Begleiter für die Patienten hat der bekannte Kinderbuchautor Helme Heine seine Bilderbuchfiguren der Klinik zur unentgeltlichen Nutzung zur Verfügung gestellt. An den Wänden der Transplantationszimmer und einigen Behandlungsräumen im Erdgeschoss befinden sich Die drei Freunde, Prinz Bär, Der Hase mit der roten Nase und viele mehr - sie sollen den Kindern als hilfreiche Wegbegleiter und Gefährten in einer schweren Zeit zur Seite stehen.

Informationen über die Klinik für Kinderheilkunde III

Die Klinik für Kinderheilkunde III (Direktor: Professor Dr. med. Thomas Klingebiel) ist für die Region Rhein-Main - in mehreren klinischen Bereichen auch weit darüber hinaus - das Zentrum für Pädiatrische Hämatologie, Onkologie und Hämostaseologie. Als solches ist sie für Diagnostik, Therapie und entsprechende klinische Forschung im gesamten Bereich der hämatologischen und onkologischen Erkrankungen im Kindes- und Jugendalters zuständig. Dies betrifft angeborene und erworbene Defekte der Blutbildung ebenso wie angeborene und erworbene Störungen der Blutgerinnung. Daneben sind bösartige Systemerkrankungen und solide Tumoren bei Kindern und Jugendlichen der wesentliche Schwerpunkt der Diagnostik, Therapie und Forschung. Die Klinik verfügt über eine Vollstation mit 17 Betten, eine Tagesstation mit bis zu 8 Plätzen und mehrere Ambulanzen. 

Quellen:
In Asien sind die Kinderleukämieraten deutlich geringer als in den westlichen Ländern. Die Ergebnisse einer neuen US-Studie zeigen nun, dass Kinder, die regelmäßig Orangen und Bananen essen, das Risiko, an Kinderleukämie zu erkranken, halbieren. Auch das Curry-Gewürz Kurkuma wirkt nach der im Magazin New Scientist erschienenen Publikation schützend.

Laut einer US-Beobachtungsstudie reduzieren Kinder, die in den ersten beiden Lebensjahren fünf bis sechsmal pro Woche Orangen, Orangensaft oder Bananen zu sich nehmen, das Risiko einer Krebserkrankung. "Unsere Studie ist einzigartig und wir haben die signifikante Verbindung zur Vorbeugung von Leukämie durch den Konsum von Orangen, Bananen und Orangensaft gefunden", sagte Marilyn Kwan, eine Epidemiologin der Universität Kalifornien in Berkeley zum Wissenschaftsmagazin New Scientist. Das Curry-Gewürz Kurkuma wirke ebenfalls schützend.

Orangen und Bananen schützen vor Kinderleukämie, weil sie sehr reichhaltig am Antioxidationsmittel Vitamin C sind. Sie können die oxidative DNS-Schädigung reduzieren und den Ausbruch krebs-erregender Prozesse stoppen. Auch Bananen sind reich an Kalium und Tierstudien zeigen, dass Kalium die DNS stabilisiert und die Mutationsraten reduziert. "Außerdem schützt auch noch Kurkuma vor Kinderleukämie", sagt Moolky Nagabhushan, Krebsforscher am medizinischen Zentrum der Loyola Universität in Chicago. Nagabhushan und seine Kollegen aus Indien zeigten anhand von Studien, dass der aktive Bestandteil, Curumin, des gelben Gewürzes Kurkuma einen schützenden Effekt hat. 

In Asien sind die Kinderleukämieraten weit niedriger als in den westlichen Ländern: Eines von 100.000 Kindern ist in der industrialisierten Welt bereits an Kinderleukämie erkrankt, aber in Indien erkrankt nur ein Kind von einer Million. Möglichweise ist der massenweise Verzehr von Kurkuma, drei bis fünf Gramm am Tag, eines der besten Schutzmittel gegen Leukämie.

Quelle:
pte-Meldung vom 11.09.2004

Weitere Links:
Magazin "New Scientist"
Das von der Deutschen Hodgkin-Lymphom Studiengruppe (DHSG) entwickelte Therapieschema BEACOPP ist erstmals in einer Studie in den USA überprüft worden und hat sich als sichere und effektive Behandlungsoption für Kinder und Jugendliche mit Hodgkin-Lymphom im fortgeschrittenen Stadium erwiesen. Dies berichtete die pädiatrische Onkologin Dr. Kara Kelly vom Morgan Stanley Childrens Hospital of New York-Presbyterian heute im Rahmen des 6. Internationalen Hodgkin-Symposiums in Köln.

BEACOPP steht als Acronym für die in diesem Therapieschema eingesetzten Chomotherapeutika Bleomycin, Etoposid, Doxorubicin, Cyclophosphamid, Vincristin, Procarbazin und Prednison. Nach den Ergebnissen der von der Children's Oncology Group (COG) durchgeführten internationalen 200+-Center Pilot-Studie haben Patienten, die mit dem BEACOPP-Regime behandelt werden, ein Drei-Jahres-Überleben von 95 Prozent im Vergleich zu 80 bis 85 Prozent für andere Therapieschemata. Bei keinem der Patienten war die Krankheit in den ersten drei Monaten nach Ende der Therapie progredient, während die Progressionsrate für andere Therapieschemata bei zehn Prozent liegt. Patienten, die mit BEACOPP behandelt wurden, zeigten außerdem ein rasches Ansprechen auf die Therapie (early remission rate von 77 Prozent) - ein Ergebnis, das deutlich besser ist als bei anderen Regimen. Die Rate schwerer Komplikationen und Toxizitäten war gering. "Obwohl das Hodgkin-Lymphom eine der am besten heilbaren Krebsarten ist, bietet die Behandlung der fortgeschrittenen Erkrankungsstadien noch Verbesserungsspielraum. Diese Studie demonstriert, dass Kinder und Jugendliche jetzt verbesserte Überlebens- und Heilungschancen erwarten können", so Studienleiterin Kelly.

In die Studie wurden 99 Kinder mit Hodgkin-Lymphom im Stadium IV oder im Stadium IIB/IIIB mit "bulk disease" (Vorliegen eines Tumors von 6 cm oder größer) eingeschlossen. Das Therapieschema, das in Deutschland für die Behandlung Erwachsener überprüft worden ist, wurde initial in einer höheren Dosierung gegeben, um frühe Ansprechraten zu erhöhen. 44 Prozent der Patienten sprachen nach zwei Behandlungszyklen, 77 Prozent nach vier Behandlungszyklen auf die Therapie an. Nach einem positiven Ansprechen erhielten sie niedrigere Dosierungen, die je nach Geschlecht unterschiedlich waren: Männlichen Patienten wurde ein Behandlungsschema gegeben, bei dem ein Chemotherapeutikum - ein Alkylans - weggelassen wurde, um bei ihnen das erhöhte Risiko einer Infertilität zu mindern. Weibliche Patienten dagegen wurden nicht mit einer Strahlentherapie behandelt, um das erhöhte Brustkrebsrisiko zu kompensieren.

BEACOPP verursacht zwar häufiger Blutbildveränderungen im Sinne von Anämie, höherem Transfusionsbedarf und niedrigeren Erythrozytenzahlen, schneidet aber im Vergleich zu anderen Therapieregimen in Bezug auf andere Toxizitäten besser ab. 

Kelly wird auch die nächste Studie leiten, die derzeit entwickelt wird. Co-Investigator ist Dr. Michael Weiner, Direktor der Pädiatrischen Onkologie am Morgan Stanley Children's Hospital of New York-Presbyterian und Hettinger Professor für Klinische Pädiatrie am Columbia University College of Physicians & Surgeons.

Quelle:
idw-Mitteilung des Kompetenznetzes Maligne Lymphome vom 20.09.2004

Kontakt / Weitere Informationen:
Professor Kara Kelly 
Columbia University 
Department of Clinical Pediatrics 
Irving Pavilion 
630 West 168th Street 
NEW YORK, NY 10032-3702
USA
Tel.: ++1 212 305 3374 
Fax: ++1 212 305 5848 
E-mail: 

Weiterführende Links:
Pressebereich vom Kompetenznetz Lymphome
Bösartige Erkrankungen sind vor allem eine Frage des Alters. In jungen Jahren kommen sie nur selten vor. Allerdings nimmt Krebs bei Kindern und Jugendlichen seit geraumer Zeit zu. Das geht aus einer Bestandsaufnahme von 19 europäischen Staaten und insgesamt 63 Krebsregistern hervor, die einen Zeitraum von 30 Jahren umfassen, so ein Artikel in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. 

Es wurden rund 113.000 Krebserkrankungen von Kindern und 18.243 Krebserkrankungen von Jugendlichen ausgewertet. Dabei fand man heraus, daß jedes Jahr etwa ein Prozent mehr Krebserkrankungen bei Kindern auftreten. Bei Jugendlichen beträgt die Steigerungsrate 1,5 Prozent ("Lancet", Bd. 364, S. 2097).

Zweithäufigste Todesursache

Krebs bei Kindern bedeutet in erster Linie Blutkrebs. Etwa ein Drittel aller bösartigen Erkrankungen in jungen Jahren sind Leukämien, gefolgt von Hirntumoren, die ein Fünftel ausmachen. An dritter Stelle stehen Lymphome - bösartige Lymphknotentumoren. Sie machen etwa 12 Prozent aus. Obwohl insgesamt selten, ist Krebs die zweithäufigste Todesursache im Kindesalter.

Die Ursachen für Krebserkrankungen bei Kindern und für deren Zunahme sind nach wie vor unklar. Daß Radioaktivität insbesondere im Umfeld von Kernkraftwerken und Wiederaufarbeitungsanlagen hierfür verantwortlich sein könnte, wurde nie wirklich belegt, wenngleich an einigen wenigen Stellen ein gehäuftes Vorkommen von Leukämien beobachtet wurde. In jüngster Zeit konzentriert sich die Forschung vor allem darauf, die genetischen Veranlagungen für Krebserkrankungen bei Kindern ausfindig zu machen. 

Heilungsraten von bis zu 80 Prozent

Einen wichtigen Hinweis scheint das Geburtsgewicht zu geben: Je schwerer das Neugeborene, desto höher sein Risiko, als Kind an Leukämie zu erkranken. Eine der Hypothesen lautet, daß über die Einwirkung des Wachstumsfaktors IGF 1 (Insulin like growth factor 1) sowohl die Zunahme des Körpergewichtes als auch die Vermehrung von Vorläuferzellen der weißen Blutkörperchen erklärt werden könnte. Ein weiterer Risikofaktor ist eine gestörte Immunabwehr im Säuglingsalter. In dieser empfindlichen Phase könnten Infektionen die unkontrollierte Entartung weißer Blutzellen in Gang setzen.

Für Catherine Cole vom Princess Margaret Hospital for Children in Perth (Australien) sind Krebsleiden von Kindern auch ein Beispiel für die Ungerechtigkeit, die nicht von der Krankheit als solcher, sondern von der Armut herrührt. Während in westlichen Ländern bei Blutkrebs im Kindesalter Heilungsraten von bis zu 80 Prozent erreicht werden, haben krebskranke Kinder in Entwicklungsländern so gut wie keine Chance zu überleben. Die Internationale Gesellschaft für Kinderonkologie hat unlängst Empfehlungen herausgegeben, wonach in Entwicklungsländern onkologische Schwerpunkt-Zentren gefördert werden sollen.

Quelle: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.01.2005, Nr. 20 / Seite 34
Bei einer Leukämie, der häufigsten Krebsart bei Kindern, sind die Zellen des blutbildenden Systems bösartig verändert. Daher ist die Transplantation von Blutstammzellen oft die einzige Heilungschance. Die Hauptgefahr dabei: Wenn durch die Therapie nicht alle Krebszellen zerstört wurden, kann die Leukämie erneut ausbrechen. Professor Dr. Peter Bader vom Universitätsklinikum Frankfurt am Main hat ein "Frühwarnsystem" entwickelt, das einen möglichen Rückfall frühzeitig anzeigt. "Darauf aufbauend erforschen wir jetzt eine Immuntherapie, die verbliebene Leukämiezellen vollständig vernichten soll", so Professor Bader. Die Deutsche KinderKrebshilfe fördert das Forschungsprojekt mit rund 270.000 Euro.

Um die Leukämiezellen zu vernichten, müssen die kleinen Krebs-Patienten eine anstrengende Chemo- und Strahlentherapie über sich ergehen lassen. Damit das blutbildende System anschließend wieder gesunde Zellen produziert, ist oftmals auch eine Stammzelltransplantation erforderlich. Dabei erhält der Patient blutbildende Zellen von einem gesunden Spender. 

"Wir konnten nachweisen, dass bereits wenige nach der Therapie verbliebene Leukämiezellen bei den meisten Kindern zu einem Wiederauftreten der Erkrankung führen", erklärt Professor Bader, Projektleiter am Zentrum für Kinderheilkunde und Jugendmedizin des Universitätsklinikums Frankfurt am Main. Weitere lebensrettende Maßnahmen sind dann meist nicht mehr möglich, und die Kinder sterben an den Folgen ihrer Erkrankung. "Mit dem Frühwarnsystem können wir jetzt rechtzeitig feststellen, ob die Blutzellen des Patienten nach der Transplantation - wie beabsichtigt - alle vom gesunden Spender stammen", erklärt der Projektleiter. 

Um dies zu überprüfen, wird dem Patienten über einen längeren Zeitraum jede Woche Blut entnommen. Drei Milliliter reichen jedes Mal dafür aus. Denn das Frühwarnsystem arbeitet auf der Basis des so genannten PCR-Verfahrens. Damit können bereits kleinste Erbsubstanz-Mengen nachgewiesen werden. "So ist es möglich, verbliebene entartete Blutzellen des Patienten von denen des gesunden Spenders zweifelsfrei voneinander zu unterscheiden", erläutert Professor Bader.

"Wenn bei dieser Kontroll-Untersuchung noch Krebszellen im Blut des Patienten gefunden werden, kann ein Rückfall prinzipiell durch eine Immuntherapie verhindert werden", erläutert Professor Bader eine neue Therapie-Option. Im Rahmen des Projektes soll diese Immuntherapie jetzt weiter erforscht werden. Dabei bekommt der Patient eine Extra-Dosis weißer Blutkörperchen von einem gesunden Spender. Diese Abwehrzellen richten sich dann speziell gegen die verbliebenen Leukämiezellen und zerstören diese, so die Hoffnung der Forscher.

An der Studie sind pädiatrische Transplantationszentren in Düsseldorf, Gießen, Münster, Frankfurt, Tübingen, Essen, Freiburg, München, Erlangen, Halle, Greifswald, Ulm und in Kiel beteiligt.

Über Krebs im Kindesalter
In Deutschland erkranken jedes Jahr etwa 1.800 Kinder unter 15 Jahren an Krebs. In dieser Altersgruppe ist Krebs besonders bösartig: Die Tumorzellen vervielfachen sich rasend schnell. Am häufigsten werden Leukämien (Blutkrebs), Tumoren des Gehirns und des Rückenmarks sowie Lymphknotenkrebs diagnostiziert. Mehr als 90 Prozent aller krebskranken Kinder werden in kinderonkologischen Zentren und nach bundesweit einheitlichen Therapiekonzepten behandelt. Die Deutsche Krebshilfe finanziert fast alle derzeit in Deutschland laufenden Therapie-Optimierungsstudien bei Kindern. Diesen Studien ist es vornehmlich zu verdanken, dass heute fast 80 Prozent der Kinder ihre Krebserkrankung überleben.

Quelle: Pressemitteilung der Krebshilfe vom 18.01.2005
Ein Großteil der Kinder mit Krebs ist heute heilbar, möglicherweise sogar mit einer geringeren Medikamentendosis als bisher üblich. In einer an 75 Kinderkliniken durchgeführten Studie wird jetzt der Therapieverlauf bei Kindern mit Leukämie anhand molekulargenetischer Marker genau kontrolliert. Eine dadurch reduzierbare Chemo-Dosis könnte die Belastung der Kinder deutlich verringern, so die Ärzte Zeitung.

"Wir können heute acht von zehn Kindern mit Krebs heilen", berichtet Prof. Charlotte Niemeyer vom Zentrum für Kinderheilkunde an der Universität Freiburg. Das sei vor allem der intensiven Polychemotherapie zu verdanken, so die Krebsspezialistin auf einer Veranstaltung der Deutschen Gesellschaft für Kinderheilkunde und Jugendmedizin in Berlin.

Mittlerweile ist die Therapie von krebskranken Kindern so erfolgreich, daß erwogen wird, nicht mehr jedes Kind mit maximalen Dosierungen zu behandeln. 

Ob sich die Dosis bei einzelnen Kindern reduzieren läßt, wird jetzt bei Kindern mit akuter lymphatischer Leukämie (ALL) in der Multicenterstudie "ALL-BFM 2000" untersucht. An der Studie beteiligen sich 75 Kinderkliniken in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Bisher orientiert sich die Therapie bei Kindern mit ALL vor allem an der genetischen Konstellation der Patienten und der Wirksamkeit einer Prednisolon-Behandlung. In der Studie kommen jetzt Verlaufskontrollen während der Therapie hinzu. 

Gesucht werde bei diesen Kontrollen mit bestimmten hochsensiblen, molekulargenetischen Markern nach noch verbleibenden einzelnen Krebszellen, so Niemeyer. Die Nachweisgrenze liege aktuell bei etwa einer Krebszelle auf 100 000 normale Lymphozyten. Können Krebszellen zu zwei definierten Zeitpunkten im Therapieverlauf nicht mehr nachgewiesen werden, dann sind die Überlebenschancen des Kindes so hoch, daß die Dosis der Therapeutika reduziert wird, natürlich unter engmaschiger Kontrolle.

"Der Aufwand für eine solche Therapie-Optimierung ist enorm", so Niemeyer. "Ob das Konzept aufgeht, werden wir erst in zehn Jahren wissen". Billig ist die Sache auch nicht: Je nach Verlauf erhalten die Kinder bis zu neunmal einen jeweils 2500 Euro teuren Test auf noch verbliebene Krebszellen. Wenn es dadurch aber möglich werde, die Chemotherapiedosis individuell einzustellen, dann könne sich dies durchaus lohnen, sagte Niemeyer.

Quelle: Ärzte Zeitung vom 21.02.2005
Ein zweijähriges Forschungsprojekt zur Identifizierung und Charakterisierung von resistenten Restzellen bei Kindern mit ALL mittels Durchflusszytometrie und Genexpressionsanalyse erhält finanzielle Unterstützung von der Wilhelm-Sander-Stiftung. Das Projekt wird am HELIOS-Klinikum Berlin-Buch - Robert-Rössle-Klinik, Charité Campus Buch durchgeführt.

"Nachweis und Charakterisierung von minimaler Resterkrankung (MRD) bei Kindern mit akuter lymphatischer Leukämie (ALL) mittels Durchflusszytometrie und Genexpressionsanalyse."

Bei der Behandlung akuter lymphatischer Leukämien ist die rasche und vollständige Eliminierung des leukämischen Zellklons eine wichtige Voraussetzung für die Heilung der Patienten und deshalb von großer prognostischer Bedeutung. Unter Therapie können resistente leukämische Zellen im Knochenmark persistieren (= minimale Resterkrankung, MRD) und selbst in sehr geringer Anzahl zu einem Rückfall der Erkrankung führen. Bei frühzeitiger Erkennung persistierender Leukämiezellen kann heute die zytostatische Therapie rechtzeitig umgestellt und intensiviert werden mit dem Ziel, trotzdem noch eine Heilung für den Patienten zu erreichen.

Für die Beurteilung des Behandlungserfolges bei akuten Leukämien wird traditionell die mikroskopische Begutachtung des Knochenmarkes herangezogen. Allerdings mit dem Nachteil der geringen Nachweisempfindlichkeit von nur einer Leukämiezelle in 100 normalen Zellen (10-2). Moderne durchflusszytometrische und molekularbiologische Methoden zeigen hier eine wesentlich höhere Empfindlichkeit und Genauigkeit für den Nachweis von MRD. Diese Methoden haben sich deshalb zum MRD- Nachweis bei der Behandlung der ALL bei Kindern und Erwachsenen als ein entscheidender prognostischer Parameter etabliert. Die sog. multiparametrische Durchflusszytometrie, die neben den Streulichteigenschaften der Zelle (Größe und Granularität) noch vier durch Antikörper markierte Antigene der Zelle darstellen kann, ist im Vergleich zu den molekularbiologischen Methoden schneller, billiger, und bietet die Möglichkeit der exakten MRD-Quantifizierung.

Die ersten Ergebnisse haben gezeigt, dass die im HELIOS Klinikum Berlin-Buch - Robert-Rössle-Klinik von Dr. Richard Ratei und Dr. Leonid Karawajew (Forschungsgruppe Prof. Dr. Wolf-Dieter Ludwig) etablierte Nachweismethode von MRD mittels multiparametrische Durchflußzytometrie mit einer Sensitivität von 10-3 - 10-4 bei mehr als 90% der Patienten durchführbar ist.

Im Rahmen eines von der Wilhelm-Sander-Stiftung für zwei Jahre mit 165.000 EUR geförderten Projektes soll jetzt der prospektive, durchflußzytometrische Nachweis von MRD bei Kindern mit ALL, die im Rahmen einer europäischen multizentrischen Therapiestudie einheitlich behandelt werden (ALL-BFM 2000 Protokoll), durchgeführt und hinsichtlich seiner prognostischen Relevanz evaluiert werden. Weiterhin werden in diesem Projekt residuale Leukämiezellen mittels Zellsortierung und Genexpressionsanalysen umfassend molekularbiologisch analysiert, um somit neue diagnostische Marker und für die Entwicklung innovativer Therapiestrategien spezifische Kandidatengene zu identifizieren.

Thema des Forschungsprojektes: "Nachweis und Charakterisierung von minimaler Resterkrankung (MRD) bei Kindern mit akuter lymphatischer Leukämie (ALL) mittels Durchflusszytometrie und Genexpressionsanalyse."

Klinikkontakt:
Dr. Richard Ratei
HELIOS Klinikum Berlin-Buch
Robert-Rössle-Klinik, Charité Campus Buch
Lindenberger Weg 80
13125 Berlin
Telefon: +49 30 94 17 - 12 21
E-Mail: 

Quelle: idw-online Mitteilung vom 17.03.2005
Die Chancen, dass ein Kind eine Krebserkrankung überlebt, sind in den letzten 25 Jahren deutlich gestiegen. Das belegen die Daten des Deutschen Kinderkrebsregisters, so das Deutsche Ärzteblatt. Während die Wahrscheinlichkeit, fünf Jahre nach Diagnosestellung noch zu leben, für die Anfang der 1980er-Jahre erkrankten Kinder bei 69% lag, ist dieser Wert auf 81% gestiegen. Der Grund sind multimodale Therapiekonzepte und eine verbesserte Diagnostik. Mittlerweile steht die Minimierung der Langzeitfolgen im Mittelpunkt des Interesses.

Im Deutschen Kinderkrebsregister in Mainz werden seit 1980 (aus den neuen Bundesländern seit 1991) alle bei unter 15-Jährigen auftretenden Krebserkrankungen (Leukämien und bösartigen Tumoren) registriert. Auch einige nicht bösartige Tumoren, zum Beispiel Hirntumoren, werden vom Register erfasst. Damit der behandelnde Arzt die Daten melden kann, müssen die Eltern zustimmen. Es gibt nur etwa 35 große Zentren in Deutschland, die Kinder mit Krebserkrankungen behandeln. 

Deshalb war ein solches Register einfacher zu organisieren als diejenigen für Erwachsene. Inzwischen werden – mit Ausnahme der Hirntumoren – mehr als 95 Prozent der Fälle registriert. Die Daten sind für ganz Deutschland repräsentativ. Die Bundesrepublik hat eines der umfangreichsten Kinderkrebsregister der Welt – mit einem Datenmaterial, das auch in der internationalen Forschung anerkannt ist.

Ein wichtiges Anliegen für die Zukunft ist es, auch die letzten Meldelücken zu schließen. Dafür ist es notwendig, dass nicht nur die speziellen Behandlungszentren, sondern jeder, der ein krebskrankes Kind betreut – ein niedergelassener Arzt mit Verdachtsdiagnose ebenso wie ein städtisches Krankenhaus – diesen Fall meldet. (Mehrfachmeldungen stellen für die Registrierung kein Problem dar.) Besonders Patienten mit Hirntumoren werden noch nicht ausreichend erfasst. Hier sind vor allem die Neuropädiater und Neurochirurgen gefragt. 

Im Register liegen Daten von mehr als 35.000 Patienten vor. Erfasst werden neben Alter, Geschlecht und Wohnort auch Anamnese, Diagnose sowie Daten im Langzeitverlauf. Von den zwölf Millionen in Deutschland lebenden Kindern erkranken jährlich etwa 1 800 an Krebs. Bei etwa jedem 500. Kind wird bis zu seinem 15. Geburtstag eine bösartige Erkrankung diagnostiziert. Das Diagnosenspektrum weicht von dem der Erwachsenen deutlich ab. Karzinome sind im Kindesalter äußerst selten.
Häufiger sind dagegen die im Erwachsenenalter nahezu nicht zu beobachtenden embryonalen Tumoren: Neuroblastome, Retinoblastome, Nephroblastome, Medulloblastome oder Rhabdomyosarkome. Die meisten krebskranken Kinder leiden an Leukämie (33,2 Prozent), einem Hirntumor (21,1 Prozent) oder einem Lymphom (12,4 Prozent).

Mit seinen Daten beteiligt sich das Kinderkrebsregister auch an mehreren internationalen Studien – wie dem "Automated Childhood Cancer Information System" (ACCIS), einem EU-geförderten Projekt des Internationalen Krebsforschungszentrums in Lyon. Dieses erlaubt zum Beispiel das für die öffentliche Gesundheitsforschung wichtige Monitoring der Inzidenzen und Überlebenswahrscheinlichkeiten. Ein erstes wichtiges Ergebnis: Die Rate der Tumorerkrankungen steigt bei Kindern seit den 1970er-Jahren jedes Jahr um etwa ein Prozent in Europa (Lancet 2004; 364: 2097 ff.). In Deutschland ist diese Entwicklung so jedoch nicht zu erkennen. 

Ein Forschungsschwerpunkt behandelt die Frage nach der oder den Ursache(n) für die Krebserkrankung, die auch die Eltern sehr beschäftigt. Allerdings lässt sich die Kausalität bei Kindern in den meisten Fällen kaum beantworten. Im Verdacht stehen beispielsweise Elektrosmog und Röntgenstrahlen – jedoch in einer Dosis, die weit über den in Deutschland üblicherweise vorkommenden Werten liegt. 
Immer wieder wird in der Öffentlichkeit diskutiert, ob Emissionen von Kernkraftwerken für Krebserkrankungen bei Kindern verantwortlich sind. Das Deutsche Kinderkrebsregister führte 1992 und 1997 zwei entsprechende Studien durch. Sie basierten auf dem Vergleich von Krebserkrankungsraten im 15-Kilometer-Umkreis westdeutscher Kernkraftwerke mit denjenigen in Vergleichsregionen. Diese Analysen ergaben, dass in der Umgebung von deutschen Kernkraftreaktoren keine erhöhten Krebserkrankungsraten bei Kindern zu verzeichnen sind. Eine Ausnahme bildete allerdings das Kraftwerk Krümmel. 

2003 wurde im Auftrag des Bundesamtes für Strahlenschutz mit der so genannten KiKK-Studie begonnen (Epidemiologische Studie zu Kinderkrebs und Fehlbildungen in der Umgebung von Kernkraftwerken), einer Fallkontrollstudie mit unter fünfjährigen Kindern. Erstmalig wird in Deutschland zur Untersuchung des Zusammenhangs zwischen Kernkraftwerken und Kinderkrebs ein Studienansatz mit individueller Expositionsschätzung angewendet. Als Expositionsmaß dient die Entfernung der Wohnadresse vom nächstgelegenen Leistungsreaktor. Sie wird, wenn möglich, auf den Meter genau bestimmt. 

In einem zweiten Teil werden außerdem bei ausgewählten Erkrankungen (Leukämien, Lymphomen, ZNS-Tumoren) die Eltern befragt. Es sollen andere, das Studienergebnis möglicherweise mit beeinflussende Risikofaktoren erfasst werden (etwa eine berufliche Strahlenbelastung der Eltern). Die Studie wird voraussichtlich Ende 2006 abgeschlossen sein.

Langzeitbeobachtungen gewinnen an Bedeutung

Insgesamt stoßen Studien mit Fragebögen für die Eltern an ihre Grenzen. Ein viel versprechender neuer Ansatz könnten genetische Untersuchungen sein. Es ist eine kleinere humangenetische Studie mit erwachsen gewordenen Patienten mit und ohne sekundäre maligne Erkrankungen geplant. Überhaupt werden Langzeitbeobachtungen in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen. Aus den ehemaligen krebskranken Kindern sind längst Erwachsene geworden. Die ältesten Betroffenen, die im Register erfasst wurden, sind inzwischen 39 Jahre alt. 

Von Anfang an hat man am Kinderkrebsregister darauf hingearbeitet, Voraussetzungen für ein unbefristetes Follow-up zu schaffen. Es ist deshalb möglich, auch noch nach vielen Jahren ehemalige Patienten zu kontaktieren und zur Teilnahme an weiteren Studien zu gewinnen. So lassen sich Langzeitfolgen in medizinischer oder auch in psychologischer Hinsicht erforschen. Beispielsweise ist eine Studie zur Lebenssituation von registrierten Personen geplant, die älter sind als 25 Jahre.
Außerdem sind am Kinderkrebsregister etwa 400 Patienten erfasst, bei denen nach ihrer Krebserkrankung im Kindesalter eine zweite maligne Krankheit auftrat. Für sie wurden die Daten aus der Behandlung der ersten Erkrankung erfasst mit dem Ziel, mögliche Zusammenhänge zwischen einzelnen Therapieelementen und dem späteren Auftreten einer weiteren malignen Erkrankung festzustellen. Diese Daten werden zurzeit ausgewertet.

Möglich sind diese Untersuchungen, weil sich 85 Prozent der befragten ehemaligen Patienten mit der langfristigen Datenspeicherung am Kinderkrebsregister explizit einverstanden erklärt haben. Auch die Eltern der jüngeren Patienten sind offensichtlich vom Nutzen dieser Einrichtung überzeugt: 99 Prozent geben ihre Zustimmung zur Datenerfassung. Das kommt auch der Allgemeinheit zugute: Die Daten und Studienergebnisse stehen nicht nur Wissenschaftlern zur Verfügung, sondern auch Privatpersonen können sich mit Fragen an das Deutsche Kinderkrebsregister wenden.

Kontakt:
Dr. rer. physiol. Peter Kaatsch 
Leiter des Deutschen Kinderkrebsregisters 
an der Universität Mainz
Deutsches Kinderkrebsregister am Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik (IMBEI) 
Universität Mainz, 55101 Mainz 
E-Mail:  oder 
Web: http://www.kinderkrebsregister.de

Quelle: Deutsches Ärzteblatt 102, Ausgabe 20 vom 20.05.2005, Seite A-1421 / B-1192 / C-1130

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