Europäische Leukämieexperten wollen künftig im Rahmen eines europäischen Netzwerkes noch enger zusammenarbeiten, um die Erforschung und Therapie von Leukämie (Blutkrebs) weiter zu verbessern. Zum Startsymposium des "European LeukemiaNet" am 27. und 28. Januar 2004 trafen sich mehr als 300 internationale Leukämiespezialisten in den Räumen des Deutschen Krebsforschungszentrums in Heidelberg.
Professor Dr. Rüdiger Hehlmann, Direktor der III. Medizinischen Klinik des Universitätsklinikums Mannheim, der auch der Koordinator des deutschen Kompetenznetzes "
Akute und
chronische Leukämien" ist, hat den Zusammenschluss im European LeukemiaNet initiiert: "In diesem 'Network of Excellence' werden mehr als 240 führende europäische Experten aus 24 Ländern auf dem Gebiet der Leukämieforschung noch enger als bisher kooperieren. Unser Ziel ist es, die Entwicklung und die Anwendung von neuartigen Therapieansätzen und Wirksubstanzen durch die Integration aller großen europäischen Studiengruppen zu beschleunigen. Die damit verbundene Hoffnung ist, auf diese Weise die Heilungschancen und Therapiebedingungen für Leukämiepatienten in ganz Europa weiter zu verbessern. Dies ist notwendig, denn trotz der großen Fortschritte in den letzten zwei Jahrzehnten können immer noch lediglich ein Drittel der erkrankten Erwachsenen geheilt werden".
Das European LeukemiaNet wird in den nächsten fünf Jahren von der Europäischen Union im Rahmen des 6. Forschungsrahmenprogramms gefördert. Im Bereich "Biowissenschaften" sind aus mehr als 500 Anträ
gen aus ganz Europa weniger als ein Viertel für eine Förderung ausgewählt worden, darunter lediglich 3 sogenannte 'Networks of Excellence' unter deutscher Koordination. Schirmherr des European LeukemiaNet ist der Friedensnobelpreisträger und ehemalige Präsident der Sowjetunion, Michail Gorbatschow, dessen Frau Raissa vor vier Jahren selbst an Leukämie verstarb.
Professor Hehlmann erläutert weiter: "Es gibt eine Vielzahl von verschiedenen, zum Teil sehr selten vorkommenden Leukämieformen, die völlig unterschiedliche Therapien erfordern. Wir arbeiten gemeinsam daran, wirksamere, individuell auf den Patienten und seine Erkrankung zugeschnittene Therapien und Medikamente zu entwickeln. Ein Ziel ist, verschiedene Leukämietypen zu erkennen, in der Behandlung europaweit möglichst viele vergleichbare Daten zu sammeln, rasch auszuwerten, und diese in den Studien gewonnenen Ergebnisse dann allen Ärzten schnell und einfach zugänglich zur Verfügung zu stellen, damit alle Patienten nach den modernsten Verfahren behandelt werden können. In dem 1999 gegründeten Kompetenznetz '
Akute und
chronische Leukämien' haben wir die Grundlage dafür bereits geschaffen, beispielsweise durch Angleichung in der Datenerhebung und -auswertung bestimmter Studien, Informationsaustausch und -angebot mittels Internet und engerer Zusammenarbeit zwischen Forschung und Therapie. Nun gilt es, dies auch auf ganz Europa auszuweiten."
Die moderne Leukämieforschung und -therapie hat einen sehr hohen Standard erreicht. In verschiedenen europäischen Ländern besitzt sie darüber hinaus eine führende Position im Hinblick auf die Durchführung
klinischer Studien, die Standardisierung der
Diagnostik und die Initiierung molekularer Studien zu Signal-Transduktion und
Gen-
Expression.
Eine echte, weltweite Führungsposition europäischer Forschungsgruppen konnte bisher aber aus verschiedenen Gründen nicht erreicht werden. Dazu gehören die nationale Zersplitterung der Leukämiestudiengruppen, national unterschiedliche Vorgehensweisen im Bereich der
Diagnostik, der Forschungs- und Behandlungsstrategien und das Fehlen zentraler Informations- bzw. Kommunikationsstrukturen.
Ziel des geplanten Europäischen Leukämie-Netzwerks ist es daher, die führenden europäischen Leukämiestudiengruppen (CML, AML, ALL, CLL,
MDS, CMPD), Forscher aus assoziierten interdisziplinären Themenbereichen (
Diagnostik, Therapieforschung, Patientenregister, Richtlinienentwicklung) und industrielle Partner aus ganz Europa zu einem kooperierenden europäischen Verbund zusammenzuschließen. Er soll der Förderung der Leukämie-Forschung, sowie der medizinischen Versorgung von Leukämiepatienten dienen. Die Vernetzung wird unterstützt durch zentrale Informations-, Kommunikations-, Fortbildungs-, und Managementstrukturen. Zu den wichtigsten Zielen gehört die Identifikation neuer Zielstrukturen und Ansatzpunkte für Therapiestrategien, neuer Medikamente, die Verkürzung der Zeitspanne bis zur praktischen Umsetzung sowie die Anwendung fortgeschrittener Genomforschung, der Telematik und Biotechnologie um die Umsetzung klinischer Forschung in großen Studien zu fördern.
Die innerhalb des European LeukemiaNet gewonnenen Erkenntnisse hinsichtlich der genetischen und molekularen Mechanismen und der daraus entwickelten Therapien für Leukämieerkrankungen haben Modellcharakter und können somit auch zu Fortschritten in der Behandlung anderer Krebserkrankungen beitragen.
Weiterführende Informationen:Webseite des Kompetenznetzes 'Akute und chronische Leukämien'Webseite des European LeukemiaNetKontaktadresse/Ansprechpartner:Prof. Dr. R. Hehlmann
Dr. Ute Berger
European LeukemiaNetIII. Medizinische Universitätsklinik
Fakultät für Klinische Medizin Mannheim der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
Wiesbadener Str. 7 - 11, 68305 Mannheim
Tel.: 0621/383 4234, Fax: 0621/383 4239
E-mail:
Gewebeverträglichkeit
Alle Zellen des Körpers tragen Strukturen auf der Oberfläche, die dem Immunsystem die Unterscheidung eigen/fremd ermöglichen. Fremde Zellen werden zerstört, eigene nicht. Bei Transplantationen von Organen oder von fremden Zellen muß das Erkennungssystem (HLA-System) umgangen werden. Man sucht daher nach möglichst ähnlichen Spendern für einen bestimmten Patienten (HLA-kompatibel) und unterdrückt medikamentös das Immunsystem des Patienten. Gewebeunverträglichkeit gehört zu den wichtigsten Todesursachen nach Fremdtransplantationen. Bei Eigentransplantationen steht das Problem nicht.
Transplantation
Übertragung von Gewebe. Für die Transplantation können eigene Zellen autologe T. oder fremde Zellen allogene T. verwandt werden.
Tyrosinkinase
Enzym, das das Wachstum von Leukämiezellen anregt und therapeutisch durch Tyrosinkinase-Hemmer (Tyrosinkinase-Inhibitoren) gehemmt werden kann.
Stammzellen
Stammzellen sind Blutvorläuferzellen, aus denen sich verschiedene Arten von Zelltypen wie die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) und weißen (Leukozythen) Blutzellen sowie Blutplättchen (Thrombozyten) und einige andere Zellen entstehen. Die Stammzellen befinden sich im Knochenmark und teilweise auch im Blut. Es gibt eine Anzahl von verschiedenen Entwicklungsstadien der Stammzellen (z.B. embryonale Stammzellen, aus denen sich der ganze Organismus entwickelt) oder Entwicklungsstadien aus denen nur noch bestimmte Zellarten entstehen können, z.B. Blutstammzellen, aus denen sich alle Blutkörperchen bilden.
Antikörper
Von Immunzellen (B-Lymphozyten) gebildete Proteine, die gezielt Strukturen (Antigene) auf der Oberfläche von Krankheitserregern, Zellen oder Molekülen erkennen und sich an sie binden. Antikörper dienen dem Immunsystem zur Erkennung und Zerstörung von Erregern oder abnormen Zellen.
Diagnostik
Gesamtheit der Untersuchungen, die der Feststellung oder genaueren Abklärung einer Erkrankung dienen
monoklonal
von einem einzigen, genetisch identischen Zell-Klon ausgehend oder gebildet
Toxizität
Giftwirkung einer Substanz, zum Beispiel einer Chemotherapie. Diese führen zu unerwünschten Nebenwirkungen.
Fast Track
Eine Bezeichnung für die Zulassung eines Medikaments in einem beschleunigten Verfahren, z.B. wenn das Medikament in Studien eine erhöhte Wirksamkeit in einer ernsten oder lebensgefährlichen Erkrankung gezeigt hat und das Potential hat, einen bisher unerfüllten medizinischen Zweck zu erfüllen. Im Bereich Leukämie wurde Glivec aufgrund der überzeugenden Studienergebnisse im Fast Track Verfahren zugelassen.
Remission
Vorübergehende oder dauerhafte Rückbildung von Krankheitszeichen. Bei Krebs: Partielle Remission = teilweises Verschwinden oder Verkleinerung von Krebszellen, komplette Remission = keine Krebszellen nachweisbar
chronisch
langanhaltend, sich langsam entwickelnd
myeloisch
das Knochenmark betreffend. Im engeren Sinne die Bildung von bestimmten weißen Blutzellen, den Granulozyten, im Knochenmark betreffend
Protokoll
Gebräuchlicher Ausdruck für ein Behandlungsschema; bei klinischen Studien auch Prüfplan genannt
Prognose
Wahrscheinliche zukünftige Entwicklung einer Erkrankung auf Basis der bestehenden Befunde
Phase II
Hat das Medikament die Prüfung in Phase I bestanden, wird es bei einer kleinen Patientengruppe bezüglich der Wirksamkeit untersucht. Ziele der Studie können dabei beinhalten: Sinkt die Restleukämie? Bei welchem Prozentsatz der Testpersonen sinkt die Resterkrankung ab? Wird das Fortschreiten der Krankheit verzögert? Üblicherweise beteiligen sich einige hundert Menschen an einer solchen Studie, um möglichst genaue Zahlen zu erhalten. Um zu klären, ob es sich bei der Wirkung um zufällige Effekte oder um tatsächliche Medikamentenwirkungen handelt, werden die Teilnehmenden in eine Untersuchungsgruppe und eine Kontrollgruppe eingeteilt.
maligne
Bösartig (z. B. von Gewebsveränderungen)
Anämie
Blutarmut, Mangel an roten Blutkörperchen oder Verminderung ihres Gehaltes an rotem Blutfarbstoff (Hämoglobin)
Antigen
Molekül, das vom Immunsystem als fremd erkannt wird, Molekül, das von einem Antikörper erkannt wird, z.B. auf der Oberfläche von Zellen
Phase I
Die klinische Erprobung eines Medikaments erfolgt in der Regel in drei Phasen, um Menschen vor noch unbekannten gefährlichen und unerwünschten Nebenwirkungen zu schützen und um die finanziellen Mittel möglichst effizient einzusetzen. In einer Phase-I-Studie wird ein Medikament von wenigen Testpersonen eingenommen. Dabei wird untersucht, ob das Medikament gut verträglich ist, welche Nebenwirkungen auftreten und welche Dosierungsart optimal ist. Diese Studien werden ohne Kontrollgruppe durchgeführt.
Onko
Bestandteil der Begriffe Onkologie (Wissenschaft und Lehre von den Krebserkrankungen)
akut
plötzlich einsetzend, heftig, von kurzer Dauer
Klon
Meist Zellklon gemeint. Gruppe von genetisch identischen Zellen, die alle durch Teilung aus einer einzigen Mutterzelle hervorgegangen sind und identische Merkmale haben
DNA
Desoxyribonukleinsäure,bildet bei den meisten Lebewesen das genetische Material (Erbgut), ist im Zellkern, in den Chromosomen lokalisiert, Träger der genetischen Information eines Lebewesens
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
RNA
Die Ribonukleinsäure (RNA) ist der kleine Bruder der DNA . Sie ist ein einzelsträngiges kettenförmiges Molekül, das aus DNA umgeschriebene Erbinformation eines einzigen Genes enthält, und im Plasma der Zellen in das Genprodukt (= Eiweißmolekül, Protein) umgeschrieben wird (Biosynthese).
MDS
Das Myelodysplastische Syndrom (MDS) bildet eine grosse Gruppe erworbener klonaler Knochenmarkskrankheiten, die durch ein zunehmendes Versagen der Knochenmarksfunktion gekennzeichnet sind. Im Gegensatz zur aplastischen Anämie ist das Knochenmark zellreich. Da jedoch die Blutbildung (Hämatopoese) ineffektiv ist, kommt es zur peripheren Panzytopenie.
Ras
Ras ist ein G-Protein, das nach Aktivierung durch Wachstumsfaktoren mit Tyrosinaseaktivität GTP bindet und damit die Signaltransduktionskaskade weiterleitet.
DLI
Gabe von Spenderlymphozyten nach rezidivierter allogener Stammzelltransplantation (DLI = Donor Lymphocyte Infusion)
ASH
Amerikanische Gesellschaft für Hämatologie (engl. American Society of Hematology). Oftmals wird ASH als Synonym für den jedes Jahr im Dezember stattfindenden Jahreskongress der Gesellschaft verwendet.
APL
Akute Promyelozytenleukämie
CHR
Komplette hämatologische Remission (complete haematologic response).
FDA
Amerikanische Arzneimittelzulassungsbehörde (Food and Drug Administration)
ELN
Das Europäische Leukämie Netz ist eine von der EU finanzierte Organisation bestehend aus Medizinern, Wissenschaftlern und Patienten aus dem Leukämie-Bereich, das zum Ziel hat, die Behandlung von Leukämie-Erkrankungen zu verbessern, Wissen zu generieren und dieses Wissen in Europa zu verbreiten.
Arm
= Behandlungsgruppe. Eine klinische Studie ist einarmig, wenn es nur eine Behandlungsgruppe und keine Kontrollgruppe gibt. In den meisten Studien gibt es zwei oder mehr Arme.
Monoklonaler Antikörper
Antikörperpräparation, die nur eine einzige Struktur erkennt. Monoklonale Antikörper werden im Labor mit Hilfe von unsterblich gemachten Immunzellen gebildet, die einer einzelnen Vorläuferzelle entstammen. Gleichartige Nachkommen eines einzelnen Vorläufers nennt man Klon.
Klinische Studie
Wissenschaftliche Forschungsarbeit zur Behandlung von Krankheiten beim Menschen nach strengen medizinischen und ethischen Regeln
Transplantation
Übertragung von Gewebe. Für die Transplantation können eigene Zellen autologe T. oder fremde Zellen allogene T. verwandt werden.
Lymphatisches
Gesamtheit der lymphatischen Gewebe wie Lymphknoten, Milz, Thymus, Mandeln, anatomische Grundlage des Immunsystems
sequenzieren
Bestimmen der Reihenfolge von Nucleotiden.
Stammzellen
Stammzellen sind Blutvorläuferzellen, aus denen sich verschiedene Arten von Zelltypen wie die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) und weißen (Leukozythen) Blutzellen sowie Blutplättchen (Thrombozyten) und einige andere Zellen entstehen. Die Stammzellen befinden sich im Knochenmark und teilweise auch im Blut. Es gibt eine Anzahl von verschiedenen Entwicklungsstadien der Stammzellen (z.B. embryonale Stammzellen, aus denen sich der ganze Organismus entwickelt) oder Entwicklungsstadien aus denen nur noch bestimmte Zellarten entstehen können, z.B. Blutstammzellen, aus denen sich alle Blutkörperchen bilden.
exprimieren
Als Genexpression bezeichnet man die Bildung eines von einem Gen kodierten Genprodukts, vor allem von Proteinen oder RNA-Molekülen. Das zugehörige Verb lautet exprimieren.
monoklonal
von einem einzigen, genetisch identischen Zell-Klon ausgehend oder gebildet
chronisch
langanhaltend, sich langsam entwickelnd
chronisch
langanhaltend, sich langsam entwickelnd
myeloisch
das Knochenmark betreffend. Im engeren Sinne die Bildung von bestimmten weißen Blutzellen, den Granulozyten, im Knochenmark betreffend
myeloisch
das Knochenmark betreffend. Im engeren Sinne die Bildung von bestimmten weißen Blutzellen, den Granulozyten, im Knochenmark betreffend
Protokoll
Gebräuchlicher Ausdruck für ein Behandlungsschema; bei klinischen Studien auch Prüfplan genannt
Protokoll
Gebräuchlicher Ausdruck für ein Behandlungsschema; bei klinischen Studien auch Prüfplan genannt
maligne
Bösartig (z. B. von Gewebsveränderungen)
Onko
Bestandteil der Begriffe Onkologie (Wissenschaft und Lehre von den Krebserkrankungen)
akut
plötzlich einsetzend, heftig, von kurzer Dauer
akut
plötzlich einsetzend, heftig, von kurzer Dauer
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
TKI
Tyrosinkinaseinhibitor / Tyrosinkinasehemmer sind neuartige Medikamenten-Wirkstoffe, die bisher vor allem bei Tumorerkrankungen zum Einsatz kommen. Tyrosinkinasen spielen eine Schlüsselrolle bei der Entstehung von Tumorerkrankungen, da sie daueraktiviert zu einer ungebremsten Zellteilung und damit zu einem unkontrollierten Tumorwachstum führen. Die neuartigen Hemmstoffe blockieren diesen Mechanismus.
TKI
Tyrosinkinaseinhibitor / Tyrosinkinasehemmer sind neuartige Medikamenten-Wirkstoffe, die bisher vor allem bei Tumorerkrankungen zum Einsatz kommen. Tyrosinkinasen spielen eine Schlüsselrolle bei der Entstehung von Tumorerkrankungen, da sie daueraktiviert zu einer ungebremsten Zellteilung und damit zu einem unkontrollierten Tumorwachstum führen. Die neuartigen Hemmstoffe blockieren diesen Mechanismus.