Chronische Myeloische Leukämie (CML)

JCRCODas weltweite Patientennetzwerk CML Advocates Network, zu deren Gründern Leukämie-Online gehört, hat eine weltweite Befragung von 2546 CML-Patienten aus 63 Ländern, darunter 366 aus Deutschland, in der Fachzeitschrift "Journal of Cancer Research and Clinical Oncology" veröffentlicht. Dies ist die bisher umfassendste Studie zum Verständnis der Beweggründe für fehlende Therapietreue bei CML. Wir stellen nun den Volltext der Veröffentlichung in Deutsch bereit.

Die Ergebnisse der Studie sind ernüchternd: Nur 33% der CML-Patienten waren höchst therapietreu, während 47% und 21% den mittleren und unteren Therapietreuegruppen zuzuordnen waren. Dabei ist aus CML-Studien bekannt, dass schon das Vergessen von mehr als 10% der verschriebenen Dosis, also mehr als 3 Tabletten pro Monat, das Ziel einer Vollremission gefährden kann.

Ein validiertes Verfahren ermöglichte die Einordnung von Patienten in niedrige, mittlere und hohe Therapietreue. Dieses Vorgehen bezieht Faktoren wie Vergessen, den absichtlichen Stopp wegen Unwohlsein, das Unterbrechen von üblichen Tagsabläufen wie z.B. Reisen, das Stoppen bei gefühltem Behandlungserfolg oder pure Bequemlichkeit mit ein.

Verschiedene Faktoren beeinflussten die Therapietreue: Männer waren häufiger therapietreu als Frauen (57.3% vs. 42.7%). Weniger therapietreue Patienten waren im Durchschnitt jünger. Patienten, die mit einem Partner oder Familienmitglied zusammen leben, sind therapietreuer, was nahelegt, dass Therapietreuemaßnahmen nicht nur auf Patienten, sondern auch auf ihre Verwandten abgestimmt werden sollten. Unter Nilotinib waren nur 25% aller Patienten sehr therapietreu und 27% wenig therapietreu, während Patienten unter Imatinib (36% und 19%) und Dasatinib (33% und 21%) die Therapietreue etwas höher war. Dies mag an der zweimal täglichen Einnahme von Nilotinib liegen. Die Abenddosis wurde von den wenig therapietreuen Patienten etwas häufiger vergessen wurde als eine Morgendosis.

Die Hauptgründe für unabsichtliche Nichteinnahme waren Vergessen (41%) und Unterbrechung der täglichen Einnahmeroutine (27%), z.B. durch Reisen oder Veranstaltungen. Mehr als zwei Drittel aller Patienten gaben an, dass ein gleichmäßiger Ablauf des Tages oder regelmäßige Einnahmeabläufe ("Routinen") ihre Therapietreue stark unterstützte.

Als Maßnahmen zur Erhöhung der Therapietreue werden 43% von Familienmitgliedern an die Einnahme erinnert, 40% nutzen spezielle Tablettenschachteln, und 24% nutzen Erinnerungen auf Mobiltelefonen. Interessanterweise gab jeder vierte Patient an, dass Erinnerungen über Handys und Smartphone-Apps genutzt würden, wenn sie verfügbar wären.

Die große Mehrheit der Patienten (85.7%) ist sich der Bedeutung der CML-Therapie für ihre Gesundheit im Klaren. Interessanterweise hatte jeder fünfte Patient, der sich selbst auf einer Skala von 1-5 mit "5" als absolut therapietreu einschätzte, laut einer anderen Frage im gleichen Fragebogen im vergangenen Monat die Einnahme von Tabletten vergessen, was einen Unterschied zwischen Selbstwahrnehmung und Realität wiederspiegelt. Die Hauptgründe für absichtliche Nichteinnahme waren Unwohlsein (35%) und der Wunsch, Nebenwirkungen zu reduzieren (26%), von welchen vier von fünf Patienten Magen-Darm-Nebenwirkungen und 17% Haut-Nebenwirkungen als Grund für das Unterlassen der Einnahme angaben. Patienten gaben an, dass die Medikation ihr Arbeitsleben (26%) und ihr Sozialleben (23.5%) beeinflusst - beide Faktoren sind verbunden mit dem Maß der Therapietreue. Die wenig therapietreuen CML-Patienten machen sich durchschnittlich weniger Sorgen über die medizinischen Auswirkungen der Nichteinnahme, und haben durchschnittlich größere Bedenken bzgl. Langzeitnebenwirkungen der Medikation.

Ärzte haben eine maßgebliche Rolle auf die Therapietreue ihrer CML-Patienten. Patienten, die ihren Arzt als zugänglich beschrieben, und der ausreichende Informationen über die Erkrankung und Therapie bereitstellt, waren therapietreuer als Patienten mit geringerer Zufriedenheit mit ihrem Arzt. Aktive ärztliche Unterstützung beim Bewältigen von Nebenwirkungen erhöhte ebenfalls die Therapietreue. 85% der sehr therapietreuen Patienten sprach mit ihren Ärzten über Therapietreue, während dies in der wenig therapietreuen Gruppe weniger als die Hälfte taten. Von den sehr therapietreuen Patienten waren über zwei Drittel sehr zufrieden mit der ärztlichen Information (69%) und nur 4% sehr unzufrieden, während weniger als die Hälfte der wenig therapietreuen Gruppe sehr zufrieden war, und jeder siebte dieser Gruppe war sogar sehr unzufrieden.

Übersetzung des gesamten Originalartikels:

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Tyrosinkinasehemmer (Tyrosinkinaseinhibitoren, TKI) haben das Überleben von CML-Patienten dramatisch verbessert und die CML zu einer „chronischen Erkrankung“ gemacht. Eine lebenslange Behandlung mit TKI ist entsprechend der Empfehlungen der Experten und immer noch ratsam. Je nach Wahl des TKI erreichen zwischen 40% und 70% der Patienten eine tiefe molekulare Remission, was einen BCR-ABL-Wert von 0.01% (MR4) oder darunter bedeutet. Weil beobachtet wurde, dass einige Patienten die Behandlung in tiefer Remission absetzen konnten, ohne danach einen Rückfall zu erleiden, wurde die Schlüsselfrage, ob alle Patienten in anhaltend tiefer molekularer Remission ihre Behandlung absetzen können, in zahlreichen Studien untersucht und wurde zur meistdiskutierten Frage am ASH 2016.

Giora Sharf und Jan Geissler waren bei ASH und fassen hier die wichtigsten Präsentationen, Diskussionen und Poster dieses wichtigen Themas am ASH-Kongress dieses Jahres zusammen. Dies ist die von Niko angefertigte deutsche Übersetzung des englischsprachigen Originalartikels auf cmladvocates.net.

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Zweites Absetzen der TKI-Behandlung an CML-Patienten, bei denen ein erster Absetzversuch fehlgeschlagen ist, und die in der Folge nach Wiederaufnahme der Behandlung ein erneutes tiefes molekulares Ansprechen erreichten. Übersetzung des ASH 2016-Abstracts #788

Autoren: Thomas Pagliardini, Franck E. Nicolini, Stephane Giraudier, Philippe Rousselot, Gabriel Etienne, Françoise Huguet, Agnes Guerci-Bresler, Bruno R. Varet, Martine Escoffre, Stephane Morisset, Francois-Xavier Mahon and Laurence Legros

Hintergrund: Tyrosinkinaseinhibitoren (TKI) können bei einigen Patienten mit chronisch-myeloischer Leukämie (CML) eine langfristig molekular nicht mehr nachweisbare Resterkrankung induzieren. Verschiedene Studien haben gezeigt, dassdie Behandlung mit TKI wie Imatinib (STIM, TWISTER, EUROSKI) und neuerdings auch mit Nilotinib und Dasatinib (STOP 2G-TKI) sicher abgesetzt werden kann. Alle diese Studien erreichen einen Anteil der behandlungsfreien Remission von ca. 50%. Ein wesentliches Problem muss noch für die ca. 50% der Patienten gelöst werden, bei denen diese Strategien zum Erreichen einer behandlungsfreien Remission versagen.

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Im Dezember 2016 endet das Patent für Glivec (Wirkstoff Imatinib) in Deutschland. Was bedeutet die Einführung von Imatinib-Generika für Patienten? Was sind Generika, welche Sicherheits- und Qualitätsanforderungen müssen sie erfüllen? Wo sind die Unterschiede zum Originalpräparat? Wo finde ich als Patient nähere Informationen? Diese Fragen und viele mehr werden in unserem Webinar beantwortet.

Hier geht es zum Online-Vortrag: (Klick auf Abspielknopf, Ton an, und mit dem kleinen Symbol rechts unten kann die Präsentation im Vollbildmodus angesehen werden):

Welt-CML-Tag-Button-150pxWCMLD 2013 2209 340pxAm 22. September, dem Welt-CML-Tag, kommen jedes weltweit Jahr Patienten, Angehörige, Ärzte und Forscher zusammen, um auf die Chronische Myeloische Leukämie (CML) aufmerksam zu machen. Der Welt-CML-Tag wurde 2011 von nationalen Patientenorganisationen ins Leben gerufen und wird auf internationaler Ebene vom CML Advocates Network koordiniert - einem weltweiten gemeinnützigen Netzwerk von 109 CML-Patientenorganisationen in 82 Ländern, das u.a. von Leukämie-Online gegründet wurde. Das Datum des Aktionstages, der 22.9., ist eng verknüpft mit der Erkrankung, da die CML durch eine genetische Veränderung der Chromosomen 9 und 22 gekennzeichnet ist. Sowohl in Deutschland als auch weltweit finden in diesen Tagen Aktivitäten zum Welt-CML-Tag stattfinden. Leukämie-Online stellt unter www.leukaemie-online.de/cml viele Informationen zur CML bereit.

Zum Welt-CML-Tag in Deutschland: Buch "Manchmal ein Kunststück"

Manchmal-ein-KunststueckDie gemeinnützige Patientenplattform leukämie-online.de hat 2012 unter dem Motto "Manchmal ein Kunststück" eine Initiative gestartet, in der Patienten, Angehörige und Ärzte ihre persönlichen Kunststücke im Leben mit CML schilderten. Am Welt-CML-Tag 2014 stellte Leukämie-Online dann das Buch "Manchmal ein Kunststück: 16 Drahtseilakte des Lebens mit Chronischer Myeloischer Leukämie" vor, das auf 128 Seiten sechzehn Menschen mit CML in Wort und Bild porträtiert. Es verdeutlicht die Herausforderungen, denen sich Leukämie-Patienten, Angehörige und Ärzte täglich stellen müssen. „Die Fotos und Interviews in unserem Bildband zeigen auf berührende Weise, wie unterschiedlich die Lebenswege und Herausforderungen der Menschen sind, die mit dieser Erkrankung konfrontiert werden. Viele von ihnen haben ihr Leben neu geordnet, um Dinge zu tun, die ihnen wichtig sind. Jeder merkt: Der CML-Patient ist einer von ihnen. Er kann ein weitgehend normales Leben führen und hat vielleicht sogar berechtigte Hoffnung, irgendwann von der CML geheilt werden zu können“, beschreibt Jan Geißler, 1. Vorsitzender von LeukaNET e.V., die bewegenden Geschichten. Mehr Informationen dazu unter http://www.kleines-kunststueck.de/buch. Es ist verfügbar unter Amazon.de.

World-CML-DayDer Welt-CML-Tag bringt die internationale Gemeinschaft zusammen

Im Jahr 2008 haben CML-Patientenorganisationen den "CML Awareness Day" am 22.09. zum ersten Mal ausgerufen, um auf die Bedürfnisse von CML-Patienten aufmerksam zu machen. Seit 2011 gibt es den "Welt-CML-Tag", an der Patientenorganisationen auf allen Kontinenten Initiativen und Aktionen durchführen.  "Seit dem ersten Treffen von ein paar CML-Patientenvertretern im Jahr 2003 ist die internationale Gemeinschaft stark zusammengewachsen. Heute sind 109 Patientenorganisationen aus 82Ländern in unserem weltweiten Patientennetzwerk verbunden. Wir treffen uns nicht nur einmal im Jahr bei unserer "CML Horizons"-Konferenz, sondern unterstützen uns während des Jahres über Landesgrenzen und arbeiten mit Forschern und anderen Akteuren zusammen", so Geißler. "Die Zusammenarbeit ist der Schlüssel, um die Betreuung von Patienten in allen Regionen zu verbessern und die Forschung voranzutreiben". Mehr Informationen zum Welt-CML-Tag und zu Initiativen in mehr als 30 Ländern sind auf dem der Webseite zum Welt-CML-Tag gelistet.

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