Chronische Myeloische Leukämie (CML)

Novartis hat bei den Gesundheitsbehörden der EU die Marktzulassung für das Medikament Glivec als Therapeutikum erster Wahl bei Philadelphia-Chromosom-positiver Chronisch-Myeloischer Leukämie (CML) beantragt.

Nach einer Mitteilung des Unternehmens habe Glivec im Vergleich zur Kombination von Interferon mit Chemotherapie deutlich bessere Resultate gezeigt. Die Entwicklung der Krankheit werde verlangsamt. 

Das Medikament wurde hierzu in einer Phase III Studie an 1.106 Patienten getestet. Bisher ist das Präparat zur Therapie von Magen-Darm-Krebs und CML bei Interferon-Unverträglichkeit im Handel.

In der Schweiz läuft bereits ein beschleunigtes Zulassungsverfahren für Glivec.

Quelle: AP, Reuters
Das britische National Institute for Clinical Excellence - auch unter der Bezeichnung NICE bekannt - hat eine Richtlinie veröffentlicht, in der die Anwendung von Imatinib (Glivec®) für die Behandlung von Philadelphia-Chromosom-positiver CML in allen Phasen der Krankheit empfohlen wird.

NICE ist ein unabhängiges staatliches Institut für die klinische und kostenmässige Bewertung von Arzneimitteln in Grossbritannien. Diese Bewertungen richten sich anKliniken, Patienten und Beauftragte und haben Einfluss auf die Behandlungskostenübernahme durch das staatliche britische Gesundheitssystem NHS.

Die am 12. August veröffentlichte Richtlinie empfiehlt die Anwendung des Wirkstoffs Imatinib (Markenname Glivec, Novartis) bei Patienten mit Philadephia-Chromosom-positiver CML in der chronischen Phase bei Unverträglichkeit oder Versagen von Interferon-Alpha, sowie in der akzelierten Phase und Blastenphase der Krankheit.

Die Richtline revidiert eine vorläufige Veröffentlichung des NICE vom 14. April 2002, das die Anwendung von Glivec nur bei Patienten in der akzelerierten Phase der CML empfahl. Dies hatte starke Reaktionen in Fachkreisen hervorgerufen, da hiermit Patienten in der frühen chronischen Phase oder der späten Blastenkrise keinen Zugang zu dem Medikament, das bereits in verschiedenen Studien eine sehr hohe Wirksamkeit gezeigt hatte, erhalten hätten.

Quellen/Hintergrundinformationen:
Novartis gab gestern bekannt, dass die amerikanische Gesundheitsbehörde FDA (Food and Drug Administration) ihrem Medikament Glivec (Imatinib) die vorrangige Prüfung gewährt hat als Behandlung erster Wahl (so genannte First-Line-Therapie) für neu diagnostizierte Patienten mit Philadelphiachromosom-positiver CML in der frühen Phase der Krankheit. Bis jetzt war das Medikament ins den USA für die Behandlung von CML-Patienten in den späteren Krankheitsstadien oder in der chronischen Phase nach Versagen einer Interferon-alpha-Therapie zugelassen.

Die FDA hat auch die vorrangige Prüfung eines weiteren Antrags von Novartis für Dosierungsinformationen für Glivec bei pädiatrischen CML-Patienten gewährt. Vorrangige Prüfungen werden von der FDA für Produkte zur Behandlung schwerwiegender oder lebensbedrohender Erkrankungen gewährt, die gegenüber bestehenden Behandlungen eine wesentliche Verbesserung bewirken können. In der Schweiz wurde für Glivec bereits ein beschleunigtes Zulassungsverfahren für diese Indikation gewährt.

Beide im Juni 2002 eingereichten Anträge wurden von der FDA für die Einreichung bewilligt. Durch die vorrangige Prüfung wird ein Entscheidungstermin spätestens sechs Monate nach der Einreichung festgelegt. "Wir freuen uns, dass die FDA die Bedeutung von Glivec für die Behandlung von CML-Patienten im Frühstadium der Erkrankung anerkennt", sagt David Epstein, Leiter Novartis Oncology. "Die Daten zeigen, dass je früher CML-Patienten mit Glivec behandelt werden, desto eher sprechen sie positiv an. Die Bereitstellung von Glivec als Medikament erster Wahl für neu diagnostizierte Patienten in der chronischen Phase wäre deshalb ein wichtiger Schritt vorwärts für Patienten mit CML." 


Dem Antrag zugrunde liegende Daten

Der Antrag zur First-Line Behandlung von CML stützt sich auf Daten aus der so genannten IRIS-Studie (International Randomised Study of Interferon vs. STI571), die bei den Jahrestagungen der American Society of Clinical Oncology (ASCO, Mai 2002) und der European Haematology Association (EHA, Juni 2002) vorgestellt wurden. Die Daten zeigen, dass Glivec bei der First-Line-Behandlung neu diagnostizierter CML-Patienten eine zytogenetische Remissionsrate von 83 % erzielte, im Vergleich zu 20 % bei der Kombination von Interferon-alpha und Cytosinarabinosid (IFN/Ara-C), einer Form von Chemotherapie.

Weiter ergab die IRIS-Studie, dass Glivec die Zeit bis zur Progression zu den späteren CML-Stadien im Vergleich zu IFN/Ara-C signifikant verzögerte. Ausserdem zeigen die bei der EHA-Tagung vorgelegten Daten, dass neu diagnostizierte CML-Patienten unter Glivec eine wesentlich bessere Lebensqualität erreichen als unter als IFN/Ara-C.

Novartis hat ebenfalls Zulassungsunterlagen bei den Gesundheitsbehörden der Europäischen Union eingereicht, womit die Zulassung für Glivec als Behandlung erster Wahl für Patienten mit Philadelphiachromosom-positiver CML in der chronischen Phase beantragt wird. Glivec wurde erstmals im Mai 2001 in den USA für die Behandlung von Patienten mit Philadelphiachromosom-positiver (Ph+) CML in der Blastenkrise, Akzelerationsphase oder chronischen Phase nach Versagen einer Interferon-alpha-Therapie zugelassen. Im Februar 2002, nur neun Monate nach der ersten CML-Zulassung, erhielt Glivec die FDA-Zulassung für die Behandlung von Patienten mit Kit- (CD-117-) positiven, nicht operierbarem und/oder metastasierenden malignen gastrointestinalen Stromatumoren (GISTs). Die GIST-Indikation wurde kürzlich auch in der Schweiz und der EU zugelassen.


Gegenanzeigen und Nebenwirkungen

Das Sicherheitsprofil von Glivec war im Rahmen der First-Line-Studie (IRIS) vergleichbar mit jenem der bisherigen Phase II-Studien, an denen andere CML-Patienten teilnahmen. Die Nebenwirkungen waren meist gering bis mässig. Die häufigsten medikamentenbedingten Nebenwirkungen von Glivec waren Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Ödeme und Muskelkrämpfe. Wegen Nebenwirkungen brachen nur 2 % der Patienten im Glivec-Arm die Behandlung ab, im IFN/Ara-C Arm hingegen 6 %. Darüber hinaus wechselten wegen Unverträglichkeit nur 0.7 % der Patienten vom Glivec-Arm zum Kontrollarm der Studie, während 23 % der Patienten unter IFN/Ara-C zum Kontrollarm wechselten.

Glivec wird oft mit Ödemen in Verbindung gebracht, sowie mit gelegentlicher schwerer Flüssigkeitsretention, Magen-Darm-Reizungen und schwerer Hepatotoxizität. Da die Nachbeobachtung der meisten Patienten, die mit Glivec behandelt werden, relativ kurz ist, existieren keine langfristigen Sicherheitsdaten über die Behandlung mit Glivec.

Glivec ist kontraindiziert bei Patienten mit bekannter Überempfindlichkeit gegen Imatinib oder eine seiner Trägersubstanzen. Frauen im gebärfähigen Alter sollten während der Einnahme von Glivec eine Schwangerschaft vermeiden.


Rechtliche Hinweise von Novartis

Diese Mitteilung enthält in die Zukunft gerichtete Aussagen, die bekannte und unbekannte Risiken, Unsicherheiten und andere Faktoren beinhalten, die zur Folge haben können, dass die tatsächlichen Ergebnisse wesentlich von den erwarteten Ergebnissen, Leistungen oder Errungenschaften abweichen, wie sie in den zukunftsbezogenen Aussagen enthalten oder impliziert sind. Einige der mit diesen Aussagen verbundenen Risiken sind in der englischsprachigen Version dieser Mitteilung und dem jüngsten Dokument "Form 20-F" der Novartis AG, das bei der US 'Securities and Exchange Commission' hinterlegt wurde, zusammengefasst. Dem Leser wird empfohlen, diese Zusammenfassungen sorgfältig zu lesen.

Die Novartis AG (NYSE: NVS) ist ein weltweit führendes Unternehmen im Gesundheitswesen mit seinem Kerngeschäft in den Bereichen Pharma, Consumer Health, Generika, Augenheilmittel und Tiergesundheit. Im Jahr 2001 erzielte der Konzern einen Umsatz von CHF 32,0 Milliarden (USD 19,1 Milliarden) und einen Reingewinn von CHF 7,0 Milliarden (USD 4,2 Milliarden). Der Konzern investierte rund CHF 4,2 Milliarden (USD 2,5 Milliarden) in Forschung und Entwicklung. Novartis hat ihren Sitz in Basel (Schweiz). Die Novartis Konzerngesellschaften beschäftigen rund 74 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in über 140 Ländern. Weitere Informationen finden Sie im Internet unter www.novartisoncologyvpo.comund www.novartisoncology.com.

Quelle: Novartis-Pressemitteilung vom 22.8.2002.
Glivec steht vor der Zulassung als First-Line-Therapie bei neu diagnostizierten Erwachsenen und Kindern mit Chronischer Myeloischer Leukämie (CML) durch EU-Behörden.

Das Committee for Proprietary Medicinal Products (CPMP) – ein Ausschuss der European Agency for the Evaluation of Medicinal Products (EMEA), der Europäischen Zulassungsbehörde – gab ein positives Gutachten für das Krebsmedikament Glivec® (Imatinib) als First-Line-Therapie von neu diagnostizierten Erwachsenen und Kindern mit Philadelphia-Chromosom (Bcr-Abl) positiver Chronischer Myeloischer Leukämie (CML) ab. Das Gutachten bezieht sich auf Patienten, für die eine Knochenmarktransplantation nicht in Frage kommt. Dies gab Novartis am 20. September 2002 bekannt.

Der Antrag zur Zulassung von Glivec® als First-Line-Therapie in der Behandlung der CML basierte auf einer internationalen randomisierten Studie mit Interferon plus Ara-C versus Glivec® (IRIS Studie). Die Daten dieser Studie wurden im Mai 2002 auf dem ASCO und im Juni auf dem EHA vorgestellt. Die Ergebnisse zeigen, dass 83% der neu diagnostizierten CML-Patienten, die von Anfang an mit Glivec® behandelt wurden im Vergleich zu 20% der mit einer Kombination aus dem biologischen Wirkstoff Interferon-Alpha und dem Zytostatikum Zytosinarabinosid (IFN / Ara-C) behandelten Patienten, ein zytogenetisches Ansprechen erreichten Mit Glivec® wurde auch die Zeit bis zur Progression der CML in fortgeschrittene Stadien im Vergleich zu IFN / Ara-C signifikant verzögert. Darüber hinaus verbessert Glivec® die Lebensqualität von neu diagnostizierten CML-Patienten deutlich.
Der Antrag für die Zulassung zum Einsatz von Glivec® in der Pädiatrie basiert auf einer Phase I Studie mit Kindern, die an einer Philadelphia-Chromosom positiven CML erkrankt sind. Bei diesen Kindern hat eine voran gegangene Interferon-Therapie versagt oder es lagen andere Philadelphia-Chromosom positive akute Leukämien vor. Die Studie erbrachte ähnlich gute Ergebnisse in Bezug auf Wirksamkeit (zytogenetisches und hämatologisches Ansprechen) und Sicherheit wie bei Studien mit Erwachsenen.

In den meisten Ländern, in denen Glivec® zugelassen ist, gilt diese für die Behandlung von Patienten mit Philadelphia-Chromosom positiver (Bcr-Abl) CML in der Blastenkrise, der akzelerierten Phase oder in der chronischen Phase nach Versagen einer Interferon-Alpha-Therapie.

Quelle: Novartis-Pressemitteilung.
Ein kürzlich auf Medscape erschienener Artikel von Prof. Moshe Talpaz vom M.D. Anderson Krebszentrum in Houston (USA) fasst die aktuellsten Studien über Therapieoptionen für CML zusammen.

Gegenübergestellt wurden hierbei die verschiedenen durchgeführten CML-Studien der Phase 1 und 2 sowie die bisher publizierten Daten der Phase 3 Studien, die die Wirksamkeit von Glivec und Interferon verglichen sowie Glivec in höherer Dosis untersuchten. Darüber hinaus werden die bisher bekannten Mechanismen der Resistenzbildung gegen Glivec beschrieben und andere neue Medikamente gegen CML, die momentan in der Erprobung sind, genannt.

Zum Schluß schlägt Dr. Talpaz ein Vorgehen in der Behandlung von CML vor. In der Auswertung der therapeutischen Nützlichkeit von Imatinib (Glivec) habe sich gezeigt, daß das Auftreten von vollständigem und teilweisem zytogenetischen Ansprechen unter neu diagnostizierten Patienten von besonderer Wichtigkeit sei. Die frühere Erfahrung mit Interferon-basierten Therapien unterstreiche die Bedeutung von vollständigem zytogenetischen Ansprechen auf Überleben und das seltene Auftreten von Progression der Krankheit unter Patienten, die dieses positive Ansprechen erreichen.

Die mit Glivec erhaltenen vorläufigen Daten könnten bedeuten, daß vollständiges zytogenetisches Ansprechen haltbar sein könnte und wahrscheinlich dem bereits bei Interferon beobachteten Muster folgt. Jedoch müsse bedacht werden, daß die Beobachtungszeit der Glivec-basierten Studien noch ziemlich kurz sei. Da der Wirkmechanismus des bei Glivec verwendeten Tyrosine Kinase Hemmstoffs Imatinib völlig anders als der von IFN ist, könne kein anderes langfristiges Ergebnis ausgeschlossen werden.

Das Ansprechen auf Imatinib trete ziemlich schnell ein und könne, im Gegensatz zur Reaktion auf Interferon, meist schon innerhalb von 6 Monaten der Therapie beobachtet werden. Auf Grundlage von diesen Beobachtungen könne die Anfangstherapie mit Imatinib bei einer deutlichen Mehrheit von neu diagnostizierten CML Patienten als eine sichere Option betrachtet werden. Sollte sich jedoch nach 6 Monaten der Behandlung mit Glivec kein teilweises zytogenetisches Ansprechen und nach 9-12 Monaten kein komplettes zytogenetisches Ansprechen einstellen, sei eine Knochenmarktransplantation in Erwägung zu ziehen, vorausgesetzt, dass das Risiko für solches Verfahren akzeptabel ist. Alle Patienten mit CML in akzelerierter Phase oder Blastenkrise sollten jedoch, unabhängig von ihrer anfänglichen Antwort auf Imatinib, aufgrund des hohen Risikos des Krankheitsrückfalls Kandidaten für Knochenmarktransplantation sein.

Quelle / Link zum Original-Artikel: Treatment of CML: Thoughts After ASCO 2002, Medscape 25.9.2002 (englisch).

Übersetzung von Jan, ohne Gewähr.