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Akute Myeloische Leukämie (AML)

Um Patienten mit Akuter Myeloischer Leukämie (AML) risikoangepasst behandeln zu können, benötigen Ärzte Faktoren, die eine genauere Vorhersage des klinischen Verlaufs zulassen. Ärzte der Uniklinik Ulm haben einen Fortschritt in der Erforschung der molekularen Eigenschaften der AML erzielt. Die Forschungsergebnisse können neue Wege zur Überwindung der Chemotherapieresistenz von Patienten mit AML weisen. Daraus folgt eine bessere Vorhersage des Krankheitsverlaufs, die eine risikoangepasste Behandlung von AML-Patienten erlaubt.

Die Core Binding Factor (CBF) Leukämie stellt eine prognostisch günstige Untergruppe der akuten myeloischen Leukämie (AML), der häufigsten akuten Leukämie des Erwachsenenalters, dar. Trotzdem erleidet circa ein Drittel der Patienten innerhalb des ersten Jahres einen Rückfall und erkrankt erneut an Leukämie. Dr. Lars Bullinger von der Universitätsklinik für Innere Medizin III und Kollegen gelang es, mit Hilfe neuer Technologien die molekulare Vielfalt, die den klinischen Unterschieden der CBF AML zugrunde liegt, zu erfassen. Diese Einblicke in die Biologie der AML ermöglichen neue Wege zur Überwindung der Chemotherapieresistenz von AML Patienten. Das Projekt wurde von der Deutschen José Carreras Leukämie-Stiftung e.V. mit rund 200.000 Euro gefördert.

Um AML Patienten risikoangepasst behandeln zu können, benötigen Ärzte Faktoren, die eine genauere Vorhersage des klinischen Verlaufs zulassen. Einer dieser prognostischen Faktoren ist das Vorhandensein von chromosomalen Veränderungen in den Leukämiezellen. Mit Hilfe der innovativen DNA Microarray Technologie, welche die Möglichkeit bietet, parallel die Ausprägung von tausend Genen zu bestimmen, konnte das Forscherteam um Dr. Bullinger die molekulare Vielfalt, die den klinischen Unterschieden der CBF AML zugrunde liegt, erfassen. Den Ulmer Forschern gelang es, basierend auf charakteristischen Ausprägungsmustern von Genen neue prognostisch relevante Untergruppen der CBF Leukämie zu identifizieren.

Die Entdeckung dieser bislang unbekannten Untergruppen liefert neue Einblicke in die Entstehung der AML, die zu einem besseren Verständnis der molekularen Mechanismen der Leukämieentstehung beitragen und somit auch neue Wege zur Überwindung der Chemotherapieresistenz von AML Patienten aufweisen können. Daraus folgt eine bessere Vorhersage des Krankheitsverlaufs, die eine risikoangepasste Behandlung von AML Patienten erlaubt.

Die vollständige Publikation ist bereits auf den online Seiten des renommierten Fachmagazins Blood nachzulesen.

Über die Deutsche José Carreras Leukämie-Stiftung e. V.


Der spanische Tenor gründete 1995 die Deutsche José Carreras Leukämie-Stiftung e.V. - aus Dankbarkeit dafür, dass er selbst seine Leukämie-Erkrankung nach einer Stammzelltransplantation überwunden hat. Die Stiftung förderte bislang 593 Projekte. Dazu gehören die Förderung von Wissenschaft und Forschung, die Finanzierung von Strukturmaßnahmen, wie zum Beispiel der Bau von Transplantationseinheiten, Tageskliniken oder Rehabilitationszentren, und die Unterstützung von Selbsthilfegruppen und Elterninitiativen. Weitere Informationen und Einblicke in die Projekte gibt es unter www.carreras-stiftung.de.

Deutsche José Carreras Leukämie-Stiftung e. V.
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Quelle: idw-Mitteilung vom 11.07.2007
Eine erfolgreiche Krebstherapie müsste die Tumorstammzellen erkennen und beseitigen. Denn nach einem neuen Forschungskonzept sorgen ausschließlich diese Zellen für das uneingeschränkte langfristige Krebswachstum, wie der Mediziner Christian Beltinger in der Fachzeitschrift "Deutsche Medizinische Wissenschaft" schreibt.

Die auch von internationalen Forschern vertretene Hypothese könnte erklären, warum die Krebsbehandlung heute so häufig erfolglos bleibt. Chemotherapie und Bestrahlung zielen laut Beltinger auf sich teilende Tumorzellen. Die Erfolge seien zwar kurzfristig oft beeindruckend, brächten aber keine Heilung. Die Tumorstammzellen überlebten häufig, weil sie sich nur selten teilten und daher relativ unempfindlich gegen Chemotherapeutika und Strahlen seien. Deshalb komme es nach einiger Zeit zum Rückfall.

Bei einigen Tumoren sei es bereits gelungen, die Tumorstammzellen anhand von Oberflächenmerkmalen zu erkennen. "Dies könnte zu einer dauerhaften Heilung von Krebs führen", betont der Forscher. Ohne Komplikationen wäre diese Therapie jedoch nur, wenn mit den Tumorstammzellen nicht auch die normalen Stammzellen beseitigt würden. Bei der akuten myeloischen Leukämie (AML), einer im höheren Lebensalter auftretenden Variante von Blutkrebs, sei es bereits gelungen, Tumorstammzellen und normale Gewebestammzellen voneinander zu trennen. Hier könnte die Stammzell-Hypothese erstmals Eingang in die klinische Anwendung finden.

Alle menschlichen Organe und Gewebe entstehen in der vorgeburtlichen Phase aus Gewebestammzellen, und einige können sich später aus ihnen regelmäßig erneuern. "Gewebestammzellen sind prädisponiert, durch Mutationen zu Tumorstammzellen zu werden", schreibt Beltinger. In der Regel seien es die Metastasen, die eine Krebserkrankung unheilbar machten.

Quelle: Yahoo-Nachrichten vom 24.08.2007
Das Unternehmen gab bekannt, dass eine randomisierte Phase-II-Studie mit AML (akuter myeloischer Leukämie) in den USA begonnen hat. Dazu werden etwa 70 Patienten in den größeren Krebszentren in den USA rekrutiert. In der Studie wird AS1411 an Patienten mit rezidiver oder refraktorischer AML getestet. Bewertet wird die Gabe von AS1411 zusätzlich zur derzeitigen Standard-Therapie mit Cytarabin (Ara-C). Die Patienten werden randomisiert einer von drei Gruppen zugeteilt: nur Cytarabin, Cytarabin plus 10 mg/kg/Tag AS1411 und Cytarabine plus 40 mg/kg/Tag AS1411. Dann werden Wirksamkeit und Sicherheit verglichen, um festzustellen, ob die Patienten auf die Kombination Cytarabin mit AS1411 besser ansprechen als nur Cytarabin, und ob die beiden AS1411-Dosen unterschiedlichen Effekt haben. Die ersten Ergebnisse werden in 2008 erwartet.

Dr Robert Stuart von der Medical University of South Carolina, einer der Prüfer in der Studie und Mitarbeiter an früheren experimentellen Arbeiten an dem Medikament, sagte: "AS1411 hat in vorklinischen Tests bei AML vielversprechende Ergebnisse gezeigt, und es gibt starke biologische Gründe für das Medikament bei dieser Erkrankung; darum freuen wir uns über die Möglichkeit, AS1411 an unseren Leukämie-Patienten zu testen."

AS1411 war das erste Anti-Krebs-Aptamer, das in klinischen Studien getestet wurde, und wird heute zum ersten Mal in Phase-II-Studien eingesetzt. Vorklinische Daten legen ein Potential von AS1411 bei verschiedenen Blut- und Gewebstumoren nahe. AML wurde als erste Blutkrebsindikation ausgewählt, weil Krebszellen von AML-Patienten und AML-Zellinien besonders sensitiv auf AS1411 reagieren. Es gibt zudem Belege für Synergie-Effekte, wenn AS1411 mit Cytarabin kombiniert wird.

In Phase-I-Studien wurde AS1411 an Gewebstumoren getestet. Diese Studien ergaben ein günstiges Sicherheitsprofil und belegten die Anti-Krebs-Aktivität bei Nierenkrebs. Eine Phase-II-Studie bei Nierenkrebs wird voraussichtlich in Kürze beginnen.

Glyn Edwards, Geschäftsführerin bei Antisoma, sagte: "Wir wollen das Potential von AS1411 bei verschiedenen Tumoren erkunden, für die neue Behandlungsoptionen notwendig sind. Unsere robusten randomisierten Studien sollten mögliche Vorteile von AS1411 klar belegen und haben daher das Potential, in den nächsten Jahren seinen Wert deutlich zu steigern."

Quelle: Antisoma-Pressemitteilung vom 06.08.2007
Der Pharma- und Chemiekonzern Bayer kann auf einen breiteren Einsatz seines Nieren- und Leberkrebsmittels Nexavar hoffen. Einer neuen Studie zufolge kann das Medikament auch bei einer Blutkrebsart wirksam sein, wie US-Forscher mitteilten. Die Wissenschaftler fanden heraus, dass bei 16 Studienteilnehmern mit akuter myeloischer Leukämie (AML), bei denen der Krebs mit einer speziellen Genmutation verknüpft ist, sich der Anteil der Leukämiezellen deutlich verringerte. Etwa ein Drittel aller AML-Patienten weisen diese Mutation auf.

Bayer traut der Arznei allein bei der Anwendung gegen Nieren- und Leberkrebs einen Jahresumsatz von bis zu 500 Millionen Euro weltweit zu. Sollten weitere Indikationen wie Lungen- und Brustkrebs hinzukommen, erhofft sich Bayer sogar einen Jahresumsatz von mehr als zwei Milliarden Euro.

AML ist eine Erkrankung derjenigen blutbildenden Stammzellen im Knochenmark, aus denen sich später alle reifen Blutzellen entwickeln. Statt weißer und roter Blutkörperchen werden bei den Patienten abnormale Zellen gebildet. AML ist die bei Erwachsenen am häufigsten auftretende Form von akutem Blutkrebs.

Nach der im "Journal of the National Cancer Institute" veröffentlichten Studie sank bei den mit Nexavar behandelten Patienten der Anteil der Leukämiezellen im Blut auf 7,5 von 81 Prozent. Andere Therapien waren fehlgeschlagen. Größere Nebenwirkungen seien nicht festgestellt worden, sagte Michael Andreeff von der University of Texas, der die Studie betreute. Bei Patienten, die diese Gen-Mutation nicht aufweisen, habe das Mittel nur geringe Wirkung gezeigt.

Nach Einschätzung der Forscher reicht Nexavar allein als Behandlung für AML-Blutkrebs aber nicht aus. Das Präparat müsse mit anderen Therapien kombiniert werden, da die Gesundheit der Patienten von der Krankheit auf vielfältige Weise angegriffen werde. Rund 14.000 Fälle von AML-Blutkrebs werden jedes Jahr in den USA diagnostiziert. Rund 9000 Patienten sterben daran.

Quelle: FR-Online vom 30.01.2008
Die akute myeloische Leukämie (AML) ist die häufigste Form der akuten Leukämie im Erwachsenenalter. Seit langem gelten Veränderungen der Erbgutträger (Chromosomen) als die wichtigsten prognostischen Faktoren, um das Ansprechen auf eine Chemotherapie und die Heilungsaussichten vorherzusagen. Etwa 50 Prozent der AML-Fälle weisen jedoch keine mit dem Lichtmikroskop nachweisbaren chromosomalen Veränderungen auf und werden als sogenannte AML mit normalem Chromosomensatz (Karyotyp) klassifiziert.

Wissenschaftlern der Abteilung für Hämatologie, Onkologie, Rheumatologie und Infektionskrankheiten des Universitätsklinikums Ulm und der Klinik für Hämatologie, Hämostaseologie, Onkologie und Stammzelltransplantation der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) ist es gelungen, genetische Defekte innerhalb dieser Gruppe von AML mit normalem Karyotyp mittels molekulargenetischer Methoden zu entschlüsseln und diese auf ihre klinische Bedeutung hin zu untersuchen. Die Ergebnisse sind in der neuesten Ausgabe des "New England Journal of Medicine" veröffentlicht.

In der Studie wurden in mehr als 40 Zentren in Deutschland und Österreich über 800 Patienten mit AML und normalem Karyotyp auf Mutationen in verschiedenen Genen (NPM1, FLT3, CEBPA, MLL, RAS) untersucht. Geleitet wurde die Untersuchung im Rahmen der Deutsch-Österreichischen AML Studiengruppe (AMLSG) von Professor Dr. Hartmut Döhner, Abteilung Innere Medizin III der Universität Ulm und Professor Dr. Arnold Ganser, Direktor der MHH-Klinik für Hämatologie, Hämostaseologie, Onkologie und Stammzelltransplantation. Die Wechselbeziehung der molekularen Daten mit den klinischen Parametern wie dem Ansprechen auf die Chemotherapie und das Überleben der Patienten zeigte, dass bestimmte Genmutationen oder die Kombination verschiedener Mutationen (Genotypen) das Ansprechen auf Chemotherapie, die Wahrscheinlichkeit eines Rückfalls der Erkrankung und die Heilungschancen vorhersagen.

Darüber hinaus konnte in dieser Studie gezeigt werden, dass Patienten mit prognostisch ungünstigen genetischen Veränderungen nach einer allogenen Knochenmark- oder Blutstammzell-Transplantation höhere Heilungschancen haben, während Patienten, deren Genotyp eine günstige Prognose vorhersagt, von dieser intensiven Behandlungsform nicht profitieren.

Es ist zu erwarten, dass die Ergebnisse aus dieser Studie erhebliche Auswirkungen auf die Behandlung von Patienten mit AML haben werden. Die Tatsache, dass die in der Studie identifizierten Genotypen in der neuen World Health Organization (WHO) Klassifikation der AML berücksichtigt werden, unterstreicht die Bedeutung der Ergebnisse.

Unterstützt wurden diese Untersuchungen unter anderem durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (Kompetenznetz "Akute und chronische Leukämien" und das Projekt "IPD-Meta-Analysis: A model-based hierarchical prognostic system for adult patients with acute myeloid leukemia (AML)"), die Deutsche José Carreras Leukämie-Stiftung, die Else Kröner Fresenius-Stiftung und die Wilhelm Sander-Stiftung.

Weitere Informationen gibt Ihnen gern Professor Dr. Arnold Ganser; Telefon (0511)-532-3021, E-Mail: .

Quelle: IDWonline vom 06.05.2008
Am 1. Juli starten Prof. Dr. Julia Kirchheiner und ihr Team am Universitätsklinikum Ulm mit der Erforschung von patientenspezifischen Faktoren, die die Wirkung von Cytarabin beeinflussen. Mit dem Wirkstoff Cytarabin werden bereits viele Menschen, die an Akuter Myeloischer Leukämie (AML) erkrankt sind, erfolgreich therapiert. Merkwürdigerweise sprechen jedoch viele Leukämiepatienten nicht auf Cytarabin an.

Ziel des Projektes ist es, genetische Ursachen für die unterschiedliche Aufnahme von Cytarabin in die Blutzelle zu identifizieren und damit Faktoren zu erkennen, die das Ansprechen eines Patienten auf die Therapie mit Cytarabin mitbestimmen", so Prof. Dr. Julia Kirchheiner. Die Deutsche José Carreras Leukämie-Stiftung fördert das Ulmer Forschungsprojekt mit 30.000 Euro.

Jeder Mensch besitzt angeborene (genetische) Faktoren, die den Abbau oder Transport von Arzneimitteln bestimmen. Dieses Forschungsgebiet nennt man Pharmakogenetik. Untersuchungen an Zellen haben gezeigt, dass eine Resistenz auf Cytarabin daher rühren kann, dass der Wirkstoff nicht aktiv in die Zelle hineintransportiert werden kann, da der Transporter (ENT1), welcher für die Aufnahme von Cytarabin in die Zelle zuständig ist, nicht ausreichend zur Verfügung steht.

Die Ulmer Forscher suchen jetzt nach ererbten Faktoren, die dafür verantwortlich sind, dass der Transporter (ENT 1) nicht ausreichend transportiert, so dass Cytarabin weder in gesunde Zellen, noch in die Zielzellen der Krebserkrankung eindringen kann. Dazu sollen funktionelle Transportmessungen mit radioaktiv markiertem Cytarabin an Blutzellen (Lymphozyten) von 100 gesunden Blutspendern durchgeführt werden, um Unterschiede in der aktiven Aufnahme von Cytarabin in die Zelle zwischen Individuen zu zeigen. Anschließend werden genetische Untersuchungen durchgeführt, um ererbte Varianten zu erkennen, die die Transportgeschwindigkeit von Cytarabin in die Zelle mitbestimmen.

Der spanische Tenor gründete 1995 die Deutsche José Carreras Leukämie-Stiftung e.V. - aus Dankbarkeit dafür, dass er selbst seine Leukämie-Erkrankung nach einer Stammzelltransplantation überwunden hat. Die Stiftung förderte bislang über 600 Projekte. Dazu gehören die Förderung von Wissenschaft und Forschung, die Finanzierung von Strukturmaßnahmen, wie zum Beispiel der Bau von Transplantationseinheiten, Tageskliniken oder Rehabilitationszentren, und die Unterstützung von Selbsthilfegruppen und Elterninitiativen.

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft 01.07.2008
US-Forscher haben erstmals bei einer Patientin das gesamte Genom einer Krebserkrankung sequenziert und mit dem Erbgut einer normalen Zelle verglichen. Laut der Studie in Nature (2008; 456: 66-72) gab es zehn Unterschiede, die für die Entstehung der akuten myeloischen Leukämie (AML) bei der Patientin verantwortlich gewesen sein könnten.

Die Ursache der AML ist unklar. Die Forschung vermuten aber, dass somatische Mutationen in einer einzelnen Krebsvorläuferzelle für die ungebremste Zellproliferation verantwortlich sind. Schon bald verdrängen die Myeloblasten andere Zellen im Knochenmark und überschwemmen das Blutbild mit genetisch (weitgehend) identischen Zellen.

Dies war auch bei einer Patientin Mitte 50 der Fall, bei der eine AML vom Subtyp M1 diagnostiziert wurde. Vor der Therapie, die letztlich scheitern sollte, wurde der Frau eine Knochenmarkprobe entnommen, die das Ausgangsmaterial für die erste personalisierte Genomdiagnose einer Krebserkrankung bildete. Um unter den etwa drei Millionen Basenpaaren jene Mutationen zu finden, die vielleicht den Anstoß zu der Krebserkrankung gaben, wurde zusätzlich das Genom aus einer Hautzelle bestimmt.

Beim Vergleich stießen Timothy Ley und Mitarbeiter auf zehn Mutationen, die für die Krebsentstehung relevant gewesen sein könnten: Vier waren aus der Pathogenese anderer Krebserkrankungen bekannt, vier betrafen Wachstumsfaktoren und die restlichen beiden waren bereits in früheren Studien mit der CML in Verbindung gebracht worden. Neun der zehn Mutationen waren in fast allen Zellen des Tumors vorhanden, was wegen der vermuteten klonalen Genese nicht ungewöhnlich ist.

Welchen Anteil sie an der Krebsentstehung bei der Frau hatten, die nach einer erfolglosen konventionellen Therapie inzwischen verstorben ist, muss offen bleiben. Es dürfte sich auch nicht um universelle Verursacher der Erkrankung handeln, denn die acht bei der Patientin neu entdeckten Mutationen wurden bei keinem von 187 weiteren Patienten mit AML gefunden, bei denen gezielt danach gesucht wurde.

Vorerst ergeben sich deshalb keine therapeutischen Perspektiven aus der Studie, auch wenn Genetiker sie in der Öffentlichkeit als Durchbruch bewerteten. Eine personalisierte Genomanalyse von Krebserkrankungen wäre derzeit ohnehin nicht finanzierbar. Die Sequenzierung des Genoms dauerte mehrere Monate und kostete mehr als eine Million US-Dollar.

Die Kosten werden mit weiteren Fortschritten in der Automatisierung der Gensequenzierung sicherlich noch deutlich sinken. Doch ob die von den Forschern gegenüber den Medien geäußerten Visionen einmal Wirklichkeit werden, bleibt abzuwarten.

Ein Forscher meinte, in ferner Zukunft würde die Laborassistentin eine Blutprobe in einen Sequenzierautomaten geben, der nach kurzer Zeit den Bauplan des Tumors ausdruckt zusammen mit Therapieempfehlungen, wie der Tumor an seiner genetischen Schwachstelle angegriffen werden kann. Das ist derzeit noch reine Fiktion.

Quelle: Dt. Ärzteblatt vom 06.11.2008
Celgene International Sàrl kündigte an, dass das Krebsmedikament mit dem Handelsnamen Vidaza (Azacitidin) des Unternehmens von der Europäischen Kommission die volle Marktzulassung zur Behandlung erwachsener Patienten erhielt, die nicht für eine hämatopoetische Stammzellentransplantation in Frage kommen und an Intermediate- und Hochrisiko-MDS, chronische myelomonozytische Leukämie (CMML) oder AML erkrankt sind.

Die volle Marktzulassung gilt für die Behandlung erwachsener Patienten, die nicht für eine hämatopoetische Stammzellentransplantation in Frage kommen und unter folgendem leiden:
  • Intermediate-2- und Hochrisiko-MDS (gemäß IPSS-Klassifizierung) oder
  • chronische myelomonozytische Leukämie (CMML) mit 10-29 Prozent Knochenmarkblasten ohne myeloproliferative Störung oder
  • AML mit 20-30 Prozent Blasten und Multilineage-Dysplasie (laut WHO-Klassifizierung)
"Die Zulassung von VIDAZA durch die Europäische Kommission erkennt die signifikanten Überlebensratenvorteile dieser Therapie bei kritischen hämatologischen malignen Erkrankungen an", so Philippe Van Holle, President von Celgene Europe. "Wir werden nun mit der Zusammenarbeit mit den lokalen Zulassungsbehörden auf individueller Landesbasis beginnen, um das Medikament in allen Mitgliedsstaaten der EU zu vertreiben."

Die Zulassung basierte auf Wirkungs- und Sicherheitsdaten aus klinischen Studien, bei denen der Einsatz von VIDAZA bei MDS- und RAEB-T-Patienten innerhalb der AML-Kategorie laut Definition durch das WHO-Klassifizierungssystem beurteilt wurde. Diese grundlegenden Wirkungs- und Sicherheitsdaten stammten in erster Linie aus der VIDAZA-Überlebensstudie (AZA-001), der größten, international randomisierten kontrollierten Phase-III-Stdie, die jemals bei MDS-Patienten mit höherem Risiko sowie bei WHO AML-Patienten durchgeführt wurde und im Vergleich zur herkömmlichen Patientenversorgung eine klinisch relevante Verbesserung der durchschnittlichen Überlebenszeit um 9,4 Monate (auf 24,4 Monate im Vergleich zu 15 Monate) an den Tag legte.

"Die bei VIDAZA nachgewiesene beträchtliche Verbesserung der Überlebensrate unterstreicht den dringenden Bedarf des schnellen Zugangs zu dieser Therapie durch die Patienten", so Pierre Fenaux, M.D., Ph.D. der Universitè de Paris und leitender Prüfarzt für die AZA-001-Überlebensstudie. "Ich freue mich, dass wir eine so wirkungsvolle Therapie für Patienten in dieser unterversorgten Population anbieten können.”

Zusätzlich zur Verbesserung der Gesamtüberlebensrate erzielten 45 Prozent der mit VIDAZA® behandelten Patienten in der AZA-001-Studie die Unabhängigkeit von Erythrozytentransfusionen. Das Medikament wurde von Patienten auch gut vertragen. Die Prüfärzte versuchten, die Behandlung so lange fortzusetzen, bis es zum Erkrankungsfortschritt kam oder ein Durchschnittswert von neun Zyklen erreicht wurde.

In der AZA-001-Überlebensstudie waren die am häufigsten auftretenden schwerwiegenden Nebenwirkungen bei mit VIDAZA behandelten Patienten Thrombozytopenie (69,7 %), Neutropenie (65,7 %) und Anämie (51,4 %).

VIDAZA erhielt in der EU die Bezeichnung als Orphan-Medikament zur Behandlung von MDS und AML.

Über VIDAZA


Im August 2008 wurde VIDAZA das erste und einzige von der FDA zugelassene Medikament, für das eine signifikante Verlängerung der Gesamtüberlebensrate im Vergleich zu herkömmlichen Behandlungsmethoden bei Patienten mit Intermediate-2- und Hochrisiko-MDS und AML nachgewiesen werden konnte. Die FDA ließ VIDAZA als erstes Produkt einer neuen Medikamentenklasse, den sog. hypomethylierenden Wirkstoffen, für die Behandlung aller fünf MDS-Subtypen (Französisch, Amerikanisch und Britisch, FAB) zu, zu denen sowohl Niedrig- als auch Hochrisiko-Patienten gehören. Diese Untertypen umfassen refraktäre Anämie (RA) oder refraktäre Anämie mit Ringsideroblasten (RARS), falls sie von einer Neutropenie oder Thrombozytopenie begleitet wird bzw. Transfusionen erfordert; refraktäre Anämie mit Blastenüberschuss (RAEB), refraktäre Anämie mit Blastenüberschuss in Transformation (RAEB-T) sowie chronische myelomonozytische Leukämie (CMML). Das neuere WHO-Klassifizierungssystem zählt RAEB-T-Patienten zur AML-Kategorie. VIDAZA erhielt in mehreren Märkten einschließlich der EU, USA und Japans die Bezeichnung als Orphan-Medikament.

Über Epigenetik

Es wird angenommen, dass VIDAZA seine antineoplastische Wirkung durch mehrere Mechanismen entfacht. Dazu zählen Zytotoxizität bei abnormalen hämatopoetischen Zellen im Knochenmark und Hypomethylierung der DNS. Die zytotoxische Wirkung von VIDAZA kann auf mehrere Mechanismen zurückzuführen sein, darunter die Hemmung der DNS-, RNS- und Proteinsynthese, Aufnahme in die RNS und DNS sowie Aktivierung von DNS-Schadensreaktionswegen. Nichtproliferierende Zellen sind VIDAZA gegenüber relativ unempfindlich. Die Aufnahme von VIDAZA in die DNS führt zu einer Deaktivierung der DNS-Methyltransferasen, was wiederum zu einer Hypomethylierung der DNS führt. Eine DNS-Hypomethylierung aberrant methylierter Gene, die an der normalen Zellzyklusregulierung beteiligt sind, Differenzierung und Todeswege können zu einer erneuten Genexpression und Wiederherstellung der krebsunterdrückenden Funktionen bei Krebszellen führen. Die relative Bedeutung der DNS-Hypomethylierung im Vergleich zur Zytotoxizität oder anderen Aktivitäten von VIDAZA für die klinischen Ergebnisse wurde noch nicht ermittelt.

Über Myelodysplastisches Syndrom

MDS sind eine Gruppe hämatologischer maligner Erkrankungen, die weltweit ca. 300.000 Menschen betreffen. MDS treten auf, wenn Blutzellen in einem unreifen oder "Blasten"-Zustand im Knochenmark verbleiben und sich nie zu reifen Zellen weiter entwickeln, die ihre notwendigen Funktionen ausführen könnten. Schließlich kann das Knochenmark so mit Blastenzellen angefüllt sein, dass die normale Zellentwicklung unterdrückt wird. Patienten mit MDS mit höherem Risiko haben eine mittlere Überlebensrate von ca. 6-12 Monaten. MDS-Patienten sind oft von Bluttransfusionen abhängig, um Anämie- und Ermüdungssymptome zu lindern, und können eine lebensbedrohende Eisenüberbelastung bzw. Toxizität aufgrund der häufigen Transfusionen entwickeln, was den kritischen Bedarf an neuen Therapien unterstreicht, die die Ursachen der Erkrankung angehen, statt nur deren Symptome zu bekämpfen.

Über Akute Myeloische Leukämie


Akute Myeloische Leukämie (AML) ist eine Krebserkrankung der myeloischen Blutkörperchen, die oft als Weiterentwicklung der MDS auftritt. AML ist die Proliferation der abnormalen Zellen, die sich im Knochenmark ansammeln und alle Typen der normalen Blutzellenproduktion stört (Multilineage-Dysplasie). AML wurde bisher mit hoch intensiver Chemotherapie behandelt, die die am häufigsten betroffenen Patienten, ältere Menschen, nur schlecht vertragen. Diese Patienten werden oft gar nicht behandelt und ihre Lebenserwartung ist kurz und oft in einigen Wochen bis einigen Monaten zu bemessen, weil es keine Therapie zur Heilung gibt.

Über Celgene International Sàrl


Celgene International Sàrl mit Sitz in Boudry im Schweizer Kanton Neuchâtel ist eine 100 %ige Tochtergesellschaft und internationale Hauptvertretung der Celgene Corporation. Celgene Corporation mit Hauptsitz in Summit im US-Bundesstaat New Jersey ist ein integriertes globales Biopharmazie-Unternehmen, das sich vor allem mit der Entdeckung, Entwicklung und Vermarktung innovativer Therapien für die Behandlung von Krebs- und Entzündungserkrankungen durch Gen- und Proteinregulierung beschäftigt. Weitere Informationen finden Sie auf der Website des Unternehmens unter www.celgene.com.

Quelle:Weltonline vom 23.12.2008
Im Dezember 2008 startete ein neues Forschungsprojekt der Universitätsmedizin Mannheim, welches von der José Carreras Leukämie-Stiftung gefördert wird. Das Ziel ist die Frühdiagnostik und Differenzierung von Lungenentzündungen bei Patienten mit akuten Leukämien.

Geklärt werden soll, ob die mit Magnetresonanz-Tomografie (MRT; 3 Tesla) bei diesen Patienten zukünftig als alternatives, strahlenfreies Diagnostikverfahren eingesetzt werden kann. Die Leitung haben Privatdozent Christian Fink vom Institut für Klinische Radiologie und Nuklearmedizin und Professor Dieter Buchheidt von der III. Medizinischen Klinik der Universität Mannheim. Die José Carreras Leukämie-Stiftung mit Sitz in München fördert das auf die Dauer von zwei Jahren angelegte Forschungsprojekt mit 120.000 Euro.

Eine Folge bei akuter Leukämie sind lebensbedrohliche Infektionen durch Pilze, die etwa Lungenentzündungen hervorrufen können. Die Diagnose ist schwierig, da die Genauigkeit der verwendeten mikrobiologischen und radiologischen Verfahren in dieser speziellen Situation eingeschränkt ist, so dass eine Behandlung mit Medikamenten häufig bereits beim Verdacht auf eine Pilzinfektion ungezielt eingeleitet werden muss.

Das Standardverfahren bei der Diagnostik ist bisher die hochauflösende Computertomografie der Lunge (HRCT). Dagegen spielt die MRT bislang eine nur untergeordnete Rolle, wenngleich sie als strahlenfreies Verfahren aufgrund ihres höheren Weichteilkontrastes und verschiedener Kontrastmöglichkeiten durchaus Vorteile bieten kann.

Durch neue technische Entwicklungen wie die parallele Bildgebung und die Hochfeld-Technologie bei 3 Tesla könnte die MRT zukünftig eine größere Rolle bei der Lungendiagnostik von Patienten mit akuten Leukämien spielen. Die Forscher erhoffen sich durch die MRT vor allem eine bessere Charakterisierung von entzündlichen Gewebebestandteilen der Lunge, um so frühzeitig eine zielgerichtete Therapie von Lungenentzündungen bei Leukämiepatienten zu ermöglichen.

Stichwort José Carreras Leukämie-Stiftung


Der spanische Tenor José Carreras gründete die Deutsche José Carreras Leukämie-Stiftung im Jahre 1995 aus Dankbarkeit, dass er von seiner Leukämie-Erkrankung geheilt werden konnte. Die Stiftung hat bislang über 600 Projekte ermöglicht, die die Erforschung von Heilungsmöglichkeiten, die Finanzierung von Transplantationseinheiten, Tageskliniken und Rehabilitationszentren und die Unterstützung von Selbsthilfegruppen und Elterninitiativen zum Ziel haben.

Quelle: Ärzte Zeitung online, 28.11.2008
Die Europäische Zulassungsbehörde EMEA hat Azacitidin für die Behandlung von MDS, CMML und AML zugelassen. Die Zulassung gilt für MDS-Patienten, die ein mittleres bis hohes Risiko haben, dass ihre Krankheit zu AML oder zum Tod führt. Zudem ist Azacitidin indiziert für Menschen mit chronisch myelomonozytärer Leukämie (CMML), bei denen bereits 10 bis 29 Prozent des Knochenmarks aus anormalen Zellen bestehen, sowie für AML-Patienten mit 20 bis 30 Prozent Blasten im Knochenmark.

Myelodysplastische Syndrome (MDS) sind Erkrankungen, bei denen das Knochenmark nicht genügend Blutzellen bildet (Präleukämien). Sie können zu einer akuten myeloischen Leukämie (AML), einer Art von Krebs der weißen Blutkörperchen, voranschreiten. Betroffen sind vor allem ältere Menschen.

Mit Azacitidin steht jetzt ein Arzneistoff zur Therapie von MDS und bestimmten Leukämieformen zur Verfügung, wenn die Patienten keine Knochenmarktransplantation bekommen können. Da diese Krebsformen selten sind, hat die EMEA den Wirkstoff als Orphan Drug eingestuft (Vidaza® 25 mg/ml Pulver zur Herstellung einer Injektionssuspension, Celgene).

Das Medikament ist zugelassen für Patienten, die ein mittleres bis hohes Risiko haben, dass ihre Krankheit zu AML oder zum Tod führt. Zudem ist Azacitidin indiziert für Menschen mit chronisch myelomonozytärer Leukämie (CMML), bei denen bereits 10 bis 29 Prozent des Knochenmarks aus anormalen Zellen bestehen, sowie für AML-Patienten mit 20 bis 30 Prozent Blasten im Knochenmark.

Azacitidin, genauer 5-Azacytidin, ist ein Pyrimidin-Analogon, das als Antimetabolit in die Erbsubstanz eingebaut wird und die DNA-, RNA- und Proteinsynthese hemmt. Nicht-proliferierende Zellen sind relativ unempfindlich für das Medikament. Der Einbau von 5-Azacytidin in die DNA führt zudem zur Inaktivierung von DNA-Methyltransferasen und damit zu einer Hypomethylierung der Erbsubstanz. Die Hypomethylierung von irrtümlich methylierten Genen könnte dazu führen, dass die normale Funktion von Genen wiederhergestellt wird, die an der Regulation des Zellzyklus, der Zelldifferenzierung und der Apoptose beteiligt sind. Möglicherweise werden krebsunterdrückende Funktionen wieder aktiviert.

Das Zytostatikum wird in Zyklen eingesetzt. Die Anfangsdosis von 75 mg/m2 Körperoberfläche wird eine Woche lang einmal täglich unter die Haut des Oberarms, Oberschenkels oder in die Bauchdecke injiziert. Darauf folgen 21 Tage Pause. Die Patienten sollten mindestens sechs solcher Zyklen erhalten. Wenn die Zahl der Blutzellen (Thrombozyten, Neutrophile) unter der Therapie zu stark abfällt oder der Patient Nierenprobleme entwickelt, müssen die Dosis reduziert und/oder die nächste Behandlungsphase verschoben werden. Patienten mit schweren Leberproblemen müssen engmaschig auf Nebenwirkungen überwacht werden. Bei fortgeschrittenem Leberkrebs ist Azacitidin kontraindiziert.

In einer multizentrischen offenen randomisierten Phase-III-Studie mit 358 Erwachsenen, die an MDS, CMML oder AML litten, wurde das neue Medikament mit einer konventionellen Therapie verglichen, die auch Cytarabin oder Anthracycline enthalten konnte. Alle Patienten erhielten zusätzlich eine optimale unterstützende Therapie (best supportive care, BSC). Primärer Endpunkt war das Gesamtüberleben. Menschen, die das neue Medikament erhielten, überlebten durchschnittlich 24,5 Monate, Patienten unter herkömmlicher Versorgung dagegen nur 15 Monate. Die Zwei-Jahres-Überlebensraten betrugen 50,8 versus 26 Prozent. Das Medikament war bei allen drei Krankheiten sowie in allen Altersgruppen ähnlich wirksam. Auch Menschen, die keine partielle oder komplette Remission erreichten, überlebten länger. Ebenso sank die Zahl der Patienten, die Bluttransfusionen brauchten.

Allerdings berichteten fast alle über Nebenwirkungen. Am häufigsten waren Blutreaktionen einschließlich Thrombozytopenie, Neutropenie und Leukopenie, Magen-Darm-Probleme wie Übelkeit und Erbrechen sowie Reaktionen an der Injektionsstelle.

Quelle: Pharmazeutische Zeitung online vom 02.02.2009
Hoffnung für Leukämiepatienten: Marburger Onkologen haben nachgewiesen, dass ein Medikament gegen Leber- und Nierenkrebs auch bei einer bestimmten Form von Blutkrebs hilft, nämlich bei akuter myeloischer Leukämie (AML). Die Mediziner haben ihre Ergebnisse in der Fachzeitschrift "Blood" veröffentlicht. Aufgrund dieser Daten hat die US-amerikanische Aufsichtsbehörde für Arzneimittel FDA angekündigt, eine schnelle Zulassung für den neuen Anwendungsbereich zu prüfen.

Wie die Arbeitsgruppe von Dr. Andreas Burchert und Professor Dr. Andreas Neubauer von der Abteilung für Hämatologie, Onkologie und Immunologie der Philipps-Universität in ihrer Publikation zeigt, sprechen die Patienten stark auf das Krebsmedikament Sorafenib an, das die Aktivität des FLT3-ITD-Gens spezifisch hemmt: Nachdem die Betroffenen mit dem Wirkstoff alleine behandelt worden waren, verschwanden die Zellen mit der Mutation innerhalb weniger Tage aus dem Blut. Bei zwei Chemotherapie-resistenten AML-Patienten wurden anschließend erfolgreich Stammzellen transplantiert.

Zwei weitere, die nach Stammzelltransplantation einen Rückfall erlitten hatten, wurden durch das Medikament komplett leukämiefrei. "Diese Daten sind so beeindruckend, dass nun rasch eine deutschlandweite Studie begonnen werden soll, die auch zur Zulassung des Medikaments in der AML- Therapie führen könnte", erklärt Senior-Autor Burchert. Die Forschung von Burchert und Neubauer wird seit Jahren durch die "Deutsche José Carreras Leukämie-Stiftung" und seit 2008 im Rahmen einer Klinischen Forschergruppe der Deutsche Forschungsgemeinschaft unterstützt.

Quelle: LifeGen.de vom 16.07.2009
Keine medizinische Erfindung der Neuzeit hat die modernen Gesellschaften so verändert wie die vorbeugende Impfung gegen Infektionskrankheiten. Die Entwicklung therapeutischer Impfungen jedoch, d. h. die Vakzinierung nach Ausbruch einer Erkrankung, erweist sich als sehr viel schwieriger. Impfungen gegen Krebs, schon seit mehr als 100 Jahren Gegenstand intensiver tumorimmunologischer Forschung, versuchen genau dies, und inzwischen zeichnen sich auch erste klinische Erfolge ab. Eine Zusammenfassung der interessantesten neuen Ansätze gab Professor Carmen Scheibenbogen, Institut für Medizinische Immunologie, Charité-Universitätsmedizin, im Rahmen einer Pressekonferenz in Berlin.

Ein Ansatz, der auf den neuesten Erkenntnissen der Peptid-Impfstoffentwicklung beruht, wird von Cees Melief, Leiden, auf dem ECI vorgestellt: Ein Kombinationsimpfstoff, bestehend aus Eiweißstoffen, sog. synthetischen langen Peptiden von Onkoproteinen des humanen Papillomviruses (HPV), wurde bei Patientinnen mit etablierten Vorstufen eines genitalen Karzinoms (sog. intraepitheliale Neoplasie der Vulva, Grad III) in einer klinischen Phase II-Studie geprüft. Nach 4-maliger Impfung mit dieser Vakzine ließen sich komplette Rückbildungen aller Läsionen bei einem beträchtlichen Teil der behandelten Patientinnen erreichen. Diese ermutigenden klinischen Ergebnisse bestätigen experimentelle Untersuchungen, die zeigten, dass die Eiweißstoffe von dendritischen Zellen, den Profis der Antigen-Präsentation, aufgenommen und nach entsprechender Aufbereitung den T-Lymphozyten so effektiv präsentiert werden, dass diese die Tumorzellen anschließend zerstören können (C Melief et al, 2008).

In ähnlicher Weise versucht die Berliner Arbeitsgruppe um Carmen Scheibenbogen selbst und Anne Letsch ein Peptid (Eiweißstoff) des Transkriptionsfaktors WT1 zur Impfung bei Patienten mit akuter myeloischer Leukämie (AML) zu entwickeln. Der Transkriptionsfaktor WT1 ist in seiner Expression besonders stark assoziiert mit der Malignität (Bösartigkeit) bzw. dem Wachstumsverhalten vieler Tumorzellen. In Vorstudien konnten die Autorinnen zeigen, dass T-Lymphozyten von AML-Patienten in der Lage sind, über WT1 Leukämiezellen anzugreifen. Die Ergebnisse einer ersten klinischen Studie werden von Anne Letsch vorgestellt. Mit Unterstützung der Jose-Carreras-Leukämie Stiftung wurde ein Impfstoff entwickelt, der ermutigende Ergebnisse bei durch Chemotherapie nicht mehr ausreichend behandelbaren Formen von Leukämie zeigt (Keilholz et al. 2009). Diese Ergebnisse sind Grundlage für eine Multicenter-Studie, die in Deutschland durchgeführt werden wird.

Licia Rivoltini vom Instituto Nazionali Tumori in Mailand beschäftigt sich ebenfalls seit vielen Jahren mit der Impfstoffentwicklung, insbesondere gegen Melanom und Darmkrebs. Sie stellt aktuelle Studien vor über die Bedeutung immunregulatorischer Mechanismen bei der Immunantwort gegen Krebszellen und wie diese Erkenntnisse in verbesserte Konzepte zur Impfstoffentwicklung umgesetzt werden können (Filipazzi P, 2007).

Über einen weiteren Ansatz, T-Lymphozyten gegen Tumorzellen zu engagieren, berichtet G. Riethmüller, München. Mit Hilfe eines neuartigen, synthetischen, bispezifischen Antikörpermoleküls, das Januskopf-artig an zwei unterschiedlichen Antigenbindungsstellen ankoppelt, lassen sich kompakte Brücken zwischen T-Lymphozyten und Tumorzellen schlagen. Aufgrund der ausgewählten Zielmoleküle auf der Zellmembran von Tumorzelle und T Lymphozyt, über die das Antikörpermolekül die beiden Zellen in allerengsten Kontakt bringt, werden T-Lymphozyten unabhängig von ihrem spezifischen Antigenrezeptor zur Zerstörung der kontaktierten Tumorzellen animiert. Bei fortgeschrittenem Non-Hodgkin-Lymphom und bei akuter lymphatischer Leukämie führte dieser bispezifischen Antikörper bei über 90 % der behandelten Fälle zur kompletten bzw. partiellen Abstoßung der malignen Zellen (Bargou et al. 2008). Bemerkenswert ist, dass diese klinischen Ergebnisse sich durch Dauerinfusionen erzielen ließen, bei denen nur 15 - 60 Mikrogramm pro Patient und Tag verabreicht wurden.

Quelle: idw-Mitteilung vom 15.09.2009
Wissenschaftler des Universitätsklinikums Frankfurt am Main und des Max-Planck-Instituts für Biochemie in Martinsried bei München haben neue Angriffspunkte für eine gezielte Therapie gegen die akute myeloische Leukämie (AML) gefunden. Sie veröffentlichten ihre Ergebnisse in der Zeitschrift "Molecular Cell".

Die AML ist die häufigste akute Leukämieform bei Erwachsenen. Die Heilungschancen der Betroffenen sind in den vergangenen Jahren zwar gestiegen, jedoch können trotz intensiver Behandlung nach wie vor nur weniger als ein Drittel der Betroffenen geheilt werden. Die derzeitige Standardtherapie ist zudem sehr belastend für die Patienten und mit einem langen Krankenhausaufenthalt verbunden.

Ursache für eine AML sind verschiedene genetische Veränderungen in den blutbildenden Zellen des Knochenmarks. Besonders häufig sind die Gene für Rezeptoren betroffen, die normalerweise auf der Zelloberfläche sitzen und die Signalübertragung in der Zelle steuern. In Leukämiezellen sind diese Rezeptoren derart verändert, dass sie ständig aktiv sind und so der Zelle befehlen, sich unaufhörlich zu teilen.

Die Rezeptoren werden von einem kleinen Zellorganell, dem Endoplasmatischen Retikulum, im Zellinnern gebildet. In gesunden Zellen wandern die Rezeptoren anschließend an ihren Bestimmungsort auf der Zelloberfläche. „Wir haben entdeckt, dass dies in Leukämiezellen völlig anders ist“, erklärt der Direktor der Medizinischen Klinik für Hämatologie und Onkologie des Universitätsklinikums Frankfurt am Main und Sprecher des AML-Verbundprojektes „Onkogene-Netzwerke in der Pathogenese der AML“, Hubert Serve.

Bei der AML bleibt der Rezeptor vornehmlich im Inneren der Zelle am Endoplasmatischen Retikulum. Er entfaltet seine bösartige Wirkung also nicht wie bisher angenommen von der Zelloberfläche aus, sondern vor allem aus dem Zellinneren. Diese Forschungsergebnisse bilden laut Serve eine vielversprechende Grundlage für neue Therapien, welche die veränderten Rezeptoren zukünftig gezielt blockieren und die fehlgesteuerten Abläufe in der Zelle verhindern können.


Quelle: Deutsches Ärzteblatt vom 04.11.2009, (doi 10.1016/j.molcel.2009.09.019).
Eine Genmutation bei Patienten mit akuter myeloischer Leukämie (AML) ist für die Hälfte der bislang nicht erklärbaren Fälle dieser Leukämien verantwortlich. Durch eine Mutation der Gene für das Enzym Isocitrat-Dehydrogenase 1 und 2 (IDH) erhöht sich die Konzentration des Metaboliten 2-Hydroxyglutarat (2HG) und verursacht so die AML. Diese Zusammenhänge entdeckten Forscher um Craig Thompson von der Universität Pennsylvania. Sie veröffentlichten ihre Ergebnisse in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift "Cancer Cell".

Die molekulare Biologie der Leukämie ist in den letzten 20 Jahren studiert worden, und wir dachten, dass wir die meisten allgemeinen Gene für Leukämien gefunden hätten", kommentierte Thompson. Jetzt sei klar, dass ein neuer Mutationstyp für die Hälfte der restlichen Leukämien verantwortlich sei, für die die Ursache bislang unbekannt war. Diese Mutation trete auch bei etwa einem Drittel der Leukämien von älteren Patienten auf.

Indem die Wissenschaftler Gewebeproben von Patienten mit akuter myeloischer Leukämie untersuchten, fanden sie heraus, dass AML-Patienten eine erhöhte Konzentration von 2HG aufweisen. Die erhöhten Konzentrationen von 2HG stammen aus einer Veränderung in einem von zwei metabolischen Enzymen, IDH1 oder IDH2.

Die Forscher entdeckten, dass IDH1- und IDH2-Veränderungen in mehr als 23 Prozent der studierten AML-Patienten beobachtet werden konnten. Eine gemeinsame Eigenschaft von tumorassoziierten IDH-Mutationen ist die gesteigerte Produktion von 2HG. Die Wissenschaftler erklären sich den Zusammenhang zwischen der erhöhten 2HG-Konzentration und dem Auftreten der AML dadurch, dass eine erhöhte 2HG-Konzentration möglicherweise die Fähigkeit der leukämischen Zellen blockieren könnte, sich in normale Blutzellen umzuwandeln.

"Wenn wir im Stande sind, Tumore bei der 2HG-Erzeugung zu blockieren, wären wir vielleicht in der Lage, die Leukämie der Patienten zu heilen", sagte Thompson.

Quelle: Deutsches Ärzteblatt vom 23.02.2010l - und Cancer Cell (10.1016/j.ccr.2010.01.020)
Freiburger Wissenschaftler haben einen neuen Multi-Kinase-Inhibitor entwickelt, der in der Behandlung von AML eingesetzt werden soll. Der Wirkstoff wird jetzt im Rahmen einer Phase-I-Studie an gesunden Probanden auf Sicherheit und Verträglichkeit geprüft.

Bei dem Wirkstoff, der die Bezeichnung 4SC-203 erhalten hat, handelt es sich um einen so genannten Multi-Kinase-Inhibitor. Er wurde von Wissenschaftlern des Forschungsbereichs ProQinase an der Klinik für Tumorbiologie Freiburg in Zusammenarbeit mit dem Biotechnologieunternehmen 4SC AG entwickelt.

Proteinkinasen spielen unter anderem bei der Regulation der Zellteilung und der vom Tumor ausgelösten Gefäßneubildung (Tumorangiogenese) eine zentrale Rolle. Im Falle einer Überaktivität können die Proteinkinasen unkontrolliertes Zellwachstum und damit Krebs verursachen. Aufgabe von Kinase-Inhibitoren ist es, in diesen Prozess einzugreifen, die unkontrollierte Zellteilung zu hemmen und die Versorgung des Tumors mit Nährstoffen zu unterbinden.

Der Multi-Kinase-Inhibitor 4SC-203 bindet an mehrere Proteinkinasen, wobei vor allem FLT3 und VEGF-R2 von Bedeutung sind. FLT3 ist ein besonders attraktiver therapeutischer Angriffspunkt für die Behandlung der akuten myeloischen Leukämie (AML), der häufigsten Leukämie-Erkrankung des Erwachsenen. Beim gesunden Menschen ist FLT3 für das Wachstum und die Reifung normaler Blutzellen relevant. Bei AML-Patienten hingegen wird diese Kinase häufig in zu großen Mengen gebildet oder liegt in veränderter (mutierter) Form vor. Diese Mutationen gehen mit einer reduzierten Heilungschance für AML-Patienten einher, da ihr Auftreten zu einer hohen Wiedererkrankungsrate führt. Der neue Wirkstoff 4SC-203 hemmt sowohl die normale Form von FLT3 als auch die bisher bei AML-Patienten gefundenen Mutanten. Dies konnten Forscher der Klinik für Tumorbiologie im Rahmen der präklinischen Untersuchungen zeigen.

Die jetzt gestartete Phase-I-Prüfung erfolgt an gesunden Probanden. Die weitere klinische Entwicklung von 4SC-203 zielt jedoch darauf ab, diese Substanz zunächst zur Behandlung von Patienten mit AML einzusetzen. Da 4SC-203 aber gleichzeitig VEGF-R2, einen Schlüsselregulator der Tumorangiogenese hemmt, besteht die Chance, dass der Wirkstoff auch bei der Behandlung solider Tumoren Anwendung finden kann. Die Phase-I-Studie soll im Laufe dieses Jahres abgeschlossen werden.

Quelle: DAZ.online vom 28.04.2010

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