von jan » 29.06.2015, 16:52
Hallo NDS1984
ich denke, viele Patientinnen in Deinem Alter und mit einer Krebserkrankung können diese Gedanken sehr gut nachvollziehen. In der CML ist dies insbesondere bei jungen Patientinnen wichtig, weil die Chancen, mit der CML und aktuellen Therapien sehr alt zu werden, glücklicherweise hoch sind.
Leider weiss man über den Einfluss der TKIs auf die Fruchtbarkeit nur relativ wenig. Die meisten Erfahrungen gibt es unter Imatinib - insgesamt wurde von 180 Schwangerschaften von CML-Patientinnen in Einzelfallberichten berichtet. Von Dasatinib und Nilotinib ist nur sehr wenig bekannt.
In Tierversuchen konnte man, soweit ich weiss, keine erbgutschädigende Wirkung oder dauerhafte Schädigung der Keimzellen durch die aktuellen TKIs feststellen. Die TKI-Therapien hemmen jedoch Wachstumsfaktoren und Proteine während der Entwicklung des Fötus, so dass von einer Einnahme von TKI während der Schwangerschaft unbedingt abgeraten wird, weil hier bei einigen Schwangerschaften unter TKI-Therapie (der Mutter während der Schwangerschaft) ernstzunehmende Fehlbildungen beobachtet wurden. Ärzte scheinen daher jungen Frauen mit CML wohl öfter zu raten, erst mehrere Jahre in tiefer molekularer Remission zu sein, um dann - wie in den CML-Stopp-Studien momentan getestet - das Medikament absetzen zu können und auf natürlichem Wege schwanger zu werden. Wenn die Remission dann nach dem Absetzen stabil bleibt, könnte man versuchen, ohne Medikamente ein Kind zu zeugen.
Die Eizellspende hätte in dem Fall aber nur den Vorteil, dass die konservierten Eizellen das biologische Alter vom Entnahmezeitpunkt haben, wenn man davon ausgeht, dass man nach aktuellen Erkenntnissen mehrere Jahre CML-Remission abwarten sollte, bevor man sicher stoppen kann und die Schwangerschaft versucht. Außerdem hätte sie den Vorteil, dass man auch in dem Fall auf die Eizellen zurückgreifen kann, wenn die CML sich doch problematisch entwickeln würde (was nicht sehr wahrscheinlich ist, aber nicht ausgeschlossen) und dann eine Stammzelltransplantation eine natürliche Schwangerschaft verhindern würde.
Man muss natürlich individuell überlegen, wie wichtig der Kinderwunsch ist, vor allem auch, wenn man bereits ein Kind hat, und welchen Aufwand und welches Risiko man hierfür zu nehmen bereit ist. Man muss die Gefahr für das Kind (mögliche Auswirkung der TKI-Therapie bei natürlichem Zeugungsweg), die Gefahr für die Mutter (Absetzen des Medikaments, ggf. nicht mögliche Wiederaufnahme der CML-Therapie während der Schwangerschaft, obwohl die CML das erfordern würde) sowie, im Falle der Eizellkonservierung, die nicht unerhebliche finanzielle und körperliche Belastung durch die Eizellentnahme und die IVF-bedingte Hormontherapie gegeneinander abwägen.
Sollte man sich für eine Eizellspende und eine spätere IVF-Schwangerschaft entscheiden, würde ich auch erwägen, dafür evtl ins Ausland zu gehen. Die deutsche Gesetzgebung ist für IVF äußerst ungünstig, da nur eine begrenzte Anzahl Eizellen gewonnen, befruchtet und vor dem Einsetzen selektiert werden dürfen. Im Ausland darf man teilweise mehr Eizellen gewinnen und spätere Entwicklungsstadien abwarten, und auch befruchtete Eizellen einfrieren - so kann man die Chancen, erfolgreich via IVF schwanger zu werden, deutlich erhöhen. Über ethische Beweggründe mag man als Unbetroffener trefflich streiten, aber auf jeden Fall sind die Chancen, dass eine Eizellspende zu einer erfolgreichen Schwangerschaft führt, in Deutschland viel geringer als in Ländern, in denen mehrere Zellen befruchtet, beobachtet, verworfen oder bei guter Entwicklung in befruchtetem Zustand eingefroren werden dürfen. Eine Anlaufstelle hierfür könnte
http://www.ivi.es in Spanien sein, hiervon habe ich Gutes gehört.
Allerdings entfernt sich diese Diskussion nun vom Betreff "Absetzen des TKI" - sollten wir vielleicht in einen anderen Diskussionsverlauf ausgliedern.
Ich hoffe, ich konnte mit einigen Infos und Gedanken helfen.
Viele Grüße
Jan
Hallo NDS1984
ich denke, viele Patientinnen in Deinem Alter und mit einer Krebserkrankung können diese Gedanken sehr gut nachvollziehen. In der CML ist dies insbesondere bei jungen Patientinnen wichtig, weil die Chancen, mit der CML und aktuellen Therapien sehr alt zu werden, glücklicherweise hoch sind.
Leider weiss man über den Einfluss der TKIs auf die Fruchtbarkeit nur relativ wenig. Die meisten Erfahrungen gibt es unter Imatinib - insgesamt wurde von 180 Schwangerschaften von CML-Patientinnen in Einzelfallberichten berichtet. Von Dasatinib und Nilotinib ist nur sehr wenig bekannt.
In Tierversuchen konnte man, soweit ich weiss, keine erbgutschädigende Wirkung oder dauerhafte Schädigung der Keimzellen durch die aktuellen TKIs feststellen. Die TKI-Therapien hemmen jedoch Wachstumsfaktoren und Proteine während der Entwicklung des Fötus, so dass von einer Einnahme von TKI während der Schwangerschaft unbedingt abgeraten wird, weil hier bei einigen Schwangerschaften unter TKI-Therapie (der Mutter während der Schwangerschaft) ernstzunehmende Fehlbildungen beobachtet wurden. Ärzte scheinen daher jungen Frauen mit CML wohl öfter zu raten, erst mehrere Jahre in tiefer molekularer Remission zu sein, um dann - wie in den CML-Stopp-Studien momentan getestet - das Medikament absetzen zu können und auf natürlichem Wege schwanger zu werden. Wenn die Remission dann nach dem Absetzen stabil bleibt, könnte man versuchen, ohne Medikamente ein Kind zu zeugen.
Die Eizellspende hätte in dem Fall aber nur den Vorteil, dass die konservierten Eizellen das biologische Alter vom Entnahmezeitpunkt haben, wenn man davon ausgeht, dass man nach aktuellen Erkenntnissen mehrere Jahre CML-Remission abwarten sollte, bevor man sicher stoppen kann und die Schwangerschaft versucht. Außerdem hätte sie den Vorteil, dass man auch in dem Fall auf die Eizellen zurückgreifen kann, wenn die CML sich doch problematisch entwickeln würde (was nicht sehr wahrscheinlich ist, aber nicht ausgeschlossen) und dann eine Stammzelltransplantation eine natürliche Schwangerschaft verhindern würde.
Man muss natürlich individuell überlegen, wie wichtig der Kinderwunsch ist, vor allem auch, wenn man bereits ein Kind hat, und welchen Aufwand und welches Risiko man hierfür zu nehmen bereit ist. Man muss die Gefahr für das Kind (mögliche Auswirkung der TKI-Therapie bei natürlichem Zeugungsweg), die Gefahr für die Mutter (Absetzen des Medikaments, ggf. nicht mögliche Wiederaufnahme der CML-Therapie während der Schwangerschaft, obwohl die CML das erfordern würde) sowie, im Falle der Eizellkonservierung, die nicht unerhebliche finanzielle und körperliche Belastung durch die Eizellentnahme und die IVF-bedingte Hormontherapie gegeneinander abwägen.
Sollte man sich für eine Eizellspende und eine spätere IVF-Schwangerschaft entscheiden, würde ich auch erwägen, dafür evtl ins Ausland zu gehen. Die deutsche Gesetzgebung ist für IVF äußerst ungünstig, da nur eine begrenzte Anzahl Eizellen gewonnen, befruchtet und vor dem Einsetzen selektiert werden dürfen. Im Ausland darf man teilweise mehr Eizellen gewinnen und spätere Entwicklungsstadien abwarten, und auch befruchtete Eizellen einfrieren - so kann man die Chancen, erfolgreich via IVF schwanger zu werden, deutlich erhöhen. Über ethische Beweggründe mag man als Unbetroffener trefflich streiten, aber auf jeden Fall sind die Chancen, dass eine Eizellspende zu einer erfolgreichen Schwangerschaft führt, in Deutschland viel geringer als in Ländern, in denen mehrere Zellen befruchtet, beobachtet, verworfen oder bei guter Entwicklung in befruchtetem Zustand eingefroren werden dürfen. Eine Anlaufstelle hierfür könnte http://www.ivi.es in Spanien sein, hiervon habe ich Gutes gehört.
Allerdings entfernt sich diese Diskussion nun vom Betreff "Absetzen des TKI" - sollten wir vielleicht in einen anderen Diskussionsverlauf ausgliedern.
Ich hoffe, ich konnte mit einigen Infos und Gedanken helfen.
Viele Grüße
Jan