von jan » 18.10.2011, 14:11
Hallo NT,
ich denke, hier gehen ein paar Sachen durcheinander. In den
ELN-Therapieempfehlungen (siehe Link hier!) gibt es Meilensteine, die auf harten Datenanalysen aus den Studien beruhen. Es gibt dabei drei Bereiche: Optimales Ansprechen, suboptimales Ansprechen und Therapieversagen, für die es jeweils Zeitkorridore gibt, in denen eine bestimmte Zielerreichung in Zytogenetik und Molekularansprechen empfohlen wird, weil bei nachträglicher Analyse der Studiendaten herausgefunden wurde, dass das Verfehlen dieses Ziels statistisch etwas nachteilig sein kann.
Dabei gilt: Therapieversagen zeigt an, dass der aktuelle Weg langfristig vermutlich nicht funktionieren wird. Suboptimales Ansprechen bedeutet, dass eine gewisse Therapie langfristig gute Erfolge erzielen kann, allerdings eine geringere Chance besteht, ein optimales Ergebnis zu erreichen. Suboptimales Ansprechen bedeutet also NICHT eine hohe, sondern eine leicht erhöhte Wahrscheinlichkeit, dass die CML nicht stabil bleibt. Die Frage aber, was beim jeweiligen Patienten "optimal" ist und was zu erwarten ist, ist ein Einzelfall von erfahrenen CML-Experten zu bewerten. Die CML besteht nicht nur aus dem PCR-Wert, sondern aus ganz vielen Faktoren. Ein Therapiewechsel kann, muss aber nicht angezeigt sein - und ggf kann man auch mit Dosiserhöhung oder Interferon "optimieren". Die Waffen des Therapieversagens sind aber eher unüblich in der Therapieoptimierung.
Wenn ich es richtig verstehe, war Therapiebeginn bei Dir im August 2010, d.h. Du bist heute in Monat 14. Nach 12 Monaten solltest Du eine komplette zytogenetische Remission erreicht haben. Die hast Du. Die ELN-Empfehlungen machen keine Angaben zu MMR zu Monat 12, d.h. daran rumzuinterpretieren bringt nichts. Dies bedeutet,
Du befindest Dich heute in optimalem Ansprechen nach ELN. Ärztliche Panik daher also meines laienhaften Verständnisses unbegründet, allerdings äugt man natürlich auf die horizontale Entwicklung der Werte. Allerdings finde ich es gesponnen, Dich damit verrückt zu machen.
Zu Monat 18 sollte man für optimales Ansprechen rein statistisch eine MMR, d.h. bcr-abl/abl 0,1% nach IS, erreicht haben. Da bist Du noch nicht ganz, aber sehr nah dran. Aber nun ist es auch so, dass bei 0,1% nicht plötzlich ein Schalter umfällt, mit dem die CML plötzlich von agressiv auf Standgas umgeschaltet wird. Vielmehr hat man also diesen Punkt willkürlich in Studien gewählt und alle Patienten über und unter 0,1% in Gruppen eingeteilt und die Wahrscheinlichkeit eines Krankheitsfortschritts berechnet. In der Gruppe über 0,1% waren auch die mit 1%, 10% und 100%, und in der unter 0,1% auch die mit CMR und 0,00x%. Du bist also ganz nah an diesem willkürlichen Wert. Vermutlich ist die Rückfallwahrscheinlichkeit, wenn Du diesen Wert 2-3 Jahre halten kannst, ebenso nahe null wie bei z.B. 0,08%.
Die ELN-Leitlinien sind da sehr klar und ich verstehe die Panikmache in Monat 14 mit Mutationsanalyse und SZT-Diskussion ehrlichgesagt nicht. Meiner Ansicht nach mußt Du, wie jeder CML-Patient in den ersten 3 Jahren, regelmäßig beobachtet werden (alle 3 Monate nach Erreichen der kompletten zytogenetischen Remission), um zu sehen, dass der Tiger im Käfig bleibt. Du scheinst gut überwacht zu werden. Eine SZT-Szenario, d.h. einer Therapie mit 10-20% Sterblichkeitsrisiko und erheblichen Zweiterkrankungsrisiken, in den Raum zu stellen, solange Du Dich im optimalen oder vielleicht in 4 Monaten nur knapp im suboptimalen Bereich befindest, halte ich für unfair, weil ich das Gefühl habe, es macht Dich ohne gute Begründung unglücklich.
Daher muss ich Dir in gewisser Weise widersprechen - die ELN-Empfehlungen sagen nichts anderes. Falls Du jedoch Zweifel hast, würde ich Dir für den Seelenfrieden raten, eine Zweitmeinung z.B. bei Prof Hochhaus oder anderen CML-Experten einzuholen, denn ich vermute sehr stark, dass er auch keinen Anlass für Beunruhigung sieht.
Das wäre evtl auch günstiger, als eine Kaskade von Untersuchungen (PCR alle 3 Wochen, Mutationsanalyse, FISH-Test, Punktion) zu starten, obwohl Du Dich in optimalem Ansprechen befindest. Nach den 2 Ganzkörper-CTs, deren Begründung ich ebenfalls bei der CML nicht nachvollziehen kann, scheint mir, dass hier eine ganze Menge Geld für nicht klar begründete Diagnostik ausgegeben wird. Bist Du privat versichert?
Tut mir leid, wenn ich in diesem Beitrag etwas direkt bin, aber ich habe das Gefühl, Du wirst unnötig nervös gemacht, statt dass man mit etwas ruhigerer Hand abwartet, wie sich die CML in den vorgeschriebenen Untersuchungsintervallen entwickelt.
Viele Grüße
Jan
Hallo NT,
ich denke, hier gehen ein paar Sachen durcheinander. In den [url=http://www.leukaemie-online.de/#responsewarnings]ELN-Therapieempfehlungen (siehe Link hier!)[/url] gibt es Meilensteine, die auf harten Datenanalysen aus den Studien beruhen. Es gibt dabei drei Bereiche: Optimales Ansprechen, suboptimales Ansprechen und Therapieversagen, für die es jeweils Zeitkorridore gibt, in denen eine bestimmte Zielerreichung in Zytogenetik und Molekularansprechen empfohlen wird, weil bei nachträglicher Analyse der Studiendaten herausgefunden wurde, dass das Verfehlen dieses Ziels statistisch etwas nachteilig sein kann.
Dabei gilt: Therapieversagen zeigt an, dass der aktuelle Weg langfristig vermutlich nicht funktionieren wird. Suboptimales Ansprechen bedeutet, dass eine gewisse Therapie langfristig gute Erfolge erzielen kann, allerdings eine geringere Chance besteht, ein optimales Ergebnis zu erreichen. Suboptimales Ansprechen bedeutet also NICHT eine hohe, sondern eine leicht erhöhte Wahrscheinlichkeit, dass die CML nicht stabil bleibt. Die Frage aber, was beim jeweiligen Patienten "optimal" ist und was zu erwarten ist, ist ein Einzelfall von erfahrenen CML-Experten zu bewerten. Die CML besteht nicht nur aus dem PCR-Wert, sondern aus ganz vielen Faktoren. Ein Therapiewechsel kann, muss aber nicht angezeigt sein - und ggf kann man auch mit Dosiserhöhung oder Interferon "optimieren". Die Waffen des Therapieversagens sind aber eher unüblich in der Therapieoptimierung.
Wenn ich es richtig verstehe, war Therapiebeginn bei Dir im August 2010, d.h. Du bist heute in Monat 14. Nach 12 Monaten solltest Du eine komplette zytogenetische Remission erreicht haben. Die hast Du. Die ELN-Empfehlungen machen keine Angaben zu MMR zu Monat 12, d.h. daran rumzuinterpretieren bringt nichts. Dies bedeutet, [b]Du befindest Dich heute in optimalem Ansprechen nach ELN[/b]. Ärztliche Panik daher also meines laienhaften Verständnisses unbegründet, allerdings äugt man natürlich auf die horizontale Entwicklung der Werte. Allerdings finde ich es gesponnen, Dich damit verrückt zu machen.
Zu Monat 18 sollte man für optimales Ansprechen rein statistisch eine MMR, d.h. bcr-abl/abl 0,1% nach IS, erreicht haben. Da bist Du noch nicht ganz, aber sehr nah dran. Aber nun ist es auch so, dass bei 0,1% nicht plötzlich ein Schalter umfällt, mit dem die CML plötzlich von agressiv auf Standgas umgeschaltet wird. Vielmehr hat man also diesen Punkt willkürlich in Studien gewählt und alle Patienten über und unter 0,1% in Gruppen eingeteilt und die Wahrscheinlichkeit eines Krankheitsfortschritts berechnet. In der Gruppe über 0,1% waren auch die mit 1%, 10% und 100%, und in der unter 0,1% auch die mit CMR und 0,00x%. Du bist also ganz nah an diesem willkürlichen Wert. Vermutlich ist die Rückfallwahrscheinlichkeit, wenn Du diesen Wert 2-3 Jahre halten kannst, ebenso nahe null wie bei z.B. 0,08%.
Die ELN-Leitlinien sind da sehr klar und ich verstehe die Panikmache in Monat 14 mit Mutationsanalyse und SZT-Diskussion ehrlichgesagt nicht. Meiner Ansicht nach mußt Du, wie jeder CML-Patient in den ersten 3 Jahren, regelmäßig beobachtet werden (alle 3 Monate nach Erreichen der kompletten zytogenetischen Remission), um zu sehen, dass der Tiger im Käfig bleibt. Du scheinst gut überwacht zu werden. Eine SZT-Szenario, d.h. einer Therapie mit 10-20% Sterblichkeitsrisiko und erheblichen Zweiterkrankungsrisiken, in den Raum zu stellen, solange Du Dich im optimalen oder vielleicht in 4 Monaten nur knapp im suboptimalen Bereich befindest, halte ich für unfair, weil ich das Gefühl habe, es macht Dich ohne gute Begründung unglücklich.
Daher muss ich Dir in gewisser Weise widersprechen - die ELN-Empfehlungen sagen nichts anderes. Falls Du jedoch Zweifel hast, würde ich Dir für den Seelenfrieden raten, eine Zweitmeinung z.B. bei Prof Hochhaus oder anderen CML-Experten einzuholen, denn ich vermute sehr stark, dass er auch keinen Anlass für Beunruhigung sieht.
Das wäre evtl auch günstiger, als eine Kaskade von Untersuchungen (PCR alle 3 Wochen, Mutationsanalyse, FISH-Test, Punktion) zu starten, obwohl Du Dich in optimalem Ansprechen befindest. Nach den 2 Ganzkörper-CTs, deren Begründung ich ebenfalls bei der CML nicht nachvollziehen kann, scheint mir, dass hier eine ganze Menge Geld für nicht klar begründete Diagnostik ausgegeben wird. Bist Du privat versichert?
Tut mir leid, wenn ich in diesem Beitrag etwas direkt bin, aber ich habe das Gefühl, Du wirst unnötig nervös gemacht, statt dass man mit etwas ruhigerer Hand abwartet, wie sich die CML in den vorgeschriebenen Untersuchungsintervallen entwickelt.
Viele Grüße
Jan