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Leukämie-Online ist eine unabhängige, deutschsprachige Wissens- und Kommunikationsplattform zum Thema Leukämie. Diese wird von Leukämiepatienten betrieben und ist gemeinnützig. Das Angebot fördert aktive, informierte und selbstbestimmte Patienten durch umfangreiche Informationen über Neuigkeiten und Hintergründe zur Forschung und Behandlung von Leukämien. Interaktive Foren ermöglichen zudem den direkten Erfahrungsaustausch. 

Therapie

ei Patienten mit B-Zell-Non-Hodgkin-Lymphomen (NHL) können mit einer Radioimmuntherapie (RIT) auch nach Versagen einer Chemo- oder Immuntherapie noch hohe Ansprechraten und lang anhaltende Remissionen erzielt werden.

Das Behandlungsprinzip ist seit wenigen Wochen als Y-90-Ibritumomab-Tiuxetan (Zevalin®) für Patienten mit CD20-positivem follikulärem NHL verfügbar, das nach einer Rituximab-Therapie rezidiviert oder refraktär ist. Der monoklonale Anti-CD20-Antikörper Ibritumomab-Tiuxetan transportiert den Beta-Strahler Yttrium-90 an den Tumor und zerstört so hochspezifisch die strahlensensiblen Lymphomzellen. Die hohe Anti-Tumorwirksamkeit des Radioimmunkonjugats bei zuvor behandelten Patienten mit B-Zell-Lymphomen, hohe Ansprechraten über 80 Prozent, lang anhaltende Komplettremissionen und ein akzeptables Nebenwirkungsprofil sind gut belegt. So hat Dr. Robert Dillman aus Newport Beach in Kalifornien die Ergebnisse von fünf klinischen Studien zusammengefaßt.

Wie Dillman bei einem von dem Unternehmen MedacSchering Onkologie initiierten Symposium gesagt hat, ist eine Applikation des Antikörpers bei geringer Toxizität so effektiv wie die mehrerer Chemotherapie-Zyklen.

Bei Patienten mit rezidivierten oder refraktären CD20-positiven B-Zell-NHL erzielte die RIT höhere Ansprechraten (80 statt 56 Prozent) und mehr Komplettremissionen (CR) (30 statt 16 Prozent) als eine Antikörper-Monotherapie mit Rituximab (J Clin Oncol 20, 2002, 3262). An der Phase-III-Studie nahmen Patienten mit niedrig-malignem follikulärem oder transformiertem NHL teil. Die Remissionsdauer bei den Patienten mit kompletter Remission betrug median 23 Monate, bei manchen 42.

Derzeit werde die RIT mit Y-90-Ibritumomab-Tiuxetan bei weiteren Indikationen geprüft, erläuterte Professor Norbert Schmitz aus Hamburg. Erfolgversprechend sei etwa die frühe Therapie beim follikulären NHL, etwa als Konsolidierungstherapie nach initialer Chemotherapie. Bei einigen Patienten konnte die Wirksamkeit der RIT bei anderen Lymphomen wie Mantelzell-Lymphom oder diffus-großzelligen Lymphomen belegt werden. Bei rezidivierten aggressiven NHL wird derzeit die Kombination der RIT mit einer hochdosierten Chemotherapie in einem Z-BEAM-Regime (Zevalin® BCNU, Etoposid, Ara-C, Melphalan) geprüft.

Quelle: Ärzte Zeitung vom 11.05.2004
Weitere Informationen zur Veranstaltung sowie Abstracts und Tonbeiträge sind erhältlich unter onkodin.de
Vom 21. bis 28. Juni 2004, der "Europäischen Woche gegen Leukämien und Lymphome" (Lymphdrüsenkrebs), können sich Menschen in München, Hamburg, Köln, Erfurt, Homburg/Saar und Münster über die häufige, aber wenig bekannte Krebsart "Lymphom" informieren und als Zeichen ihrer Solidarität mit Krebspatienten ihr farbiges Handzeichen auf eine Leinwand setzen. Die sechs Städte sind die Zentren der deutschen Lymphom-Forschung.

Maligne (bösartige) Lymphome gehören in den westlichen Industrieländern zu den häufigsten Krebsarten. Allein in Deutschland erkranken jährlich rund 15.000 Menschen an dieser Krebsart - Tendenz steigend. Der Sommerbeginn am 21. Juni ist dieses Jahr daher nicht nur der Start in "sonnige Tage", sondern soll auch zum Nachdenken über die Situation von Krebspatienten anregen. 

Politiker und Prominente unterstützen Aktion

Politiker wie der Kölner Oberbürgermeister Fritz Schramma und der Münchner Oberbürgermeister Christian Ude unterstützen die Aktion. Auch zahlreiche Prominente zeigen sich solidarisch mit Krebspatienten und werden ihr Handzeichen gegen Krebs setzen: In München und Köln Schauspieler Michael Lesch, der selbst an einem Lymphom erkrankt war, in Hamburg Schauspielerin Eva Habermann, in Münster Schauspieler Leonard Lansink, in Erfurt Sängerin Ute Freudenberg und in Homburg/Saar Ex-Radprofi und Olympiasieger Andreas Walzer. 

Deutschland steht als Forschungsplatz für Lymphome weltweit in einer Spitzenposition. Deshalb haben die Patienten hier gute Chancen auf eine optimale Behandlung. Durch die Vernetzung der in diesem Bereich führenden Forschungs- und Versorgungseinrichtungen im Kompetenznetz Maligne Lymphome gelingt es, die neuesten wissenschaftlichen Ergebnisse direkt in die Behandlung der Patienten zu übertragen. Gleichzeitig finden Patienten in der bundesweit tätigen Selbsthilfeorganisation Deutsche Leukämie- und Lymphom-Hilfe e. V. (DLH) einen starken Partner, der sie in allen Aspekten ihrer Erkrankung unterstützt. 

Handzeichen auf Leinwand symbolisieren "helfende Hände"

Dieses Geflecht aus "helfenden Händen" wird sich in den
Handabdrücken auf den Leinwänden wiederfinden und ist ein Zeichen für
die Solidarität jedes Einzelnen mit den Patienten. Die Leinwand wird
am 15. September anlässlich des "World Lymphoma Awareness Day" zu
Gunsten der DLH und des Kompetenznetzes Maligne Lymphome versteigert.
Die Aktion wird von der Hoffmann-La Roche AG unterstützt. 

Antworten auf Patientenfragen

Begleitend zu den lokalen Informationsveranstaltungen beantworten
Prof. Norbert Schmitz, Hamburg, und Privatdozent Dr. Martin Dreyling, München, Fragen von Patienten. Sie sind vom 21. bis 23. Juni unter der Telefonnummer 0800/11 84 122, der Hotline des Krebsinformationsdienstes KID im Deutschen Krebsforschungszentrum, erreichbar. 

Am 24. Juni wird Prof. Michael G. Pfreundschuh in der n-tv-Sendung "Gesundheit live" um 14:30 Uhr unter 0190/515504 (0,53 EUR/Minute) und im Chat auf n-tv.de Zuschauerfragen beantworten.

Die Veranstaltungsorte der Aktion - Jeder kann mitmachen!

Köln:
Zentralbibliothek der Stadt Köln 
Josef-Haubrich-Hof 1, 50676 Köln 
22. Juni - 02. Juli Di - Fr 10.00 - 16.00 Uhr

München:
Bayerische Staatsbibliothek 
Ludwigstraße 16, 80539 München 
22. Juni - 02. Juli 
täglich 10.00 - 16.00 Uhr

Hamburg:
Deichtorhallen Hamburg (im Café) 
Deichtorstraße 1-2, 20095 Hamburg 
22. Juni - 02. Juli 
Di - So 11.00 - 17.00 Uhr

Homburg:
Rathaus Homburg 
Am Forum 5, 66424 Homburg/Saar 
21. Juni - 23. Juni und 28. Juni - 02. Juli, 
Mo-Fr 10.00 - 16.00 Uhr und auf dem Christian-Weber-Platz, 
24. - 26. Juni 
10.00 - 16.00 Uhr

Erfurt:
Gesundheitsamt Erfurt 
Turniergasse 17, 99084 Erfurt 
23. Juni - 02. Juli 
Mo - Mi 10.00 - 16.00 Uhr, Do 10.00 - 15.30 Uhr, 
Fr 9.00 - 12.00 Uhr und in den Rathausarkaden 
21. - 22. Juni von 10.00 - 16.00 Uhr

Münster:
Stadthaus 1 
Klemensstraße 10, 48143 Münster 
23. Juni - 02. Juli 
Mo - Do 10.00 - 16.00 Uhr, Fr - Sa 8.00 - 12.00 Uhr

Alle Informationen zur Aktion auch unter handzeichen-gegen-krebs.de

Hintergrundinformation: Lymphome - eine zunehmende Gesundheitsbedrohung

Lymphome sind auf dem Vormarsch: Nach Haut- und Lungenkrebs sind sie die Krebsart mit der schnellsten Wachstumsrate. In den USA hat sich die Zahl der Neuerkrankungen in den letzten 20 Jahren schätzungsweise verdreifacht. Seit den siebziger Jahren haben vor allem Non-Hodgkin-Lymphome, die häufigste Art von Lymphomen, weltweit um 80 Prozent zugenommen. Die Krankheit kann jeden Menschen treffen, es gibt weder eine besondere Risikogruppe, noch lässt sich die Krankheit durch Vorsorgeuntersuchungen im Frühstadium erkennen wie bei Brust-, Haut- oder Darmkrebs. Die Ursachen der Krankheit sind unklar, als mögliche Risikofaktoren diskutieren Experten Chemikalien, Pestizide, und Lösungsmittel wie in Haarfärbemitteln oder Haarspray. Durch innovative Behandlungsmethoden wie der Antikörpertherapie können mittlerweile viele Lymphom-Patienten geheilt werden. 

Quelle: OTS-Meldung vom 16.06.2004.
Bei auffällig vielen Hodgkin-Patienten wird Jahrzehnte nach einer erfolgreichen Hodgkin-Therapie ein anderer Zweitkrebs diagnostiziert. Eine Meta-Analyse im Kompetenznetz Maligne Lymphome kommt zu dem Ergebnis, dass eine alleinige Strahlentherapie gegenüber einer kombinierten Strahlen- und Chemotherapie für Patienten mit Hodgkin-Lymphom langfristig ein erhöhtes Risiko für die spätere Erkrankung an einer anderen Krebsart darstellen kann. 

"Diesen Befund, dass eine an sich schonendere Therapie das Risiko für einen Zweitkrebs in die Höhe treibt, erklären wir uns anhand unserer Daten damit, dass die nur strahlentherapeutisch behandelten Patienten eher einen Rückfall der Erkrankung erleiden. Diese muss dann mit einer sehr aggressiven Chemotherapie angegangen werden, die wiederum später den Zweitkrebs verursacht", so Jeremy Franklin, der die Meta-Analyse für die Cochrane Haematological Malignancies Group geleitet hat.

In den letzten Jahrzehnten sind die Heilungschancen für Patienten mit einem Hodgkin-Lymphom dank intensiverer Therapie gestiegen, wodurch die Patienten heute mit einer durchschnittlich längeren Überlebenserwartung rechnen dürfen. Allerdings wird bei auffällig vielen Patienten Jahrzehnte nach erfolgreicher Hodgkin-Therapie ein Zweitkrebs (Sekundärneoplasie) diagnostiziert. Das ist kein wiederkehrendes Hodgkin-Lymphom, sondern eine andere Erkrankung, beispielsweise Lungenkrebs, Darmkrebs oder Leukämie. Bei Hodgkin-Patienten ist die Wahrscheinlichkeit des Auftretens eines solchen Zweitkrebses höher im Vergleich zur Gesamtbevölkerung.

Eine mögliche Erklärung ist, dass Hodgkin-Patienten generell eher zu Krebserkrankungen neigen als andere Menschen oder dass das erhöhte Risiko als Nebenwirkung auf die intensive Therapie zurückzuführen ist, die für die Heilung notwendig war. Es ist erwiesen, dass sowohl Radiotherapie als auch die Einnahme zelltoxischer Chemikalien (wie in der Chemotherapie) die Entstehung von Krebs verursachen kann. Außerdem sind mehrere Untersuchungen zu dem Ergebnis gekommen, dass es deutliche Unterschiede in der Häufigkeit des Zweitkrebses je nach erfolgter Hodgkin-Therapie gibt. Für die Zweitleukämie ist
beispielsweise eindeutig die Chemotherapie verantwortlich, allerdings unterscheidet sich das Risiko stark je nach Zusammensetzung der Chemotherapeutika. Bei den weit häufigeren 'soliden' Tumoren wie zum Beispiel Lungenkrebs scheinen sowohl Bestrahlung als auch Chemotherapie eine Rolle zu spielen. Unklar ist jedoch bisher, wie sich das Gesamtrisiko einer Sekundärneoplasie am besten verringern lässt. 

Die Meta-Analyse fand heraus, dass Patienten, die lediglich bestrahlt wurden, häufiger an einem Zweitkrebs erkrankten als Patienten, die zusätzlich chemotherapeutisch behandelt wurden. Diese Tatsache hört sich zunächst nach einem Widerspruch an, lässt sich aber möglicherweise erklären, wenn man nicht nur die Primärtherapie der Patienten, sondern auch eventuell erlittene Rückfälle der Erkrankung betrachtet: Der Rückfall eines Hodgkin-Lymphoms erfordert eine zweite so genannte Salvagetherapie, die meist noch intensiver als die Primärtherapie ist und daher ebenfalls Sekundärplasien auslösen kann. Ein Rückfall ist nach einer ausschließlichen Radiotherapie viel wahrscheinlicher als nach einer kombinierten Radio-Chemotherapie. Patienten, die zunächst nur bestrahlt wurden, erhalten in vielen Fällen eine zweite, intensivere Therapie, die wiederum die Wahrscheinlichkeit für einen Zweitkrebs erhöht. Daher bekommen also die Patienten, die anfangs nur bestrahlt worden sind, in vielen Fällen später noch eine zweite, intensivere Therapie, welche die Zweitkrebs-Rate in die Höhe treibt. Trotz einiger eindeutiger Erkenntnisse zeigt die Untersuchung allerdings, dass auch nach systematischer Zusammenfassung vieler Studien die Datenlage nicht ausreicht, um eindeutige Therapieempfehlungen ableiten zu können: "Zu Beginn der früheren von uns erfassten Studien war das Problem der Sekundärneoplasien noch gar nicht bekannt, so dass eine systematische und vollständige Erfassung nicht eingeplant wurde. Deshalb muss unsere Analyse durch weitere Nachbeobachtungen und den Einschluss neuer Studien aktualisiert werden", betonte Franklin.

Im Jahre 2000 wurde in Köln im Rahmen des Kompetenznetzes Maligne Lymphome und der Cochrane Collaboration beschlossen, das Risiko von Zweitneoplasien nach Hodgkin-Lymphom für verschiedene Therapieformen systematisch zu untersuchen. "Da wir nicht bereit waren, Jahrzehnte zu warten, um die Spätfolgen beobachten zu können, griffen wir für die Analyse auf bereits erhobene Daten von in den letzten Jahrzehnten behandelten Patienten zurück", erklärte Franklin. Um ohne Verzerrung vergleichen zu können wurden nur randomisiert kontrollierte Studien (RCT = randomised controlled trial) in die Untersuchung eingeschlossen, in denen unterschiedliche Therapieformen miteinander verglichen werden. "Zunächst suchten wir systematisch durch die medizinische Literatur, um möglichst alle in Frage kommenden Studien zu finden. Für die Endauswertung konnten wir nach eingehender Prüfung die Daten von einem Großteil der Studien mit den Methoden der Meta-Analyse auswerten", so Franklin. Insgesamt wurden über 9.300 Patienten mit über 700 Zweitkrebs-Fällen aus 38 Studien eingeschlossen.

QuelleN:
PTE-Meldung vom 21.09.2004
iwd-Meldung vom 20.09.2004

Weiterführende Links:
Webseite des Kompetenznetzes Maligne Lymphome
Webseite der Cochrane Haematological Malignancies Group
Invasive Pilzerkrankungen sind ein zunehmendes Risiko für immunsupprimierte Patienten geworden. Die Letalität liegt im Durchschnitt inzwischen bei fast 60%, bei Patienten nach einer Knochenmarktransplantation oder bei HIV-Patienten sogar bei 90%, wie Dr. Andrew J. Ullmann von der Universität Mainz sagt. Eine neue Therapieoption ist die Behandlung mit dem Breitspektrumtriazol Posaconazol. Die Behandlungsmöglichkeiten bei invasiven Pilzerkrankungen sind bislang begrenzt, zumal immer häufiger Aspergillen und andere neue Schimmelpilzarten dominieren, die gegen die meisten Antimykotika resistent sind. Eine neue Option ist nach Ullmanns Angaben das orale Breitspektrumtriazol Posaconazol (Noxafil). 

Die europäische Zulassungsbehörde EMEA hat eine positive Empfehlung zur Zulassung des Medikamentes ausgesprochen. Posaconazol werde voraussichtlich noch in diesem Jahr in Europa eingeführt, wie Ullmann bei einer Fachpressekonferenz in München sagte.

In einer Studie mit 107 Patienten mit therapierefraktären Aspergillosen lag die Erfolgsrate einer Behandlung mit Posaconazol, also die komplette oder teilweise Rückbildung der Infektion, bei 42 Prozent, in der Kontrollgruppe dagegen bei 26 Prozent, berichtete Ullmann auf der von dem Unternehmen Essex Pharma unterstützten Veranstaltung. 

In einer anderen Studie mit 24 Patienten mit refraktärer Zygomyzeten-Infektion lag die Erfolgsrate bei 71 Prozent. Bei 53 Patienten mit febriler Neutropenie, die Posaconazol in unterschiedlichen Dosierungen erhielten, lag der Therapieerfolg insgesamt bei 77 Prozent.

Orales Posaconazol erreiche hohe Gewebekonzentrationen, unterliege jedoch einem Sättigungsmechanis-mus, erklärte Ullmann: Ab 800 mg erfolge keine weitere Aufnahme. In Verbindung vor allem mit fettreicher Nahrung könne die Exposition allerdings gesteigert werden. Das gelte auch für neutropenische Patienten. 

Da die Resorption bei mehrfacher Applikation besser ist, sollte Posaconazol zweimal täglich zusammen mit fester oder flüssiger Nahrung in einer Dosierung von jeweils 400 mg verab-reicht werden, empfahl Ullmann. Häufigste unerwünschte Wirkungen seien Kopfschmerzen bei etwa acht Prozent und Übelkeit bei sechs Prozent der behandelten Patienten

Quelle: Ärzte Zeitung vom 22.09.2005
Das Bundesverfassungsgericht hat ein für Patienten wichtiges und viel beachtetes Urteil gefällt (Aktenzeichen 1 BvR 347/98, Entscheidung vom 06.12.2005). Es hat hohe Bedeutung für die Leistungspflicht der gesetzlichen Krankenkassen in Bezug auf die Behandlung von Patienten mit schwerwiegenden Erkrankungen  wie z.B. Leukämien, Lymphomen und anderen Krebskrankheiten. Im konkreten Fall war der von einer seltenen, lebensbedrohlichen Krankheit betroffene Patient und Beschwerdeführer nicht etwa "nur" zulassungsüberschreitend mit einem Arzneimittel der Schulmedizin behandelt worden, sondern mit einer alternativen Therapie, der sog. "Bioresonanztherapie".

Der Antrag auf Übernahme der entstandenen Kosten für die Therapie des Patienten wurde von der Krankenkasse abgelehnt, da ein Therapieerfolg der angewandten Methoden wissenschaftlich nicht nachgewiesen sei. Die hiergegen gerichtete Klage blieb in letzter Instanz vor dem Bundessozialgericht ohne Erfolg.

Die Verfassungsbeschwerde dagegen war erfolgreich. Der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts liegen im Wesentlichen folgende Erwägungen zu Grunde: Die Entscheidung des Bundessozialgerichts steht nicht im Einklang mit dem Grundgesetz. Es ist mit Art. 2 Abs. 1 GG (allgemeine Handlungsfreiheit) in Verbindung mit dem Sozialstaatsprinzip nicht vereinbar, den Einzelnen unter bestimmten Voraussetzungen einer Versicherungspflicht in der gesetzlichen Krankenversicherung zu unterwerfen und für seine Beiträge die notwendige Krankheitsbehandlung gesetzlich zuzusagen, ihn andererseits aber, wenn er an einer lebensbedrohlichen oder sogar regelmäßig tödlichen Erkrankung leidet, für die schulmedizinische Behandlungsmethoden nicht vorliegen, von der Leistung einer bestimmten Behandlungsmethode auszuschließen und ihn auf eine Finanzierung der Behandlung außerhalb der gesetzlichen Krankenversicherung zu verweisen. Dabei muss allerdings die vom Versicherten gewählte Behandlungsmethode eine nicht ganz entfernt liegende Aussicht auf Heilung oder auf eine spürbare positive Einwirkung auf den Krankheitsverlauf versprechen. Die angegriffene Auslegung der leistungsrechtlichen Vorschriften des Fünften Buches Sozialgesetzbuch durch das Bundessozialgericht ist in der extremen Situation einer krankheitsbedingten Lebensgefahr auch nicht mit der Schutzpflicht des Staates für das Leben zu vereinbaren. Übernimmt der Staat mit dem System der gesetzlichen Krankenversicherung Verantwortung für Leben und körperliche Unversehrtheit der Versicherten, so gehört die Vorsorge in Fällen einer lebensbedrohlichen oder regelmäßig tödlichen Erkrankung unter den genannten Voraussetzungen zum Kernbereich der Leistungspflicht und der von Art. 2 Abs. 2 Satz 1 GG geforderten Mindestversorgung.

In derartigen Fällen haben daher die im Streitfall vom Versicherten angerufenen Sozialgerichte zu prüfen, ob es für die vom Arzt nach gewissenhafter fachlicher Einschätzung vorgenommene oder von ihm beabsichtigte Behandlung ernsthafte Hinweise auf einen nicht ganz entfernt liegenden Heilungserfolg oder auch nur auf eine spürbare positive Einwirkung auf den Krankheitsverlauf im konkreten Einzelfall gibt. Die Deutsche Leukämie- und Lymphom-Hilfe begrüßt das Urteil außerordentlich. Gerade im onkologischen Bereich und insbesondere in der Behandlung von Leukämie- und Lymphompatienten gibt es Situationen, in denen auf Medikamente zurückgegriffen werden muss, die entweder noch gar nicht oder nur für ein anderes Anwendungsgebiet zugelassen sind. "Thalidomid" (ehemaliges Contergan) ist so ein Beispiel. Thalidomid war in den 60er Jahren wegen der schädigenden Wirkung auf Feten im Mutterleib in Verruf geraten. Diesem Mittel kommt aber heute ein hoher Stellenwert in der Behandlung der Blutkrebsart "Multiples Myelom/Plasmozytom" zu. Nach wie vor ist es weder von der deutschen, noch von der europäischen Zulassungsbehörde zugelassen  trotz deutlicher Wirksam- keitshinweise aus Studien.

In der Folge eines Urteils des Bundessozialgerichts vom 18. Mai 2004 (Az B1 KR 21/02 R) haben Myelom-Patienten vermehrt Schwierigkeiten damit, Thalidomid von den Krankenkassen erstattet zu bekommen, da sich einige Kassen auf den Standpunkt stellen, dass Medikamente, die weder auf deutscher noch auf europäischer Ebene zugelassen sind, keine Leistung der gesetzlichen Krankenkasse sind. Die Deutsche Leukämie- und Lymphom-Hilfe steht seither regelmäßig - mit Erfolg - Patienten bei, bei denen die Kostenerstattung dieser Therapie von den Krankenkassen verweigert wird.

Angesichts des BVG-Urteils 1 BvR 347/98 dürfte es für diese Kassen zunehmend schwieriger werden, das Argument der fehlenden Zulassung als Begründung für einen ablehnenden Bescheid aufrechtzuerhalten.

Näheres zu dem Urteil ist nachzulesen unter www.bundesverfassungsgericht.de (Link "Entscheidungen" anklicken, das Urteil erscheint dort unter dem o.g. Aktenzeichen in der Auflistung) 

Leitsatz des Bundesverfassungsgerichtsurteils vom 06.12.2005 (1 BvR 347/98):

"Es ist mit den Grundrechten aus Art. 2 Abs. 1 GG in Verbindung mit dem Sozialstaatsprinzip und aus Art. 2 Abs. 2 Satz 1 GG nicht vereinbar, einen gesetzlich Kranken- versicherten, für dessen lebensbedrohliche oder regelmäßig tödliche Erkrankung eine allgemein anerkannte, medizinischem Standard entsprechende Behandlung nicht zur Verfügung steht, von der Leistung einer von ihm gewählten, ärztlich angewandten Behandlungsmethode auszuschließen, wenn eine nicht ganz entfernt liegende Aussicht auf Heilung oder auf eine spürbare positive Einwirkung auf den Krankheitsverlauf besteht."

Quelle: Pressemitteilung der Deutschen Leukämie- & Lymphom-Hilfe e.V. vom 09.02.2006
Schnell und zuverlässig soll eine ärztliche Behandlung wirken - und möglichst durch aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse gestützt sein. Fachwissen ist Ärzten heute theoretisch leicht zugänglich: Eine Vielzahl von Fachmagazinen veröffentlicht neue Studienergebnisse im Internet; Erkenntnisse über die Wirksamkeit eines Medikaments zum Beispiel lassen sich mit ein paar Klicks auf den Bildschirm holen. Doch nutzen Mediziner dieses Angebot? Und wenn ja: Handeln sie nach den wissenschaftlichen Empfehlungen?

Am Beispiel von Nesiritide, einem in Deutschland nicht zugelassenen Medikament gegen Herzinsuffizienz, haben der Kardiologe Paul Hauptmann und seine Kollegen von der Saint Louis University School of Medicine diese Frage untersucht (Journal of the American Medical Association, Bd. 296, S. 1877, 2006). Vier Jahre, nachdem Nesiritide im Jahr 2001 in den USA zugelassen worden war, veröffentlichten im März und April vergangenen Jahres zwei angesehene Fachblätter Studien, die erhebliche Nebenwirkungen des Medikaments offen legten. Nesiritide hatte in den Studien die Nierenfunktion vieler Patienten verschlechtert und zu Todesfällen geführt.

Für viele Kardiologen offensichtlich Grund genug, dieses Medikament nicht weiter zu verschreiben: Anfang 2005, vor den Veröffentlichungen, erhielten noch knapp 17 Prozent der 385.000 Patienten mit akutem Herzversagen, deren Daten Hauptmann auswertete, Nesiritide. Im Dezember des selben Jahres waren es nur noch knapp sechs Prozent. Daher kommt Hauptmann zu dem Fazit: Mediziner bekommen es umgehend mit, wenn wissenschaftliche Studien die Unwirksamkeit eines Medikaments belegen, und handeln auch entsprechend den neuen Erkenntnissen. Falle das Urteil der Untersuchung negativ aus wie bei Nesiritide, sei die Bereitschaft zum Umdenken zudem
höher, als wenn die Studien zu einem positiven Urteil über eine neue Arznei kämen. Zum Beispiel die ACE-Hemmer, eine andere Medikamentenklasse gegen-Bluthochdruck und Herzbeschwerden: Nach ihrer Zulassung akzeptierten die Ärzte sie teilweise nur sehr zögerlich, obwohl eine Reihe von Studien zeigte, dass sie relativ gut verträglich und wirksam seien, berichtet Paul Hauptmann.

Wolf-Dieter Ludwig kennt derartige Probleme. Als Mitglied der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft hält er sich selbst zwar auf dem Laufenden, aber "man muss schon ein persönliches Interesse daran haben". Niedergelassene Mediziner oder junge Ärzte in Kliniken hätten schlicht nicht die Zeit, sich aus der Flut neuer Studien die relevanten herauszusuchen und die Originalartikel zu lesen. "Stattdessen verlassen sie sich auf begleitende Kommentare oder Hochglanzbroschüren, die aber meist von Pharmafirmen herausgegeben werden", sagt Ludwig, der als Onkologe an der Berliner Charite arbeitet.

Rüdiger Simon, Chef der Kardiologie der Kieler Universitätsklinik, beurteilt die Lage als nicht so düster. "Vor allem in einer Uniklinik ist jeder Arzt, so gut er kann, auf dem neuesten Stand. Außerdeminformieren uns die Fachgesellschaften, die auch auf wissenschaftlichen Studien basierende Richtlinien über die richtige Behandlung herausgeben."

Dass Medikamente nicht immer entsprechend ihrer wissenschaftlichen Beurteilung verschrieben werden, ist nicht nur ein Phänomen der schnelllebigen Zeit der Internet-Information. So sahen Wissenschaftler bereits vor mehr als 40 Jahren erste Anzeichen dafür, dass Östrogene Herz und Kreislauf schädigen können. Trotzdem etablierte sich die Hormon-Therapie bei Frauen in den Wechseljahren. Selbst eine groß angelegte Studie der Women's Health Initiative (WHI), die 2002 eindeutig negative Auswirkungen der Hormongaben zeigte, konnte Frauen und Ärzte nur bedingt umstimmen. Vor der WHI-Studie nahmen 125 von 1000 Frauen in den USA Hormone, nach der Studie war diese Zahl lediglich auf 94 gesunken, wie 2005 eine Befragung von 340.000 Frauen ergeben hat.

Welche Arzneien Ärzte bevorzugt verschreiben, hängt zusätzlich von anderen als medizinischen Faktoren ab. Auch der soziale Hintergrund des Arztes oder die finanzielle Situation der Patienten können die Wahl des Medikaments beeinflussen, haben Studien über das Herzmedikaments Digoxin und über Antibiotika gezeigt. "Die Lage ist katastrophal", beurteilt Ludwig die Situation in Deutschland. Seiner Meinung nach sollten auch die Krankenkassen sich darum kümmern, dass Ärzte sich aus unabhängigen Quellen auf den neuesten Stand der Medikamentenforschung bringen können. "Schon allein aus Kostengründen kann es so nicht weiter gehen", sagt der Arzt.

Quelle: Süddeutsche Zeitung vom 18.10.2006
Einen "dramatischen Wandel" sieht der Onkologe Prof. Michael Hallek in der Krebsmedizin. Er fordert Mediziner in Kölner Krankenhäusern und Praxen auf, diese Herausforderung anzunehmen und im Interesse der Patienten stärker zusammenzuarbeiten. Angesichts der rasanten Weiterentwicklungen beispielsweise in der Molekularbiologie sei ein einzelner Mediziner kaum noch in der Lage, aktuelle Behandlungskonzepte für viele unterschiedliche Tumorerkrankungen präsent zu haben.

Ein Kompetenznetz sei dringend notwendig, das sei in Köln aber schwieriger zu knüpfen als in anderen Städten, bedauert der Direktor der Klinik I für internistische Medizin am Uniklinikum beim Blick auf die Beteiligung niedergelassener Kollegen am "Centrum für Integrierte Onkologie". Das CIO sieht eine umfassende Betreuung von Krebspatienten vor; niedergelassene Ärzte und Klinikmediziner sollen dabei ihre Kompetenzen gegenseitig ergänzen. Während die Kassenärztliche Vereinigung das CIO nachdrücklich unterstütze, gebe es bei Facharztgruppen wenig Zuspruch. Manche Mediziner überwiesen Krebspatienten einfach nicht ins CIO. "Die Patienten, die sich selbst informieren, kommen auch ohne Überweisung zum CIO - das Modell findet so großen Zuspruch, dass wir täglich etwa zehn Patienten abgeben müssen und auf eine Erweiterung um eine Station im Herbst hoffen", sagt der Klinikdirektor. "Aber die Patienten werden durch die Zurückhaltung bei der Zusammenarbeit verunsichert."

Statt sich um die Verteilung der Patienten zu sorgen, sollten Mediziner ihre Energie auf die bestmögliche Versorgung konzentrieren. Da gebe es in Köln durchaus Potenzial, verweist Hallek auf die deutlich bessere Situation als beispielsweise in München. Mit den Kollegen des neuen Tumorzentrums der städtischen Kliniken in Merheim will er rasch Kontakt aufnehmen, um Kräfte zu bündeln. Köln stehe bei der Erforschung und Therapie bestimmter Krebsarten schon an der Weltspitze. Das wolle er auch für andere solide Tumore erreichen, sagt Hallek. Große Hoffnungen setzt der Arzt und Forscher auf die Kölner Bewerbung für ein "Onkologisches Spitzenzentrum" bei der Deutschen Krebshilfe. Wenn Köln den Zuschlag bekomme, könnten bedeutsame Forschungsprojekte und Strukturmaßnahmen für eine deutlich verbesserte Versorgung für Tumorpatienten verwirklicht werden.

Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger vom 05.02.2007

Weiterführende Informationen:
Ein Vergleich aktueller Daten zum Langzeitüberleben bei 23 verschiedenen Krebserkrankungen zeigt: Bei einigen häufigen Krebslokalisationen überleben Patienten in den USA nach wie vor länger. Die besonders deutlichen Differenzen beim Überleben nach Brustkrebs sind vermutlich auch auf Unterschiede in der Beteiligung an Früherkennungsmaßnahmen zurückzuführen.

Ein neuartiges Berechnungsverfahren ermöglichte zum ersten Mal einen aktuellen, direkten Vergleich der Langzeit-Überlebensraten von Krebspatienten in Deutschland und in den USA. Wissenschaftler der Abteilung von Professor Dr. Hermann Brenner im Deutschen Krebsforschungszentrum stellten für 23 verschiedene Krebserkrankungen die 5- und 10-Jahres-Überlebensraten beider Länder einander gegenüber.

Für mehrere Krebslokalisationen unterscheiden sich die Prognosen in beiden Ländern deutlich: Beim Magenkrebs fällt die 5-Jahres-Überlebensrate in Deutschland günstiger aus, die 10-Jahres-Überlebensraten bei Magen- und Lungenkrebs. Deutlich und statistisch signifikant höhere 5- und 10-Jahres-Überlebensraten hatten dagegen amerikanische Patienten mit Prostata, Brust, Gebärmutterhals- und Mundhöhlenkrebs. Darmkrebspatienten in den USA überleben geringfügig länger als in Deutschland.

Amerikanische Brustkrebspatientinnen haben durchgehend und unabhängig vom Erkrankungsalter eine bessere Prognose als deutsche. Während bei jüngeren Patientinnen die Ergebnisse beider Länder noch annähernd identisch sind, nimmt die 5-Jahres-Überlebensrate in Deutschland mit höherem Erkrankungsalter ab und erreicht zwischen der jüngsten und der ältesten Patientengruppe (unter 54 sowie über 75 Jahren) eine Differenz von zwölf Prozent.

US-Amerikaner überleben die ersten fünf Jahre nach der Diagnose Prostatakrebs zu annähernd hundert Prozent. Bei Deutschen liegt die 5-Jahres-Überlebensrate deutlich niedriger. Vor allem bei den jüngsten und den ältesten Patienten (unter 54 sowie über 75 Jahren) beträgt die Differenz zwischen beiden Ländern rund 18 Prozent.

Bei 14 Krebslokalisationen jedoch sind die Überlebensraten in Deutschland und den USA identisch. Dazu zählen insbesondere solche Erkrankungen, für die effiziente Therapien zur Verfügung stehen wie bestimmte Leukämien, Hoden- und Schilddrüsenkrebs.

Wo es die Datenlage ermöglichte, verglichen die Epidemiologen die Stadienverteilung bei Diagnosestellung. Während bösartige Tumoren der Lunge und des Darms in beiden Ländern in vergleichbar fortgeschrittenen Stadien diagnostiziert werden, wird Brustkrebs in den USA deutlich früher entdeckt: In den USA werden 63 Prozent der Tumoren in einem lokal begrenzten Stadium diagnostiziert, in Deutschland nur rund 50 Prozent. Brenner und Kollegen interpretieren daher die Überlebens-Differenzen nach Brustkrebs als Resultat einer unterschiedlichen Wahrnehmung der Krebsfrüherkennung und nicht als Folge von Behandlungsunterschieden: In den USA gaben 80 Prozent der Frauen über 40 Jahre an, innerhalb der letzten zwei Jahre an einer Früherkennungs-Mammographie teilgenommen zu haben - in Deutschland dagegen wurden Mammographie-Screeningprogramme erst ab 2004 schrittweise eingeführt.

"Deutschland ist mit der Einführung der qualitätsgesicherten Mammographie-Screeningprogramme auf dem richtigen Weg", erklärt Prof. Dr. Otmar D. Wiestler, Wissenschaftlicher Vorstand des Deutschen Krebsforschungszentrums, "denn bereits jetzt sehen wir bei den Brustkrebsdiagnosen aus den Screeningprogrammen eine Verschiebung in Richtung frühere Stadien. Um den Rückstand bei anderen Krebsarten wie etwa beim Darm- oder Prostatakrebs aufzuholen, sind integrierte Konzepte der onkologischen Versorgung wie die neu entstehenden Comprehensive Cancer Centers ein wichtiger Ansatz."

Die Überlebensraten von Krebspatienten konnten mit traditionellen Analysemethoden häufig erst erheblich zeitverzögert erhoben werden. Hermann Brenner und Kollegen entwickelten mit der so genannten Periodenanalyse ein Verfahren, das auf wesentlich aktuelleren Daten beruht und dadurch auch jüngste Veränderungen erfasst, die aus neuen Diagnose- und Therapieverfahren resultieren.

Die Arbeit basiert auf Daten des Saarländischen Krebsregisters und des amerikanischen "SEER"-Programms, das Krebsneuerkrankungen in neun verschiedenen Regionen der USA erfasst. Bislang wurden bei vergleichenden Untersuchungen meist amerikanische und gesamteuropäische Daten gegenüber gestellt. "Interessant an dieser Studie ist, dass wir erstmals anhand von sehr aktuellen Daten den direkten Vergleich zwischen zwei Ländern ziehen konnten, die mit rund zehn Prozent des Bruttosozialprodukts vergleichbare Ressourcen in den Gesundheitsbereich investieren, jedoch völlig verschieden strukturierte Gesundheitssysteme haben," sagt Studienleiter Hermann Brenner.

Cancer Survival in Germany and the United States at the beginning of the 21st century: an up-to-date-comparison by period analysis. Adam Gondos, Volker Arndt, Bernd Holleczek, Christa Stegmaier, Hartwig Ziegler und Hermann Brenner; International Journal of Cancer 2007, DOI: 10.1002/ijc.22683

Das Deutsche Krebsforschungszentrum hat die Aufgabe, die Mechanismen der Krebsentstehung systematisch zu untersuchen und Krebsrisikofaktoren zu erfassen. Die Ergebnisse dieser Grundlagenforschung sollen zu neuen Ansätzen in Vorbeugung, Diagnose und Therapie von Krebserkrankungen führen. Das Zentrum wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren (HGF) e.V.

Quelle: idw-Pressemitteilung des Deutschen Krebsforschungszentrums vom 21.03.2007
Europäische Richtlinien zu antimikrobiellen Therapie bei Patienten mit akuter Leukämie, die auch Prophylaxe und Behandlung bakterieller und mykotischer Infektionen abdeckt, wurden in einem aktuellen Supplement zu The European Journal of Cancer veröffentlicht. Die im EJC-Supplement veröffentlichte Serie von Artikeln stellt die Ergebnisse der 1. europäischen Konferenz zu Infektionen bei Leukämie, der "1st European Conference on Infections in Leukemia" (ECIL-1), dar.

"Mit der Erarbeitung unserer Empfehlungen im Rahmen einer Consensus-Konferenz kamen wir der dringenden Notwendigkeit zur Schaffung eines modernen europäischen Standards zur Prophylaxe und Behandlung infektiöser Komplikationen, wie sie bei Patienten mit akuter Leukämie und bei Empfängern von hämatologischen Stammzellentransplantationen vorkommen, nach", sagt Professor Catherine Cordonnier, vom Centre Hopital Universitaire Henri Mondor in Créteil, Frankreich. "Die Veröffentlichung unserer Empfehlungen hilft Krankenhausärzten bei der Wahl der besten Behandlung für ihre Leukämiepatienten und dies hilft bei der Verringerung von Morbidität und Mortalität."

ECIL-1 war eine gemeinsame Initiative von vier Organisationen:
Bei der Erstellung der Richtlinien prüften sechs Arbeitsgruppen Daten aus der Literatur, um Antworten auf spezifische Fragen zur Prävention und Behandlung von bakteriellen und invasiven mykotischen Infektionen zu finden, die die Hauptursachen von Morbidität und Mortalität bei Leukämiepatienten darstellen. Die Arbeitsgruppen untersuchten hauptsächlich Daten aus grossen zukunftsgerichteten Studien und Meta-Analysen; ihre Schlussfolgerungen wurden auf der ECIL-1-Konferenz vorgestellt und mit einem Expertengremium von 59 Fachärzten für Infektionskrankheiten, Mikrobiologen, Spezialisten für klinische Studien und Hämatologen aus 24 europäischen Ländern, aus Israel und Australien diskutiert.

Nachdem ein Konsens erzielt worden war, wurden die Richtlinien in ihre Endfassung gebracht, wobei jeder Vorschlag nach Massgabe der Centers for Disease Control and Prevention (CDC) bewertet wurde; so konnten das Augenscheinlichkeitslevel und der Empfehlungsgrad vor der Veröffentlichung eingestuft werden.

ECIL-1 befasste sich mit sechs Themenbereichen, drei davon betrafen bakterielle Infektionen und drei mykotische Infektionen:
  • Fluoroquinolon-Pr ophylaxe bei neutropenischen Patienten unter dem Aspekt neu veröffentlichter, umfangreicher Studien

  • Ort und Indikationen von Aminoglykosiden und von Glykopeptiden im antibakteriellen Armamentarium für febrile neutropenische Patienten

  • der Einsatz der empirischen antimykotischen Therapie bei neutropenischen Patienten

  • die Hauptindikationen der antimykotischen Prophylaxe bei Leukämiepatienten, einschliesslich der Empfänger von Stammzellentransplantationen, sowie

  • Die Beherrschung von invasiver Candidiasis und Aspergillosis

Es wurde besonders viel Wert auf die Entwicklung von beweisbasierten Empfehlungen, die Identifizierung von Risikopopulationen und die Fokussierung auf Mortalität in Verbindung mit Infektionen sowie auf das Risiko-Nutzen-Verhältnis gelegt.

"Die nun neu veröffentlichten Richtlinien bieten Krankenhausärzten die Informationen, die ihnen helfen, lebensbedrohliche, bakterielle und invasive mykotische Infektionen bei ihren Leukämiepatienten zu verhindern und zu behandeln", schloss Professor Thierry Calandra vom Centre Hospitalier Universitaire Vaudois in Lausanne, Schweiz. "Die Empfehlungen werden auf der ECIL-2 im September 2007 um die Empfehlungen zu Virusinfektionen ausgedehnt."

Über die ECIL


Die "1st European Conference on Infections in Leukemia" (1. europäische Konferenz zu Infektionen bei Leukämie) (ECIL-1) fand in Juan-les-Pins, Frankreich, vom 30.September bis 1.Oktober 2005 statt. 

Die Mitglieder des ECIL-Organisationskomitees waren:
  • Catherine Cordonnier (Créteil, Frankreich)
  • Thierry Calandra (Lausanne, Schweiz)
  • Hermann Einsele (Würzburg, Deutschland)
  • Raoul Herbrecht (Strassburg, Frankreich)
  • Per Ljungman (Stockholm, Schweden)
  • Johan Maertens (Leuven, Belgien)
  • Claudio Viscoli (Genua, Italien)

Die sechs Arbeitsgruppen waren:
  • Fluoroquinolon-Prophylaxe bei neutropenischen Patienten -- Giampaolo Bucaneve, Elio Castagnola, Claudio Viscoli, Leonard Leibovici, Francesco Menichetti
  • Empirische antibakterielle Behandlung: Aminoglykoside -- Lubos Drgona, Mical Paul, Giampaolo Buccaneve, Thierry Calandra, Francesco Menichetti
  • Empirische antibakterielle Behandlung: Glykopeptide und sonstige grampositive Antibakterielle -- Alain Cometta, Thierry Calandra, Oscar Marchetti
  • Antimykotische Prophylaxe -- Johan Maertens, Pascale Frere, Cornelia Lass-Florl, Werner Heinz, Oliver Cornely
  • Empirische antibakterielle Behandlung -- Oscar Marchetti, Catherine Cordonnier, Thierry Calandra
  • Antimykotische Therapie -- Raoul Herbrecht, Ursula Fluckiger, Bertrand Gachot, Patricia Ribaud, Anne Thiebaut, Catherine Cordonnier

Originaltext: The 1st European Conference on Infections in Leukemia (ECIL-1). C. Cordonnier, T. Calandra, F. Meunier. Guidelines from the First European Conference on infections in Leukaemia: ECIL-1. EJC Supplements 2007;5(2):1-60.

Quelle: OTS-Meldung vom 13.08.2007
Überall in Deutschland sollen Krebskranke künftig noch besser und schneller nach neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen behandelt werden als bisher. Durch eine engere Verzahnung von klinischer Forschung und Versorgung der Patienten in onkologischen Spitzenzentren sollen neue Therapiestrategien erarbeitet werden.

Noch ringt Deutschland um eine gute Versorgung von Krebskranken. Bei vielen Tumorarten wie Brust- oder Prostatakrebs hinkt Deutschland in der Qualität der Behandlung seiner Patienten anderen westlichen Ländern hinterher. Lediglich bei bestimmten Malignomen wie Lymphomen oder hämatologischen Tumoren bei Kindern liege Deutschland mit seinen Therapieergebnissen weltweit an der Spitze. Das ist die Ausgangslage, wie sie Professor Wolfgang Hiddemann, Hämatologe und Onkologe am Klinikum Großhadern der LMU München, bei einer Veranstaltung in Wiesbaden geschildert hat.

Verbesserungen durch Onkologische Spitzenzentren


Aber die Situation beginnt, sich zu ändern. Inzwischen gibt es mindestens fünf Zentren in Deutschland, denen internationale Juroren bescheinigt haben, dass sie klinisch-wissenschaftlich auf höchstem internationalem Niveau arbeiten. Hierzu gehört das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen in Heidelberg (NCT). Darüber hinaus hat die Deutsche Krebshilfe (DKH) nach einer Ausschreibung vier weiteren Tumorzentren mit Anbindung an Universitäten eine "exzellente interdisziplinäre Forschung und Versorgung von Krebskranken" bescheinigt. Es handelt sich dabei um das Tumorzentrum Ludwig Heilmeyer am Uniklinikum Freiburg, das Südwestdeutsche Tumorzentrum am Uniklinikum Tübingen, das Universitäts KrebsCentrum Dresden und um das Centrum für Integrierte Onkologie der Unikliniken in Köln / Bonn.

Geplant ist, dass es bald zehn solcher Zentren in Deutschland nach dem Vorbild der Comprehensive Cancer Centers in den USA geben wird, wie Professor Otmar Wiestler, wissenschaftlicher Vorstand des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) Heidelberg, sagte.

Der Anreiz ist groß. Von der Deutschen Krebshilfe als onkologisches Spitzenzentrum ausgewiesen zu werden, ist nicht nur eine besondere Auszeichnung, sondern wird auch mit drei Millionen Euro Fördergeldern belohnt.

In Tumorkonferenzen werden die Therapiepläne erarbeitet


Kernpunkte der Zentren: Die Behandlung erfolgt als interdisziplinäre Systemtherapie. Patienten müssen Ärzte verschiedener Fachgebiete nicht einzeln aufsuchen, das Team kommt zu ihnen. Die Zentren sind um den Patienten herum organisiert und haben jeweils zentrale Anlaufstellen. Die individuellen Behandlungspläne werden in Tumorkonferenzen erstellt. Sie orientieren sich an den vom Zentrum festgelegten Standards (Standard Operation Procedures, SOP), in die Konsensusempfehlungen der Fachgesellschaften eingehen. "Wird ein neues Problem erkannt, das in den SOPs nicht erfasst ist, wird zeitnah in einer der täglich stattfindenden Tumorkonferenzen über die optimale, individuelle Therapie für den Patienten entschieden", beschreibt Professor Volker Diehl, Gründungsdirektor des NCT, das Vorgehen im NCT in Heidelberg. Das Zentrum hat Modell gestanden hat für andere Spitzenzentren.

In ihnen sollen klinische Forschung und Versorgung der Patienten eng miteinander verzahnt sein. "Exzellente Grundlagenforschung ist der Motor, der die klinische Onkologie antreibt", sagt Wiestler. Wissenschaftler arbeiten Tür an Tür mit den Klinikern, um Erfahrung, Methoden, Gewebeproben und neue Behandlungsstrategien auszutauschen und weiterzuentwickeln. Das Centrum für Integrierte Onkologie in Köln-Bonn (CIO), das zu den vier bisher von der DKH ausgezeichneten Zentren gehört, investiert derzeit in eine Genomforschungsanlage, um Gensignaturen von jedem Patienten erstellen zu können. Die Behandlung soll so weit wie möglich individuell der Biologie des Tumors angepasst werden.

Gentests sollen helfen, die Behandlung zu optimieren


Es gibt bereits viele Beispiele dafür, wie Gentests die Behandlung optimieren können. Bei der akuten myeloischen Leukämie (AML) zum Beispiel sprechen Kranke mit der Genvariante KITD816 schlechter auf die übliche Chemotherapie an. Ergebnisse von ersten klinischen Studien lassen vermuten, dass diesen Patienten neuere Substanzen wie PKC412 besser helfen. PKC412 hemmt eine Tyrosinkinase (FLT3) in der Zellmembran. Das Enzym ist bei etwa jedem dritten AML-Patienten überaktiv.

Ein anderes Beispiel ist Brustkrebs. Am niederländischen Krebsinstitut in Amsterdam ist ein Genchip entwickelt worden, mit dem sich feststellen lässt, ob es sich beim Tumorgewebe einer Frau um einen primären Herd handelt oder bereits um eine Metastase.

Genchip analysiert die Aktivität von 70 Genen bei Brustkrebs


Auf der Arbeit desselben Teams um Laura van't Meer basiert ein Genchip, der im vergangenen Jahr in den USA von der Behörde FDA zugelassen wurde: Anhand der Aktivität von 70 Genen ermöglicht er, bei Frauen ohne Lymphknotenbefall das Risiko für ein Rezidiv innerhalb der nächsten zehn Jahre einzuschätzen. Die Risikoabschätzung soll helfen, die Zahl der Frauen zu vermindern, die präventiv eine Chemotherapie gegen potenzielle "Schläferzellen" erhalten, obwohl ihr Rezidivrisiko verschwindend gering ist.

Außerdem werden Genchips in klinischen Studien geprüft, um das Ansprechen von Patienten mit Mammakarzinom, aber auch anderen Tumoren auf die Chemotherapie vorherzusagen.

Entscheidend dafür, dass die Versorgung krebskranker Patienten anhaltend und flächendeckend verbessert wird, sei, die niedergelassenen Kollegen und die Kollegen der peripheren Krankenhäuser in die Arbeit der onkologischen Exzellenzzentren eng mit einzubinden und den Konkurrenzdruck zwischen Niedergelassenen und Klinikern zu vermindern. "Auch für die Arbeit der Kompetenznetze, in denen dieses Ziel bisher nicht immer erreicht wurde, erwarten wir in dieser Beziehung Impulse von den onkologischen Spitzenzentren," so Wiestler.

Es dürfte kaum realisierbar sein, künftig alle Tumorkranken an onkologischen Spitzenzentren zu behandeln - und das sei auch gar nicht nötig, so die Experten. Wichtig sei, bei der Therapie jedes Patienten, egal wo, die aktuellen wissenschaftlichen Standards zu erreichen.

Quelle: Ärzte Zeitung vom 05.02.2008
Viele Krebspatienten leiden infolge der Erkrankung bzw. der dagegen eingesetzten Chemotherapien an Blutarmut, einer Anämie. Dieser kann mit Medikamenten entgegengewirkt werden, die die Blutbildung im Knochenmark anregen. Dabei handelt es sich um so genannte Erythropoese-stimulierende (die "Bildung roter Blutkörperchen anregende") Mittel, kurz Epoetine. 

Da sich die Wirkstoffe, wie zuletzt verschiedene Untersuchungen gezeigt haben, bei Krebspatienten nur teilweise positiv auswirken und sogar zu verkürzten Überlebenszeiten führen können, wurde die Anwendung von Epoetinen von der Europäischen Arzneimittelbehörde EMEA drastisch eingeschränkt. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) informierte jetzt noch einmal über die geltenden Anwendungsbeschränkungen.

Danach dürfen Epoetine ausschließlich bei Patienten mit nicht das Knochenmark betreffenden Tumoren und Chemotherapie-bedingter Anämie eingesetzt werden, wenn infolge der Blutarmut Beschwerden auftreten. Die Epoetine anzuwenden, um eine symptomlose erniedrigte Konzentration der roten Blutkörperchen im Blut zu korrigieren, ist damit nicht mehr zulässig. Außerdem sollte der Wert der roten Blutkörperchen, angegeben als so genannter Hb, durch die Behandlung nur noch auf maximal 10 bis 12 g/dl erhöht werden. Ein Anheben auf Normalwerte von Gesunden ist künftig untersagt.

Eine dritte Empfehlung wurde erst kürzlich vom Ausschuss für Humanarzneimittel CHMP verabschiedet und ist deshalb noch nicht in den Produktinformationen enthalten. Demnach sollte bei Chemotherapie-bedingter Blutarmut bevorzugt eine Behandlung mit Bluttransfusionen statt Epoetinen erfolgen. Die Entscheidung hierzu wird den behandelnden Ärzten überlassen, Nutzen und eventueller Schaden müssen gründlich gegeneinander abgewogen werden.

Quelle:
Pressemitteilung des BfArM vom 24. Juli 2008
Öffentlicher Brief des BfArM an medizinisches Fachpersonal (Juli 2008)
Für Patienten des Mannheimer Universitätsklinikums, die eine ambulante oder teilstationäre Chemotherapie erhalten, steht seit Anfang des Jahres ein neues Gebäude zur Verfügung. Das "Haus 9" wurde als Anbau der internistischen Kliniken am Theodor-Kutzer-Ufer im Zusammenhang mit dem Umzug der III. Medizinischen Universitätsklinik aus dem Klinikgebäude auf dem Waldhof in das Hauptareal errichtet.

Die Stationen der auf Hämatologie und internistische Onkologie spezialisierten Klinik waren bereits zum Jahreswechsel 2005/2006 in das Hauptgebäude verlagert worden; vor einigen Wochen wechselte nun auch das Tagestherapiezentrum dieser Klinik mit dem Umzug in das knapp sechs Millionen Euro teure "Haus 9" und damit auf das Gelände am Neckar. In den letzten drei Jahren beherbergte das Haus in der Wiesbadener Straße zwei Stationen der IV. Medizinischen Universitätsklinik mit ihrem Schwerpunkt Geriatrie, also Alternserkrankungen. Diese beiden Stationen sind Anfang der Woche (16. und 17. Februar 2009) ebenfalls in die Gebäude der Inneren Medizin am Theodor-Kutzer-Ufer verlagert worden. Am Standort Waldhof findet damit keine Krankenversorgung mehr statt. Das Gebäude wird derzeit noch von einer Leukämie-Forschungsgruppe genutzt, für die jedoch ebenfalls nach einer neuen Bleibe Ausschau gehalten wird. 

Das Grundstück soll gemeinsam mit einem zu den Altenpflegeheimen Mannheim (APH) gehörenden Teil verkauft werden - für das Altenpflegeheim Waldhof-Ost entsteht derzeit ein moderner Neubau. Die Dependance des Klinikums auf dem Waldhof wurde im Jahr 1965 bezogen und zwar als III. Medizinische Klinik. Sie hatte zunächst auch eine allgemein-internistische Krankenversorgung im Mannheimer Norden übernommen; dieser Anteil nahm aber gerade in den letzten Jahren deutlich ab, weil auch das Universitätsklinikum am Neckar aus dem Mannheimer Norden ähnlich gut zu erreichen ist. 

Das "Haus 9" dient als Tagestherapiezentrum der Versorgung von Chemotherapie-Patienten aus den Kliniken der Universitätsmedizin Mannheim, die im Interdiszipliären Tumorzentrum Mannheim (ITM) zusammenarbeiten. So wurde beispielsweise die entsprechende Behandlungseinheit der Gynäkologie dorthin verlagert. Außerdem ist in dem Gebäude die Poliklinik der III. Medizinischen Universitätsklinik untergebracht.

Quelle: mrn-news.de vom 20.02.2009
Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Kompetenznetz "Akute und chronische Leukämien" stellt in den zehn Jahren seines Bestehens eine positive Entwicklung fest: In dieser Zeitspanne hat sich beispielsweise die prognostizierte Überlebenszeit für Patienten mit chronischer myeloischer Leukämie (CML), eine der vier häufigsten Leukämieformen, um den Faktor zehn verlängert. Dies zeigt auch eine Studie des Kompetenznetzes, in der eine 5-Jahres-Überlebensrate von 92 Prozent ermittelt wurde. Die bundesweite Zusammenarbeit im Kompetenznetz hat Anteil an diesen Erfolgen. Das Netz fördert die Kooperation zwischen Forschung und Praxis und beschleunigt damit den Wissenstransfer. Dies geschieht zum Wohle der Patienten, deren Heilungschancen und Therapiebedingungen damit verbessert werden.

Das Netz wird von der Medizinischen Fakultät Mannheim, III. Medizinische Klinik koordiniert. Über 400 Forschungsinstitute, Kliniken und Arztpraxen gehören dem Kompetenznetz bundesweit an. Vorteil: Ein schneller und direkter Zugang zu den neuesten Forschungsergebnissen und Therapien.

Das Kompetenznetz strukturiert wesentliche Aktivitäten der Leukämiebehandlung und –forschung in Deutschland. Alle großen Leukämiestudiengruppen und ihre interdisziplinären Partner beteiligen sich am Netz. Es ist maßgeblich an der Erstellung inter-nationaler Richtlinien zur Therapie von Leukämien und bei der Einführung neu entwickelter Substanzen in die Therapie beteiligt. Für Ärzte ist das Kompetenznetzwerk Ansprechpartner zu laufenden Studien, Diagnostik und Therapie, für Patienten und deren Angehörige Informationsquelle bei Fragen zu neuen Therapiemöglichkeiten, klinischen Studien sowie allgemein zu den Leukämien. Das deutsche Kompetenznetz war auch Wegbereiter europäischer Kooperation. So waren seit 2002 Ärzte und Forschergruppen des Deutschen Kompetenznetzes Mitbegründer des European LeukemiaNet (ELN). Dieses wird von der Europäischen Union gefördert und umfasst zurzeit 162 Zentren in 33 Ländern. Das Kompetenznetz unterstützt die weitere Forschungsförderung, durch Kooperationen mit anderen Kompetenznetzen, die Gründung der "Stiftung Leukämie" und Public-Private-Partnerships mit der Industrie.

Allein in Deutschland erkranken jährlich bis zu 12.000 Menschen neu an Leukämie (Blutkrebs), darunter 600 Kinder. Diese Blut-Erkrankung, bei der sich die weißen Blutkörperchen (Leukozyten) unnatürlich stark vermehren und andere notwendige Blutbestandteile verdrängen, ist für die Betroffenen lebensbedrohlich.

Kompetenznetz "Akute und chronische Leukämien"


Die Medizinische Fakultät Mannheim, III. Medizinische Klinik engagiert sich aktiv in nationalen und internationalen Forschungsschwerpunkten: Das Kompetenznetwerk "Akute und chronische Leukämien" wird ebenso wie das europaweite "European LeukemiaNet" (ELN) von Mannheim aus koordiniert.

Weltweit erforschen Wissenschaftler die tödliche Erkrankung Leukämie. Das Netzwerk unterstützt die Vernetzung von Forschungsverbünden. Ziel ist es, gemeinsam wirksame Therapien zu entwickeln und damit die Überlebenschancen von Leukämie-Patienten zu verbessern. Das Kompetenznetz wurde von Professor Dr. Rüdiger Hehlmann, bis September 2007 Direktor der III. Medizinischen Klinik der Universitätsmedizin Mannheim, vor zehn Jahren gegründet und wird von ihm bis heute geleitet. Das Netz wird seit 1999 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. 

Quelle: mrn-news.de vom 22.05.2009
Patienten mit Leukämie oder Lymphomen im Alter von 16 bis 24 Jahren leben heute deutlich länger als noch vor mehr als zwei Dekaden. Der Erfolg der Leukämie- und Lymphomtherapie lässt sich an den Ergebnissen einer US-Studie ablesen, in der die SEER-Daten (Surveillance, Epidemiology, and End Results) ausgewertet wurden. SEER ist ein bevölkerungsbezogenes Krebsregister in den USA.

Epidemiologen aus New Jersey verglichen die zwischen 2001 und 2005 erhobenen Daten mit denen aus dem Zeitraum 1981 bis 1985. Diesen Daten zufolge stieg die Zehn- Jahres-Überlebensrate von etwa 80 auf mehr als 93 Prozent bei Patienten mit Hodgkin-Lymphom, von fast 56 Prozent auf mehr als 76 Prozent bei Patienten mit Non-Hodgkin-Lymphom und von etwa 30 auf 52 Prozent bei Patienten mit akuter lymphatischer Leukämie. Bei Patienten mit akuter myeloischer Leukämie (AML) stieg der Anteil von 15 auf 45 Prozent und bei Patienten mit chronischer myeloischer Leukämie (CML) von 0 auf fast 75 Prozent.

Wie die US-amerikanische Krebsgesellschaft mitteilt, sind allerdings die Zehn-Jahres-Überlebensraten in dieser Altersgruppe - außer bei Patienten mit Hodgkin-Lymphom - im Vergleich zu Kindern mit diesen hämatologischen Erkrankungen noch immer deutlich niedriger. Deshalb plädiert Dr. Dianne Pulte von der medizinischen und zahnmedizinischen Universität in New Jersey für eine noch bessere Versorgung der Krebspatienten in der untersuchten Altersgruppe.

Quellen:
Mit indyviduellen Antikörpern lassen sich Immunantworten erzeugen: In einer Studie blieben geimpfte Patienten über ein Jahr länger krankheitsfrei als ungeimpft%. Künftige Tumortherapien waren der Schwerpunkt der jüngsten US-Krebstagung ASCO. Ziel ist, mit einer zunehmenden Zahl von Tumormarkern möglichst spezifische Diagnosen zu stellen, die Aussagen erlauben zu Stadieneinteilung, Prognose und Ansprechbarkeit auf Therapien. Die Ärzte erhoffen sich davon eine individuell ausgerichtete Behandlung.

Hämatologische Tumoren wie Non-Hodgkin-Lymphome (NHL) vom B-Zell-Typ - sie machen 80 Prozent aller NHL aus - eignen sich für die Weiterentwicklung dieser personalisierten Medizin in der Onkologie grundsätzlich gut. Denn idiotypische Antikörper, die aus Lymphomen stammen, sind hoch spezifisch für den Tumor und werden kontinuierlich synthetisiert. Solche Antikörper sind gegen die Antigen-erkennenden Regionen der monoklonalen Antikörper gerichtet und tragen gewissermaßen das innere Abbild des Antigens.

Frühere Studien brachten!enttäuschende Ergebnisse


Seit den 90er Jahren arbeiten Wissenschaftler daran, gegen solche patientenspezifischen, idiotypischen (Id) Antikörper Immunantworten zu erzeugen. In zwei Phase-III-Studien mit Patienten, die zuvor mit einer Chemotherapie in eine partielle oder komplette Remission gekommen waren, ist dieses Ziel nicht erreicht worden. Auf der Tagung sind erstmals Ergebnisse einer Phase-III-Studie vorgestellt worden, die belegen, dass die Forscher sich dem Ziel dennoch nähern.

Professor Stephen Schuster von der University of Pennsylvania Medical School of Medicine in Philadelphia hat die Daten präsentiert. Von 117 Patienten mit folLikulären B-Zell-NHL sind 76 der Verumgruppe und 41 der Kontrollgruppe randomisiert zugeteilt worden.

Voraussetzung für die Randomisierung: Die Patienten sollten nach einer Therapie mit Prednison, Doxorubicin, Cyclophosphamid und Etoposid (PACE-Regime) für mindestens sechs Monate in komplette Remission gekommen sein. Das bedeutet die Rückbildung aller Krankheitszeichen für mindestens vier Wochen.

Patienten wurden in einem Jahr zwei Mal immunisiert


In einem Zeitraum von maximal einem Jahr nach Remission wurden die Patienten zwei Mal immunisiert. Durch die Impfung ließ sich das Wiederauftreten des Tumors deutlich verzögern: Durchschnittlich 14 Monate länger krankheitsfrei blieben Patienten, die den Tumorimpfstoff zur Konsolidierung erhalten hatten, als Patienten der Kontrollgruppe. Die Vakzine besteht aus Antikörpern, die das B-Zell-Lymphom selbst bildet.

Durchschnittlich wurden die Patienten 56,6 Monate beobachtet. Das remissionsfreie Überleben betrug im Mittel 44,2 Monate in der Verumgruppe und 30,6 Monate in der Kontrollgruppe. Das Risiko für ein Wiederauftreten des Tumors wurde statistisch hoch signifikant um 40 Prozent im Beobachtungszeitraum gesenkt. Die Toxizität sei gering, unerwünschte Wirkungen milde gewesen, berichtete Schuster.

Professor Ronald Levy von der Universität in Stanford in Kalifornien, Pionier auf dem Gebiet von Tumorvakzinen gegen NHL, bewertete das Ergebnis der Studie als "deutlich positiv", machte aber auch Einschränkungen: Die Patienten hätten mit einer bereits 6 bis 12 Monate anhaltenden kompletten Remissionszeit überdurchschnittlich gute Voraussetzungen gehabt.

Zudem sei in der Zeit der Patientenaufnahmen in die Studie (mehrere Jahre) der Antikörper Rituximab als Therapiestandard hinzugekommen. Die Frage laute nun, ob die Vakzine auch in Kombination mit einer Chemo- und Rituximab-Therapie wirke.

Inzwischen würden Anträge auf Zulassung des Verfahrens sowohl bei der US-Behörde FDA als auch bei der EMEA vorbereitet, teilte der Hersteller des Verfahrens, das Biotech-Unternehmen Biovest aus Tampa in Florida mit.

Von der EMEA liege eine Empfehlung für beschleunigte Prüfung unter dem Status eines Orphan Drug vor. Die Herstellung einer solchen individuellen Vakzine dauere etwa drei Monate, so Biovest.

Hilfe bei Lymphomen


Das Kompetenznetz Maligne Lymphome e.V. stellt Patienten und Ärzten Informationen zu Lymphomen zur Verfügung. Themen sind integrierte Versorgung, Fortbildungen, Studien, Hilfe und Unterstützung, etwa bei der Suche nach einem Zentrum. www.lymphome.de

Quelle: Ärztezeitung, 14.01.2010

Das National Institute for Health and Clinical Excellence (NICE), das für den staatlichen Gesundheitsdienst (NHS) in England und Wales die Kosteneffektivität von Medikamenten prüft, hat erneut zwei Krebsmittel negativ beurteilt - unter anderem Glivec bei bei den Patienten mit nicht mehr resezierbaren GIST ein, so eine Meldung im Ärzteblatt.

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