Behindertenausweis - das liebe Geld

Wie gehe ich mit Leukämie im Alltag um? Wie unterstütze ich als Freund oder Angehöriger? Welche Erfahrungen gibt es bezüglich Rente, Behindertenausweis, Psychotherapie, Kur?

Moderatoren: jan, NL, Marc

unknown

Beitrag von unknown » 21.01.2005, 00:42

Hallo Marc,

eigenartig.

80% ist recht hoch, das ist m.W. eher der Wert für akzelerierte Phase (oder wenn man noch heftige Nebenwirkungen/Nebenerkrankungen dazu am Hals hat). Für den Ausweis sollte Dich die Zahl natürlich freuen.

Aber dann wäre ja wohl in gerade 2,5 J. keine rasante Besserung zu erwarten (mit Transplantation bekämst Du zunächst sogar 100%)?!

Allgemein üblich ist ansonsten m.W. sowieso mindestens 5 J.
Und über den ev. Tod hinaus gilt der Ausweis natürlich eh nicht ...
Ich würde daher einmal nachfragen, woher diese kurze Zeitspanne kommt.

Pascal.

Marc
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Beitrag von Marc » 19.01.2005, 11:48

Hallo,

es wurden 80%, ausgestellt für 2,5 Jahre.

Marc
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unknown

Beitrag von unknown » 11.01.2005, 02:55

Hallo,

kleiner Widerspruch, Thomas: Auf die 5 Tage Zusatzurlaub hat man NICHT NUR im öffentlichen Dienst Anspruch - die stehen laut Sozialgesetzbuch IX § 125 jedem Schwerbehinderten überall zu; bei Arbeit von weniger als 5 Tagen pro Woche entsprechend angepaßt!

Dazu kommt § 124: Ein Schwerbehinderter kann jegliche Mehrarbeit/Überstunden ablehnen.

Außerdem hat man, mindestens auf dem Papier, bevorzugt Anspruch, auf einen dauerhaften Vollzeitarbeitsplatz aufzurücken, Fortbildungen zu bekommen etc. pp.

Der günstigere, meist halbierte, Eintritt ist eigentlich nicht nur "hin und wieder irgendwo" üblich, sondern nach meiner Erfahrung(immer noch) allgemeiner Standard - vom Kino bis zum Museum und Konzert.

Ggf. können noch allerlei Leistungen im Umkreis von Rehabilitation/Wiedereingliederung ins Arbeitsleben dazukommen, etwa nach einer Transplantation. Vom Medizinischen bis Haushaltshilfe ...

Bei Hartz IV gibt es m.W. für Krebskranke auf Antrag und Nachweis auch noch einen Zuschlag für gesunde Ernährung (man muß dazu anscheinend erst krank werden ...)
Überhaupt bekommt man mit Behinderung plus Armut an verschiedensten Ecken günstigere Konditionen vom Staat.

Schwerbehinderte bekommen beim Steuerausgleich - je nach Prozentzahl - einen Sonderpauschbetrag für außergewöhnliche Belastungen von 310 bis 1420 € ohne Einzelnachweis der Aufwendungen. Wer mehr ausgibt, muß es natürlich beweisen können.
Ich sammle sämtliche Belege aus dem Dunstkreis der Krankheit, um sie zu gegebener Zeit dem Finanzamt zu präsentieren. Das geht prinzipiell auch ohne Ausweis.

Die Prozentzahl richtet sich natürlich pauschalisiert nach dem Grad des Schadens.
60% Behinderung sollte man mindestens anstreben. Das ist die Marge, bei der sich die Zuzahlungsgrenze bei der Krankenkasse automatisch halbiert.
Die Broschüre mit den Krankheiten und Prozenten findet man beispielsweise hier:
<!-- BBCode auto-link start --><a href="/http://www.berlin.de/SenGesSozV/lageso/arb2.html" target="_blank">http://www.berlin.de/SenGesSozV/lageso/arb2.html</a><!-- BBCode auto-link end -->

Mein Ausweis ist übrigens gleich auf die Maximalzeit von 15 Jahren ausgestellt worden. Aber bei jemandem, der lieber Tabletten schluckt als sich transplantieren zu lassen, ist wohl nix mehr zu retten. <IMG SRC="modules/phpBB_14/images/smiles/icon_razz.gif">

Man sollte bei der Antragsstellung wohl sowieso gleich die richtigen unter seinen Ärzten angeben, die mit entsprechender Routine den Bürokraten ein eindeutiges und eindrucksvolles Gutachten präsentieren. Ich habe denen zwei Professoren für Hämatologie und einen Oberarzt vorgesetzt - da gab es keine Fragen mehr ... <IMG SRC="modules/phpBB_14/images/smiles/icon_biggrin.gif">

Ich empfehle, sich kostenlos vom Bundesministerium für Gesundheit und Soziale Sicherung die Broschüre "Ratgeber für behinderte Menschen" zuschicken zu lassen - da ist auch gerade der einschlägige Paragraphenwald vollzählig abgedruckt. Leider ohne Register.
<!-- BBCode auto-link start --><a href="/http://www.bmgs.bund.de/deu/gra/publikationen/p_6.cfm" target="_blank">http://www.bmgs.bund.de/deu/gra/publika ... p_6.cfm</a><!-- BBCode auto-link end -->


Viel Erfolg!
Pascal.



Lise
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Beitrag von Lise » 08.01.2005, 22:28

Hallo Thomas,

ich habe soeben Deinen Bericht im "Krebs-Kompaß" gelesen und bin sehr beeindruckt. Klingt jetzt komisch, "beeindruckt", aber das, was Du da erlebt hast und wie Du das aufgenommen und umgesetzt hast, das alles nötigt mir doch sehr viel Respekt ab, und es macht mir auch Mut. Vielen Dank, Lise.
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Thomas55
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Beitrag von Thomas55 » 08.01.2005, 19:50

Andrea,
meine CLL ist leider vom Diagnosezeitpunkt (vor über 8 Jahren) schon im fortgeschrittenen Stadium : Knochenmarksbeteiligung, starke Thrombopenie , Riesenmilz und Immunmangelsyndrom (Stadium IV), lt. Liste wird das mit 80 - 100% eingestuft. Meine bisherige Strategie war übrigens die jeweils sanftest mögliche Behandlung zu wählen und mir geht es immer noch erstaunlich gut damit... (mein Bericht steht unter den Erfahrungsberichten imwww.krebs-kompass.de " sechs Jahre Leben mit Leukämie ")
Gruß
Thomas
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Beitrag von AndreaA. » 08.01.2005, 16:00

Ui Thomas,
100% Behinderung, wie hast Du denn das geschafft? Ich hab mit meiner CML mit Ach und Krach 60% bekommen, und da konnte ich schon froh sein. ;o)

Liebe Grüße und alles Gute,
Andrea
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Beitrag von Thomas55 » 07.01.2005, 20:45

Hallo Marc,

da ich davon ausgehe, dass Du nicht irgendwie gehbehindert oder gar "hilflos" bist, bringt der Ausweis eigentlich nicht so viel.

Einmal ist es ein Steuerfreibetrag bis 1.420 Euro jährlich bei 100% Behinderung, dann gibts, falls Du im Öffentlichen Dienst beschäftigt bist 5 Tage mehr Urlaub, dann ein besonderer Kündigungsschutz, und dann hin und wieder irgendwo ein günstiger Eintritt (Museen usw.) Das ist es im wesentlichen. Googel halt mal, es steht auch einiges im Netz.

Ich hab nicht mit mehr als 10% gerechnet und war dann total platt als es 100% waren (ich hab CLL). Die Einstufung erfolgt ja nach Aktenlage und irgendwo im Netz habe ich auch mal die Liste gefunden, wo die entsprechenden Prozente zu den entsprechenden Erkrankungen stehen. (Es war glaub über diewww.leukaemie-kmt.de Seite)

Bei mir gilt der Ausweis erstmal 6 Jahre und dann muß mit entsprechender Begründung eine Verlängerung beantragt werden.

Natürlich können unabhängig von einem Behindertengrad auch alle Krankheitskosten bei der Steuererklärung geltend gemacht werden, bei mir wurden damals auch z.B. Fahrtkosten in die Schweizer Spezialklinik (Arlesheim) usw. berücksichtigt. Es gibt hier einen Mindest- und Höchstbetrag der bei "besonderen Belastungen" eingetragen werden kann.

Gruß
Thomas
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Marc
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Beitrag von Marc » 07.01.2005, 15:04

Hallo,

es geht in diesem Beitrag um das liebe Geld. Denn durch die Krankheit wird man ja auch finanziell stark beansprucht, auch wenn man noch im Erwerbsleben steht.

Aufgrund meiner CML habe ich bereits einen Behindertenausweis beantragt (lt. meinem Arzt werden i.d.R. zwischen 50-80% in der chr. Phase gewährt).

Welche Vorteile bekommt man durch den Ausweis???

Welche Kosten darf man beim Finanzamt geltend machen (Rezeptkosten, Praxisgebühr, Fahrtkosten zu Ärzten, Krankenhaus)?? Welche davon darf man geltend machen und welche fehlen in der Aufstellung???

Gibt es weitere Möglichkeiten finanzielle Unterstützung zu bekommen?? Ich möchte nicht als Lauschöpper gelten, aber habe ja auch noch eine Familie zu versorgen. Also denke ich stehen mir einige Leistungen auch rechtmäßig zu.

MfG

Marc.
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