Hallo NT,
ich weiss, es ist leichter gesagt als getan, aber ich denke, Du brauchst Dir keine großen Sorgen zu machen. Insgesamt sind die Werte im Abwärtstrend - ein einzelner Wert kann immer ein Ausreisser sein, vor allem wenn man sowieso auf niedrigen PCR-Werte misst. Es fällt ja bei 0,1% kein "Schalter um", sondern je niedriger die Werte, desto geringer die Wahrscheinlichkeit, dass sie unter Therapie jemals wieder nach oben gehen - und Deine bcr-abl-Werte haben sich binnen fünf Monaten halbiert, was gut ist. Und es ist ja so, dass suboptimales Ansprechen von bcr-abl unter 0,1% erst ab 18 (und nicht nach 12) Monaten gilt (siehe
Zusammenfassung der DGHO-Leitlinie hier sowie
DGHO-Leitlinie, speziell Tabelle 2 am Seitenende).
Isofern, lass Dich nicht nervös machen, Deine Werte sind hervorragend, und wenn die Zytogenetik (Chromosomenuntersuchung im Knochenmark) im Monat 12 keine CML-Zellen mehr gefunden hat, bist Du im optimalen Bereich. Ich bin immer etwas vorsichtig, wenn man sich mit anderen Patienten und deren "Remissionsgeschwindigkeit" vergleicht: Wir sind ja nicht im Wettrennen, und ich finde es daher etwas übertrieben, ein langsameres Fallen als bei anderen als schlechtes Zeichen zu werten, denn es gibt hierfür keinerlei Evidenz aus den Studien. Generell ein stetig fallender Trend bis in MMR ist wichtig (ohne sich von Ausreißern nervös machen zu lassen), und solange man die Latte der Meilensteine aus den Leitlinien nicht reisst, liegt man gut - der Rest ist rein sportlich begründet und macht nur unnötig nervös.
Sicherlich geht das bei Dir so weiter - nämlich runter mit den Werten.
Es gibt noch keine genauen Regeln, wann eine Mutationsanalyse gemacht werden soll. Allerdings hat ein Expertengremium des European LeukemiaNET im Mai diesen Jahres im Fachmagazin "Blood" eine Therapieempfehlung zum Thema Mutationsanalyse rausgegeben. Darin wird eine solche Empfohlen, wenn man in den suboptimalen Bereich rutscht, d.h. keine komplette zytogenetische Remission nach 12 Monaten, oder eine PCR mit bcr-abl/abl >0,1% nach 18 Monaten. Oder wenn man MMR erreicht hat und dies in zwei aufeinanderfolgenden Untersuchungen nachweislich verloren hat, kann man mal nach Mutationen suchen.
Die entsprechende Grafik des Artikels zeige ich nun hier - habe leider keine deutsche Übersetzung, aber vielleicht hilft es trotzdem.
Nach den Regeln würde ich sagen, dass es bei Dir eigentlich keine klare Begründung für eine Mutationsanalyse gibt, aber wenn Deine Ärztin dies möchte, würde ich es machen lassen, denn entweder findet man nichts, oder wenn man was findet, wäre vielleicht ein Medikamentenwechsel angesagt - aber meines Erachtens ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Analyse einen Fund zeigt, sehr sehr gering.
Dies alles nur als Gedanken eines gut informierten Laien, kein Rat
Viele Grüße
Jan