Was mache ich falsch?

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Schneekaninchen
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Re: Was mache ich falsch?

Beitrag von Schneekaninchen » 04.11.2014, 15:16

Liebe Elli,
ihr werdet mit der Zeit lernen, mit der Krankheit zu leben und auch mit Ängsten und Sorgen umzugehen.
Jeder geht mit der Diagnose anders um und reagiert anders darauf.
Jeder schätzt die Bedeutung der Krankheit für sein Leben unterschiedlich ein. Manche fühlen sich
massiv beeinträchtigt, andere sagen nach einer gewissen Zeit, dass die Krankheit sie nicht mehr belastet. Dass du große Ängste ausstehst, ist so kurz nach der Diagnose nur verständlich.
Gib euch beiden die Zeit, die ihr braucht. Und das Gespräch mit einem geschulten Psychoonkologen kann eine große Hilfe sein.
Gruß, Schneekaninchen

kahuna
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Re: Was mache ich falsch?

Beitrag von kahuna » 04.11.2014, 07:54

Hsllo Elli,

auf die Frage was du falsch machst weiß ich keine Antwort.
Doch zur Situation deines Freundes möchte ich meine Erfahrungen beitragen.

Von außen einen anderen Menschen zu veranlassen sich gesünder zu verhalten ist zum Scheitern verurteilt. Die Überzeugung etwas ändern zu wollen muss aus ihm selbst heraus entstehen. Zur Zeit bist du sozusagen sein ausgelagertes schlechtes Gewissen und der Mahner, der ihn daran erinnert, dass er sich nichts gutes tut. Vielleicht kennst du das ja auch aus eigenem Erleben, man weiß ganz genau was in einer Situation richtig oder falsch ist, entscheidet sich aber gegen das Richtige und wenn einem jemand anders das auch noch unter die Nase reibt, dann wird man erst recht sauer.
Mir kommt es so vor, als würde eine solche Dynamik zwischen euch entstehen. Du bist die Freundin, nicht die Aufpasserin, die Ersatz-Mutter oder der Ersatz-Gesundheits-Coach.
Dass es dich sehr schmerzt zu sehen, wie dein Freund mit sich selbst umgeht, verstehe ich gut! Und auch, dass du möchtest, dass er trotz CML so gesund wie möglich lebt.
Einen Teil der Verantwortung könntest du in die Hände seiner Ärzte legen. Zur Zeit werden die Blutwerte deines Freund bestimmt sehr regelmäßig kontrolliert, oder? So alle zwei Wochen? Würde es dort auffällig, dass er sich mit seiner Einstellung Schaden zufügt, so wird sein Arzt einschreiten.
Was aber von großer Wichtigkeit ist: er muss sein Medikament regelmäßig und zuverlässig einnehmen und die Kontrolluntersuchungen einhalten. Da gibt es kein Wenn und Aber.

Ich glaube, dass nicht nur du die Ereignisse der letzten Wochen bisher noch nicht richtig verarbeiten konntest, auch für ihn stimmt dies bestimmt auch. Für manche Menschen ist es hier hilfreich Unterstützung zu bekommen und dafür gibt es Psychoonkologen. Je nach dem in welchem Krankenhaus dein Freund in Behandlung war, gibt es dort auch einen psychoonkologischen Dienst mit dem man sprechen kann. Auch die Krebsgesellschaft (die du googeln kannst) bietet telefonische Ersthilfe, auch für Angehörige an und kann dir Adressen für ein Beratungsgespräch vermitteln.
Auch wenn dein Freund dem gegenüber nicht aufgeschlossen ist, würde ich dir anraten dort für dich das Gespräch zu suchen. Das kann dich vielleicht dabei unterstützen deinen Weg zu finden und zu sehen wie du mit dem Verhalten deines Freundes in eine Balance kommen kannst.

Was ich dir schreiben möchte: ich war selbst in meinem Leben in einer solchen Situation. Mein damaliger Ehemann litt an einer chronischen Krankheit, die er durch eine gesunde Lebensart hätte gut beeinflussen können. Er hat sich dagegen entschieden weil er der Meinung war, dies sei eine Einschränkung die er nicht in Kauf nehmen wollte. Mir hat es das Herz gebrochen dies mitzuerleben und hilflos zu sein. Auch ich habe versucht gut zu zu reden, zu mahnen, aufzuzeigen, ihm medizinische Fachliteratur unter die Nase zu halten. Das hat nur eine Erschütterung unserer Vertrauensbasis gebracht. Erst als er sich brennend für einen Sport begeisterte und spürte, dass er nur dann in diesem leistungsfähig ist, wenn er seinen Körper gut behandelt, hat es eine Wende gegeben und wie gesagt, diese kam nicht durch mein Mahnen oder Zureden, sondern aus ihm selbst heraus, weil es auf einmal einen guten Grund gab (der Sport) der ihn motiviert hat.

Daher möchte ich dir sehr ans Herz legen, dir einen Gesprächspartner - wie einen Psychoonkologen - außerhalb der Familie oder des Freundeskreises zu suchen mit dem du über deine Sorgen und deine Gedanken sprechen kannst.

NL
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Re: Was mache ich falsch?

Beitrag von NL » 04.11.2014, 07:49

Moin Elli,
wenn Dein Freund eine CML hat, wird er höchstwahrscheinlich mit Medikamenten behandelt, die einem ein normales Leben ermöglichen.
Die CML lässt sich nicht wegwünschen, aber sie lässt sich dankt der erwähnten Medikamente gut behandeln und kontrollieren.
Auch ich hatte zur Diagnose deutlich über 400'000 Leukos, musste aber mit einer schnöden Krankenwagenfahrt vorliebnehmen, einen Heli hat man mir nicht spendiert, aber mit knapp drei Wochen Spital und ner Nacht auf Intensiv kann ich mithalten.....
Mir hat man gesagt, dass keine besonderen Massnahmen notwendig seien, weder bei der Ernährung noch beim "Lebensstil". Einen gewisseh Heisshunger zu Beginn meiner Behandlung vor 8 Jahren meine ich auch zu erinnern, ich hatte aber auch was nachzuholen, weil ich körperlich in eher schlechter Verfassung war. Das hat sich gegeben.
Aus Deiner Schilderung kann ich nicht erkennen, wie Dein Freund eine Verschlechterung seines Zustandes provozieren sollte (oder gar herbeisehnen könnte).
Ich würde (abgesehen von einigen Nebenwirkungen, die vor allem zu Beginn der Behandlung mit Tyrosinkinasehemmern auftreten) die Aussage Deines Freundes, er sei gesund, für gesunden und gerechtfertigten Optimismus halten. Solange er sein Medikament wie vorgeschrieben regelmässig (!) einnimmt, und kein besonderes Pech mit Nebenwirkungen hat, wird er wahrscheinlich auch bis auf seine gut kontrollierbare CML gesund bleiben.
Die wichtigste praktische Hilfe, die meine Frau mir leisten kann, ist, die tägliche Medikamenteneinnahme im Auge zu behalten und mich notfalls daran zu erinnern. "Gesundes" Essen/Trinken ist kein Thema, ganz normal eben. Tatsächlich ungesund in Kombination mit Tyrosinkinasehemmern sind z.B. Grapefruit oder Johanniskraut sowie diverse Medikamente (da weiss der Onkologe oder der Apotheker Bescheid). Nahrungsergänzungen sind in der Regel überflüssig. Sport ist für viele (mich selber eingeschlossen) vorteilhaft. Viel zu trinken kann bei Behandlungsbeginn eine Sinn ergeben, darauf wird der Arzt dann aber gesondert hinweisen.
Lange Rede, kurzer Sinn: Dein Freund hat voraussichtlich eine normale Lebenserwartung, darauf weisen die entsprechenden Statistiken aus den Studien hin. Also kein Grund zu übertriebener Fürsorglichkeit oder Bemutterung. Man kann damit normal leben und arbeiten.
Gruss
Niko

Elli097

Was mache ich falsch?

Beitrag von Elli097 » 04.11.2014, 00:19

Hallo Ihr Lieben,
Ich hoffe ich bin hier richtig mit meinen Sorgen..
Ich bin 17 Jahre alt und mein Freund ist vor knapp zwei Monaten an CML erkankt. Ich bin seit über drei Jahren mit ihm in einer glücklichen Beziehung und liebe ihn wirklich überalles, was für unser Alter recht ungewöhnlich für manch andere erscheinen mag.
Er hatte während der Diagnose Stellung 400.000 Leukozyten und wurde mit einem Hubschrauber ins Krankenhaus geflogen und dort dann behandelt. Alles ging ganz schnell..Von heut auf morgen hat sich unser Leben verändert. Er ist nur leichten Erkältungserscheinungen zum Arzt geganen, und wir können von Glück sprechen das ihm direkt Blut abgenommen wurde. Gott sei Dank, befindet er sich noch in der chronischen Phase...Nach zwei Wochen Krankenhausaufenthalt wurde er entlassen. Er geht auch wieder zur Arbeit und der Alltag spielt sich so langsam wieder ein..
Jedoch, habe ich die Geschehnisse der letzen Wochen noch nicht wirklich verarbeiten können. Das größte Problem für mich ist, dass ich an der momentanen Situation nichts ändern kann. Die Krankheit lässt sich nicht einfach davon wünschen.. Ich kann mir ein Leben ohne ihn nicht vorstellen, allein der Gedanke führt dazu, dass alles in mir schmerzt..Erst letzes Jahr habe ich meinen Opa an dieser Krankheit verloren.. :cry:
Mein Freund und ich geraten in der letzen Zeit immer häufiger aneinander..Ich informiere mich und lese allmögliche Artikel darüber, wie man die Heilung der Krankheit unterstzützen kann und in wie fern ich was für ihn tun kann...Doch ihn scheint das alles nicht zu interessieren. Er akzeptiert nicht, dass er krank ist und ignoriert seinen Krebs. Wenn ich ihm sage, dass er mehr trinken sollte, fühlt er sich direkt angegriffen und ist der Meinung ich würde ihm nur Vorwürfe machen..Dabei mache ich mir doch nur Sorgen..Er fühlt sich gesund, und verhält sich so als wäre alles mit ihm in Ordnung und vergisst dabei das er krank ist. Diese kindliche Naivität. dass der Krebs ihm nichts anhaben kann, macht mich so unendlich traurig..Er isst unmengen an Süßigkeiten, da sein Apptetit momentan fast unstillbar ist..Diese Menge ist selbst für einen gesunden Menschen furchtbar ungesund..
Ich will ihm doch nun wirklich keine Vorschriften machen, sondern ihm einfach versuchen klar zu machen, dass er etwas an seinem Lebenstil ändern sollte..Die Diagnose Krebs sollte dochspätestens dann der Anlass dazu sein..Was soll ich nur tun? Mich aus seinen Angelegenheiten raushalten? Das fällt mir so schwer...mir zerreißt es das Herz, wenn er mutwillig eine Verschleterung seines momentan noch guten Zustandes herbei sehnt...ich will für ihn da sein, aber auch nicht ständig die Böse spielen müssen, die ihn nur anmeckert...Er versteht ja nicht einmal warum ich mir Sorgen mache..Dann kommen Bemerkungen wie : "Wieso was hast du denn? Mir geht es doch gut, ich bin gesund!"
Ich bin wirklich überfordert...Ich liebe ihn einfach nur so sehr...
Habt ihr vielleicht ein paar Tipps wie ich am Besten mit ihm umgehen könnte? :cry: :|
Würde mich sehr freuen, wenn ihr mir antworten würdet...

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