Nachrichtenthema:Erste Vorab Analyse der EUROSKI Stoppstudie

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uta
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Re: Nachrichtenthema:Erste Vorab Analyse der EUROSKI Stoppst

Beitrag von uta » 30.06.2014, 21:27

Vielen Dank Jan und Tom für die schnellen Antworten. Eine Zeit lang war ich mir schon unsicher wg. der ewig nicht zürückgehenden Nebenwirkungen nach Stopp mit der Therapie abgesetzt zu haben und da bin ich nun noch neugieriger geworden, wenn Berichte od. Themen zum Stopp hier ins Forum gestellt werden. Ich versuche mich reinzulesen und zu verstehen, aber wenn Fragen dann auftreten ist doch das Forum dazu da, diese los zu werden, wofür ich unheimlich dankbar bin. Es macht auch keinen Sinn mit irendwelchen Dingen dann im Ungewissen zu sein, wo man sich evtl.noch mehr fertig macht. Aber ich muß in Zukunft viel relaxter an die Sache herangehen. In diesem Sinn nochmals Danke und eine gute Nacht

Uta

jan
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Re: Nachrichtenthema:Erste Vorab Analyse der EUROSKI Stoppst

Beitrag von jan » 30.06.2014, 18:53

Hallo liebe Uta,

nein, keine Sorge. Hier gehen zwei Dinge etwas durcheinander:

1. Der Verlust einer Remission WÄHREND DER Therapie (die z.B. durch eine Veränderung der Zellen passieren könnte, wodurch der "Schlüssel" des Medikaments nicht mehr ins "Schloss" passt, und somit eine Resistenz der veränderten Zellen gegen die Therapie eintritt), und

2. der Verlust einer Remission NACH ABSETZEN eines Medikaments (in der kein TKI mehr genommen werden kann, wodurch sind letztendlich noch vorhandene und nicht mehr durch die Therapie blockierte CML-Zellen wieder teilen können).

Wir sprechen hier bzw dem Artikel über STOPP-Studien, d.h. eng kontrollierten Absetzversuch von Patienten, die seit Jahren mit TKIs behandelt werden und die seit langem in tiefer molekularer Remission sind, d.h. bei denen die PCR schon seit mindestens einem Jahr dauerhaft unter MR4 = BCR/ABL 0,01% bei guter technischer PCR-Empfindlichkeit war.

Bei solchen Patienten hat man in französischen und asiatischen Stopp-Studien nach lang anhaltender, tiefer Remission unter Therapie die Medikamente abgesetzt und die Patienten ganz engmaschig, viel häufiger als sonst, überwacht. Dabei hat man festgestellt, dass bei etwas weniger als der Hälfte der Patienten die CML trotz Therapielosigkeit nicht anstieg, bei dem Rest (mehr als der Hälfte) die CML aber recht schnell zurückkehrte und man schnell wieder mit der Therapie beginnen musste. Bei den Patienten, die wieder neu beginnen mussten, sprachen aber alle wieder auf die Therapie an. Und der Anstieg der Werte schien relativ schnell zu passieren, teilweise auch sehr stark, wodurch man lernte, dass man nacn Absetzen ganz engmaschig überwachen und bei Anstieg auch sehr schnell wieder beginnen sollte.

Bisher weiss man aber noch nicht, warum das Absetzen bei den einen Patienten funktioniert, bei anderen aber nicht. Auch weiss man nicht, ob man sofort bei einem geringfügigen Anstieg der Werte sofort wieder beginnen sollte (z.B. wenn man die MR4 / BCR-ABL 0,01% überschreitet), oder ob erst ein deutlicher Anstieg (über MMR = BCR/ABL 0,1%) das Zeichen für einen Therapieneustart ist und man länger warten kann. Genau dazu dienen Studien wie EUROSKI, aber auch die Vorgängerstudien STIM, A-STIM, STIM2 und andere Firmenstudien die DASfree, ENESTop, ENESTpath und andere, über die wir in unseren ASH-Berichten im Dezember bereits berichtet haben. Vom Absetzen außerhalb von Studien wird weiterhin dringend abgeraten - nicht nur, weil die Gemeinschaft dann nichts darüber lernt, warum sich die CML so verhält wie sie sich verhält, sondern auch, weil man momentan durch weltweit ein gutes Dutzend Stopp-Studien lernt und die nächsten Studienprotokolle den neuen Erkenntnissen angepasst werden, um maximal mögliche Sicherheit für die Teilnehmer im Stoppversuch zu erzeugen.

Man hat bei EUROSKI auch nicht die Mindesttherapie herabgesetzt, aber man hat eine minimale Zugangsvoraussetzung definiert, ab der ein Patient überhaupt bei der Studie mitmachen darf. Die Zeitfristen sind nicht fest begründete Daten, sondern basierend auf Annahmen und Erfahrungen, dass die CML schon eine Weile zurückgedrängt sein muss, damit überhaupt eine Chance auf ein erfolgreiches Absetzen besteht. Man hat in der Vergangenheit ja auch ungewollt, z.B. bei nicht tolerablen Nebenwirkungen, absetzen müssen und dort beobachtet, dass einige Patienten, die schon länger in tiefer Remission waren, manchmal auch beim Absetzen keinen Rückfall erlitten, viele aber schon, und auch ein gutes Ansprechen nach dem Neustart beobachtet. Auf diesen Beobachtungen basieren die Stopp-Studien. In ein paar Jahren weiss man dadurch vielleicht, ob Patienten mit bestimmten immunologischen Veranlagungen, oder einfach nur Patienten mit sehr langer sehr tieferer Remission, oder Patienten mit bestimmten Vortherapien, sicherer absetzen können als andere.

Aber wie man bei EUROSKI sieht, waren die meisten Patienten, die in die Studie reingegangen sind, bereits seit Jahren in tieferer Remission, weil sie (wie ich seit 13 Jahren) schon lange vorbehandelt waren und nun eben die Studie verfügbar wurde, überhaupt einen Stopp-Versuch zu machen.

Übrigens haben bei EUROSKI die Hälfte der Patienten, die nach dem Therapiestopp wieder mit dem TKI beginnen mussten, wieder eine MR4 erreicht. Das bedeutet nicht, dass die andere Hälfte dies nicht tut, sondern der Berichtszeitraum dieser Vorabanalyse ist einfach noch zu kurz, als dass man den Rest der Patienten schon beurteilen könnte.

Ich hoffe, ich konnte das nun etwas sortieren.

Viele Grüße
Jan

Tom991
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Re: Nachrichtenthema:Erste Vorab Analyse der EUROSKI Stoppst

Beitrag von Tom991 » 30.06.2014, 17:45

Liebe Uta,

ich hab auch paar mal quergelesen, komme aber zu folgender Schlussfolgerung:

Von 200 Patienten, die abgesetzt haben, mussten 86 Patienten die Medikation wieder aufnehmen - davon 77 in den ersten sechs Monaten, neun dann später.

Ich denke, das ist etwas irreführend formuliert.

VG
Tom

uta
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Nachrichtenthema:Erste Vorab Analyse der EUROSKI Stoppstudie

Beitrag von uta » 30.06.2014, 17:33

Hallo ins Forum, Lieber Jan,
habe ich das richtig verstanden, das 77 Patienten (=38,5%) ihr Ansprechen innerhalb von 6 oder 8 Monaten verloren haben, d.h. das keine der Medikamente mehr wirksam waren? Was gibt es denn für diese 38% der Patienten dann für Therapiemöglichkeiten? Nur eine Transplantation? Das macht mir aber Angst. Wie verstehe ich den Unterschied zwischen MMR bei EUROSKI und PCR-Posivität z.B. in der franz. STIM? Was ich ebenso bestätigen kann, das ich nach meinem Absetzen in den ersten 2-3 Monaten mit erheblichen Nebenwirkungen (wie genannt) geplagt war. Das hat sich jetzt im 4.Monat etwas gebessert. Ich muß mir jetzt zwar keine Gedanken wegen meiner PCR Werte machen, die hervoragend sind auch während des Stopps aber trotzdem sorge ich mich wie es dann in 2-4 Monaten aussieht. Lt der Analyse liegen jetzt 28 Patienten weiterhin in MR4 ist das richtig? Wie sollte man sich nach solchen Analysen verhalten? Besser mit der Therapie wieder beginnen? Alle der 200 Patienten hatten vor Stopp eine mediane Therapiedauer von 8 Jahren bzw bei MR4 von 5 Jahren. Weshalb hat man in der EUROSKI Studie die Verhaltensregel auf 3 Jahre Medikamentenmindestherapie heruntergesetzt? Ich bin jetzt etwas verunsichert, vielleicht habe ich auch einiges falsch verstanden oder falsch interpretiert. Der Angstteufel sitzt mir etwas im Genick.
Viele Grüße Uta

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