Dosierung von Tasigna routinemässig zu hoch??

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NL
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Re: Dosierung von Tasigna routinemässig zu hoch??

Beitrag von NL » 30.08.2013, 18:52

Hoi Laodizea,
"fertig lustig" klingt so nach Schweiz. Kennst Du Candy Heberlein?
Gruss & schönes Wochenende
Niko

jan
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Re: Dosierung von Tasigna routinemässig zu hoch??

Beitrag von jan » 29.08.2013, 18:59

Hallo zusammen,

Die Dosis (in mg) eines Medikaments hat nichts mit der Dosis eines anderen Medikaments zu tun und ist nicht vergleichbar. Die Stärke des Medikaments kann man nicht an den Milligramm ablesen.

Die Dosisfindung eines Medikaments passiert ganz zu Beginn der Erprobung eines neuen Wirkstoffs in Studien und dort wird sowohl im Reagenzglas geprüft, unter welcher Wirkstoffkonzentration eine ausreichend wirksame Hemmung des "Ziels" (in dem Fall BCR-ABL) stattfindet, und zusätzlich wird im ersten Einsatz beim Menschen in sogenannten Dosisfindungsstudien mit gesunden Probanden erprobt, mit welcher Wirkstoffdosis entsprechende Wirkspiegel im Blut erreicht werden können und ob diese von den Nebenwirkungen noch tolerabel sind.

Dosen unterhalb der daraus resultierenden Dosis können funktionieren, können aber auch als subtherapeutische Dosen die Entstehung von Resistenzen begünstigen. Daher sollte ein erfahrener Arzt nur runterdosieren, wenn der potentielle Nutzen (zB dringend zu verringernde, vorliegende Nebenwirkungen, oder Vermeidung eines nebenwirkungsbedingten Therapieabbruchs) das potentielle Risiko (subtherapeutische Dosierung und damit evtl nicht stark genuge CML-Therapie) überwiegt. Dabei ist das aber eine Fahrt im Nebel, denn für diese niedrigeren Dosen gibt es keine Studiendaten und damit auch keine Evidenz, ob dies bei der Mehrheit der niedrig dosierten Patienten funktioniert oder zB die Rückfall-/Progressionsrate erhöht.

Im Fazit: Die Schlussfolgerung, Nilotinib sei wegen 600mg stärker als Imatinib 400mg ist falsch, denn die Stärke des Medikaments hängt von seiner spezifischen Hemmung von BCR-ABL ab, nicht von Milligramm. Verlässliche Daten aus Nilotinib-Studien gibt es nur für 2x300mg und 2x400mg pro Tag, Niedrigdosisstudien gibt es keine, daher im Einzelfall eine auf Dauer niedrigere Dosis funktionieren oder auch nicht, aber eine Schlussfolgerung kann man aus dem Einzelfall nicht schliessen.

Viele Grüße
Jan

paradoxon
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Re: Dosierung von Tasigna routinemässig zu hoch??

Beitrag von paradoxon » 29.08.2013, 17:23

Hallo Exil-Hanseat,

ich bin als Patient ja auch nur Laie, aber ich glaube, die Dosis von Tasigna kann man nicht direkt mit Glivec vergleichen. Die Einnahmemodalitäten sind ja z.B. auch ganz anders, dadurch wird das Medikament anders aufgenommen etc.

Viele Grüße
Jonathan

Exil-Hanseat
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Re: Dosierung von Tasigna routinemässig zu hoch??

Beitrag von Exil-Hanseat » 29.08.2013, 16:14

Liebe laodizea,

Tasignia soll angeblich "potenter" sein als Glivec. Tatsächlich wird es aber meist, so wie bei dir, höher dosiert als Glivec, nämlich mit 600 mg gegenüber 400 mg bei Glivec.
Für Glivec ist die minimale empfohlene Dosis bei schlechter Verträglichkeit 300 mg pro Tag, nach allem was ich gelesen habe.

Nach meinem laienhaften Verständnis würde ich daher in deinem Fall nicht von "russisch Roulette" sprechen wollen. Ich könnte mir sogar sehr gut vorstellen, dass deine jetzige Dosierung langfristig ausreicht.

Aber:
Mein laienhaftes Verständnis könnte falsch und damit eine Milchmädchenrechnung sein. Und in dem Moment, wo du von den Empfehlungen abweichst, gehst du ein potentielles Risiko ein, du begibst dich quasi in "Gottes Hand".

Alles Gute!

paradoxon
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Re: Dosierung von Tasigna routinemässig zu hoch??

Beitrag von paradoxon » 29.08.2013, 15:16

Hallo laodizea,

erstmal Glückwunsch zum positiven Verlauf deiner CML.

Du fragst, ob Tasigna routinemäßig zu hoch dosiert wird. Ich glaube, man kann das nicht pauschal sagen. Soweit ich weiß, wurde die Dosis in den Studien vor der Zulassung ermittelt. Meines Wissens nach wird empfohlen, eher für eine kurze Zeit zu pausieren, als die Dosis herabzusetzen (leider finde ich dazu gerade keine Quelle), wenn dies aufgrund von Nebenwirkungen erforderlich ist. Man liest aber auch immer mal wieder davon, dass Patienten mit reduzierter Dosis trotzdem einen positiven Therapieverlauf haben.

Viele Grüße
Jonathan

laodizea

Dosierung von Tasigna routinemässig zu hoch??

Beitrag von laodizea » 28.08.2013, 17:51

Liebe CML-Leute
Bin 71 yrs und seit April 2009 im "Club".
Anfänglich auf Glivec gesetzt (was sonst ...) mit positiver Absenkung im Molekularbereich.
Bis ca. 1,0, und dort „fertig lustig“.
Erfolg, wie gesagt, am Ende im Juli 2010 und Umstellung auf Tasigna Anfang 2011.
Sowohl mit Glivec als auch mit Tasigna sehr wenig Nebenwirkungen.
ABER. Mit Tasigna sind die Leberwerte in unangenehmer Höhe geschossen!!
(Hatte ich selbst herausgefunden. Vom Onko keine Leberchecks verordnet ...)
Da inzwischen BCR-ABL auf 0,1 gesunken war, habe ich dem Onko vorgeschlagen die Tasigna-Dosis zu halbieren (2x150 statt 4x150). Das hat er gar keine gute Idee gefunden ("russischer Roulette ...). Ich habe dies jedoch durchgesetzt.
Beim nächsten Check war BCR-ABL noch tiefer (0,03)!!!
Onko mächtig beeindruckt.
Nebenwirkungsmässig (v.a. Müdigkeit) habe ich wenig gemerkt.
Allerdings sind meine Leberwerte in der Zwischenzeit 100% ok!
Gottes Segen an allen Mitstreiter-innen

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