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von jan » 20.02.2013, 20:55
Hallo WR
ich denke, hier gehen ein paar Dinge durcheinander.
Worauf ich bei Jonathan antwortete, war die Ausgangssituation "Unter Imatinib bereits gute molekulare Remission erreicht, lohnt der Wechsel?", u.a. auch mit der Aussage, dass "weniger Nebenwirkungen" (von Nilotinib im Vergleich zu Imatinib) aufgrund der Daten eine gewagte Hypothese ist, weil die Studiendaten, die beide Medikamente vergleichen, das "andere Nebenwirkungen", aber nicht das "weniger Nebenwirkungen", klar belegen. Und es gibt eben keine belastbaren Daten zum Wechsel von Nilotinib auf Imatinib.
Das ist klar zu trennen von der Situation eines neu diagnostizierten Patienten, der die Wahl zwischen mehreren zugelassenen Medikamenten hat. Hier ist der Vorteil der Zweitgenerationsmedikamente gegenüber Imatinib klar belegt, weil man ja noch nicht weiss, ob ein Patient in gute Remission kommen wird oder nicht. In den Studien (ENEST für Nilotinib, DASISION für Dasatinib) sind die Progressionsraten unter Imatinib einige Prozent höher als unter Dasatinib. Das sind keine Marketingargumente, sondern faktisch Menschenleben, weil manche von denen, die nach Fehlschlag der Ersttherapie in Akzeleration geraten, nur noch mit Transplantation zu retten sind. Insofern beginnen Experten heute lieber mit den stärkeren Medikamenten, um den Krebs möglichst schnell zurückzudrängen und ihm unter hoher Tumorlast wenig Zeit zur Transformation zu lassen.
Oder um Dein Schiffsbeispiel zu nehmen: Ist das Schiff erstmal im sicheren Hafen, ist es egal, ob es die Passage mit mehr oder weniger Untiefen genommen hat, denn es ist ja angekommen. Steht es aber noch im Ursprungshafen, ist es entscheidungsrelevant, ob man die Passage mit oder ohne Untiefen nimmt. Auch wenn nur 3% mehr Schiffe in der Untiefenstrecke auf Grund laufen, bedeutet dass, dass dort mehr Schiffe sinken und vielleicht nur ein Teil dieser Besatzungen durch andere vorbeikommende Schiffe gerettet werden.
Ich argumentiere hier rein auf Basis der medizinischen Studiendaten, oder im übertragenen Sinne, mich interessiert bei dieser Betrachtung erstmal nicht der Gewinn der Werft, des Reeders, die Reisezeit, die Flussmaut oder der Preis der Schiffe, sondern ob Schiffe sicher von A nach B kommen.
Und wenn man erstmal sicher und ohne größere Übelkeit nach B gekommen ist, was ich jedem Segler hier wünsche, muss es schon einen wohlüberlegten Grund geben, Besatzung oder Boot für die sichere Weiterreise zu wechseln, finde ich. Aber darin sind wir uns ja auch einig.
Viele Grüße
Jan