Vernichtender Spiegel Artikel über Krebs- Antikörper

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cicici
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Beitrag von cicici » 12.06.2010, 21:48

Hallo Haggi,
danke für den Link- das klingt ja gut, die Seite kannte ich noch garnicht. Vielleicht haben die ja was über Statistik bzw. Studienverständnis.

Viele Grüße von
Christina
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Haggi
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Beitrag von Haggi » 09.06.2010, 11:23

Also zum Thema Fachbücher empfehle ich.www.paperc.de . Dort kann man nach Registrierung (kostenlos) viele Fachbücher kostenlos lesen (drucken u.s.w. kostet, lesen ist Gratis).
Hab ich schon öfters mal verwendet bei Medizinischen Themen verwendet, hat auch ein paar Werke zu Hämatologie und Onkologie. Musst mal suchen ob es was zu den Themen hat was dich interessiert.

Haggi
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cicici
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Beitrag von cicici » 09.06.2010, 11:13

Hallo!
Danke für den Link!

Kennt sich einer von euch zufällig mit Medizin- Statistik aus? Es geht hierbei um das genaue Verständnis von medizinischen Studien (Hazard- Ratio, Kaplan Meier- Kurve usw).

Gibt's da ein Buch, welches leicht verständlich ist? Ich bekomme diesbezüglich zwar grad "Nachhilfe", aber das System geht nicht in meinen Kopf!!

Viele Grüße
Christina
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Waldi
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Beitrag von Waldi » 08.06.2010, 17:52

Das Kompetenznetz Maligne Lymphome hat zu diesem Thema einen Brief an den Spiegel geschrieben, zu finden unter:
<!-- BBCode auto-link start --><a href="/http://www.journalonko.de/newsview.php?id=4112" target="_blank">http://www.journalonko.de/newsview.php?id=4112</a><!-- BBCode auto-link end -->

LG Waldi
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Haggi
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Beitrag von Haggi » 07.06.2010, 12:54

btw die beste Infoquelle rund um Leukämie ist immer noch dieses Forum, das muss ich mal anmerken ;)

Es gibt wohl kaum eine besser Infoquelle rund um unser "Problem" ;)
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cicici
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Beitrag von cicici » 07.06.2010, 10:15

Hast recht!!
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Haggi
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Beitrag von Haggi » 04.06.2010, 13:32

sag ich doch. Der Spiegel so bei dem bleiben was er kann. Gute Artikel aus dem Bereich von Gesellschaft und Politik. Medizinische Artikel leißt man am besten in Fachzeitschrieften ohne Absatzdruck ;)

Haggi
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cicici
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Beitrag von cicici » 04.06.2010, 12:45

Kleiner Nachtrag von mir:

Ich habe mich mal im Internet schlau gemacht und ein Hämato- Onkologe schrieb mir:
Rituximab sei unbestritten ein Fortschritt bei den NHL- Leuten, im Gegensatz zu den anderen, im Artikel erwähnten Antikörpern. Was Rituximab angeht, war der Spiegel- Artikel nicht gut recherchiert. Streng genommen kann man aber erst dann einen wirklichen Überlebensvorteil nachweisen, wenn alle Studienteilnehmer gestorben sind.

Viele Grüße
Christina
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unknown

Beitrag von unknown » 01.06.2010, 10:03

Hallo!
Das in England ist bitter- das wußte ich so nicht und eigentlich will ich auch glauben, dass die Entscheidungen des NICE richtig sind, weil wenn sie falsch sind, kostet das Menschenleben. Den Gedanken ertrage ich nicht.

Ich werde die verantwortlichen Redakteure des Spiegel anschreiben, ein Versuch ist es wert, aber Antwort werde ich keine bekommen. Die Spiegel- Journalisten halten sehr viel von sich und sind traditionell kritisch gegenüber Pharmaindustrie und -lobby eigenstellt. Da passt so ein Rundumschlag natürlich perfekt ins Bild.

Ich habe selten so einen gefühlskalten Artikel gelesen.

Viele Grüße
Christina

jan
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Beitrag von jan » 30.05.2010, 22:33

Hallo zusammen,

ich habe den SPIEGEL-Artikel ebenfalls gelesen und war recht erschreckt. Er ist schlecht recherchiert, populistisch und sehr einseitig - eigentlich entspricht er nicht dem Qualitätsstandard des SPIEGEL und wäre in anderen Boulevardmagazinen sicher besser aufgehoben gewesen.

Es ist sicherlich gerechtfertigt, über die Preisgebung neuer Krebsmedikationen zu diskutieren und diese kritisch zu hinterfragen. Auch ist es richtig, über "Innovationsgrad" und "Wert" neuer Therapien zu diskutieren und diesen auch in zweifelhaften Fällen abzulehnen. Während Deutschland davon bisher weitgehend verschont blieb (was sich unter dem aktuellen Gesundheitsminister gerade ändert - vermutlich wurde aus dieser Richtung der Spiegel-Artikel flankiert, um die aktuelle Kostenbremse politisch zu rechtfertigen), sind z.B. in Ländern wie England die Auswirkungen der Diskussion schon sehr sichtbar: Wer in Zentralengland CML-Patient ist und Imatinib entweder nicht verträgt oder dagegen resistent wird, hat zwei Optionen: entweder den Erstwohnsitz nach Schottland zu legen, oder sich auf eine Restlebenserwartung von 2-3 Jahren einzustellen. Der Grund ist, dass dort das "Nationale Institut für Klinische Exzellenz" (NICE) alle drei CML-Zweitlinientherapien Dasatinib, Nilotonib und Hochdosis-Imatinib als "nicht kosteneffizient" eingestuft hat, sprich die Kosten von 37.000 Pfund pro "lebensqualitätangepaßten Lebensjahrs" überschreiten. Alle drei Therapien werden daher dort, obwohl von der Gesundheitsbehörde als sicher und wirksam zugelassen, von den Kassen nicht erstattet. Die CML-Patientengruppen in England kämpfen wacker gegen die Entscheidungen, bisher aber ohne Erfolg.

Eigentlich nicht adäquat für den SPIEGEL war die einseitige Betrachtungsweise - denn es wird der Eindruck erweckt, als ob alle neuen Krebsmedikamente so überteuert wie wirkungslos wären, und die wohl vernünftigste Verhaltensweise eines Krebspatienten wäre, auf diese "von skrupellosen Pharmafirmen in den Markt gedrückten Wundermittel" zu verzichten und besser nebenwirkungsfrei auf den Tod zu warten. Ich hoffe, dass Patienten sich vom SPIEGEL sich nicht aus falscher Verantwortung der Gesellschaft gegenüber ermutigt fühlen, ihrem Arzt zu misstrauen und auf eine von ihm als angemessen empfohlene Therapie zu verzichten. Auch hoffe ich nicht, dass der kürzlich in einer CML-bezogenen Untersuchung festgestellte Trend sich noch verstärkt, dass die Imatinib-Verordnung sich statistisch mit zunehmendem Alter verringert - sprich manche Onkologen offensichtlich glauben, ein 70jähriger CML-Patient brauche keine teure Therapie mehr, die ihn weitere 15 statt nur 2 Jahre am Leben halten könnte.

Der SPIEGEL hat die Chance verpaßt, auf alle Seiten der Medaille einzugehen, statt ein einseitiges "Einfach Obszön" ins Volk zu rufen: So beispielsweise das "Risiko-Teilungs"-Preisschema aus England, in nach drei Monaten Therapie eines neuen Medikaments entschieden wird: Wirkt es, zahlt das Gesundheitssystem -- spricht der Patient nicht an, übernimmt das Pharmaunternehmen die Medikamentkosten seit Therapiestart. Oder auch die bedingte Zulassung der Zulassungsbehörde, in der nach Zulassung eines Medikaments die Pflicht zur Fortführung großer klinischer Studien besteht, und nach einer Zeitfrist geprüft wird, ob die erhofften Wirkungen auch mit größeren Patientenzahlen und über längere Frist bestätigt werden -- und wenn nicht, wird die Medikamentenzulassung zurückgezogen. Auch wurde wohl vergessen, dass der Durchschnitt ("medianes progressionsfreies Überleben") zwar ein wichtiger Indikator sein kann - interessant ist aber die Varianz und ob vielleicht eine erst nach Zulassung klarer abgrenzbare Untergruppe der Patienten auf die Therapie anspricht.

Ob die Autoren wohl zu ihrer Meinung stehen würden, wenn sie selbst von Krebs betroffen wären und man ihnen eine Therapie verweigern würde, weil sie ihnen das Leben doch im statistischen Durchschnitt "nur um drei Monate" verlängert, oder sie eben verstehen sollten, dass ein zusätzliches Lebensjahr die Gesellschaft eben keine 40.000 EUR kosten dürfe? Ich habe meine Zweifel - das ist typische Kritik eines gesunden Steuerzahlers gegenüber dem doch so teuren Kranken.

Insgesamt wirklich kein Glanzstück journalistischer Qualität im SPIEGEL. Schade, dass auch mal wieder viel über Patienten geschrieben, aber bei Krebspatientengruppen offensichtlich nicht nachgefragt wurde, um ein differenzierteres Bild zu erhalten.

Grüße
Jan

maria-luise
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Beitrag von maria-luise » 30.05.2010, 17:52

Hallo,

schreibe doch kurz an den Redakteur des Spiegels, der den Artikelverfaßt hat, und bitte um Quellenangaben!
Dann kannst Du mit ihm in einen persönlichen Kontakt treten,

maria-luise
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unknown

Beitrag von unknown » 29.05.2010, 16:00

Hi,

mein Statement: Spiegel hat davon genau so viel Ahnung wie nen Hund vom Radfahren.
Das die Beurteilung von 05 stammt spricht doch Bände.

Die haben bei Spiegel eh nur gegoogelt für den Artikel.Wirf das Heft weg und denk ned drüber nach.
Erinnert mich an den Artikel "Entzaubertes Glivec".

Haggi

cicici
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Beitrag von cicici » 29.05.2010, 15:15

Hallo!!
Habt ihr zufällig in der Spiegel- Ausgabe Nr. 20 den Artikel "Schlicht öbzsön" gelesen? Dort ging es um die beinahe Wirkungslosigkeit von prominenten Antikörpern, darunter war auch Rituximab- das teuerste Medikament der im Text aufgelisteten Präparate. Es hieß dort wörtlich, das sowohl bei follikulärem NHL als auch bei diffus großzelligem NHL kein verlängertes Überleben nachgewiesen ist. Als Quelle war Claudia Wild vom Ludwig Boltzmann Institut angegeben. Dort googelte ich nach und fand, dass die Beurteilung von Rituximab in Bezug auf NHL aus dem Jahr 2005 stammte!!
Seht hier:
<!-- BBCode auto-link start --><a href="/http://eprints.hta.lbg.ac.at/174/1/HTAnews40.pdf" target="_blank">http://eprints.hta.lbg.ac.at/174/1/HTAnews40.pdf</a><!-- BBCode auto-link end -->

Das ist doch Unfug! Seit der großen Gela- Studie steht doch fest, dass Rituximab bei bestimmten NHL auch das Gesamtüberleben verlängert, oder nicht?


Gibt es unter euch regelmäßige Spiegel- Leser? Was kamen da für Reaktionen auf den Artikel?
Ich bekomm den Spiegel immer von meinem Bruder, wenn der in durchgelesen hat, daher schreibe ich erst jetzt.

Viele Grüße!!
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