das Ganze ist schon etwas kompliziert. Ja, es kann den Fall geben, dass man das Ph-Chromosom nicht erkennt, aber BCR-ABL entstanden ist.
Es gibt in seltenen Fällen auch die sogenannte Ph-negative, BCR-ABL positive CML. Dort kann man, wenn man die Chromosomen im Mikroskop ansieht, das "Philadelphia-Chromosom" (d.h. der Tausch von Chromosomenteilen von Chromosom 9 und 22) nicht erkennen. Mit molekularen Methoden, die bestimmte Abfolgen von Genen testen, läßt sich jedoch nachweisen, dass BCR und ABL zu BCR-ABL zusammengefunden haben. Weil BCR-ABL vorhanden ist, kann Glivec methodisch funktionieren (d.h. BCR-ABL blockieren), obwohl man das Ph-Chromosom in Mikroskop nicht sieht.
Weiterhin gibt es noch die Ph-negative, BCR-ABL-negative CML. Diese ist meines Wissens schwer zu erkennen, weil kein Test diese Merkmale nachweisen kann, aber pathologisch und von den Symptomen ist es wohl eine CML. Soweit ich weiss, wirkt in diesen Fällen Glivec nicht.
Dies alles aber auch nur aus meinem Verständnis eines gut informieren, aber trotzdem zu oft wie der Ochse vor dem Berg stehenden Laien... Was ich den medizinischen Konferenzen entnehme, ist BCR-ABL nur ein Baustein im Getriebe der CML. Einer, der den Motor mit einem kleinen Keil zum Stoppen bringen kann, aber auch nur ein Baustein in einem ziemlich komplizierten Maschinchen. Manchmal gibt es andere Zahnrädchen und der CML-Motor läuft trotzdem, wie z.B. in der Blastenkrise oder der BCR-ABL-negativen CML, in der einfach andere Mechanismen dafür sorgen, dass sich die Zellen ungebremst teilen. Zum Glück funktionieren die existierenden Keile bei den meisten Patienten sehr gut an genau diesem Baustein.
Ich merke an meinen Nachrichten schon -- es wird spät, ich sollte besser ins Bett.

Viele Grüße
Jan