schlafende Stammzellen wecken

Moderatoren: jan, NL, Marc

unknown

Beitrag von unknown » 07.03.2009, 00:27

Nun, BERG,

wenn Du es partout so und nicht anders möchtest: Es bleibt die Möglichkeit, insofern sowohl Glivec als auch IFN für CML zugelassen sind, nachzufragen, ob Dein regulärer Arzt sozusagen in Eigenregie zu einer solchen Behandlung bereit wäre.

(Ja, das ist dann ein Studienverfahren, das, weil extern, nicht dem Studienergebnis zugute kommt - aber neben der Wissenschaft gibt es ja auch noch die berechtigten individuellen Patientenwünsche.)

Pascal.

jan
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Beitrag von jan » 04.03.2009, 17:49

Hallo Berg

nein, man kann sich bei randomisierten Studien ("Zufallsprinzip") den Arm nicht aussuchen. Dies hat gute Gründe, weil sonst eine Vorauswahl der Patienten in den Studienarmen durch den Arzt erfolgen könnte. Eine mögliche Verzerrung der Zusammensetzung der Patientengruppen würde die Vergleichbarkeit der Therapiearme unmöglich machen, was ja gerade das Ziel der Studie ist.

Es ist ja heute noch gar nicht klar, welcher Therapiearm langfristig besser (im Sinne von Wirkung und Nebenwirkung) ist - gerade das soll ja die Studie klären.

Grüße
Jan

unknown

Beitrag von unknown » 04.03.2009, 11:37

Mein mann hat seit einer woche die Diagnose cml beginnend,vor 2 Monaten war noch keine klassische linksversiebung zu entdecken sehr hohe Leukozahlen,
ich meine das die Kombi mit Glivec /Interferon gefühlsmässig die beste auf lange sicht ein wird . Zumal er ansonszten sportlich und gesun erscheint
Gibt es eine Möglichkeit sich selber einen StudienArm auszusuchen auch mit allen Risiken
BERG

frjos
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Beitrag von frjos » 17.02.2009, 15:37

Hallo Thomas,

ich komme aus der Nähe von Wien und werde in einem Wiener Spital (aber nicht im AKH) behandelt.
Kann mir aber beim besten Willen auch nicht vorstellen, dass mein Arzt die derzeitige Glivecgabe von 400mg auf Glivec+Interferon umstellt.
Werde ihn aber beim nächsten Krankenhausbesuch mal fragen (ist aber voraussichtlich erst März/April) was er davon hält.

Liebe Grüße
Franz
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thwinter12
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Beitrag von thwinter12 » 16.02.2009, 14:16

Hallo allen,

mich würde interessieren, ob jemand von Euch Ärzte/Krankenhäuser in Österreich kennt, die einem die Möglichkeit geben im Rahmen der CML-Therapie Glivec+Interferon zu kombinieren!? In Verbindung mit Studien, oder auch nicht - meines Wissens nach gibt es aber in Österreich keine solche Studie - Oder kann z.B. über ein österreichisches Krankenhaus/Arzt an solchen Studien in Deutschland teilgenommen werden? Wie auch immer...

Ich "bearbeite" meinen Arzt schon eine ganze Weile und wir haben schon öfters darüber diskutiert, aber er blockt (verständlicherweise!) dauernd ab: Er verfolge die Studien (sporadisch) mit Interesse, aber es sei eben keine Standardtherapie, heißt es dann.

Irgendwie haben mich Jans Worte auch in die Realität zurückgeholt:
<!-- BBCode Quote Start --><TABLE BORDER=0 CELLPADDING=3 CELLSPACING=1 ALIGN=CENTER WIDTH=85%><TR><TD><font class="pn-sub">Zitat:</font><HR noshade height=1></TD></TR><TR><TD><FONT class="pn-sub"><BLOCKQUOTE>der Einsatz von Interferon, auch niedrig dosiert, erfordert Erfahrung und engmaschige Kontrolle. Ich würde es daher nur im Rahmen einer Studie oder unter Betreuung eines Arzts, der diese Vorgehensweise und die bisherigen Studienergebnisse gut kennt, machen.</BLOCKQUOTE></FONT></TD></TR><TR><TD><HR noshade height=1></TD></TR></TABLE><!-- BBCode Quote End -->

Mein Arzt wird mit mir keinen "Selbstversuch" wagen! Weshalb auch!?
Nun suche ich nach Möglichkeiten in Österreich - Wisst Ihr Rat?

Servas,
Thomas
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Andrej
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Beitrag von Andrej » 15.02.2009, 22:56

Hallo Jan,

ja, das dachte ich mir! Na ja, warten wir einfach ab, bis sich Studien auch dieser Frage widmen.

Vielen Dank und viele Grüße
Andrej
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jan
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Beitrag von jan » 15.02.2009, 22:42

Hallo Andrej

die CML-IV-Studie wird die Frage, ob die Immunaktivierung durch IFN auch eintritt, wenn es erst in durch Imatinib erreichter gute molekularer Remission gestartet wird, nicht klären können, weil das eine Erstlinienstudie ist, d.h. die Imatinib+IFN-Patienten starten direkt nach Diagnose mit der Kombination.

Grüße
Jan

Andrej
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Beitrag von Andrej » 15.02.2009, 22:34

Hallo Jan,

ist schon klar, aber ich dachte, dass in der CML-IV-Studie IFN wiederum von Anfang an gegeben wird. Was mich aber eben insbesondere interessieren würde ist, ob es auch noch funktioniert, wenn man IFN erst zu einem späteren Zeitpunkt zusätzlich gibt. Meine Frau hat von Anfang an Imatinib als Monotherapie bekommen und damit wurde die Tumorlast innerhalb von 7 Monaten (im Dezember 2006) unter die magische 0,1%-Grenze gedrückt (und seitdem auch dort gehalten). Nun wüsste ich natürlich gerne, ob wir irgendwann die Hoffnung haben können, mit IFN die verbleibenden schlafenden Stammzellen zu wecken und sie dann mit Imatinib zu erwischen. Denkst Du, dass so eine Aussage mit Hilfe der Ergebnisse der CML-IV-Studie möglich sein wird?

Viele Grüße
Andrej
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jan
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Beitrag von jan » 15.02.2009, 22:28

Hallo Andrej

die CML-Studie IV ist eine solche größere Studie. Im Dezember 2008 waren in die Studie 1242 Patienten eingeschlossen, davon 338 in den Imatinib-IFN-Kombiarm.

Viele Grüße
Jan
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Andrej
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Beitrag von Andrej » 15.02.2009, 22:14

Hallo,

also, ich habe mich auch sehr gefreut als ich den Artikel gelesen habe. Und ich hatte auch sofort die gleiche Vorstellung, die Valeska beschreibt: mit Imatinib die Leukämiezellen bis auf ein Minimum zurückdrängen und dann mit Interferon die schlafenden Stammzellen wecken und sie so für Imatinib zugänglich machen - auf diese Art könnte man dann der ganzen CML den Garaus machen. Ich hatte hierzu ja auch schon mal vor einiger Zeit nachgefragt (siehe <!-- BBCode Start --><A HREF="http://www.leukaemie-online.de/modules. ... ic=1274&16" TARGET="_blank">CML kontrollieren mit IFN</A><!-- BBCode End -->). Wäre ja wirklich schön, wenn die Ergebnisse der verschiedenen Studien zeigen würden, dass es nicht erforderlich ist, dass man mit IFN anfängt, so lange die Tumorlast noch hoch ist! Allerdings frage ich mich auch, ob die Anzahl der Patienten in den Studien (z.B. in der israelischen Studie mit 11 Patienten) reicht, um Aussagen hierüber zu machen!? Oder laufen inzwischen auch größer angelegte Imatinib-IFN-Studien??

Euch allen noch einen schönen Abend!

Viele Grüße
Andrej

valeska
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Beitrag von valeska » 15.02.2009, 16:35

Hallo ihr zwei!

Danke für die superprompten Antworten. <IMG SRC="modules/phpBB_14/images/smiles/icon_biggrin.gif">
Tja...unsere Überlegung (und sicher nicht nur unsere) war wohl hauptsächlich, ob es (irgendwann) möglich sein könnte, mit Imatinib die Leukämie an den Rand der Nachweisbarkeit zurück zu drängen...dann mit Interferon die "schlafenden Stammzellen" zu wecken, diese dann auch zu killen...und evtl. eine komplette Heilung zu erreichen. Das wär doch eine tolle Zukunftsaussicht!
Naja...bleiben die Ergebnisse der Studie abzuwarten...wer weiß, ob man sowas evtl. doch irgendwann praktizieren wird!??!

LG und nen schönen Sonntag noch!
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jan
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Beitrag von jan » 15.02.2009, 15:26

Hallo Heike und Alois

die Immuneffekte des Interferons gegen die CML sind seit einigen Jahren gut bekannt, wie Marc völlig richtig schrieb. Ob aus der Kombination von Imatinib mit IFN ein Vorteil entsteht oder nur die Nebenwirkungen des niedrig dosierten Interferons hinzukommen, untersuchen im Moment verschiedene Studien, darunter die deutsche CML-Studie IV (weil sie einen Imatinib-IFN-Kombinationsarm enthält, der u.a. mit der Standardtherapie verglichen wird). Während der Zeit, in der die CML-Studie IV noch Teilnehmer neu aufnimmt, werden üblicherweise noch keine Studienergebnisse berichtet; bis Herbst wird die Studie aber voraussichtlich "voll" sein, so dass wir zu ASH hoffentlich erste richtige Vergleichsergebnisse sehen werden. Auf ASH 2008 wurden ja erste Ergebnisse der CML-IV vorgestellt, allerdings nicht unter Nennung, welcher Therapiearm welches Ergebnis lieferte. Dabei hat man aber zumindest gesehen, dass die Ansprechraten der Arme (Imatinib-400mg, Imatinib-800mg und Imatinib-400mg+IFN) recht nahe beieinander liegen. Allerdings ist ja gerade in der Stammzelldiskussion weniger spannend, wie "tief" die Remission (in %) ist, sondern ob die eigenen Immunzellen gegen die CML so aktiviert werden können, dass eine geringe Resterkrankung auch z.B. ohne Imatinib im Griff gehalten würde.

Letzteres untersuchen ja ein paar Studien und sind meines Erachtens zu spannenden Ergebnissen gekommen: Die französische STIM-Studie (Stop Imatinib) hat festgestellt, dass bei den Interferon-vorbehandelten Patienten nach Absetzen von Imatinib seltener Rückfälle auftreten als bei denen, die nur Imatinib erhielten. Ähnliches wird wohl von der ähnlichen Israelischen Studie berichtet. Auch von den 25 Imatinib+IFN-Patienten in Deutschland, zu denen ich gehöre, die Glivec nach Jahren in Vollremission abgesetzt und nur mit IFN weitergemacht haben, haben nur 4 ansteigende Werte gezeigt; diese haben dann aber auch wieder auf Imatinib angesprochen. Allerdings sind die 25 natürlich eine Gruppe von Patienten, die IFN sowieso gut vertragen haben, was von Patient zu Patient sehr unterschiedlich ist.

Insofern: Genaueres weiss man noch nicht, aber es wird kräftig untersucht. Ich stimme Marc aber völlig zu - der Einsatz von Interferon, auch niedrig dosiert, erfordert Erfahrung und engmaschige Kontrolle. Ich würde es daher nur im Rahmen einer Studie oder unter Betreuung eines Arzts, der diese Vorgehensweise und die bisherigen Studienergebnisse gut kennt, machen.

Viele Grüße
Jan

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Marc
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Beitrag von Marc » 15.02.2009, 15:09

Hallo,

die Kombination Glivec mit Interferon ist ja nichts neues.
Einer der frühen deutschen Glivecpatienten, der Glivec + Interferon bekam ist Jan.

Sicherlich werden weitere Erfahrungen/Studien und Auswertungen die Wirksamkeit weiter untersuchen. Die Therapie mit Glivec ist ja derzeit der Goldstandard.

Um ein besseres Ansprechen zu erreichen, kann man aber wohl nicht einfach Glivec mit Interferon kombinieren. Dafür ist schon eine gute und erfahrende Betreuung notwendig.
Interferon Alpha ist nicht gerade ein nebenwirkungsarmes Medikament. Das pegyliertes Interferon, welches über "ein Wirkstoffdepot" verfügt und nicht täglich gespritzt werden muss, ist z.B. nicht für die Behandlung von Leukämie zugelassen.

Sicherlich wird Jan mit seiner Erfahrung diese Ausführungen noch ergänzen.

Gruss

MaRc
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Beitrag von valeska » 15.02.2009, 14:00

Hallo!

Mit großem Interesse haben wir Jans heutigen Beitrag zum Thema "schlafende Stammzellen mittels Interferon-Alpha wecken" gelesenhttp://www.leukaemie-online.de/modules. ... e=&order=0
...nun fragen wir uns, ob man auch während einer laufenden Imatinibtherapie quasi zum besseren Anschlagen Stammzellen mittels Interferon-Alpha "wecken" könnte? Oder fällt das auch unter "Wunschdenken"...scheint doch ein Anschlagen der Stammzellen gesichert zu sein! Gibt es dazu schon Erfahrungsberichte/Studien?

LG Heike und Alois
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