Depressionen nach 1. Chemo

Akute Myeloische Leukämie (AML) und Akute Lymphatische Leukämie (ALL)

Moderatoren: jan, NL, Marc

unknown

Beitrag von unknown » 19.09.2008, 15:10

Hallo an alle,

Danke für die vielen Antworten !
Mittlerweile konte ich sehr intensiv mit meiner Mutter über das Thema sprechen. Sie war einfach so "down" nach der Chemo, sie hatte keine Kraft !
Als Angehöriger möchte man ja gerne helfen und übertreibt es damit vielleicht auch etwas.
Jetzt befindet sie sich in der zweiten Chemo, die seit Beginn leider nicht so gut läuft, schlimme Nebenwirkungen und ein hartnäckiger Infekt.
LG, Sabine

unknown

Beitrag von unknown » 07.09.2008, 15:11

Hallo Sabine!

Lass Deine Mutter doch selbst zu wissen wie es ihr geht und was sie in der "Zuhause-Phase" machen möchte.
Ich habe bald meine drei Jahre rum mit meiner Leukämie.
An die erste Zeit im Krankenhaus, möchte ich manchmal gar nicht mehr denken.
Einerseits habe ich mich auf zu Hause, nach Wochen im Krankenhaus gefreut. Andererseits habe ich immer daran denken müssen, das es noch lange nicht vorbei ist mit der Behandlung und ich wieder von meiner Familie zu Hause Abschied vom "normalen Alltag" nehmen muss.

Wie soll man dann gerade in der ersten Zeit, wo einem tausend Gedanken im Kopf rumschwirren ein "normales Leben" führen können?
Jeder Mensch geht anders mit Krankheiten um. Wie auch viele Angehörige anders damit umgehen.

Ich kann mich auch Gladys nur anschließen.

Auch wenn es schwer fällt, versuche nicht zu hohe Erwartungen an Deine kranke Mutter zu stellen.
Wenn sie Tage dazwischen hat, wo sie nicht mehr möchte, dann finde ich es bei so einer Krankheit und gerade am Anfang völlig normal.

Und wenn es in den nächsten Wochen oder Monaten ein Dauerzustand wird, dann gibt es Fachleute und die Ärzte, wo man Unterstützung finden kann.

Ich wünsche Deiner Mutter alles erdenklich Gute für die Zukunft und viel Kraft.
Auch Dir wünsche ich Mut und Gelassenheit die Dinge so hinzunehmen, wie sie gerade sind.

lg Daggi

Thomas55
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Beitrag von Thomas55 » 07.09.2008, 11:38

<!-- BBCode Quote Start --><TABLE BORDER=0 CELLPADDING=3 CELLSPACING=1 ALIGN=CENTER WIDTH=85%><TR><TD><font class="pn-sub">Zitat:</font><HR noshade height=1></TD></TR><TR><TD><FONT class="pn-sub"><BLOCKQUOTE>Hallo zusammen,

meine Mutter (Diagnose AML) hat ihren ersten Chemoblock hinter sich und verweilt jetzt 2-3 Wochen zuhause. Die ersten Tagen ging es richtig gut, Werte sind bestens, meine Mutter blickte vorwärts.
Nun, nach einigen Tagen zuhause ist jeglicher Antrieb weg. Sie denkt nur noch an ihren nächsten Chemoblock, wann es wieder ins Krankenhaus geht usw.
Sie sitzt und liegt viel zuhause, lässt sich nur unter Protest zu einem kleinen Spaziergang überreden und kann meistens nach 100 Metern schon nicht mehr weiter.
Sie hängt nur den schlimmsten Gedanken nach...es gelingt uns Angehörigen überhaupt nicht, sie zu irgendetwas zu motivieren oder zu positiven Gedanken zu verhelfen.
Sind das Nachwirkungen der Chemo oder lässt sie sich einfach "hängen"?
Die Ärtze im Krankenhaus meinten, in den Phasen, die sie zuhause verbringt, soll sie versuchen, ein ganz NORMALES Leben zu führen. Aber wie soll das gehen?

Vielen Dank für eure Erfahrungen,
Sabine</BLOCKQUOTE></FONT></TD></TR><TR><TD><HR noshade height=1></TD></TR></TABLE><!-- BBCode Quote End -->

Hallo Sabine,

wenn mit der Chemo zusammen auch Kortison gegeben wird, wirkt sich dies Kortison fast immer auf die Psyche aus. Während der Kortisongabe eher positiv/aufputschend erst danach in der "Entzugsphase" können Depressionen entstehen, da der Körper erst die eigene Kortisonproduktion wieder hochfahren muss. So kann eine medikamenteninduzierte Depression entstehen, die sich dann aber meist wieder von alleine löst.

Gruß
Thomas
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unknown

Beitrag von unknown » 03.09.2008, 21:44

Liebe Sabine,
mir erging es ganz ähnlich. Ich heulte wie ein Schlosshund, wenn mich mein Freund zum nächsten Chemoblock im Krankenhaus ablieferte. Aber ich heulte auch, wenn eine Schwester oder die Ärzte
bei der Visite nur ein paar nette Worte sagten.
Warum, ich weiß es nicht.
Einerseits die Angst, wieder 6 Wochen eingekerkert zu werden, oder einfach die Kraftlosigkeit.

Deine Mutter fühlte sich sicher in den ersten Tagen fit, dann unternahm sie zu viel und hat jetzt keine Reserven mehr.
Dieser Kampf zwischen Geist und Körper, zwischen ich will doch, muss aber fest stellen ich kann nicht,
ist eine sehr schmerzliche Erfahrung. Und es brauch sehr viel Zeit bis ein selber klar wird, es ist nun mal so.

So wie hier schon geschrieben wurde, wird in so einer Chemopause einem selber erst bewusst,
was da die letzten Wochen/ Monate gewesen ist und was noch alles auf einen zukommt.

Es ist vergleichbar mit dem ersten Schultag/jahr. Beim nächsten Chemoblock ist mann/frau dann ein alter Hase und weiß wie es geht. Wie der Klinikalltag ist, wer Vertrauenswürdig ist, wie mann/frau selber helfen kann um nicht zu belasten sondern zu entlasten.

Für einen selbstbewussten Menschen ist es eine große Umstellung auf einmal Hilfbedürftig zu sein.
Es ist eine ganz unbekannte Situation, eine andere Perspektive... Hilflos... ausgeliefert...
wer meint es ehrlich, wenn darf ich Probleme erzählen und erhalte hilfe, wer macht nur seine Arbeit und ich bin ihm/ ihr egal.

So viele Fragen, so viele Emotionen. Lass deiner Mama etwas Zeit. Der Körper verlangt nach Erholung.
Und jeder Mensch geht mit so einer extremen Situation anders um.

Aber es ist auch nicht Falsch, mal einen Psychoonkologen zu fragen.
Ausquatschen bei Fachleuten, die dafür geschullt sind, ist nie falsch.

Du bist die Tochter. Eventuell kann deine Mutter noch nicht mit dir darüber reden.

Es braucht alles seine Zeit...
Gruß
Gladys

jan
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Beitrag von jan » 03.09.2008, 09:04

Liebe Sabine,

eine Krebserkrankung ist nicht nur körperlich belastend, sondern sehr viele Krebspatienten leiden auch unter Depressionen, ob nun Zukunftsangst, Angst vor Schmerzen, Angst vor der nächsten Hürde. Das äußert sich oft in Antriebslosigkeit, Müdigkeit, völliger Erschöpfung, Demotivation. Das hat nichts mit "Hängenlassen" zu tun, denn oft kommen Patienten auch mit Hilfe ihrer Angehörigen aus diesem "Loch" nicht selbst raus.

Depressionen werden oft nicht ernstgenommen, obwohl sie Volkskrankheit Nr. 1 sind, weil man einen gebrochenen Fuß, nicht aber eine gebrochene Seele leicht erkennt. Depressionen sind auch gut behandelbar.

Es gibt an vielen Kliniken psychoonkologische Betreuung. Dies ist anders aufgesetzt als die Betreuung durch einen "normalen" Psychologen und ist spezialisiert auf die Unterstützung von Menschen mit einer Krebserkrankung. Psychoonkologen sind von ihrer Ausbildung her meist Psychologen oder Mediziner, die auf die Bewältigung und das Umgehen mit der Krebserkrankung spezialisiert sind.

Ich kann Euch dringend raten, mit einem Psychoonkologen Kontakt aufzunehmen. Das hat nichts mit dem im Volksmund oft zu Unrecht bezeichneten "Seelendoktor" zu tun, sondern mit unterstützender Hilfe beim Umgehen mit Krebs, die ebenso wichtig sein kann wie eine medizinische Therapie.

Leider verweisen Ärzte oft nicht auf die psychoonkologischen Angebote, weil sie ausschließlich die medizinische Behandlung der Krankheit im Zentrum der Aufmerksamkeit haben und die Psychoonkologie nicht ernst nehmen. Insofern ist der Hinweis, ein "normales Leben" trotz Krebs und Chemo zu führen, zwar gut gemeint, aber genau hierfür gibt es spezielle Hilfsangebote, die man nutzen kann.

Vgl auch <!-- BBCode Start --><A HREF="http://www.krebsinformationsdienst.de/l ... ologie.php" TARGET="_blank">Krebsinformationsdienst zu Psychoonkologie</A><!-- BBCode End -->.

Viele Grüße
Jan

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Heike42
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Beitrag von Heike42 » 03.09.2008, 07:10

Hallo
das deine Mutter müde und lustlos ist kann an den niedrigen Werten liegen.
Wenn bei meinem Mann der HB unter 10 lag hatte er genauso reagiert.
Es kann natürlich auch erstmal der Schock sein Leukämie zu haben.
Man bekommt die Diagnose erzählt und findet sich erstmal damit ab . Erst Tage oder Wochen später wird es einem richtig bewußt. Mein Mann liegt zur Zeit im KH zur 3 Chemo und dieses Mal wollte er garnicht hin. Er hat geweint , wie ein kleines Kind. Da war ich selbst entsetzt, da ich ihn so noch nie erlebt habe. Ich glaube es ist die totale Angst weil man weiß , was auf einen zu kommt.
Erstmal liebe Grüße Heike42

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unknown

Beitrag von unknown » 02.09.2008, 10:24

Hallo zusammen,

meine Mutter (Diagnose AML) hat ihren ersten Chemoblock hinter sich und verweilt jetzt 2-3 Wochen zuhause. Die ersten Tagen ging es richtig gut, Werte sind bestens, meine Mutter blickte vorwärts.
Nun, nach einigen Tagen zuhause ist jeglicher Antrieb weg. Sie denkt nur noch an ihren nächsten Chemoblock, wann es wieder ins Krankenhaus geht usw.
Sie sitzt und liegt viel zuhause, lässt sich nur unter Protest zu einem kleinen Spaziergang überreden und kann meistens nach 100 Metern schon nicht mehr weiter.
Sie hängt nur den schlimmsten Gedanken nach...es gelingt uns Angehörigen überhaupt nicht, sie zu irgendetwas zu motivieren oder zu positiven Gedanken zu verhelfen.
Sind das Nachwirkungen der Chemo oder lässt sie sich einfach "hängen"?
Die Ärtze im Krankenhaus meinten, in den Phasen, die sie zuhause verbringt, soll sie versuchen, ein ganz NORMALES Leben zu führen. Aber wie soll das gehen?

Vielen Dank für eure Erfahrungen,
Sabine

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