Indikation Behandlungsbeginn wegen Thromboserisiko

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Grünteetrinker

Re: Indikation Behandlungsbeginn wegen Thromboserisiko

Beitrag von Grünteetrinker » 23.09.2024, 11:06

Hallo Alan,
vielen Dank. Das beruhigt mich jetzt doch etwas.

Alan
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Re: Indikation Behandlungsbeginn wegen Thromboserisiko

Beitrag von Alan » 19.09.2024, 18:28

Hallo Grünteetrinker,

bei einer CLL sind die wichtigsten Blut – und Laborwerte die Thrombozytenanzahl , der Hb - Wert und die absolute Lymphozyten Anzahl ( ALC ). Die CLL ist nicht nur eine Leukämie – und Lymphom , sondern auch eine Immunerkrankung , deswegen ist die Überwachung der Neutrophilen Pflicht. Wenn in einer bestimmten Situation der LDH – Wert sich mehr als verdoppelt sollte als Alarm verstanden werden.

Ein Patient mit erhöhtem ALC z.B. 15 000 muss behandelt werden wenn der Hb- Wert und Thrombozyten abstürzen . Ein Pat. mit einer ALC von 250 000 und wenn dann der Hb – Wert und die Thrombozyten in der Norm , sogar leicht außerhalb der Norm, jedoch stabil, ist keine Therapie angezeigt, vorausgesetzt der Pat. fühlt sich gut und hat keine Symptome sowie normale Nierenfunktion.
Hohe WBC weißer Blutzellen ist offensichtlich ein Anzeichen für die Tumor Last, sie wird bei CLL jedoch nicht als prognostischer Parameter angesehen, entscheidend ist, wie schnelle die ALC dorthin gekommen ist.

Krebserkrankungen und einige Blutzellerkrankungen sind im Allgemeinen mit einem erhöhten Risiko für Blutgerinnsel verbunden, dies ist bei CLL nicht der Fall und vorliegende Daten sind eindeutig.

Bei extremer Lymphozytose von mehr als 500 000 und sogar darüber wurde anekdotisch von Einzelfällen mit Thrombose berichtet. Lymphozyten und CLL- Zellen sind deutlich kleiner als Neutrophile und bei 146 000 Leukozyten liegt die Lymphozytenanzahl bei ca 140 000 und die geschätzten klonalen B- Zellen ( CLL ) bei 138 000 .

Eine Thrombose kann zu einem lebensbedrohlichem Notfall werden. Das Thromboserisiko steigt mit dem Alter. Alle Risikofaktoren für eine Thrombose aufzuzählen, würde hier jeden Rahmen sprengen.

Gruß Alan

Grünteetrinker

Re: Indikation Behandlungsbeginn wegen Thromboserisiko

Beitrag von Grünteetrinker » 18.09.2024, 18:07

Vielen Dank für die Antwort.

Watson
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Re: Indikation Behandlungsbeginn wegen Thromboserisiko

Beitrag von Watson » 17.09.2024, 04:06

Hallo,

bei mir sind die Leukos zwar noch nicht so hoch, aber wenn es einmal soweit wäre, würde ich mir hier noch einiges an Zweitmeinungen einholen. Grundsätzlich ist bekannt, dass eine extreme Leukozytose (ab 100.000/µL) zu Viskositätsproblemen und damit zur Organ-Minderdurchblutung führen kann, siehe z.B.: https://www.hemato-images.eu/content/e3 ... x_ger.html

Allerdings liest man auch immer mal wieder, dass eine Therapie erst bei noch höheren Leuko-Werten eingeleitet wird, wenn ansonsten keine anderen Symptome vorliegen.

Die Rolle der Leukozyten bei der Thrombose ist (nach meiner kurzen Literraturrecherche) wohl noch nicht vollständig geklärt. Die Feststellung, dass bei Thrombosen regelmäßig Leukozyten in den Thromben gefunden werden, lässt nicht automatisch den Schluss zu, dass die Leukos nach einer Art "Verstopfungsprinzip" auch alleinige Verursacher derer sind. Da spielen wohl eher entzündliche Prozesse eine Rolle, die die Leukozyten, unabhängig von ihrer Absolutzahl im Blut, "anlocken" (siehe z.B. Roumen-Klappe et al. Inflammation in deep vein thrombosis and the development of post-thrombotic syndrome: a prospective study. J. Thromb. Haemost 2009; 7: 582–587.)

Es bleibt also wie so oft eine Risikoabwägung zwischen Nebenwirkungen der Leukozytose vs. Nebenwirkungen der Therapie (hier vor allem: "verschossenes Pulver", falls es zum Rezidiv kommt). Bei dieser Entscheidung kann eigentlich nur die besagte Zweitmeinung bzw. eine Anfrage bei einer der weltweiten CLL-Koryphäen helfen. Ein erster Schritt wäre vielleicht einmal die Ärztin zu fragen, bei welcher Quelle man Näheres bzw. Nachvollziehbares zum besagten Thrombose-, Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko nachschlagen kann. Vielleicht gibt es ja bereits vergleichende Statistiken, die einen klaren Vorteil des Therapiebeginns bei alleiniger Hyperleukozytose zeigen.

Lieber Grüße

Watson

Grünteetrinker

Indikation Behandlungsbeginn wegen Thromboserisiko

Beitrag von Grünteetrinker » 16.09.2024, 18:25

Hallo,

ich bin neu im Forum, 59 Jahre und seit 2019 mit Zufalls-Diagnose CLL vom B-Zelltyp, Nachweis mutierter IGHV-Status, kein Nachweis einer TP53/17p Deletion, CLL IPI 0.

Meine Leukozyten stiegen seit 2019 von 20 auf nun 146 Tsd. Mal kaum mal, wie zuletzt in 3 Monaten um 20 Tsd.

Sonstige Blutwerte, wie Erithrozyten, Hämoglobin, Hämatokrit, Thrombozyten immer im Normbereich. Keinerlei Probleme, keine B-Symptome, keine vergrößerten Lymphknoten, längliche Milz mit 14,6cm. Bin fit für mein Alter, lebe gesund und mit genug Bewegung.
Hätte ich keine Diagnose, wüsste ich von nichts.

Meine Onkologin will nun, dass ich in Kürze mit einer Therapie beginne. Vorschlag V+O aufgrund meines Alters.
Jetzt zum Thema:
Als Grund nennt sie das steigende Thromboserisiko und damit das erhöhte Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall.

Die Ärztin ist gut und ich vertraue ihr, aber diesen Grund hatte ich bisher gar nicht auf dem Schirm und finde im Netz auch nichts relevantes.
Daher wollte ich mich mal an die Schwarm- und Erfahrungs-Intelligenz wenden und Euch um Rat bitten. Ist das ein Grund für einen Therapiebeginn? In meinem Kopf wollte ich die Therapie so lange wie möglich hinauszögern...

Danke!

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