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von jan » 30.06.2014, 12:20
Hallo Mario
vielleicht haben andere aus dem Raum Düsseldorf/Neuss/Krefeld direkte Tipps, welche Praxis in dem Raum am ehesten für Dich in Frage käme.
Allerdings nur als privater Gedanke von mir - ich verstehe natürlich immer das Argument, dass man als Patient gerne persönlich von der gleichen Person betreut werden möchte, und dies oftmals in einer größeren Klinik nicht so einfach möglich ist. Da Du aber auch erwähnst, dass Du einen Arzt haben möchtest, der sich "wirklich mit der CML beschäftigt und im Bereich Studien und Neuerungen auf dem Laufenden ist", dazu ein paar Überlegungen:
Es ist für eine niedergelassene Praxis nicht so einfach, bzgl der CML und der Studien immer auf dem aktuellsten Stand zu sein, außer, wenn sie sehr eng mit einem nahegelegenen universitären Zentrum oder den CML-Studiengruppen bzw. Kompetenznetzen zusammenarbeitet. Der Grund ist, dass es rund 100 verschiedene hämatologische Erkrankungen gibt. CML ist unter der sowieso schon seltenen Blutkrebserkrankungen nicht die häufigste, und wenn eine Praxis insgesamt mehrere hundert Leukämiepatienten betreut, sind darunter oft nur 2-3 andere CML-Patienten. Alle in der CML laufen in Deutschland momentan rund zwei Dutzend verschiedene Studien (siehe unser CML-Studienregister, das leider noch nicht alle laufenden Studien abdeckt). Ein Arzt in einer kleineren Schwerpunktpraxis müsste also ein besonderes persönliches Interesse an der CML haben und sich ständig über Studien informieren.
Denn: In jeder dieser Erkrankungen werden ständig neue Dinge herausgefunden und veröffentlicht; auf den Fachkonferenzen finden die Fachvorträge zu diesen Erkrankungen meist parallel statt. Es ist daher schwierig, bei so vielen verschiedenen Erkrankungen parallel auf dem aktuellemn Stand zu sein, wenn man dies nicht auf ein größeres Team verteilt und sich in diesen Teams auf bestimmte Erkrankungen spezialisiert. Zusätzlich ist für die Teilnahme an klinischen Studien ein nicht unerheblicher Aufwand für Qualitätssicherung, Weiterbildung und Dokumentation erforderlich, was sehr viele kleinere Praxen administrativ überfordert, so dass neben den größeren Kliniken nur größere Gemeinschaftspraxen die Teilnahme an den bedeutenden Studien anbieten können - oder dies eben in enger Zusammenarbeit mit den größeren Zentren tun.
Insofern finde ich, ist es immer eine Abwägungssache - wenn die persönliche Betreuung im Vordergrund steht und solange die CML-Therapie weitgehend nach Schema läuft, ist man in einer Schwerpunktpraxis sicherlich gut aufgehoben. Wenn man jedoch Anspruch auf eine Behandlung unter aktuellsten Bedingungen und aktuellstem Kenntnisstand mit der Option der Studienteilnahme hat, führt ein Weg um ein größeres Zentrum - also entweder Uniklinik oder eine niedergelassene Schwerpunktpraxis, die mit diesen eng zusammenarbeitet - kaum vorbei. Ggf. kannst Du auch in den CML-Studienzentralen in Jena oder Mannheim nachfragen, welche größeren Schwerpunktpraxen in Deiner Umgebung an den momentan größten CML-Studien (CML-IV und TIGER) teilnehmen. Unabhängig davon, dass diese Studien für Dich nicht in Frage kommen, wärst Du dann zumindest an einer Stelle in Behandlung, die in das Forschungsnetz eng eingebunden ist.
Herzliche Grüße
Jan