Hallo Jan,
vielen Dank für diese umfangreiche Info. Ich bin jetzt sehr gespannt auf die Ergebnisse von Horizons 2014. Da müsste ja einiges an Informationen im letzten Jahr zusammengekommen sein.
Sagt Dir Imatinib-Zentiva etwas? Das habe ich in deiner Generika-Liste nicht gefunden.
Nochmal ein ganz herzliches Dankeschön! Und kein Problem, hatte auch an technische Probleme gedacht wegen meines Doppelpostings - habe aber eher an mir gezweifelt, ob ich alles richtig eingegeben habe.
Im Übrigen: sehr, sehr coole Seite und großartige Arbeit. Deine Seiten sind wirklich die mit der aktuellsten, umfangreichsten und nützlichen Info!
Liebe Grüße
Patricia
Bericht von CML Horizons 2013
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CML-Generika
Hallo Pathilde
vielen Dank für Deine beiden Beiträge. Dein erster hing leider aus technischen Gründen fest und ich habe ihn erst eben freigeben können - tut mir leid, dass Du Dir die Arbeit des Beitrags zweimal gemacht hast.
Als internationale Patientengemeinschaft beobachten wir die Situation mit Generika seit einiger Zeit schon sehr genau. Im Moment ist es so, dass in 10 EU-Ländern, vor allem osteuropäischen, mehrere Generika-Versionen von Imatinib zugelassen sind. Dies trifft nicht auf Deutschland und die meisten westeuropäischen Länder zu, weil dort das Glivec-Patent noch bis 2016 läuft, während in Lettland, Polen und anderen Ländern das Patent bereits 2013 ausgelaufen ist. Allerdings, wie Du richtig sagst, ist die EMA-Zulassung für TEVA-Imatinib etc. nur für Einsatz bei Kindern (pediatrische CML) und für CML in Blastenkrise - dies hat rein rechtlich-regulatorische, aber keine medizinischen Gründe. Es dürfte demnach bei Erwachsenen nicht eingesetzt werden, es kann aber leider sein, dass sich das polnische Gesundheitssystem darüber hinwegsetzt, um Kosten zu sparen.
Die Imatinib-Generika haben EMA-Zulassung auf Basis von Bioäquivalenzstudien. Dabei wird nicht nur angenommen, dass diese bioäquivalent sind, sondern gesunde Probanden erhalten das Arzneimittel und es wird geprüft, ob derselbe Wirkspiegel des aktiven Wirkstoffs (in dem Fall Imatinib) im Blutplasma erreicht wird wie beim Originalpräparat. Stimmt dies in einem engen Toleranzbereich überein, nimmt man an, dass die Arzneimittel ebenbürtig sind und als Generikum verkauft wird. Dies ist zwar eine neue Situation bei CML, aber ist schon seit vielen Jahren in anderen Erkrankungsarten tägliches Geschäft, da für sehr viele nicht mehr patentgeschützte Wirkstoffe Original- und Generikapräparate verfügbar sind. Ein Beispiel ist ja zum Beispiel die bekannte blaue Pille für Männer.
In Nicht-EU-Ländern wie Serbien und Mazedonien, wo die Vorschriften nicht dem recht strengen Rahmen der EMA entsprechen, werden dagegen weniger qualitätskontrollierte "Kopien", teilweise aus indischer Produktion, eingeführt. Dortige CML-Patienten sind verständlicherweise sehr beunruhigt. Ärzte dort, wie z.B. ein Kliniker in Belgrad, mit dem ich dort in Kontakt stehe, beobachtet die Ansprechraten von Patienten unter Glivec und Patienten unter generischem Imatinib, sowie mögliche Veränderungen nach dem Wechsel von einem zum anderen, aber Ergebnisse stehen noch aus.
Um auf Deine Fragen zurückzukommen - die Erstattung von Arzneimitteln hängt maßgeblich vom Gesundheitssystem in jeweiligen Land (z.B. Polen) ab und es kann gut sein, dass das Gesundheitssystem einen zu dem Wechsel zwingen kann, wenn man selbst nicht die Kosten des Originalpräparats tragen möchte. Ich weiss, dass die polnischen CML-Patientengruppen diesbezüglich momentan in Aufruhr sind, ich sprach erst Anfang April mit einem von dessen Vertretern darüber, als ich im Warschau war.
Ich selbst glaube aber eigentlich nicht (dies ist meine subjektive Sicht), dass von den Imatinib-Generika mit EMA-Zulassung Gefahren ausgehen, da die EMA-Kritierien an Arzneimittelzulassung, die ja nicht nur Bioäquivalenz, sondern auch Produktionsbedingungen, Distributionslogistik, Arzneimittelsicherheit/Pharmakovigilanz usw. beurteilt, recht streng sind. Im Gegensatz zu Arzneimittelkopien unbekannter Herkunft kann man bei EMA-zugelassenen Medikamenten über vertrauenswürdige, staatlich kontrollierte Distributionswege meiner Ansicht davon ausgehen, dass die Generika dem Original ebenbürtig sind. In all diesen Medikamenten ist die entsprechende Menge Imatinib und eine Tablettenzusammensetzung, die die Aufnahme des Wirkstoffs in gleicher Höhe ermöglichen. Es werden im Imatinib-Produktionsprozess bei verschiedenen Herstellern verschiedene kristalline Formen (sogenanntes Alpha und Beta-Kristall) hergestellt, aber nach allem, was ich gehört habe, betrifft dies vor allem die Haltbarkeit von Imatinib (geringer bei den Generika mit Beta-Kristall), aber nicht die Wirksamkeit. Es ist in dem Umfeld auch im Moment politisch auch deswegen ein Minenfeld, weil man nicht weiss, was wirklich Fakt ist und was vom Originalhersteller, was vom Generikahersteller behauptet wird. Daher bin ich bei dem Thema recht vorsichtig in der Urteilsbildung, denn es wird nur wenig konkretes Papier auf allen Seiten veröffentlicht. Als Patienten müssen wir uns für Qualität, aber nicht für Marken einsetzen.
Wir haben aus dem Grund aber bei unserer nächste Woche stattfindenden globalen CML-Patientenkonferenz CML Horizons einen Pharmakologen, eine Ärztin aus China, einen Arzt aus Serbien, und eine Patientenvertreterin aus Canada (die auch schon seit etwa einem Jahr offizielle Imatinib-Generika haben) eingeladen, uns über das Thema Generika bei CML, deren Sichtweise und Erfahrungen zu berichten.
Im Falle Deines Onkels würde ich auf jeden Fall empfehlen, in Kontakt mit der polnischen Patientenorganisation SPBS zu treten, da sich diese momentan aus verständlichen Gründen sehr intensiv mit dem Generika-Thema auseinandersetzt. Und ab 2016 wird es uns auch in Deutschland beschäftigen.
Hier noch ein paar Links, die Dich interessieren könnten, falls Dein Englisch gut ist:
Unsere "CML Horizons 2013"-Konferenz, die ich mitorganisiert habe - dort ist ein Webstream einer Referentin der WHO zum Thema Generika und Arzneimittelkopien, einer Patientenvertreterin aus Serbien, sowie einer Präsentation von mir zu unserer globalen Umfrage zu CML-Generika:
"Ideal World vs. Reality: New Challenges with Substandard Drugs & Generics"
Du findest diese in unserem (englischen) "Wissens- und Resourcen-Center für CML-Generika", das wir letztes Jahr aufgebaut haben. Die inoffizielle CML-Generika-Datenbank enthält auch Links zu den von der EMA zugelassenen Generika. Außerdem listen wir dort alle Publikationen, die wir zur Bioäquivalenz von CML-Generika bisher finden konnten:
Siehe http://www.cmladvocates.net/generics
Die zwei polnischen CML-Patientenorganisationen findest Du hier:
http://www.cmladvocates.net/cml-groups-list
Wenn Du in der EMA-Datenbank nach dem "Active Ingredient" (INN) Imatinib suchst, findest Du die Informationen zu den vier Imatinib-Generika, die bisher EMA-Zulassung haben.
http://www.ema.europa.eu/ema/index.jsp? ... e=generics
Ich hoffe, das hilft etwas, auch wenn es eine komplizierte Antwort auf eine komplizierte Frage geworden ist
Viele Grüße
Jan
vielen Dank für Deine beiden Beiträge. Dein erster hing leider aus technischen Gründen fest und ich habe ihn erst eben freigeben können - tut mir leid, dass Du Dir die Arbeit des Beitrags zweimal gemacht hast.
Als internationale Patientengemeinschaft beobachten wir die Situation mit Generika seit einiger Zeit schon sehr genau. Im Moment ist es so, dass in 10 EU-Ländern, vor allem osteuropäischen, mehrere Generika-Versionen von Imatinib zugelassen sind. Dies trifft nicht auf Deutschland und die meisten westeuropäischen Länder zu, weil dort das Glivec-Patent noch bis 2016 läuft, während in Lettland, Polen und anderen Ländern das Patent bereits 2013 ausgelaufen ist. Allerdings, wie Du richtig sagst, ist die EMA-Zulassung für TEVA-Imatinib etc. nur für Einsatz bei Kindern (pediatrische CML) und für CML in Blastenkrise - dies hat rein rechtlich-regulatorische, aber keine medizinischen Gründe. Es dürfte demnach bei Erwachsenen nicht eingesetzt werden, es kann aber leider sein, dass sich das polnische Gesundheitssystem darüber hinwegsetzt, um Kosten zu sparen.
Die Imatinib-Generika haben EMA-Zulassung auf Basis von Bioäquivalenzstudien. Dabei wird nicht nur angenommen, dass diese bioäquivalent sind, sondern gesunde Probanden erhalten das Arzneimittel und es wird geprüft, ob derselbe Wirkspiegel des aktiven Wirkstoffs (in dem Fall Imatinib) im Blutplasma erreicht wird wie beim Originalpräparat. Stimmt dies in einem engen Toleranzbereich überein, nimmt man an, dass die Arzneimittel ebenbürtig sind und als Generikum verkauft wird. Dies ist zwar eine neue Situation bei CML, aber ist schon seit vielen Jahren in anderen Erkrankungsarten tägliches Geschäft, da für sehr viele nicht mehr patentgeschützte Wirkstoffe Original- und Generikapräparate verfügbar sind. Ein Beispiel ist ja zum Beispiel die bekannte blaue Pille für Männer.
In Nicht-EU-Ländern wie Serbien und Mazedonien, wo die Vorschriften nicht dem recht strengen Rahmen der EMA entsprechen, werden dagegen weniger qualitätskontrollierte "Kopien", teilweise aus indischer Produktion, eingeführt. Dortige CML-Patienten sind verständlicherweise sehr beunruhigt. Ärzte dort, wie z.B. ein Kliniker in Belgrad, mit dem ich dort in Kontakt stehe, beobachtet die Ansprechraten von Patienten unter Glivec und Patienten unter generischem Imatinib, sowie mögliche Veränderungen nach dem Wechsel von einem zum anderen, aber Ergebnisse stehen noch aus.
Um auf Deine Fragen zurückzukommen - die Erstattung von Arzneimitteln hängt maßgeblich vom Gesundheitssystem in jeweiligen Land (z.B. Polen) ab und es kann gut sein, dass das Gesundheitssystem einen zu dem Wechsel zwingen kann, wenn man selbst nicht die Kosten des Originalpräparats tragen möchte. Ich weiss, dass die polnischen CML-Patientengruppen diesbezüglich momentan in Aufruhr sind, ich sprach erst Anfang April mit einem von dessen Vertretern darüber, als ich im Warschau war.
Ich selbst glaube aber eigentlich nicht (dies ist meine subjektive Sicht), dass von den Imatinib-Generika mit EMA-Zulassung Gefahren ausgehen, da die EMA-Kritierien an Arzneimittelzulassung, die ja nicht nur Bioäquivalenz, sondern auch Produktionsbedingungen, Distributionslogistik, Arzneimittelsicherheit/Pharmakovigilanz usw. beurteilt, recht streng sind. Im Gegensatz zu Arzneimittelkopien unbekannter Herkunft kann man bei EMA-zugelassenen Medikamenten über vertrauenswürdige, staatlich kontrollierte Distributionswege meiner Ansicht davon ausgehen, dass die Generika dem Original ebenbürtig sind. In all diesen Medikamenten ist die entsprechende Menge Imatinib und eine Tablettenzusammensetzung, die die Aufnahme des Wirkstoffs in gleicher Höhe ermöglichen. Es werden im Imatinib-Produktionsprozess bei verschiedenen Herstellern verschiedene kristalline Formen (sogenanntes Alpha und Beta-Kristall) hergestellt, aber nach allem, was ich gehört habe, betrifft dies vor allem die Haltbarkeit von Imatinib (geringer bei den Generika mit Beta-Kristall), aber nicht die Wirksamkeit. Es ist in dem Umfeld auch im Moment politisch auch deswegen ein Minenfeld, weil man nicht weiss, was wirklich Fakt ist und was vom Originalhersteller, was vom Generikahersteller behauptet wird. Daher bin ich bei dem Thema recht vorsichtig in der Urteilsbildung, denn es wird nur wenig konkretes Papier auf allen Seiten veröffentlicht. Als Patienten müssen wir uns für Qualität, aber nicht für Marken einsetzen.
Wir haben aus dem Grund aber bei unserer nächste Woche stattfindenden globalen CML-Patientenkonferenz CML Horizons einen Pharmakologen, eine Ärztin aus China, einen Arzt aus Serbien, und eine Patientenvertreterin aus Canada (die auch schon seit etwa einem Jahr offizielle Imatinib-Generika haben) eingeladen, uns über das Thema Generika bei CML, deren Sichtweise und Erfahrungen zu berichten.
Im Falle Deines Onkels würde ich auf jeden Fall empfehlen, in Kontakt mit der polnischen Patientenorganisation SPBS zu treten, da sich diese momentan aus verständlichen Gründen sehr intensiv mit dem Generika-Thema auseinandersetzt. Und ab 2016 wird es uns auch in Deutschland beschäftigen.
Hier noch ein paar Links, die Dich interessieren könnten, falls Dein Englisch gut ist:
Unsere "CML Horizons 2013"-Konferenz, die ich mitorganisiert habe - dort ist ein Webstream einer Referentin der WHO zum Thema Generika und Arzneimittelkopien, einer Patientenvertreterin aus Serbien, sowie einer Präsentation von mir zu unserer globalen Umfrage zu CML-Generika:
"Ideal World vs. Reality: New Challenges with Substandard Drugs & Generics"
Du findest diese in unserem (englischen) "Wissens- und Resourcen-Center für CML-Generika", das wir letztes Jahr aufgebaut haben. Die inoffizielle CML-Generika-Datenbank enthält auch Links zu den von der EMA zugelassenen Generika. Außerdem listen wir dort alle Publikationen, die wir zur Bioäquivalenz von CML-Generika bisher finden konnten:
Siehe http://www.cmladvocates.net/generics
Die zwei polnischen CML-Patientenorganisationen findest Du hier:
http://www.cmladvocates.net/cml-groups-list
Wenn Du in der EMA-Datenbank nach dem "Active Ingredient" (INN) Imatinib suchst, findest Du die Informationen zu den vier Imatinib-Generika, die bisher EMA-Zulassung haben.
http://www.ema.europa.eu/ema/index.jsp? ... e=generics
Ich hoffe, das hilft etwas, auch wenn es eine komplizierte Antwort auf eine komplizierte Frage geworden ist

Viele Grüße
Jan
Re: Bericht von CML Horizons 2013
Hallo,
ich habe einige Fragen, die mir hier vielleicht beantwortet werden können. Dieses Portal ist bisher das Aufschlussreichste. Meine bisherige Internetsuche war leider von wenig Erfolg gekrönt.
Mein Onkel, in Polen lebend, hat CML und ist gut mit Glivec eingestellt. In Polen sollen ab dem 1.7.14 alle Patienten auf ein Generikum umgestellt werden. Dieses soll wohl Imatinib Zentiva sein. (Kommt wohl aus Estland, aber ich finde keine EMA Zulassung dafür - darf es dann überhaupt in Europa zur Anwendung kommen?) Es soll eine Zwangsumstellung aufgrund der Kosten geben (soweit unsere Information), da die Zulassung aber nicht für die chronische Phase der CML vorliegt (dies jetzt eher auf EMA-zugelassene Generika), soll dies mit einer Unterzeichnung einer Einverständniserklärung ablaufen, um die Mediziner vor rechtlichen Konsequenzen zu schützen, falls die Wirkung eben nicht gut sein sollte.
Bisherige Info zu den Generika (z.B. Imatinib-Teva) gibt lediglich Testungen zur Bioäquivalenten Substanz-Leveln im Blut an, aber keine Testungen die tatsächliche Wirksamkeit bestätigend, weil angenommen wird, es seien dieselben Substanzen. (siehe EMA) Die Generika haben soweit ich es im Internet finden konnte, auch leicht veränderte Molekühlstrukturen, sind also nicht identisch zum Glivec...und möglicherweise nicht ebenso wirksam.
Meine Frage ist: Gibt es die Generika betreffend schon Wirksamkeitsstudien? Ist es tatsächlich erlaubt jemanden zu zwingen diese Umstellung durchzuführen (trotz nicht vorhandener Zulassung für diese Therapieoption (chronische Phase) bzw. Zulassung durch EMA (Imatinib Zentiva), oder gibt es die Möglichkeit doch das reguläre Glivec weiter zu erhalten. Oder müsste man dann eine private Finanzierung in Erwägung ziehen? Falls man sich der Umstellung nicht entziehen kann, wie sollte man verfahren? Sollten die Kontrolluntersuchungen zunächst häufiger stattfinden?
Kann da jemand etwas zu sagen? Mir kommt das ziemlich merkwürdig vor. In Deutschland habe ich von solchen Zwangsumstellung nicht gehört und finde es durchaus unverantwortlich, so etwas bei diesem Krankheitsbild "einfach mal so durchzusetzen und auszuprobieren". Schließlich hängt davon mehr ab, als nur Veränderungen der Nebenwirkungsausprägung.
vielen dank für jegliche Info!
ich habe einige Fragen, die mir hier vielleicht beantwortet werden können. Dieses Portal ist bisher das Aufschlussreichste. Meine bisherige Internetsuche war leider von wenig Erfolg gekrönt.
Mein Onkel, in Polen lebend, hat CML und ist gut mit Glivec eingestellt. In Polen sollen ab dem 1.7.14 alle Patienten auf ein Generikum umgestellt werden. Dieses soll wohl Imatinib Zentiva sein. (Kommt wohl aus Estland, aber ich finde keine EMA Zulassung dafür - darf es dann überhaupt in Europa zur Anwendung kommen?) Es soll eine Zwangsumstellung aufgrund der Kosten geben (soweit unsere Information), da die Zulassung aber nicht für die chronische Phase der CML vorliegt (dies jetzt eher auf EMA-zugelassene Generika), soll dies mit einer Unterzeichnung einer Einverständniserklärung ablaufen, um die Mediziner vor rechtlichen Konsequenzen zu schützen, falls die Wirkung eben nicht gut sein sollte.
Bisherige Info zu den Generika (z.B. Imatinib-Teva) gibt lediglich Testungen zur Bioäquivalenten Substanz-Leveln im Blut an, aber keine Testungen die tatsächliche Wirksamkeit bestätigend, weil angenommen wird, es seien dieselben Substanzen. (siehe EMA) Die Generika haben soweit ich es im Internet finden konnte, auch leicht veränderte Molekühlstrukturen, sind also nicht identisch zum Glivec...und möglicherweise nicht ebenso wirksam.
Meine Frage ist: Gibt es die Generika betreffend schon Wirksamkeitsstudien? Ist es tatsächlich erlaubt jemanden zu zwingen diese Umstellung durchzuführen (trotz nicht vorhandener Zulassung für diese Therapieoption (chronische Phase) bzw. Zulassung durch EMA (Imatinib Zentiva), oder gibt es die Möglichkeit doch das reguläre Glivec weiter zu erhalten. Oder müsste man dann eine private Finanzierung in Erwägung ziehen? Falls man sich der Umstellung nicht entziehen kann, wie sollte man verfahren? Sollten die Kontrolluntersuchungen zunächst häufiger stattfinden?
Kann da jemand etwas zu sagen? Mir kommt das ziemlich merkwürdig vor. In Deutschland habe ich von solchen Zwangsumstellung nicht gehört und finde es durchaus unverantwortlich, so etwas bei diesem Krankheitsbild "einfach mal so durchzusetzen und auszuprobieren". Schließlich hängt davon mehr ab, als nur Veränderungen der Nebenwirkungsausprägung.
vielen dank für jegliche Info!
Re: Bericht von CML Horizons 2013
Guten Tag,
mein Onkel ist seit 3Jahren CML Patient und durch Glivec in Remission. Er wohnt allerdings in Polen und ab Juli soll eine Umstellung auf die Generika verpflichtend sein, der Kosten wegen.
Nun ist meine Frage, da die Generika, soweit ich es sehen konnte, nur für Erwachsene in Blastenkrise zugelassen sind - darf es dann überhaupt für Erwachsene in der chronischen Phase verwendet werden? Außerdem wurden die Generika zwar zugelassen, aber keine genauen Prüfungen der tatsächlichen Wirksamkeit durchgeführt, da einfach davon "ausgegangen" wird, dass die Wirkung dieselbe sei. So steht es zumindest in der EMA Zulassung.
("Da es sich bei Imatinib Accord um ein Generikum handelt, beschränkten sich die Studien an Patienten auf Tests, in denen nachgewiesen wurde, dass es mit dem Referenzarzneimittel, Glivec, bioäquivalent ist. Zwei Arzneimittel sind bioäquivalent, wenn sie im Körper zu denselben Wirkstoffkonzentrationen führen. / Da Imatinib Accord ein Generikum und mit dem Referenzarzneimittel bioäquivalent ist, wird davon ausgegangen, dass es den gleichen Nutzen und die gleichen Risiken wie das Referenzarzneimittel aufweist. - Auszug aus:http://www.ema.europa.eu/docs/de_DE/doc ... 145561.pdf)
Ist es nicht etwas unverantwortlich und risikoreich mit so einem Krankheitsbild einfach "davon auszugehen", dass eben der gleiche Nutzen erbracht wird.
Ist es tatsächlich erlaubt einen Zwang zum Wechsel des Präparates auszusprechen? Scheinbar soll dies am Juli der Fall sein. Mein Onkel hat, verständlicherweise, Angst, als "Versuchskaninchen" dieser Generika zu dienen und würde gerne, wenn möglich weiter bei dem vertrauten, wirkenden und verträglichen Medikament bleiben. Wo genau könnte man sich erkundigen, wie da die gesetzliche Regelung und die Optionen für die Patienten in Polen sind? Wäre im Zweifelsfall nur eine private Finanzierung des Glivec möglich und nötig?
Es scheint mir unglaublich, dass es eine zwanghafte Umstellung geben soll, da ja tatsächlich keine Zulassung für die Behandlung der chronischen Phase Erwachsener besteht. Kann auch der Arzt nicht auf eine Weiterbehandlung von Gliven plädieren? Mein Onkel sagt, dass seine Ärztin ihm erzählt hätte, sie müsse ihn ab Juli auf das Generikum Umstellen. Welche Firma da genau in Frage kommt, konnte er mir nicht sagen. Es gibt ja mittlerweile doch einige.
Ich bin zwar vom medizinischen Fach, doch leider nicht im hämatologischen Bereich und mit diesen politischen Auseinandersetzungen durchaus nicht bewandert. Ich habe schon versucht Dr. Google in allen Varianten abzufragen. Vielleicht könnte hier etwas mehr Licht in mein Dunkel gebracht werden, so dass ich meinen Onkel etwas beruhigen kann?
Dafür wäre ich sehr dankbar.
mein Onkel ist seit 3Jahren CML Patient und durch Glivec in Remission. Er wohnt allerdings in Polen und ab Juli soll eine Umstellung auf die Generika verpflichtend sein, der Kosten wegen.
Nun ist meine Frage, da die Generika, soweit ich es sehen konnte, nur für Erwachsene in Blastenkrise zugelassen sind - darf es dann überhaupt für Erwachsene in der chronischen Phase verwendet werden? Außerdem wurden die Generika zwar zugelassen, aber keine genauen Prüfungen der tatsächlichen Wirksamkeit durchgeführt, da einfach davon "ausgegangen" wird, dass die Wirkung dieselbe sei. So steht es zumindest in der EMA Zulassung.
("Da es sich bei Imatinib Accord um ein Generikum handelt, beschränkten sich die Studien an Patienten auf Tests, in denen nachgewiesen wurde, dass es mit dem Referenzarzneimittel, Glivec, bioäquivalent ist. Zwei Arzneimittel sind bioäquivalent, wenn sie im Körper zu denselben Wirkstoffkonzentrationen führen. / Da Imatinib Accord ein Generikum und mit dem Referenzarzneimittel bioäquivalent ist, wird davon ausgegangen, dass es den gleichen Nutzen und die gleichen Risiken wie das Referenzarzneimittel aufweist. - Auszug aus:http://www.ema.europa.eu/docs/de_DE/doc ... 145561.pdf)
Ist es nicht etwas unverantwortlich und risikoreich mit so einem Krankheitsbild einfach "davon auszugehen", dass eben der gleiche Nutzen erbracht wird.
Ist es tatsächlich erlaubt einen Zwang zum Wechsel des Präparates auszusprechen? Scheinbar soll dies am Juli der Fall sein. Mein Onkel hat, verständlicherweise, Angst, als "Versuchskaninchen" dieser Generika zu dienen und würde gerne, wenn möglich weiter bei dem vertrauten, wirkenden und verträglichen Medikament bleiben. Wo genau könnte man sich erkundigen, wie da die gesetzliche Regelung und die Optionen für die Patienten in Polen sind? Wäre im Zweifelsfall nur eine private Finanzierung des Glivec möglich und nötig?
Es scheint mir unglaublich, dass es eine zwanghafte Umstellung geben soll, da ja tatsächlich keine Zulassung für die Behandlung der chronischen Phase Erwachsener besteht. Kann auch der Arzt nicht auf eine Weiterbehandlung von Gliven plädieren? Mein Onkel sagt, dass seine Ärztin ihm erzählt hätte, sie müsse ihn ab Juli auf das Generikum Umstellen. Welche Firma da genau in Frage kommt, konnte er mir nicht sagen. Es gibt ja mittlerweile doch einige.
Ich bin zwar vom medizinischen Fach, doch leider nicht im hämatologischen Bereich und mit diesen politischen Auseinandersetzungen durchaus nicht bewandert. Ich habe schon versucht Dr. Google in allen Varianten abzufragen. Vielleicht könnte hier etwas mehr Licht in mein Dunkel gebracht werden, so dass ich meinen Onkel etwas beruhigen kann?
Dafür wäre ich sehr dankbar.
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Re: Bericht von CML Horizons 2013
Hallo Karl
Ja, genau, Teva imatinib ist nur für CML bei Erwachsenen in Blastenkrise sowie CML bei Minderjährigen zugelassen. Dies hat aber keine medizinischen, sondern zulassungsrechtliche Gründe - ganz durchdrungen habe ich es noch nicht, aber es hat wohl mit dem "Orphan-Drug-Status", dh der Zulassung und Marktexklusivität für Therapien bei seltenen Erkrankungen in dem Fall speziell von Glivec/Tasigna bei CML bei Erwachsenen in chronischer Phase zu tun, die in fortgeschrittener Phase und bei CML bei Jugendlichen nicht gilt. Patentrecht und Regulierung speziell bei Arzneimitteln ist eine Wissenschaft für sich...
Grüsse
Jan
Ja, genau, Teva imatinib ist nur für CML bei Erwachsenen in Blastenkrise sowie CML bei Minderjährigen zugelassen. Dies hat aber keine medizinischen, sondern zulassungsrechtliche Gründe - ganz durchdrungen habe ich es noch nicht, aber es hat wohl mit dem "Orphan-Drug-Status", dh der Zulassung und Marktexklusivität für Therapien bei seltenen Erkrankungen in dem Fall speziell von Glivec/Tasigna bei CML bei Erwachsenen in chronischer Phase zu tun, die in fortgeschrittener Phase und bei CML bei Jugendlichen nicht gilt. Patentrecht und Regulierung speziell bei Arzneimitteln ist eine Wissenschaft für sich...
Grüsse
Jan
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Re: Bericht von CML Horizons 2013
Hallo Jan,
beim durchlesen der Zulassungskriterien für Teva steht folgendes:
Die Zulassung würde erfolgen für folgende Indikationen:
Minderjährige Patienten mit neu diagnostizierter, bcr-abl-positiver CML, bei denen Knochenmarktransplantation nicht als Glossary Link Erstlinientherapie in Frage kommt
Minderjährige Patienten mit bcr-abl-positiver CML in chronischer Phase nach Versagen von Glossary Link Interferon-Alpha oder in Blastenkrise
Erwachsene Patienten mit bcr-abl-positiver CML in Blastenkrise
Ist es richtig, dass Teva bei Erwachsenen nur in der Blastenkrise vorgesehen ist?????
Viele Grüße
Karl
beim durchlesen der Zulassungskriterien für Teva steht folgendes:
Die Zulassung würde erfolgen für folgende Indikationen:
Minderjährige Patienten mit neu diagnostizierter, bcr-abl-positiver CML, bei denen Knochenmarktransplantation nicht als Glossary Link Erstlinientherapie in Frage kommt
Minderjährige Patienten mit bcr-abl-positiver CML in chronischer Phase nach Versagen von Glossary Link Interferon-Alpha oder in Blastenkrise
Erwachsene Patienten mit bcr-abl-positiver CML in Blastenkrise
Ist es richtig, dass Teva bei Erwachsenen nur in der Blastenkrise vorgesehen ist?????
Viele Grüße
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Re: Bericht von CML Horizons 2013
Hallo Pedrito
Ich bin am Wochenende unterwegs und habe die Liste der Laender nicht dabei, es sind aber ausnahmslos osteuropäische Länder, da vor der Wende das Patentsystem anders gestrickt war. Das Generikum ist von TEVA und nennt sich 'TEVA imatinib'. Es soll anscheinend noch weitere Imatinib-Generika anderer Hersteller im Zulassungsprozess geben.
Siehe mein früherer Bericht hier:
http://www.leukaemie-online.de/index.ph ... tid=38:cml
Viele Grüsse
Jan
Ich bin am Wochenende unterwegs und habe die Liste der Laender nicht dabei, es sind aber ausnahmslos osteuropäische Länder, da vor der Wende das Patentsystem anders gestrickt war. Das Generikum ist von TEVA und nennt sich 'TEVA imatinib'. Es soll anscheinend noch weitere Imatinib-Generika anderer Hersteller im Zulassungsprozess geben.
Siehe mein früherer Bericht hier:
http://www.leukaemie-online.de/index.ph ... tid=38:cml
Viele Grüsse
Jan
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Re: Bericht von CML Horizons 2013
Hallo Jan, in welchen weiteren 8 Eeurolaendern ist das Imatinibpatent von Novartis ausgelaufen (Polen und Litauen erwaehtest du bereits) und wie lauten die Produktnamen der von der EU-Behoerde zugelassenen Generika - alle aus Israel?
Re: Bericht von CML Horizons 2013
Die Zahlen belegen nur, was bereits ausgeführt wurde.
Dass Novartis auch weiterhin auf Tasigna setzen wird.
Und dass es daneben weltweit eine erhebliche Zahl von Patienten mit niedrigem oder mittlerem CML-Risiko gibt, für die eine gut verträgliche dauerhafte stabile Imatinib-Therapie ohne Therapiestopp akzeptabel ist.
Dass Novartis auch weiterhin auf Tasigna setzen wird.
Und dass es daneben weltweit eine erhebliche Zahl von Patienten mit niedrigem oder mittlerem CML-Risiko gibt, für die eine gut verträgliche dauerhafte stabile Imatinib-Therapie ohne Therapiestopp akzeptabel ist.
Re: Bericht von CML Horizons 2013
Hallo Karl , für den " Normalo" bitte einmal klartexz . Was willst du mit dem Geschäftsbericht und den Umsatzzahlen von Novartis denn genau sagen?
Gerrit
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Re: Bericht von CML Horizons 2013
Hallo Jan und Nobby,
eure fundierten Analysen möchte ich noch um folgende Zahlen aus dem
Novartis Geschäftsbericht 2012 ergänzen.
Umsatz Weltweit
Glivec 4675 Mio US$
Tasigna 998 Mio US$
Alles klar ??
Viele Grüße und Beste Gesundheit
Karl
eure fundierten Analysen möchte ich noch um folgende Zahlen aus dem
Novartis Geschäftsbericht 2012 ergänzen.
Umsatz Weltweit
Glivec 4675 Mio US$
Tasigna 998 Mio US$
Alles klar ??
Viele Grüße und Beste Gesundheit
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Re: Bericht von CML Horizons 2013
Hallo Nobby,
Du stellst genau die richtigen Fragen und ich schätze, Novartis wird sich vor 2016 für Deutschland nicht in die Karten blicken lassen. Ich hoffe aber, dass ich den Patientenvertreter aus Litauen und Polen in Kürze wieder treffen werde - dort ist das offizielle Imatinib-Generikum meines Wissens seit Mai auf dem Markt, so dass man dort die Marktdynamik sehen kann.
Ganz klar setzt Novartis mit voller Kraft auf Tasigna, und die Kassen haben natürlich ein klares Kosteninteresse. Daher ist es eben wichtig, dass man bei erfahrenen und verantwortungsvollen Ärzten ist, die das beste für den Patienten wollen und nicht das, was ihnen Außendienstler, Kassen oder MDK nahelegen.
Hochspannend war daher die Präsentation von dem CML-Experten Tim Hughes aus Australien bei CML Horizons. Er hat im Grunde eine Entscheidungsmatrix für neu diagnostizierte CML-Patienten bzgl Imatinib vs. Zweitgenerationshemmer als Erstlinientherapie vorgestellt. Er hat im Grunde zwei "Entscheidungskoordinaten" genannt: je höher das Risiko des Patienten bei Diagnosestellung (z.B. Risikoscore EUTOS), desto eher wählt man das stärkere Zweitgenerationsmedikament als Ersttherapie, um die Chancen auf schnelles Ansprechen zu erhöhen. Und zweitens, je bedeutender das Ziel des Patienten, in behandlungsfreie Remission zu kommen (d.h. Therapiestopp in tiefer Remission), desto eher wählt man den stärkeren Zweitgenerationshemmer von Beginn an. Er kam zum Schluss, dass die Patienten, die mit niedrigem oder mittlerem CML-Risiko diagnostiziert werden und für die eine gute verträgliche dauerhafte stabile Imatinib-Therapie ohne Therapiestopp akzeptabel ist, mit Imatinib gut fahren. Für die, die Hochrisiko sind oder denen ein Therapiestopp extrem wichtig ist, sollten mit Zweitgenerationshemmern starten. Interessante Perspektive, die sicherlich nicht von allen Experten geteilt wird, die aber m.E. gut fundiert ist.
Das führt uns aber vom Generika-Thema weg. Ich stimme Dir zu - ein geprüftes Generikum vom verlässlichen Hersteller sollte eher unproblematisch sein. Die Kostendiskussion wird uns in den kommenden Jahren aber sicher bei der CML noch stärker begleiten und Therapieentscheidungen beeinflussen, ob durch Druck der Kassen oder gefühlter Verpflichtung den Beitragszahlern gegenüber. Meine Position dabei ist - Patienten müssen die qualitativ beste Behandlung erfahren, ohne Mittel unnötig zu verschwenden. Einfach gesagt, schwer erreicht
Viele Grüße
Jan
Du stellst genau die richtigen Fragen und ich schätze, Novartis wird sich vor 2016 für Deutschland nicht in die Karten blicken lassen. Ich hoffe aber, dass ich den Patientenvertreter aus Litauen und Polen in Kürze wieder treffen werde - dort ist das offizielle Imatinib-Generikum meines Wissens seit Mai auf dem Markt, so dass man dort die Marktdynamik sehen kann.
Ganz klar setzt Novartis mit voller Kraft auf Tasigna, und die Kassen haben natürlich ein klares Kosteninteresse. Daher ist es eben wichtig, dass man bei erfahrenen und verantwortungsvollen Ärzten ist, die das beste für den Patienten wollen und nicht das, was ihnen Außendienstler, Kassen oder MDK nahelegen.
Hochspannend war daher die Präsentation von dem CML-Experten Tim Hughes aus Australien bei CML Horizons. Er hat im Grunde eine Entscheidungsmatrix für neu diagnostizierte CML-Patienten bzgl Imatinib vs. Zweitgenerationshemmer als Erstlinientherapie vorgestellt. Er hat im Grunde zwei "Entscheidungskoordinaten" genannt: je höher das Risiko des Patienten bei Diagnosestellung (z.B. Risikoscore EUTOS), desto eher wählt man das stärkere Zweitgenerationsmedikament als Ersttherapie, um die Chancen auf schnelles Ansprechen zu erhöhen. Und zweitens, je bedeutender das Ziel des Patienten, in behandlungsfreie Remission zu kommen (d.h. Therapiestopp in tiefer Remission), desto eher wählt man den stärkeren Zweitgenerationshemmer von Beginn an. Er kam zum Schluss, dass die Patienten, die mit niedrigem oder mittlerem CML-Risiko diagnostiziert werden und für die eine gute verträgliche dauerhafte stabile Imatinib-Therapie ohne Therapiestopp akzeptabel ist, mit Imatinib gut fahren. Für die, die Hochrisiko sind oder denen ein Therapiestopp extrem wichtig ist, sollten mit Zweitgenerationshemmern starten. Interessante Perspektive, die sicherlich nicht von allen Experten geteilt wird, die aber m.E. gut fundiert ist.
Das führt uns aber vom Generika-Thema weg. Ich stimme Dir zu - ein geprüftes Generikum vom verlässlichen Hersteller sollte eher unproblematisch sein. Die Kostendiskussion wird uns in den kommenden Jahren aber sicher bei der CML noch stärker begleiten und Therapieentscheidungen beeinflussen, ob durch Druck der Kassen oder gefühlter Verpflichtung den Beitragszahlern gegenüber. Meine Position dabei ist - Patienten müssen die qualitativ beste Behandlung erfahren, ohne Mittel unnötig zu verschwenden. Einfach gesagt, schwer erreicht

Viele Grüße
Jan
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Re: Bericht von CML Horizons 2013
Hallo,
es stellt sich 2016 dann ja auch die Frage, wie Novartis mit der Situation umgehen wird.
Wird der Preis für Glivec bei uns soweit sinken, dass er in Relation zu den Preisen der Generika für die Krankenkassen im akzeptablen Bereich ist?
Ist vielleicht auch Novartis zu Rabattverträgen mit den Krankenkassen bereit?
Oder wird Glivec stiefmütterlich behandelt und Novartis setzt nur noch auf Tasigna?
Für uns CML-Patienten mit Glivec leistet der Wirkstoff Imatinib seine Arbeit. Ein geprüftes und gutes Generika mit gleichem Wirkstoff sollte da eher unproblematisch sein.
Für mich stellt sich eher die Frage, ob dann nicht auch ein bestimmter Druck der Krankenkassen auf Tasigna und Sprycel als Erstlinien-Therapie ausgeübt wird. Beide Präparate wären dann vermutlich weitaus teurer als ein Generika mit Imatinib und auch der preisliche Abstand zu Glivec wird eher grösser werden.
Gruß Nobby
es stellt sich 2016 dann ja auch die Frage, wie Novartis mit der Situation umgehen wird.
Wird der Preis für Glivec bei uns soweit sinken, dass er in Relation zu den Preisen der Generika für die Krankenkassen im akzeptablen Bereich ist?
Ist vielleicht auch Novartis zu Rabattverträgen mit den Krankenkassen bereit?
Oder wird Glivec stiefmütterlich behandelt und Novartis setzt nur noch auf Tasigna?
Für uns CML-Patienten mit Glivec leistet der Wirkstoff Imatinib seine Arbeit. Ein geprüftes und gutes Generika mit gleichem Wirkstoff sollte da eher unproblematisch sein.
Für mich stellt sich eher die Frage, ob dann nicht auch ein bestimmter Druck der Krankenkassen auf Tasigna und Sprycel als Erstlinien-Therapie ausgeübt wird. Beide Präparate wären dann vermutlich weitaus teurer als ein Generika mit Imatinib und auch der preisliche Abstand zu Glivec wird eher grösser werden.
Gruß Nobby
Re: Bericht von CML Horizons 2013
Hallo Jan , ich mosste erstmal schlucken ,als ich gelesen habe , dass du auch patient bist. Ich danke erstmal für die ausführungen und denke , dass du da gute quellen hast und bin für den Augenblick ein wenig veruhigter. Es ist schon eine Schande , dass es in anderen Ländern den Patienten bedeutend schlechter geht . Was wird aus den Menschen dort werden , die ebenfalls cml haben ?
Gruss geritt
Gruss geritt
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Re: Bericht von CML Horizons 2013
Hallo gerritt
ich glaube nicht, dass Du beunruhigt sein musst. Solange die Medikamente über offizielle Apotheken bezogen werden und EMA-zugelassene Generika sind, ist wie bei Originalpräparaten die Qualität (des Herstellungs-, Lagerungs-, Vertriebsprozesses) und die "Bioäquivalenz" (d.h. die gleiche Formulierung, Verteilung und Verstoffwechselung des identischen Wirkstoffs im Generikum wie beim Originalpräparat) sichergestellt. Innerhalb der EU, und speziell in Deutschland, wird der Prozess von Herstellung bis zur Abgabe an den Patienten sehr streng kontrolliert. Ein Generikum, das hier offiziell auf den Markt kommt, muss diese Nachweise gegenüber den Aufsichtsbehörden erbracht haben.
Unsere Konferenz hat sich sehr stark mit den "Kopieprodukten" auseinandergesetzt, die in Indien oder Argentinien unter wenig kontrollierten Bedingungen produziert werden und dann in arzneimitteltechnisch weniger streng kontrollierte Länder wie Serbien oder Mazedonien verkauft werden. In diesen Ländern gelten die o.g. strengen Regeln nicht in dem Maße, und dort machen wir uns als Patientenvertreter sehr große Sorgen.
Als Patienten werden wir sicherlich genau beobachten, was 2016 auch hier in Deutschland, Österreich oder Schweiz passiert, aber unter o.g. rechtlichen und regulatorischen Rahmenbedingungen würde ich mir für unsere Länder keine großen Sorgen machen.
Viele Grüße
Jan
ich glaube nicht, dass Du beunruhigt sein musst. Solange die Medikamente über offizielle Apotheken bezogen werden und EMA-zugelassene Generika sind, ist wie bei Originalpräparaten die Qualität (des Herstellungs-, Lagerungs-, Vertriebsprozesses) und die "Bioäquivalenz" (d.h. die gleiche Formulierung, Verteilung und Verstoffwechselung des identischen Wirkstoffs im Generikum wie beim Originalpräparat) sichergestellt. Innerhalb der EU, und speziell in Deutschland, wird der Prozess von Herstellung bis zur Abgabe an den Patienten sehr streng kontrolliert. Ein Generikum, das hier offiziell auf den Markt kommt, muss diese Nachweise gegenüber den Aufsichtsbehörden erbracht haben.
Unsere Konferenz hat sich sehr stark mit den "Kopieprodukten" auseinandergesetzt, die in Indien oder Argentinien unter wenig kontrollierten Bedingungen produziert werden und dann in arzneimitteltechnisch weniger streng kontrollierte Länder wie Serbien oder Mazedonien verkauft werden. In diesen Ländern gelten die o.g. strengen Regeln nicht in dem Maße, und dort machen wir uns als Patientenvertreter sehr große Sorgen.
Als Patienten werden wir sicherlich genau beobachten, was 2016 auch hier in Deutschland, Österreich oder Schweiz passiert, aber unter o.g. rechtlichen und regulatorischen Rahmenbedingungen würde ich mir für unsere Länder keine großen Sorgen machen.
Viele Grüße
Jan
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