das mit dem "int. Standard" ist nicht so leicht. Ich versuche mal einen hinkenden Vergleich, für den mich Laboranten vermutlich nackt in den Kühlraum stecken würden: Praktisch jede Eisdiele hier in der Gegend verkauft Himbeereis zum Preis von 70 Cent die Kugel. Man könnte sagen, Himbeereis ist über alle Eisdielen hinweg als standardisiertes Produkt verfügbar. Ist es aber nicht, da die Qualität des Himbeereises massiv davon abhängt, wie die Inhaltsstoffe beschaffen sind, wie frisch sie waren, wie aufbereitet wurden.
Ähnlich ist das bei der PCR. Die "PCR-Maschinen" in den Laboren sind meist die gleichen, die Aufbereitung der Proben und die Verwendung der Maschinen ist aber von Labor zu Labor anders, daher kommt es mit der gleichen Blutprobe von Labor zu Labor zu unterschiedlichen Ergebnissen. Jedes Labor hat sozusagen seine eigene, immer gleiche Standard-Vorgehensweise. Was man in der Standardisierung macht, ist eine bestimmte, identische Gewebeprobe an ganz viele Labors international zu verteilen. Aus dem (von Labor zu Labor konstant unterschiedlichen) Ergebnis, das man bei genau dieser Probe erhält, errechnet man einen laborspezifischen Multiplikator, mit dem man jedes dort später erzieltes Ergebnis verrechnet. Das daraus errechnete Ergebnis ist dann auf der "internationalen Skala" vergleichbar geworden.
Um auf Deine Frage zu antworten: Was Du nennst, sind nur die technischen Rahmenbedingung der PCR, sprich: es gibt dort Himbeereis in üblicher Form. Über Laborgrenzen hinweg vergleichbare Ergebnisse gibt es aber erst, wenn obige Prozedur des "laborspezifischen Werts" für die Umrechnung nach International Scale errechnet wurde. Den Aufwand treiben aber nur wenige Labore. Ohne diese Standardisierung keine Ergebnisse nach "IS". Ohne standardisierten Kriterienkatalog keinen Vergleich von Himbeereis.
Ist meines Erachtens für Deine Fragestellungen aber auch nicht relevant, denn was Dein Arzt braucht, ist eine PCR in immer demselben Labor, um festzustellen, ob der Trend im Kontext der Zeit stimmt (nach unten in den durch die CML-Leitlinien vorgegebenen Meilensteinen). Und demnach stimmt der Trend bei Dir ja, die CML zieht sich massiv zurück.
Das mit der Entstehungstheorie von Resistenzen ist eine Theorie unter mehreren - da gibt es noch keine Einigkeit, sondern nur Vermutungen. Im Übrigen - der Trend stimmt bei Dir, insofern sehe ich (als Laie, keine Empfehlung) wirklich keinen Sinn in weiteren präventiven Untersuchungen, die nur viel Geld kosten, aber keinen Erkenntnisgewinn bringen. Die Mutationsanalyse ist vergleichsweise ungenau, so dass sie schon eine deutliche Menge resistenter Zellen braucht, damit man sie erkennt - man würde also vermutlich bei Dir nichts finden, ob eine Mutation in geringer Menge existiert oder nicht. Abgesehen davon - es ist nicht gesagt, dass eine Intervention heute einen Vorteil erbringen würde gegenüber einer Therapieänderung zu dem Zeitpunkt, wenn man auf üblichem Wege Therapieversagen feststellt.
Insofern - ich kann Deine Neugier verstehen, aber ich glaube, Du machst Dir etwas viel Gedanken über das was-wäre-wenn

Herzliche Grüße
Jan