Was tun bei depressiven Verstimmungen?

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unknown

Beitrag von unknown » 20.01.2010, 11:21

Hallo, ich bin 51 Jahre (w) und habe Weihnachten die Diagnose CLL (Binet B) bekommen. Behandelt werde ich vorerst nicht, bin aber noch zu einem Gespräch bestellt. Als man mir sagte, dass ich vorerst nicht behandelt werde, war ich glücklich. Aber das Zeitschriftenmaterial, welches mir mein Arzt mitgab, holte mich schnell auf den Boden der Tatsachen zurück. Bis jetzt versuche ich mich mit Arbeit abzulenken, aber das gelingt nicht immer. Angst machen mir vor allem meine körperlichen Beschwerden, die ich schon vor diesem Befund hatte und mein Hausarzt keine Ursachen dafür fand und mir immer Schmerzmittel verschrieben hat, die aber nicht angeschlagen haben. Wie es nun weiter geht, weiß ich nicht. Zunächst werde ich aber eine Kur beantragen, um mit meinen Psychischen Problemen fertig zu werden. Hat schon jemand Erfahrungen, ob man in diesem Stadium eine Vorsorgekur genehmigt bekommt?

cicici
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Beitrag von cicici » 13.01.2010, 21:12

Toller Tipp mit dem Verzeichnis, da sind auch welche in unserer Nähe (Norddeutschland) dabei.
Richtig depressiv im klinischen Sinne ist sie ja auch nicht. Es ist wirklich durch die Umstände bedingt, daher glaub ich auch, dass sie sich wieder fängt- es braucht halt Zeit.

Meine Mutter durchläuft gerade diese typischen Phasen.
Angefangen hat es mit Euphorie/ Nicht Wahrhaben wollen/ Verdrängen.
Jetzt bereitet sich halt langsam die Akzeptanz vor, beginnend mit Traurigkeit und Wut.
Aber niemand sollte diese Last allein tragen!

Das mit dem "Weinen können" ist auch ganz wichtig. Sie weint zum Glück sehr viel- das hilft enorm.

Danke nochmal für eure Ratschläge
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puffy
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Beitrag von puffy » 13.01.2010, 14:39

Hallo,als ich(w.62J)meine Diagnose hörte war es auch so.Aber wir haben einen kleinen Hund und obwohl ich durch die Chemo kurzatmig war,kaum Kraft hatte,schleppte mein Mann mich-der Hund braucht dich!-durch den Spaziergang bekommst du Kraft-einfach mit.Er liess mich aber auch weinen.Insgeamt habe ich Wochen gebraucht.Ich hätte aber auch jederzeit "meine"Onko-Psychologin aufsuchen können.Heute lebe ich mit CML und nicht für CML,habe aber vor jedem BCR/ABL Ergebn.Angst.
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jan
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Beitrag von jan » 13.01.2010, 12:15

Hallo zusammen,

ich kann auch nur von Johanniskraut ohne klare medizinische Absprache abraten. Johanniskraut basiert auf der irrigen Annahme, dass etwas Pflanzliches weniger problematisch ist als etwas chemisch Hergestelltes. Man muss dabei bedenken, dass die giftigsten Zellgifte (Zytostatika), die in der Chemotherapie eingesetzt werden, auf Naturstoffen basieren. Leider befeuert eine Milliardenindustrie der "Alternativmedizinler" über sämtliche Publikumszeitschriften weiterhin das Mythos, dass Naturstoffe schonender und nebenwirkungsärmer, aber genauso wirksam seien. Auch wenn man hier eine fast missionarische Hilfsbereitschaft vorschiebt, werden damit Milliarden verdient.

Zurück zu Johanniskraut, Vorsicht mit Krebstherapien. Es ist bekannt und dokumentiert, dass es verschiedene Leukämie-Therapien außer Kraft setzt.

Ich kann dagegen auf jeden Fall empfehlen, bei depressiven Verstimmungen ein Gespräch mit einem Psychoonkologen zu erwägen. Die depressive Verstimmung bei Krebs ist ja keine übliche Depression, sondern eine aufgrund einer Lebensbedrohung von außen aufgedrängte Lebenskrise. Es gibt im Volksmund ja ebenfalls ungerechtfertigte Vorbehalte gegenüber Psychologie und Psychotherapie, aber abgesehen davon muss man sehen, dass die Psychoonkologie eine andere Disziplin als die Psychotherapie ist. Psychoonkologen sind speziell dafür ausgebildet, die speziellen akuten Herausforderungen des Umgangs mit einer lebensbedrohlichen Erkrankung wie Krebs anzusprechen, die vor einem stehende Mauer zu bewältigen und wieder zu einer Zukunftshoffnung zurückzufinden. Dabei sind andere Mechanismen und Werkzeuge gefragt als in der Psychotherapie, die auf andere biologische und seelische Herausforderungen/Erkrankungen ausgerichtet ist.

Ich würde also raten, bei einer durch Krebs ausgelösten Lebenskrise das Gespräch mit einem Psychoonkologen (und nicht mit einem normalen Psychotherapeut) zu suchen - und zumindest den Versuch zu wagen. Viele Kliniken mit onkologischem Schwerpunkt bieten mittlerweile psychoonkologische Betreuung an. Im Übrigen gibt es ein
<!-- BBCode Start --><A HREF="http://www.leukaemie-online.de/modules. ... it&lid=167" TARGET="_blank">Psychoonkologen-Verzeichnis</A><!-- BBCode End -->, und auch Vereine wie Lebensmut e.V. München und Haus Lebenswert Köln, die sicherlich Kontakte vermitteln können.

Viel Erfolg.

Grüße
Jan


cicici
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Beitrag von cicici » 12.01.2010, 14:59

Hallo!
danke für die Tipps!
Ich werde mit meiner Mutter wohl zum Psychiater gehen bzw. sie wird auf der onkologischen Station im KH ohnehin Kontakt zu einer Psycho- Onkologin haben. Ich werde die nötigen Schritte dazu in die Wege leiten.

Ja, Johanniskraut ist ja auch ein Medikament, welches ab einer gewissen Dosierung m. E. sogar verschreibungspflichtig ist. Sobald sie Symptome einer echten Depression entwickelt, werden Psychopharmaka die Mittel der Wahl sein. Körperlich geht es ihr ja gut, da kann es nicht sein, dass trübe Gedanken ihr das Leben schwer machen.

Heute war sie übrigens seit langem wieder spazieren- und prompt hat sie sich am Telefon wieder "gut" angehört.
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annachristine
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Beitrag von annachristine » 12.01.2010, 10:14

Hallo Christina,
es ist nachzuvollziehen, daß Deine Mutti betroffen ist. Es ist schon ein Hammer, wenn man von der Krankheit erfährt.
Als meinem Mann im Feb. 07 gesagt wurde, sie haben Blutkrebs, war es nur am Heulen. Er lag im KH, benötigte Blut und dann kam die erste Chemo, der Port vor der zweiten Chemo. Es hat einige Zeit gedauert, bis er wieder selbst kämpfen konnte.
Es fehte an Kräften und auch die Motivation etwas zu tun war gering. Er hatte und hat auch noch heute ein sehr hohes Schlafbedürfnis.
Richtig gut ging es ihm nach der Kur. Da waren die Lebensgeister wieder voll da.
Im August 09 dann der "Zweitkrebs" und seine Entferung. Es sind alle Werte ok und er brauchte auch keine Chemo. Ich wollte, daß er zur Kur fährt, doch er wollte einfach nicht. auch wenn er ja auf Grund der CLL wieder zur Kur konnte, will er es nicht.

Wir habe uns kleine Ziele gesetzt, die entsprechend der Tagesform zu erreichen sind.

Wenn du die Möglichkeit hast, dann nimm die psychologische Hilfe in Anspruch, denn die kann auch Dir helfen.
Man will das Beste für seinen Angehörigen.

Im Forum sind viele Angehörige, die sich hier mit den Betroffenen austauschen. Und man erhält viele Informationen dadurch.

In einem anderen Forum für Krebserkrankungen waren die Erkrankten die redenden und als Angehöriger kann man dort keine Hilfe erhalten. Das war für mich schwer, da ich dieses Forum kannte.

Viele liebe Grüße

Anna-Christine
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unknown

Beitrag von unknown » 11.01.2010, 22:01

Hallo,
ich bin kein CLL-Patient, aber ich kann aus anderen Gründen von Johanniskraut nur abraten.

Das Medikament weist erhebliches Wechselwirkungspotential auf, will sagen: es kann anderen Medikamenten die Wirksamkeit schlicht nehmen!
Das muss man jetzt nicht im Einzelnen wissen, warum das so ist, aber das Mittel ist wirklich sehr problematisch.

Gespräche, auch mit Fachleuten, oder mit einer Selbsthilfegruppe, sind sicher viel nützlicher und aufbauender.

Alles Gute Deiner Mutter und möglichst: Kopf hoch!

Lise

NL
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Beitrag von NL » 11.01.2010, 20:21

Hallo Christina,
mit Johanniskraut wäre ich sehr vorsichtig, das solltet Ihr unbedingt vorher mit dem behandelnden Arzt besprechen. Es gibt da eine ganze Reihe von Wechselwirkungen (und Nebenwirkungen). Die Inhaltsstoffe des Johanniskrauts können den Abbau anderer Medikamente beschleunigen, und damit die Therapie unwirksam machen.
Ich würde die Finger aus Sicherheitsgründen von jeder Selbstmedikation lassen und lieber den Arzt fragen, was er vorschlägt. Möglicherweise ist ein "richtiges Psychopharmakon" die bessere Variante.
Gruss & alles Gute
Niko
PS.: Wodurch unterscheidet sich eigentlich Johanniskraut von "richtigen Psychopharmaka"?


Crolek
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Beitrag von Crolek » 11.01.2010, 18:02

Hallo,
gerade Spazieren gehen oder besser gesagt, etwas intensivere körperliche Tätigkeiten wie Sport sind meines Wissens und meiner Erfahrung nach gute Mittel gegen depressive Verstimmungen. Körpereigene Endorphine sorgen beim Sport für Glücksgefühle. Wenn ich wieder depressiv bin, jogge einfach mal wieder oder mache ausgedehnte Spaziergänge.
Grüße und gute Besserung an die Mutter
Crolek

P.S. Bin 66 und lasse mir durch CLL mein Leben/Lebensqualität doch nicht vermiesen . :)
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cicici
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Beitrag von cicici » 11.01.2010, 16:41

Hallo!
Was tut ihr, wenn ihr aufgrund eurer Erkrankung depressive Verstimmungen entwickelt?
Meine Mutter ist total down seit ihre behandelnden Ärzte sie über ihre Krankheit aufgeklärt haben. Ist ja einerseits auch natürlich- nur hält das schon seit geraumer Zeit (ca. 4 Wochen) an. Habt ihr Erfahrungen mit Johanniskraut gemacht oder dergleichen? Richtige Psychopharmaka möchte ich eigentlich nicht für sie, da eine autologe SZT geplant ist und ich nicht will. dass ihre Organe unnötig belastet werden.

Zum Psychiater oder Psychologen will sie übrigens nicht, sie ist desweiteren auch antriebslos und geht nicht mehr spazieren.

Vielleicht habt ihr Tipps?

Viele Grüße
christina
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