von Rapunzel » 26.08.2006, 13:40
Wir haben nun gesagt bekommen, dass es wohl bereits beim ersten Chemozyklus absehbar gewesen sei, dass man meinem Vater nicht helfen konnte bzw. ihn nicht heilen konnte. Wenn ich mir überlege, was er dann alles durchgemacht hat, durch die folgenden Chemos, da bekommt man doch noch mehr Aggressionen.
Mein Vater ist im Übrigen 59 Jahre alt.
In den letzten vier Monaten erfolgten als Nebenwirkungen der Chemos unter anderem eine Hirnblutung (da mußte er noch am gehirn operiert werden), Isolation durch mrsa, Organversagen etc. ! Er hat so viele Schmerzen und Erniedrigungen und Rückschläge ausgehalten. Ich habe nie etwas schlimmeres gesehen. Und er hat das alles ausgehalten, weil man ihm und uns immer wieder gesagt hat, dass er gesund werden könnte. Bis vor zwei Wochen dachte er, er wird wieder gesund. Gut, wir wußten seit 1 Monat, dass er nicht mehr vollständig gesunden kann, aber kein Arzt hielt es für nötig ihm diese Situation zu erklären und wir fühlten uns zunächst überfordert. Aber wir konnten uns anfreunden wenigstens noch ein paar Jahre mit ihm zu haben, in denen es ihm nach Angabe der Ärzte auch gut gehen könnte. Also ging es um Stabilisation.Und nachdem wir dann mit ihm über die Möglichkeit einer Stabilisation und nicht vollständiger Gesundung gesprochen hatten erfuhren wir alle, in der letzten Woche, das nicht mal mehr das eine Alternative darstellt.
Es war wichtig mit ihm zu sprechen. Es war schwer. Es gab Verzweiflung, Hoffnung, Wut, Trauer. Aber ich möchte die Chancen, die uns das alles bietet auch nicht missen. Trotzdem gehen seine und auch unsere Kräfte dem Ende zu. Ich glaube, wir stehen morgens alle mit dem Gefühl auf, uns nicht einen ganzen Tag auf unseren Beinen halten zu können. Und abends entdecken wir, dass wir wieder einen Tag geschafft haben.
Wir sind mittlerweile alle in der Trauerphase. Es ist irgendwie eine allgemeine Stimmung der Annahme. Ohne Aggression.
Es ist irgendwie beides- traurig, zerreißend, aber auch positiv durch die Möglichkeiten, die wir haben Zeit miteinander zu verbringen. Ich hoffe, das ist nachvollziehbar.
Vielen Dank für Eure Anteilnahme und Erfahrungsberichte
es hilft mir sehr weiter
Liebe Grüße
Simone
P.S. Mein Vater traf die Formulierung: " Ich muss ja doch ganz schön viel richtig gemacht habe, bei so viel Liebe, die ich hier erfahre!" Und das stimmt, mein Vater war stets ein sehr spezieller, fürsorglicher und liebevoller Vater. Auch wenn wir uns ordentlich fetzen konnten!

Wir haben nun gesagt bekommen, dass es wohl bereits beim ersten Chemozyklus absehbar gewesen sei, dass man meinem Vater nicht helfen konnte bzw. ihn nicht heilen konnte. Wenn ich mir überlege, was er dann alles durchgemacht hat, durch die folgenden Chemos, da bekommt man doch noch mehr Aggressionen.
Mein Vater ist im Übrigen 59 Jahre alt.
In den letzten vier Monaten erfolgten als Nebenwirkungen der Chemos unter anderem eine Hirnblutung (da mußte er noch am gehirn operiert werden), Isolation durch mrsa, Organversagen etc. ! Er hat so viele Schmerzen und Erniedrigungen und Rückschläge ausgehalten. Ich habe nie etwas schlimmeres gesehen. Und er hat das alles ausgehalten, weil man ihm und uns immer wieder gesagt hat, dass er gesund werden könnte. Bis vor zwei Wochen dachte er, er wird wieder gesund. Gut, wir wußten seit 1 Monat, dass er nicht mehr vollständig gesunden kann, aber kein Arzt hielt es für nötig ihm diese Situation zu erklären und wir fühlten uns zunächst überfordert. Aber wir konnten uns anfreunden wenigstens noch ein paar Jahre mit ihm zu haben, in denen es ihm nach Angabe der Ärzte auch gut gehen könnte. Also ging es um Stabilisation.Und nachdem wir dann mit ihm über die Möglichkeit einer Stabilisation und nicht vollständiger Gesundung gesprochen hatten erfuhren wir alle, in der letzten Woche, das nicht mal mehr das eine Alternative darstellt.
Es war wichtig mit ihm zu sprechen. Es war schwer. Es gab Verzweiflung, Hoffnung, Wut, Trauer. Aber ich möchte die Chancen, die uns das alles bietet auch nicht missen. Trotzdem gehen seine und auch unsere Kräfte dem Ende zu. Ich glaube, wir stehen morgens alle mit dem Gefühl auf, uns nicht einen ganzen Tag auf unseren Beinen halten zu können. Und abends entdecken wir, dass wir wieder einen Tag geschafft haben.
Wir sind mittlerweile alle in der Trauerphase. Es ist irgendwie eine allgemeine Stimmung der Annahme. Ohne Aggression.
Es ist irgendwie beides- traurig, zerreißend, aber auch positiv durch die Möglichkeiten, die wir haben Zeit miteinander zu verbringen. Ich hoffe, das ist nachvollziehbar.
Vielen Dank für Eure Anteilnahme und Erfahrungsberichte
es hilft mir sehr weiter
Liebe Grüße
Simone
P.S. Mein Vater traf die Formulierung: " Ich muss ja doch ganz schön viel richtig gemacht habe, bei so viel Liebe, die ich hier erfahre!" Und das stimmt, mein Vater war stets ein sehr spezieller, fürsorglicher und liebevoller Vater. Auch wenn wir uns ordentlich fetzen konnten! :)