von jan » 02.03.2012, 11:14
Liebe Jana
leider ist es bei manchen Patienten so, dass alle Tyrosinkinasehemmer (TKI) zu Blutarmut, Anämie, führen. Das scheint daran zu liegen, dass bei diesem Patienten das Knochenmark durch eine schon länger vorhandene CML schon so vorgeschädigt war, dass sich die gesunde, CML-freie Blutbildung auch nach längerer Therapiedauer nicht erholt. Man kann sich das so vorstellen: Wenn sich die CML vor Beginn der Behandlung ungebremst in den Knochen ausbreitet, verdrängt sie die normalen Stammzellen, die das CML-Gen nicht tragen. Bei manchen Patienten geht das so weit, dass die Struktur des Knochenmarks so angegriffen ist, dass auch nach radikaler Beseitigung der CML-Stammzellen durch die Therapie die eigenen normalen Zellen sich nicht wieder in vollem Maße ausbreiten und einnisten. Ich habe noch nicht verstanden, warum das so ist, aber am Ende scheint dies zu dem Effekt zu führen, den Du bei Dir beschreibst: dauerhaft niedrige Blutwerte, weil das gesunde Knochenmark bei gleichzeitiger Unterdrückung der CML-Zellen nicht mehr genügend Blutzellen (Leukos, Thrombos, etc) produziert. Nach Absetzen der TKI-Therapie fällt der Hemmeffekt weg und Blutbildung - auch der CML-positiven Zellen - kommt wieder in Gang, was aber natürlich auch die Gefahr eines CML-Krankheitsfortschritts trägt.
Ich würde mich ehrlich gesagt auch mit der Stammzelltransplantation befassen, wenn ich in Deiner Situation wäre. Der oben genannte Effekt ist ja bei allen Medikamenten prinzipiell gleich - bei Nilotinib und Dasatinib ist der Hemmeffekt stärker als bei Imatinib, kann also leichter zur Anämie führen als unter dem "schwächeren" Hemmer Imatinib. Daher finde ich es durchaus schlüssig, wenn Dein Arzt es nochmal mit dem weniger starken Medikament Imatinib versuchen möchte. Eine Fortführung dieser Therapie erscheint meines Erachtens aber nur sinnvoll, wenn Deine Blutwerte eine dauerhafte und unterbrechungsfreie CML-Therapie erlauben -- denn sonst ist das Risiko eines Krankheitsfortschritts zu groß. Wenn die Fortentwicklung in die Blastenkrise eintreten sollte, sinken die Chancen, die Stammzelltransplantation zu überstehen, rapide - die Empfehlung, noch in chronischer Phase zu transplantieren, wird von Experten sehr klar kommuniziert. Ich würde daher nicht zu lange warten, wenn Imatinib-Therapie auch nicht unterbrechungsfrei möglich ist. Ein Vorteil ist, dass Du mit Deinem Bruder einen passenden Familienspender hast, so dass die Zeitdauer der Spendersuche wegfällt, wenn Du Dich zu einem bestimmten Zeitpunkt dafür entscheiden solltest.
Solltest Du die Entscheidung fällen, hast Du daher Zeit, Dich darauf vorzubereiten, Deinen Körper in beste Fitness zu bringen, eventuelle Zweiterkrankungen auszukurieren - damit würdest Du unter sehr guten Voraussetzungen in eine Transplantation gehen.
In jedem Fall aber wünsche ich Dir natürlich von Herzen, dass die Imatinib-Therapie das Unterbrechungsproblem löst - dann wären obige Überlegungen ja nur eine Alternativstrategie im Falle des Falles.
Viele Grüße
Jan
Liebe Jana
leider ist es bei manchen Patienten so, dass alle Tyrosinkinasehemmer (TKI) zu Blutarmut, Anämie, führen. Das scheint daran zu liegen, dass bei diesem Patienten das Knochenmark durch eine schon länger vorhandene CML schon so vorgeschädigt war, dass sich die gesunde, CML-freie Blutbildung auch nach längerer Therapiedauer nicht erholt. Man kann sich das so vorstellen: Wenn sich die CML vor Beginn der Behandlung ungebremst in den Knochen ausbreitet, verdrängt sie die normalen Stammzellen, die das CML-Gen nicht tragen. Bei manchen Patienten geht das so weit, dass die Struktur des Knochenmarks so angegriffen ist, dass auch nach radikaler Beseitigung der CML-Stammzellen durch die Therapie die eigenen normalen Zellen sich nicht wieder in vollem Maße ausbreiten und einnisten. Ich habe noch nicht verstanden, warum das so ist, aber am Ende scheint dies zu dem Effekt zu führen, den Du bei Dir beschreibst: dauerhaft niedrige Blutwerte, weil das gesunde Knochenmark bei gleichzeitiger Unterdrückung der CML-Zellen nicht mehr genügend Blutzellen (Leukos, Thrombos, etc) produziert. Nach Absetzen der TKI-Therapie fällt der Hemmeffekt weg und Blutbildung - auch der CML-positiven Zellen - kommt wieder in Gang, was aber natürlich auch die Gefahr eines CML-Krankheitsfortschritts trägt.
Ich würde mich ehrlich gesagt auch mit der Stammzelltransplantation befassen, wenn ich in Deiner Situation wäre. Der oben genannte Effekt ist ja bei allen Medikamenten prinzipiell gleich - bei Nilotinib und Dasatinib ist der Hemmeffekt stärker als bei Imatinib, kann also leichter zur Anämie führen als unter dem "schwächeren" Hemmer Imatinib. Daher finde ich es durchaus schlüssig, wenn Dein Arzt es nochmal mit dem weniger starken Medikament Imatinib versuchen möchte. Eine Fortführung dieser Therapie erscheint meines Erachtens aber nur sinnvoll, wenn Deine Blutwerte eine dauerhafte und unterbrechungsfreie CML-Therapie erlauben -- denn sonst ist das Risiko eines Krankheitsfortschritts zu groß. Wenn die Fortentwicklung in die Blastenkrise eintreten sollte, sinken die Chancen, die Stammzelltransplantation zu überstehen, rapide - die Empfehlung, noch in chronischer Phase zu transplantieren, wird von Experten sehr klar kommuniziert. Ich würde daher nicht zu lange warten, wenn Imatinib-Therapie auch nicht unterbrechungsfrei möglich ist. Ein Vorteil ist, dass Du mit Deinem Bruder einen passenden Familienspender hast, so dass die Zeitdauer der Spendersuche wegfällt, wenn Du Dich zu einem bestimmten Zeitpunkt dafür entscheiden solltest.
Solltest Du die Entscheidung fällen, hast Du daher Zeit, Dich darauf vorzubereiten, Deinen Körper in beste Fitness zu bringen, eventuelle Zweiterkrankungen auszukurieren - damit würdest Du unter sehr guten Voraussetzungen in eine Transplantation gehen.
In jedem Fall aber wünsche ich Dir natürlich von Herzen, dass die Imatinib-Therapie das Unterbrechungsproblem löst - dann wären obige Überlegungen ja nur eine Alternativstrategie im Falle des Falles.
Viele Grüße
Jan