Hallo Bobl,
bisher gibt es nur Einzelfallberichte - seit einiger Zeit ist bei Novartis eine "Glivec-Baby-Datenbank" in Vorbereitung, aber bisher wurde das Projekt wohl aus Resourcengründen noch nicht gestartet. Insofern gibt es bisher nur Einzelfallberichte, wenn die behandelnden Ärzte über Schwangerschaften in medizinischen Publikationen berichtet haben.
Wenn man alle Einzelfallberichte zusammennimmt, weiß man offiziell von 81 Männern, die trotz offiziellem Abraten unter Glivec-Therapie ein Kind gezeugt haben - davon 25 im Rahmen von klinischen Studien. Bei 34 dieser Schwangerschaften kennt man das Ergebnis, die anderen wurden von den Ärzten später nicht mehr berichtet. 23 Kinder (von den 34 Schwangerschaften) kamen gesund zur Welt, zusätzlich eines hatte einen leichten Geburtsfehler im Verdauungstrakt. Bei einer Schwangerschaft kam es von selbst zu einem natürlichen Abbruch, bei 9 wurde ein künstlicher Schwangerschaftsabbruch vorgenommen, bei einem davon aufgrund einer in Pränataldiagnostik erkannten Behinderung.
Insgesamt scheint es bei Babys von Männern unter Glivec-Therapie gegenüber der Normalbevölkerungen keine Auffälligkeiten zu geben, auch wenn natürlich keine statistisch relevanten Daten verfügbar sind und der offizielle Rat natürlich sein muß, Schwangerschaften unter Glivec in jedem Fall zu vermeiden.
Meiner Ansicht nach - ohne irgendeinen Rat geben zu wollen und zu dürfen -
gibt es im Moment vier Optionen, als männlicher Glivec-Patient Vater zu werden (von Adoption mal abgesehen):
1. Zeugung unter Glivec-Therapie und Akzeptanz des unbekannten Risikos
2. Absetzen von Glivec, weiter mit Interferon, nach einigen Wochen natürliche Empfängnis
3. Absetzen von Glivec, keine Erhaltungstherapie, nach einigen Wochen Empfängnis
4. Künstliche Befruchtung mit vor Therapiebeginn eingefrorenen Spermien
Bei Punkt 3 muss man natürlich die Gefahr der Progression unter der Perspektive einkalkulieren, dass eine Schwangerschaft ja oft auch nicht sofort eintritt und sich die "Absetzpause" länger hinziehen kann als geplant. Ein völliges Absetzen von Glivec über viele Wochen ist ein nicht unerhebliches Gesundheitsrisiko, das man sich gut überlegen sollte.
Dies sind natürlich die publizierten Daten - darüber hinaus sind mir aus den internationalen Foren noch gut zwei Dutzend Eltern von gesunden Glivec-Babies bekannt, die mangels offiziellen Berichten nicht in obiger Statistik enthalten sind, und mir ist auch nichts über später berichtete Probleme bekannt geworden. Ich selbst bin übrigens Vater einer nun 9 Monate alten Tochter, die unter Glivec+Interferon-Therapie entstand und die gesund ist - aber das war unsere persönliche, risikobewußte Entscheidung...
Viele Grüße
Jan
P.S: Das Gesagte gilt ausschließlich für Männer unter Glivec-Therapie. Schwangerschaften bei Frauen unter Glivec-Therapie sind eine ganz andere Sache -- hier ist nach den bekannten Berichten dringendste Vorsicht angeraten...
P.S: Ich bin ab morgen für 2 Wochen im Urlaub. Bitte paßt gut auf das Forum auf!