von jan » 05.05.2014, 14:02
Hallo Axel und Skifahrer,
in der Tat steht heute der Patient oftmals selbst vor der Qual der Wahl, weil ihm die Auswahl der Tyrosinkinasehemmer überlassen wird. Solange es keine klare Indikation gibt, welches Medikament medizinisch ungeeignet ist (z.B. bei bestimmten Begleiterkrankungen, oder bekannten Resistenzen des Patientens), muss er in der Tat oft selbst entscheiden, im Falle neu diagnostizierter CML zwischen Imatinib, Dasatinib, Nilotinib, im Falle von nicht-resistenzbedingtem, vielleicht optimierungswürdigem Ansprechen auf Erstlinientherapie zwischen Nilotinib, Dasatinib, Bosutinib?
Ich kann daher Axels Frage sehr gut nachvollziehen.
Heute morgen noch sass ich mit dem CML-Experten Neil Shah von der Universität von Kalifornien im Bus und sprach genau über das Thema der Erstlinienauswahl. Im Grunde überlässt auch er die Entscheidung am Ende dem Patienten, weil die Wirksamkeit der Zweitgenerationshemmer Dasatinib und Nilotinib in chronischer Phase und niedrigem bis mittlerem CML-Risikoscore sehr ähnlich, die Begleitumstände (Nebenwirkungsprofil und Einnahmemodalitäten) dagegen unterschiedlich sind. Daher gibt es unter Abwesenheit der obigen Faktoren drei geeignete Präparate, zwischen denen der Patient in Erstlinie und in bestimmten Fällen auch Zweitlinie wählen kann. "Das Beste" ist dabei manchmal auch nur abhängig von den Präferenzen des Patienten - d.h. was ist dem Patienten wichtig - die Chance auf späteren Therapiestopp, die Langährigkeit der Erfahrungen, der Lebenswandel und Erwartung an die Einnahmemodalitäten, die Bedeutung bestimmter Nebenwirkungen, die Inkaufnahme bestimmer Nebenwirkungsrisiken (Herz/Kreislauf unter Nilotinib, Pleuraergüsse unter Dasatinib) versus die Inkaufnahme eines leicht erhöhten Progressionsrisikos (unter Imatinib)?
Ich gehe jetzt mal einfach davon aus, dass Du im Forum nur deshalb fragst, weil es keinen klaren medizinischen Grund gibt, warum sich der Wert bei 0,4% einpendelt und Dir Dein Arzt überlässt, welches Medikament Du wählst?
Ich kann später nochmal näher auf den Artikel von 2010 eingehen, weil seitdem bei allen drei Medikamenten einige Erkenntnisse dazugekommen sind (über die wir hier auch regelmäßig berichtet haben), aber gerade habe ich dazu heute Nachmittag nicht die Zeit.
Daher kann dieses Forum natürlich und selbstverständlich als Laienplattform keinen medizinischen Rat geben, aber da es oft dem Patienten überlassen wird, sich zu entscheiden, ohne aber im Arztgespräch wirklich verstanden zu haben, zwischen was er sich denn nun eigentlich entscheiden soll, denke ich schon, dass das Forum dabei helfen kann, das besser zu verstehen.
Viele Grüße
Jan
P.S: Die zweite ncbi-Publikation halte ich für fragwürdig, denn solche Aussagen auf Basis einer "online medical chart review" bei 122 unklar ausgewählten US-Hämatologen halte ich für fragwürdig, abgesehen von der Methode der Patientenauswahl in dieser Publikation als auch die Unbekanntheit und vielleicht gar potentiellen Befangenheit einiger Autoren.
Hallo Axel und Skifahrer,
in der Tat steht heute der Patient oftmals selbst vor der Qual der Wahl, weil ihm die Auswahl der Tyrosinkinasehemmer überlassen wird. Solange es keine klare Indikation gibt, welches Medikament medizinisch ungeeignet ist (z.B. bei bestimmten Begleiterkrankungen, oder bekannten Resistenzen des Patientens), muss er in der Tat oft selbst entscheiden, im Falle neu diagnostizierter CML zwischen Imatinib, Dasatinib, Nilotinib, im Falle von nicht-resistenzbedingtem, vielleicht optimierungswürdigem Ansprechen auf Erstlinientherapie zwischen Nilotinib, Dasatinib, Bosutinib?
Ich kann daher Axels Frage sehr gut nachvollziehen.
Heute morgen noch sass ich mit dem CML-Experten Neil Shah von der Universität von Kalifornien im Bus und sprach genau über das Thema der Erstlinienauswahl. Im Grunde überlässt auch er die Entscheidung am Ende dem Patienten, weil die Wirksamkeit der Zweitgenerationshemmer Dasatinib und Nilotinib in chronischer Phase und niedrigem bis mittlerem CML-Risikoscore sehr ähnlich, die Begleitumstände (Nebenwirkungsprofil und Einnahmemodalitäten) dagegen unterschiedlich sind. Daher gibt es unter Abwesenheit der obigen Faktoren drei geeignete Präparate, zwischen denen der Patient in Erstlinie und in bestimmten Fällen auch Zweitlinie wählen kann. "Das Beste" ist dabei manchmal auch nur abhängig von den Präferenzen des Patienten - d.h. was ist dem Patienten wichtig - die Chance auf späteren Therapiestopp, die Langährigkeit der Erfahrungen, der Lebenswandel und Erwartung an die Einnahmemodalitäten, die Bedeutung bestimmter Nebenwirkungen, die Inkaufnahme bestimmer Nebenwirkungsrisiken (Herz/Kreislauf unter Nilotinib, Pleuraergüsse unter Dasatinib) versus die Inkaufnahme eines leicht erhöhten Progressionsrisikos (unter Imatinib)?
Ich gehe jetzt mal einfach davon aus, dass Du im Forum nur deshalb fragst, weil es keinen klaren medizinischen Grund gibt, warum sich der Wert bei 0,4% einpendelt und Dir Dein Arzt überlässt, welches Medikament Du wählst?
Ich kann später nochmal näher auf den Artikel von 2010 eingehen, weil seitdem bei allen drei Medikamenten einige Erkenntnisse dazugekommen sind (über die wir hier auch regelmäßig berichtet haben), aber gerade habe ich dazu heute Nachmittag nicht die Zeit.
Daher kann dieses Forum natürlich und selbstverständlich als Laienplattform keinen medizinischen Rat geben, aber da es oft dem Patienten überlassen wird, sich zu entscheiden, ohne aber im Arztgespräch wirklich verstanden zu haben, zwischen was er sich denn nun eigentlich entscheiden soll, denke ich schon, dass das Forum dabei helfen kann, das besser zu verstehen.
Viele Grüße
Jan
P.S: Die zweite ncbi-Publikation halte ich für fragwürdig, denn solche Aussagen auf Basis einer "online medical chart review" bei 122 unklar ausgewählten US-Hämatologen halte ich für fragwürdig, abgesehen von der Methode der Patientenauswahl in dieser Publikation als auch die Unbekanntheit und vielleicht gar potentiellen Befangenheit einiger Autoren.