Hey Markus,
habe vor drei Jahren Pro-B ALL diagnostiziert bekommen.
4 Hochdosis Chemos, Bestrahlung Kopf und Ganzkörper, STZ durch Twinsister; soweit alles klar gegangen.
Dann eine Komplikation nach der anderen. 2 1/2 Jahre nur Mist, den keiner braucht. Abstossungsreaktion in der Lunge, 2 mal Leber Totalausfall, Lungenflügel zusammengefallen, Aspergillose in Lunge und Gehirn mit Koma, 6 schwere Lungenentzündungen, 3 mal TIA (Minischlaganfall) mit Lähmungserscheinungen, zweimal hab ich bei Null das Gehen neu lernen müssen, nach dem Koma teilweise das Sprechen auch noch, mehrfach massive Depressionen mit teilweise suicidaler Tendenz usw usw usw.
Alles kein Spass, die beschissenste Zeit meines Lebens, härter geht's kaum.
3 mal haben die Ärzte meiner Familie gesagt, sie sollen sich von mir verabschieden, es gehe zu Ende. Als ich im Koma lag und die Leber das zweite mal ausfiel gaben alle die Hoffnung auf.
BUT: ICH LEBE NOCH!!!!!
Das allein zählt.
Trotz aller durchgemachten körperlicher Schmerzen.
Trotz all der verlorenen Zeit (Jetzt fast genau drei Jahre (davon 28 Monate Klinik!) einmal 5 und einmal 9 Monate ohne Unterbrechung in der Klinik).
Trotz der bitteren Erfahrung, dass vermeintliche Freunde auf mich geschissen haben, als ich sie wirklich gebraucht hätte.
Dafür sind andere Leute näher bei mir gewesen und haben mehr getan als ich je gedacht hätte. Da hat sich gezeigt, wer wer ist und wer nicht.
WOFÜR WAR DAS ALLES GUT???
Irgendwann hab ich für mich mal so festgestellt:
Ich bin körperlich stark und mit dem Anspruch dass ich es schaffen werde in die Situation nach Diagnose reingegangen. Ich hab Unterstützung von Familie, Freunden, Ärzten, Pflegepersonal und weiss Gott wem bekommen, um das durchzustehen.
Dennoch gab es mehrere Momente, in denen es eigentlich vorbei gewesen wäre.
Irgendwie hab ich es trotzdem geschafft.
Und ausserdem: Es gibt immer einen , dem geht's noch dreckiger.
Damit habe ich erreicht, dass ich noch lebe.
Jetzt bin ich seit 6 Wochen komplikationslos zu Hause (die längste Zeit seit Jahren) und zuversichtlich, dass es jetzt bergauf gehen wird.
Ich verbringe viel Zeit am Computer.
Ich lese viel.
Ich höre Musik und kann mittlerweile damit meine Stimmungen und meine Motivation ganz gut beeinflussen. (Push me up Scotty)
Vor allem Tagsüber, denn da sind die anderen in der Arbeit oder Uni.
Abends hab ich jetzt wieder begonnen meine eingeschlafenen Kontakte zu erneuern. Manchmal geht das echt gut und manchmal eben nicht. Egal. Lieber wenige gute Freunde, als haufenweise Smalltalker.
So, jetzt hab ich dir viel von mir erzählt. Vielleicht um folgendes zu sagen:
Es ist erst vorbei, wenn DU aufgibst. Motiviere dich selbst und sei aktiv. dann findest du Leute, die dir helfen.
Trau dich mit deinem Arzt über deine Motivationslosigkeit zu sprechen. Das ist erstmal normal, gehört quasi zu unserem Krankheitsbild. Befrag ihn über Themen wie "Fatigue", Appetitlosigkeit, Unlust zu allem usw.. Alles was du an dir feststellst solltest du mitteilen, damit er dich besser einschätzen kann. Es gibt Medis, die dir helfen können (Hartes Zeug und die softe Tour). Vielleicht ist eine Therapie für dich gut, ich mach jetzt in kürze auch eine. Finde noch andere Menschen, mit denen du intensiv über deine Krankheit und deine jetzigen Probleme reden kannst. Check mal Selbsthilfegruppen in deiner Nähe. Mit Leuten direkt reden, die ganz ähnliches erlebt haben ist oft echt gut.
Meld dich mal, wenn du Lust hast.
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Und nicht vergessen: ROCK ON <IMG SRC="modules/phpBB_14/images/smiles/icon_biggrin.gif"> <IMG SRC="modules/phpBB_14/images/smiles/icon_biggrin.gif"> <IMG SRC="modules/phpBB_14/images/smiles/icon_biggrin.gif">