von jan » 13.12.2013, 01:37
Anna hat geschrieben:vielen Dank für eure Antworte

Ehrlich gesagt, habe ich es leider nicht verstanden, warum gerade bei CML die T-Cell Therapy nicht anwendbar sein kann oder andersrum gefragt- warum wird im Bereich CML etwas ähnliches nicht erforscht?

Hallo Anna,
Klar haben wir alle Glück, dass wir solche Medikamente wie Gliveck und Co. zur Verfügung haben. Jedoch würde ich es mir und den anderen CMLer wünschen, eines Tages auch ohne sie leben zu können. Auch wenn man heutzutage bei manchen Patienten die Medimante absetzten kann, ist die Rückfallquete dennoch ziemlich hoch und der geringe Rest von CML-Zellen bliebt ja sowieso im Blut. Es wäre schon sehr schön, wenn man mit einer ähnlichen Therapy die restlichen CML-Zellen komplett löschen könnte...
Hallo Anna,
der Wunsch ist verständlich und wird auch von vielen Forschern geteilt. Allerdings ist das Ganze nicht ganz so einfach - man muss ein Ziel der Therapien (ob nun ein Protein wie bei den Antikörper/Immuntherapien, oder einen Signalweg wie bei den Inhibitoren) finden, das man gut angreifen kann, ohne dass die "Angreifer" den Menschen auch an anderen Stellen der komplexen Biologie passen und damit Nebenwirkungen verursachen.
Bei Erkrankungen, in denen die Aggressivität des Tumors sowieso hoch, die Wirksamkeit der existierenden Therapien niedrig, oder das Nebenwirkungsprofil neuer Therapien schwierig ist, wird man mehr Risiko wagen als bei Erkrankungen, die mit existierenden Therapien gut im Griff sind.
Auf dem ASH wurden am Samstag in der Sitzung zu den klinischen Grundlagen ("Education Session") zur CML neun verschiedene Wirkwege ("Pathways") im Detail erklärt, in denen man im Moment nach Wegen der CML-Stammzellauslöschung sucht. 26 klinische Studien mit verschiedenen Wirkstoffen und Kombinationen sind dazu in der CML im Moment im Gange, nicht zu sprechen von vielen Dutzenden Wirkstoffen in Laborversuchen. Zu den klinischen Studien mit Menschen zählen z.B. die CHOICES mit Hydrochloriquine in Deutschland, verschiedene Vakzinierungsstudien, sowie Hemmer in den Wirkwegen JAK2, mTOR, COX, GSK-3beta, MNK, Hedgehog/SMO, 5-LO, HSP90, Arsen/PML, Authophagy, HDAC, SIRT1, sowie zusätzlich Immunstudien mit Interferon (TIGER), Impfstoffen, monoklonalen Antikörpern sowie G-CSF.
Es ist aber schwierig - einerseits, weil nur wenige CML-Patienten aufgrund des "hohen Komfortlevels" und Wirksamkeit der aktuellen CML-Therapien für die Teilnahme an diesen Studien zu gewinnen sind, und andererseits, weil einfach die Verträglichkeit der Kombinationen teilweise problematisch ist - und drittens, weil man eine TKI-bedingte PCR-negative Resterkrankung halt kaum mehr messen kann und demnach es noch schwieriger ist, den Erfolg eines Zusatzmedikaments zu messen.
Wie ein neben mir sitzender CML-Experte auf dem ASH auf meine Frage sagte, ob das eben zu den CML-Stammzellen Präsentierte Hoffnung auf die Attacke auf die letzte Stammzelle mache: "Das meiste davon ist schlicht zu giftig für CML-Patienten". Ein anderer Experte erwähnte im Gespräch, dass etwas ganz spannendes und vermutlich auch verträgliches in naher Aussicht sei - auf meine zweite Nachfrage fand ich dann heraus, dass das Medikament bisher nur im Tierversuch angewendet wurde und dort sehr vielversprechend sei, aber zum Menschen sei doch noch ein weiter Weg.
Daher: erforscht wird eine ganze Menge, nur was davon im Menschen gangbar ist und von der Theorie den Weg in die wirksame Praxis findet, muss man noch sehen. Die zitierte T-Zell-Therapie ist sicher eine spannende Geschichte, über die Anwendbarkeit und auch Übertragbarkeit auf andere Erkrankungen wird man sicher in Zukunft noch einiges hören. Aber nachdem im Forum immer wieder spekuliert wird, dass niemand (aus kommerziellen Gründen) ein Interesse an der Erforschung der wirklichen Heilung von CML habe - ich teile gerne eine Kopie meiner Fotos aller Slides dieser ASH-Präsentation des Forschers Dr. Richard Van Etten vom Tufts Medical Center in Boston, oder die Präsentation von Dr. Ali Turhan bei unserem CML-Horizons-Kongress vor zwei Jahren. Das war ganz reale Forschung...
Viele Grüße
Jan
[quote][quote="Anna"]vielen Dank für eure Antworte :) Ehrlich gesagt, habe ich es leider nicht verstanden, warum gerade bei CML die T-Cell Therapy nicht anwendbar sein kann oder andersrum gefragt- warum wird im Bereich CML etwas ähnliches nicht erforscht? :([/quote]
Hallo Anna,
Klar haben wir alle Glück, dass wir solche Medikamente wie Gliveck und Co. zur Verfügung haben. Jedoch würde ich es mir und den anderen CMLer wünschen, eines Tages auch ohne sie leben zu können. Auch wenn man heutzutage bei manchen Patienten die Medimante absetzten kann, ist die Rückfallquete dennoch ziemlich hoch und der geringe Rest von CML-Zellen bliebt ja sowieso im Blut. Es wäre schon sehr schön, wenn man mit einer ähnlichen Therapy die restlichen CML-Zellen komplett löschen könnte...[/quote]
Hallo Anna,
der Wunsch ist verständlich und wird auch von vielen Forschern geteilt. Allerdings ist das Ganze nicht ganz so einfach - man muss ein Ziel der Therapien (ob nun ein Protein wie bei den Antikörper/Immuntherapien, oder einen Signalweg wie bei den Inhibitoren) finden, das man gut angreifen kann, ohne dass die "Angreifer" den Menschen auch an anderen Stellen der komplexen Biologie passen und damit Nebenwirkungen verursachen.
Bei Erkrankungen, in denen die Aggressivität des Tumors sowieso hoch, die Wirksamkeit der existierenden Therapien niedrig, oder das Nebenwirkungsprofil neuer Therapien schwierig ist, wird man mehr Risiko wagen als bei Erkrankungen, die mit existierenden Therapien gut im Griff sind.
Auf dem ASH wurden am Samstag in der Sitzung zu den klinischen Grundlagen ("Education Session") zur CML neun verschiedene Wirkwege ("Pathways") im Detail erklärt, in denen man im Moment nach Wegen der CML-Stammzellauslöschung sucht. 26 klinische Studien mit verschiedenen Wirkstoffen und Kombinationen sind dazu in der CML im Moment im Gange, nicht zu sprechen von vielen Dutzenden Wirkstoffen in Laborversuchen. Zu den klinischen Studien mit Menschen zählen z.B. die CHOICES mit Hydrochloriquine in Deutschland, verschiedene Vakzinierungsstudien, sowie Hemmer in den Wirkwegen JAK2, mTOR, COX, GSK-3beta, MNK, Hedgehog/SMO, 5-LO, HSP90, Arsen/PML, Authophagy, HDAC, SIRT1, sowie zusätzlich Immunstudien mit Interferon (TIGER), Impfstoffen, monoklonalen Antikörpern sowie G-CSF.
Es ist aber schwierig - einerseits, weil nur wenige CML-Patienten aufgrund des "hohen Komfortlevels" und Wirksamkeit der aktuellen CML-Therapien für die Teilnahme an diesen Studien zu gewinnen sind, und andererseits, weil einfach die Verträglichkeit der Kombinationen teilweise problematisch ist - und drittens, weil man eine TKI-bedingte PCR-negative Resterkrankung halt kaum mehr messen kann und demnach es noch schwieriger ist, den Erfolg eines Zusatzmedikaments zu messen.
Wie ein neben mir sitzender CML-Experte auf dem ASH auf meine Frage sagte, ob das eben zu den CML-Stammzellen Präsentierte Hoffnung auf die Attacke auf die letzte Stammzelle mache: "Das meiste davon ist schlicht zu giftig für CML-Patienten". Ein anderer Experte erwähnte im Gespräch, dass etwas ganz spannendes und vermutlich auch verträgliches in naher Aussicht sei - auf meine zweite Nachfrage fand ich dann heraus, dass das Medikament bisher nur im Tierversuch angewendet wurde und dort sehr vielversprechend sei, aber zum Menschen sei doch noch ein weiter Weg.
Daher: erforscht wird eine ganze Menge, nur was davon im Menschen gangbar ist und von der Theorie den Weg in die wirksame Praxis findet, muss man noch sehen. Die zitierte T-Zell-Therapie ist sicher eine spannende Geschichte, über die Anwendbarkeit und auch Übertragbarkeit auf andere Erkrankungen wird man sicher in Zukunft noch einiges hören. Aber nachdem im Forum immer wieder spekuliert wird, dass niemand (aus kommerziellen Gründen) ein Interesse an der Erforschung der wirklichen Heilung von CML habe - ich teile gerne eine Kopie meiner Fotos aller Slides dieser ASH-Präsentation des Forschers Dr. Richard Van Etten vom Tufts Medical Center in Boston, oder die Präsentation von Dr. Ali Turhan bei unserem CML-Horizons-Kongress vor zwei Jahren. Das war ganz reale Forschung... :)
Viele Grüße
Jan