von jan » 18.06.2012, 14:43
Lieber Gast,
Danke für Deine Nachricht. Erstmal - 0,1% ist ein guter Wert und Du hast gut auf das Medikament angesprochen. Glückwunsch!
Die Studien reden ja sehr stark über Statistik. Insgesamt haben Patienten, die ein Ansprechen wie Du haben, ähnliche gute Chancen alt zu werden wie die Gesamtbevölkerung. Das Risiko, einen Fortschritt der Erkrankung zu erleben, ist in dem von Dir erreichten Bereich schon recht gering - ein noch niedrigerer Wert könnte das Risiko noch etwas verkleinern - gleichzeitig könnte ein Medikamentenwechsel aber auch Nachteile bringen, z.B. neuer Nebenwirkungen, die eine Therapieunterbrechung erfordern, was kontraproduktiv wäre, weil Du die aktuelle Therapie dazu ja gut verträgst.
Insofern würde ich das Pro und Con genau abwägen. Meiner Ansicht nach spricht in Deinem Fall, z.B. ohne ansteigende Werte, nicht viel dafür, von Nilotinib auf Dasatinib zu wechseln. Beide Medikamente folgen genau demselben Wirkmechanismus, und wenn sich Deine Werte unter Nilotinib waagrecht auf demselben Niveau bewegen, ist durchaus denkbar, dass dies unter Dasatinib nicht anders wäre. Der erwartete Vorteil (leichte Verringerung des Risikos einer Progression durch etwas mehr Reduktion von BCR-ABL) würde also getauscht gegen ein Risiko neuer Nebenwirkungen. Ich bin mir nicht sicher, ob die Hoffnung auf den etwas "stärkeren Motor Dasatinib" stichhaltig genug ist, um die Studie zu verlassen.
Ich möchte noch einen anderen taktischen Grund erwähnen: Es ist durchaus üblich, dass es für die Teilnehmer von Studien, wenn diese auslaufen, Nachfolgestudien gibt - insbesondere für Studienteilnehmer mit suboptimalem Ansprechen, wo man nicht einfach nach Studienende mit Standardtherapie weitermacht, sondern nach Möglichkeiten sucht, diese Patienten mit neuen Therapieschemata in den optimalen Bereich zu bringen. Diese "Rollover"-Studien stehen oft aber nur den Teilnehmern der Studie zur Verfügung, weil dort ja bereits die Zugangskriterien und der Verlauf über die Vorstudiendauer bekannt sind. Würdest Du nun die Studie verlassen, um zur Individualtherapie mit Dasatinib zu wechseln, kann es sein, dass Dir die für ENEST evtl angebotenen Rollover-Studien nicht mehr zur Verfügung steht.
Die neuen Rollover-Studien könnten z.B. Nilotinib mit einem anderen Medikament, das einem anderen Mechanismus folgt (z.B. SMO-Hemmer, JAK2-Hemmer, Hedgehog-Hemmer) und speziell auf die BCR-ABL-unempfindlichen Stammzellen abzielt, kombinieren.
Wenn ich selbst in Deiner Lage wäre, würde ich daher vermutlich die ENEST-Studie zuende machen und dann am Ende sehen, was für Optionen es gibt, den von dem Medikament nicht erreichten CML-Zellen mit dann neu verfügbaren anderen Mechanismen den Garaus zu machen. Ein Wechsel auf Dasatinib hat meines Erachtens in Deiner Situation nicht viel gute Gründe, weil man nur, im übertragenen Sinn, auf ein Auto derselben Fahrzeugklasse mit einem etwas stärkeren Motor wechselt, statt etwas abzuwarten und dann die Fahrzeugwahl besser auf die Erfordernisse anzupassen. Die Wahrscheinlichkeit, das das bisherige Auto liegenbleibt, ist natürlich gegeben, aber nur recht gering.
Dies alles natürlich nur meine Laienmeinung und KEINESFALLS als Rat zu verstehen. Nur von Patient zu Patient.
Liebe Grüße
Jan
Lieber Gast,
Danke für Deine Nachricht. Erstmal - 0,1% ist ein guter Wert und Du hast gut auf das Medikament angesprochen. Glückwunsch!
Die Studien reden ja sehr stark über Statistik. Insgesamt haben Patienten, die ein Ansprechen wie Du haben, ähnliche gute Chancen alt zu werden wie die Gesamtbevölkerung. Das Risiko, einen Fortschritt der Erkrankung zu erleben, ist in dem von Dir erreichten Bereich schon recht gering - ein noch niedrigerer Wert könnte das Risiko noch etwas verkleinern - gleichzeitig könnte ein Medikamentenwechsel aber auch Nachteile bringen, z.B. neuer Nebenwirkungen, die eine Therapieunterbrechung erfordern, was kontraproduktiv wäre, weil Du die aktuelle Therapie dazu ja gut verträgst.
Insofern würde ich das Pro und Con genau abwägen. Meiner Ansicht nach spricht in Deinem Fall, z.B. ohne ansteigende Werte, nicht viel dafür, von Nilotinib auf Dasatinib zu wechseln. Beide Medikamente folgen genau demselben Wirkmechanismus, und wenn sich Deine Werte unter Nilotinib waagrecht auf demselben Niveau bewegen, ist durchaus denkbar, dass dies unter Dasatinib nicht anders wäre. Der erwartete Vorteil (leichte Verringerung des Risikos einer Progression durch etwas mehr Reduktion von BCR-ABL) würde also getauscht gegen ein Risiko neuer Nebenwirkungen. Ich bin mir nicht sicher, ob die Hoffnung auf den etwas "stärkeren Motor Dasatinib" stichhaltig genug ist, um die Studie zu verlassen.
Ich möchte noch einen anderen taktischen Grund erwähnen: Es ist durchaus üblich, dass es für die Teilnehmer von Studien, wenn diese auslaufen, Nachfolgestudien gibt - insbesondere für Studienteilnehmer mit suboptimalem Ansprechen, wo man nicht einfach nach Studienende mit Standardtherapie weitermacht, sondern nach Möglichkeiten sucht, diese Patienten mit neuen Therapieschemata in den optimalen Bereich zu bringen. Diese "Rollover"-Studien stehen oft aber nur den Teilnehmern der Studie zur Verfügung, weil dort ja bereits die Zugangskriterien und der Verlauf über die Vorstudiendauer bekannt sind. Würdest Du nun die Studie verlassen, um zur Individualtherapie mit Dasatinib zu wechseln, kann es sein, dass Dir die für ENEST evtl angebotenen Rollover-Studien nicht mehr zur Verfügung steht.
Die neuen Rollover-Studien könnten z.B. Nilotinib mit einem anderen Medikament, das einem anderen Mechanismus folgt (z.B. SMO-Hemmer, JAK2-Hemmer, Hedgehog-Hemmer) und speziell auf die BCR-ABL-unempfindlichen Stammzellen abzielt, kombinieren.
Wenn ich selbst in Deiner Lage wäre, würde ich daher vermutlich die ENEST-Studie zuende machen und dann am Ende sehen, was für Optionen es gibt, den von dem Medikament nicht erreichten CML-Zellen mit dann neu verfügbaren anderen Mechanismen den Garaus zu machen. Ein Wechsel auf Dasatinib hat meines Erachtens in Deiner Situation nicht viel gute Gründe, weil man nur, im übertragenen Sinn, auf ein Auto derselben Fahrzeugklasse mit einem etwas stärkeren Motor wechselt, statt etwas abzuwarten und dann die Fahrzeugwahl besser auf die Erfordernisse anzupassen. Die Wahrscheinlichkeit, das das bisherige Auto liegenbleibt, ist natürlich gegeben, aber nur recht gering.
Dies alles natürlich nur meine Laienmeinung und KEINESFALLS als Rat zu verstehen. Nur von Patient zu Patient.
Liebe Grüße
Jan