von jan » 04.04.2011, 23:48
Hallo Martin,
Leider gibt es noch keine Antworten ohne Drumrum - dazu ist die Problematik einfach zu komplex und die Erkenntnis zu frisch. Man wird neue Studien wie EuroSKI (die paneuropäische Stop-TKI-Studie, die vermutlich noch dieses Jahr startet) abwarten muessen.
Grundsätzlich ein paar Erkenntnisse aus der STIM-Studie:
- Die Teilnehmer sind eine hochselektierte Gruppe von Patienten. Nur wer über längere Zeit eine molekulare Komplettremission hatte ("PCR negativ" in einem guten Labor, vereinfacht gesagt), konnte überhaupt an der Studie teilnehmen. Das erreichen nur etwa 10% der CML-Patienten.
- Es gibt bisher keinen Anlass, von einer "Halbwertszeit", wie Du sie ansprachst, auszugehen. die Patienten, die nach Absetzen einen Rückfall erlitten, hatten diesen in wenigen Monaten danach. Es zeigte sich also nicht, das die Gruppe der Rezidive über die Zeit immer groesser wurde, sondern entweder kam der Rezidiv schnell, oder gar nicht. Warum das soist und warum die schlafenden Zellen bei so minimaler Resterkrankung nicht wieder aktiv werden, und ob das dauerhaft ist, weiß man heute noch nicht
- Einen Faktor, den man als Motivator nicht übersehen sollte, ist das Thema Nebenwirkungen. Manche Patienten zeigen hervorragendes Ansprechen unter sehr unangenehmen Nebenwirkungen. Für diese könnte eine funktionierende Absetzstrategie trotz Rückfallrisiko eine interessante Option zu sein - bei schnellem Wiederbeginn der Therapie nach Rezidiv scheint ja das ursprüngliche Ansprechen wieder zurückzukommen. Engmaschiges Monitoring ist aber wichtig - daher nur in einer Studie.
Insgesamt ist es glaube ich einfach zu früh, um ein Urteil zu fällen - denn die Mechanismen der uebriggebliebenen Schläfer nach jahrelangem Bedrängen durch Imatinib scheinen komplexer zu sein, als sie zu sein scheinen. Daher sind diese Studien so wichtig als Schritt, um vielleicht irgendwann schon vor Therapieänderung herauszufinden, welcher Patient in guter Remission absetzen kann, ohne ein Rezidivrisiko zu haben. Und vielleicht steigt der Anteil derer, die eine Komplettremission erreichen und ohne Rezdiv dauerhaft absetzen können, ja unter den Zweitgenerationsmedikamenten von 5% auf 10% oder 20%...?
Viele Gruesse
Jan
Hallo Martin,
Leider gibt es noch keine Antworten ohne Drumrum - dazu ist die Problematik einfach zu komplex und die Erkenntnis zu frisch. Man wird neue Studien wie EuroSKI (die paneuropäische Stop-TKI-Studie, die vermutlich noch dieses Jahr startet) abwarten muessen.
Grundsätzlich ein paar Erkenntnisse aus der STIM-Studie:
- Die Teilnehmer sind eine hochselektierte Gruppe von Patienten. Nur wer über längere Zeit eine molekulare Komplettremission hatte ("PCR negativ" in einem guten Labor, vereinfacht gesagt), konnte überhaupt an der Studie teilnehmen. Das erreichen nur etwa 10% der CML-Patienten.
- Es gibt bisher keinen Anlass, von einer "Halbwertszeit", wie Du sie ansprachst, auszugehen. die Patienten, die nach Absetzen einen Rückfall erlitten, hatten diesen in wenigen Monaten danach. Es zeigte sich also nicht, das die Gruppe der Rezidive über die Zeit immer groesser wurde, sondern entweder kam der Rezidiv schnell, oder gar nicht. Warum das soist und warum die schlafenden Zellen bei so minimaler Resterkrankung nicht wieder aktiv werden, und ob das dauerhaft ist, weiß man heute noch nicht
- Einen Faktor, den man als Motivator nicht übersehen sollte, ist das Thema Nebenwirkungen. Manche Patienten zeigen hervorragendes Ansprechen unter sehr unangenehmen Nebenwirkungen. Für diese könnte eine funktionierende Absetzstrategie trotz Rückfallrisiko eine interessante Option zu sein - bei schnellem Wiederbeginn der Therapie nach Rezidiv scheint ja das ursprüngliche Ansprechen wieder zurückzukommen. Engmaschiges Monitoring ist aber wichtig - daher nur in einer Studie.
Insgesamt ist es glaube ich einfach zu früh, um ein Urteil zu fällen - denn die Mechanismen der uebriggebliebenen Schläfer nach jahrelangem Bedrängen durch Imatinib scheinen komplexer zu sein, als sie zu sein scheinen. Daher sind diese Studien so wichtig als Schritt, um vielleicht irgendwann schon vor Therapieänderung herauszufinden, welcher Patient in guter Remission absetzen kann, ohne ein Rezidivrisiko zu haben. Und vielleicht steigt der Anteil derer, die eine Komplettremission erreichen und ohne Rezdiv dauerhaft absetzen können, ja unter den Zweitgenerationsmedikamenten von 5% auf 10% oder 20%...?
Viele Gruesse
Jan