von jan » 30.01.2011, 00:10
Lieber Henryy,
sicher hast Du meinen Artikel
ASH: Wettrennen von Nilotinib und Dasatinib auf dem Weg zur Erstlinientherapie gelesen. Im Kapitel "Diskussion" dieses Artikels setze ich mich ja im Detail mit diesem Thema auseinander.
Das Problem bei der Sache ist, dass es keine klare Antwort gibt, denn in der Tat ist die Wahl von individuellen Faktoren abhängig. Wenn man unter Imatinib bereits ein hervorragendes Ansprechen erreicht hat, dieses Ansprechen schon über längere Zeit stabil sind, die Nebenwirkungen gering sind, gibt es meines laienhaften Erachtens keine wirklich guten Gründe, das Pferd zu wechseln. Gibt es Probleme, kann es, je nach Nebenwirkung oder Ansprechen, Gründe für das eine oder andere geben. Und wenn man direkt nach Diagnose heute die Entscheidung trifft, gibt es sicher gute Gründe für eine stärkere Erstlinientherapie, um die am Anfang der Therapie höhere Risiken eines Krankheitsfortschritts zu verkleinern.
Keines der drei Medikamente heilt einen signifikanten Teil der Patienten, das ist relativ sicher. Unter Imatinib erreichen nur ca. 10% der Patienten ein dauerhaft PCR-negatives Ergebnis ("komplette molekulare Remission"). Wenn diese 10% das Medikament absetzen, so die Ergebnisse der französischen STIM-Studie, erleiden etwa die Hälfte davon einen Rückfall. Dies bedeutet, etwa 5% der Patienten kann man, zumindest der kurzen Erfahrung der französischen Studie nach, als von Imatinib geheilt betrachten. Nun könnte es sein, dass man unter Nilotinib oder Dasatinib den Anteil derer, die komplett negativ erreichen, erhöhen - vielleicht auf 20%, rein spekulativ? Dann würden etwa 10% der Patienten geheilt und 90% nicht. Meiner persönlichen, nicht-ärztlichen Ansicht nach ist also das Ziel, Heilung zu erreichen, kein unmittelbar einleuchtender Entscheidungsfaktor für den Wechsel von Imatinib auf die Zweitgenerationsmedikamente.
Demnach, so leid es mir tut, ist es doch so, dass mangels längerfristiger Studiendaten noch keine bessere Antwort als "das kommt darauf an" (individuelles Ansprechen und Nebenwirkungen) bzw "muss jeder individuell entscheiden" (Prinzip Hoffnung auf komplette molekulare Remission mit Inkaufnahme von anderen Nebenwirkungen vs. "bewährtes Medikament und super Remission")... und die Entscheidung bzgl "Erstmedikation" und "Wechsel nach Imatinib-Erstlinie" sind halt auch grundlegend verschiedene Entscheidungspunkte...
Viele Grüße
Jan
Lieber Henryy,
sicher hast Du meinen Artikel [url=http://www.leukaemie-online.de/index.php?option=com_content&view=article&id=854:ash-wettrennen-von-nilotinib-und-dasatinib-auf-dem-weg-zur-erstlinientherapie&catid=38:cml&Itemid=2]ASH: Wettrennen von Nilotinib und Dasatinib auf dem Weg zur Erstlinientherapie[/url] gelesen. Im Kapitel "Diskussion" dieses Artikels setze ich mich ja im Detail mit diesem Thema auseinander.
Das Problem bei der Sache ist, dass es keine klare Antwort gibt, denn in der Tat ist die Wahl von individuellen Faktoren abhängig. Wenn man unter Imatinib bereits ein hervorragendes Ansprechen erreicht hat, dieses Ansprechen schon über längere Zeit stabil sind, die Nebenwirkungen gering sind, gibt es meines laienhaften Erachtens keine wirklich guten Gründe, das Pferd zu wechseln. Gibt es Probleme, kann es, je nach Nebenwirkung oder Ansprechen, Gründe für das eine oder andere geben. Und wenn man direkt nach Diagnose heute die Entscheidung trifft, gibt es sicher gute Gründe für eine stärkere Erstlinientherapie, um die am Anfang der Therapie höhere Risiken eines Krankheitsfortschritts zu verkleinern.
Keines der drei Medikamente heilt einen signifikanten Teil der Patienten, das ist relativ sicher. Unter Imatinib erreichen nur ca. 10% der Patienten ein dauerhaft PCR-negatives Ergebnis ("komplette molekulare Remission"). Wenn diese 10% das Medikament absetzen, so die Ergebnisse der französischen STIM-Studie, erleiden etwa die Hälfte davon einen Rückfall. Dies bedeutet, etwa 5% der Patienten kann man, zumindest der kurzen Erfahrung der französischen Studie nach, als von Imatinib geheilt betrachten. Nun könnte es sein, dass man unter Nilotinib oder Dasatinib den Anteil derer, die komplett negativ erreichen, erhöhen - vielleicht auf 20%, rein spekulativ? Dann würden etwa 10% der Patienten geheilt und 90% nicht. Meiner persönlichen, nicht-ärztlichen Ansicht nach ist also das Ziel, Heilung zu erreichen, kein unmittelbar einleuchtender Entscheidungsfaktor für den Wechsel von Imatinib auf die Zweitgenerationsmedikamente.
Demnach, so leid es mir tut, ist es doch so, dass mangels längerfristiger Studiendaten noch keine bessere Antwort als "das kommt darauf an" (individuelles Ansprechen und Nebenwirkungen) bzw "muss jeder individuell entscheiden" (Prinzip Hoffnung auf komplette molekulare Remission mit Inkaufnahme von anderen Nebenwirkungen vs. "bewährtes Medikament und super Remission")... und die Entscheidung bzgl "Erstmedikation" und "Wechsel nach Imatinib-Erstlinie" sind halt auch grundlegend verschiedene Entscheidungspunkte...
Viele Grüße
Jan