von jan » 11.10.2010, 09:40
Hallo Haggi, Ellen,
es gibt immer viel Verunsicherung bzgl der CML-Diagnostik und der PCR-Werte, die eigentlich unbegründet ist.
Erstmal - das Wort Remission bedeutet ein Rückgang vorübergehende oder dauerhafte Rückbildung von Krankheitszeichen. Konkreter bei der CML bedeutet partielle Remission = teilweises Verschwinden der für CML typischen Zeichen; gute/weitgehende Remission = Unterschreitung eines bestimmten Schwellenwerts, der prognostisch als vorteilhaft gesehen wurde, aber weiterhin nachweisbare Erkrankung, und komplette Remission = keine CML-Zeichen mit dieser Untersuchungsmethode mehr nachweisbar.
Remissionen gibt es bei der CML verschiedene - es gibt z.B. die hämatologische Remission (komplett, wenn das Blutbild sich normalisiert), die zytogenetische Remission im Knochenmark (d.h. komplett: unter Ansehen von 20-25 Zellen keine Ph-Chromosomen mehr nachweisbar) oder die molekulare Remission (gute/weitgehende Remission: in der PCR ist BCR-ABL/ABL unter 0,1%, komplett: PCR negativ). All diese Remissionen basieren auf verschiedenen Messmethoden und haben unterschiedliche Aussagen.
Die Therapieleitlinien definieren bestimmte Zeitpunkte, wann für ein optimales Ansprechen ein bestimmer Schwellenwert in der Zytogenetik (Knochenmark/Chromosomenanalyse) und in der molekularen Untersuchung (PCR/genetische analyse) unterschritten werden sollte, und definiert, wann Therapieversagen vorliegt. Das alles ist bei jedem Patient im Verlauf und im Gesamtzusammenhang gesehen werden, nicht als isolierter Absolutwert.
Hier gibt es viel Verunsicherung, weil Patienten immer ihre Werte mit denen anderer Patienten vergleichen, ohne die Faktoren Therapie, Zeit und Verlauf mit einzubeziehen. Das bringt nicht viel und macht oft unnötig Angst - manche Experten sprechen von der "PCR-itis", einer irrtümlichen Konzentration auf einen Baustein im Puzzle, der kein Gesamtbild zeigt. Um auf Ellens Kommentar zurückzukommen - der Wert "muss" nicht unter 0,1% oder 0,01% liegen. Es fällt ja bei einem bestimmten Wert nicht ein biologischer Schalter um, der die CML abschaltet. Die Grenzen 0,1% und 0,01% sind willkürlich gewählte Schwellwerte, die man für statistische Analysen bei großen Patientenzahlen gewählt hat, um die Rückfallswahrscheinlichkeit für "alle über" und "alle unter" dem Schwellenwert zu berechnen. Dabei hat man festgestellt, dass die Wahrscheinlichkeit, einen Rückfall zu erleiden, wenn man dauerhaft unter 0,1% war, sehr sehr gering ist. Das Risiko ist auch dann nicht Null, aber extrem gering, und es bedeutet auch nicht, dass es über dem Wert wahrscheinlich zu einem Rückfall kommt. Sie gibt aber Handlungsempfehlungen, wann die Therapierichtung geändert werden sollte, wenn bestimmte Verläufe in bestimmten Zeitfristen nicht eintreten.
Ich hoffe, ich konnte das etwas klären - und hoffe, dass ich die Verunsicherung etwas reduzieren konnte, nicht nervös zu sein, wenn man mal über 0,1% liegt. Der Trend muss stimmen und langfristig ist es rein statistisch vorteilhaft, einen PCR-Wert von 0,1% oder niedriger zu haben - aber ein Vergleich zwischen Einzelfällen ohne Gesamtzusammenhang der Erkrankung bringt nur Unsicherheit, nicht Erkenntnis.
Viele Grüße
Jan
[addsig]
Hallo Haggi, Ellen,
es gibt immer viel Verunsicherung bzgl der CML-Diagnostik und der PCR-Werte, die eigentlich unbegründet ist.
Erstmal - das Wort Remission bedeutet ein Rückgang vorübergehende oder dauerhafte Rückbildung von Krankheitszeichen. Konkreter bei der CML bedeutet partielle Remission = teilweises Verschwinden der für CML typischen Zeichen; gute/weitgehende Remission = Unterschreitung eines bestimmten Schwellenwerts, der prognostisch als vorteilhaft gesehen wurde, aber weiterhin nachweisbare Erkrankung, und komplette Remission = keine CML-Zeichen mit dieser Untersuchungsmethode mehr nachweisbar.
Remissionen gibt es bei der CML verschiedene - es gibt z.B. die hämatologische Remission (komplett, wenn das Blutbild sich normalisiert), die zytogenetische Remission im Knochenmark (d.h. komplett: unter Ansehen von 20-25 Zellen keine Ph-Chromosomen mehr nachweisbar) oder die molekulare Remission (gute/weitgehende Remission: in der PCR ist BCR-ABL/ABL unter 0,1%, komplett: PCR negativ). All diese Remissionen basieren auf verschiedenen Messmethoden und haben unterschiedliche Aussagen.
Die Therapieleitlinien definieren bestimmte Zeitpunkte, wann für ein optimales Ansprechen ein bestimmer Schwellenwert in der Zytogenetik (Knochenmark/Chromosomenanalyse) und in der molekularen Untersuchung (PCR/genetische analyse) unterschritten werden sollte, und definiert, wann Therapieversagen vorliegt. Das alles ist bei jedem Patient im Verlauf und im Gesamtzusammenhang gesehen werden, nicht als isolierter Absolutwert.
Hier gibt es viel Verunsicherung, weil Patienten immer ihre Werte mit denen anderer Patienten vergleichen, ohne die Faktoren Therapie, Zeit und Verlauf mit einzubeziehen. Das bringt nicht viel und macht oft unnötig Angst - manche Experten sprechen von der "PCR-itis", einer irrtümlichen Konzentration auf einen Baustein im Puzzle, der kein Gesamtbild zeigt. Um auf Ellens Kommentar zurückzukommen - der Wert "muss" nicht unter 0,1% oder 0,01% liegen. Es fällt ja bei einem bestimmten Wert nicht ein biologischer Schalter um, der die CML abschaltet. Die Grenzen 0,1% und 0,01% sind willkürlich gewählte Schwellwerte, die man für statistische Analysen bei großen Patientenzahlen gewählt hat, um die Rückfallswahrscheinlichkeit für "alle über" und "alle unter" dem Schwellenwert zu berechnen. Dabei hat man festgestellt, dass die Wahrscheinlichkeit, einen Rückfall zu erleiden, wenn man dauerhaft unter 0,1% war, sehr sehr gering ist. Das Risiko ist auch dann nicht Null, aber extrem gering, und es bedeutet auch nicht, dass es über dem Wert wahrscheinlich zu einem Rückfall kommt. Sie gibt aber Handlungsempfehlungen, wann die Therapierichtung geändert werden sollte, wenn bestimmte Verläufe in bestimmten Zeitfristen nicht eintreten.
Ich hoffe, ich konnte das etwas klären - und hoffe, dass ich die Verunsicherung etwas reduzieren konnte, nicht nervös zu sein, wenn man mal über 0,1% liegt. Der Trend muss stimmen und langfristig ist es rein statistisch vorteilhaft, einen PCR-Wert von 0,1% oder niedriger zu haben - aber ein Vergleich zwischen Einzelfällen ohne Gesamtzusammenhang der Erkrankung bringt nur Unsicherheit, nicht Erkenntnis.
Viele Grüße
Jan
[addsig]