von jan » 18.09.2010, 00:35
Hallo Ellen
etwas vereinfacht ist es so: Nach Therapiebeginn sind üblicherweise nahezu alle Blutzellen mit der genetischen Veränderung der CML, dem Philadelphia-Chromosom, versehen. Zur Diagnose reicht es meist, wenn man 20-25 lebende Stammzellen aus dem Knochenmark entnimmt und diese im Mikroskop in einer bestimmten Zellteilungsphase (wenn man die Chromosomen durch Vergrößerung erkennen kann, also auch das typische Philadelphia-Chromosom der CML) ansieht. Nun sind 20-25 Zellen natürlich eine sehr kleine Stichprobe, und wenn die Therapie anschlägt und der Wert sinkt, sind 20-25 betrachtete Zellen zu wenig, um irgendeine Aussage zu machen, wo die CML-Erkrankung steht. Aber: nur in der Chromosomenanalyse sieht man auch zusätzliche Veränderungen an anderen Chromosomen, was eine wichtige Information für Spezialisten ist. Mehr Zellen kann man aber eigentlich mit der Methode nicht untersuchen, da die Aufbereitung und Betrachtung der Chromosomen eine in höherer Menge recht aufwändige Vorgehensweise ist. Bildlich gesprochen erkennt man, welche verschiedenen Hüte in einer kleinen Menschenmenge getragen werden, aber bei einer Großdemo ist man ewig beschäftigt.
Ist diese "Zytogenetik" (d.h. die Betrachtung der Chromosomen) dann ohne negativ, d.h. kein Ph-Chromosom gefunden, bedient man sich molekularer Methoden (der sogenannten "PCR", die die CML-typischen "BCR-ABL-Fusionsgene" misst), mit der man in einem technischen Verfahren etwa ein einzelnes BCR-ABL in einer Menge von einer Million normaler Genschnipsel erkennen kann. Dies bedeutet, die PCR ist viel genauer - bildlich gesprochen, das Verfahren erkennt, ob jemand im Großraum München einen roten Hut trägt. Man kann aber nicht sagen, welche anderen Hutfarben unterwegs sind. Die Verfahren haben also unterschiedliche Genauigkeiten und Aussagekraft.
Zytogenetik (Chromosomanalyse) geht nur aus dem Knochenmark, weil man teilungsfähige Zellen braucht. PCR funktioniert auch bei nicht teilungsfähigen Zellen, d.h. spezialisierte Blutzellen. Daher kann man die Zytogenetik nur auf Knochenmark, PCR aber aus beidem machen. Daher die unterschiedlichen "Quellen" für das Untersuchungsmaterial.
Knochenmark und Blut sind meines Wissens aber selbst bei gleichzeitiger Entnahme meines Wissens nicht direkt vergleichbar - weil die Blutbildung hinter dem Knochenmark zeitlich hinterherhinkt und einfach verschiedenes Material oft verschiedene Ergebnisse bringt. Daher vergleicht man wohl für eine Verlaufskontrolle am besten den gleichen Gewebetyp im gleichen Labor.
Die Expertenleitlinien der CML-Therapie empfehlen "Meilensteine", die man nach einer gewissen Zeitfrist erreichen sollte, um von "optimalem Ansprechen" zu sprechen. Von suboptimalem Ansprechen auf Imatinib wird gesprochen, wenn nach 3 Monaten kein zytogenetisches Ansprechen, nach 6 Monaten noch mehr als 35% Ph-positive Zellen im Knochenmark, nach 12 Monaten noch Ph-positive Zellen im Knochenmark, oder nach 18 noch eine PCR von über 0.1% BCR-ABL/ABL vorliegen. Siehe dazu hier
<!-- BBCode auto-link start --><a href="/
http://www.leukaemie-online.de/modules. ... le&sid=750" target="_blank">
http://www.leukaemie-online.de/modules. ... sid=750</a><!-- BBCode auto-link end -->
Da Du, wenn ich es richtig verstehe, erst noch recht am Anfang der Therapie stehst, bringt es noch nicht viel, Prozentzahlen zu vergleichen - wichtig ist der Trend, der im Gesamtzusammenhang nach unten zeigen sollte, und Dein Arzt wird sicher darauf achten, dass Du die "Meilensteine" nach 6, 12 und 18 Monaten erreichst. Wir sind hier alle Laien und wir können (und sollten) hier sowieso aus ein paar Werten nichts herausinterpretieren, aber wenn wir mal davon ausgehen, dass zur Diagnose bei Dir nahezu alle Blutzellen CML-krank waren und Du schon vor der zweiten Untersuchung bei 30%/35% lagst, würde ich mal sagen: Du siehst, dass die Medikamente die CML schwer beeindrucken - das ist gut. Ich drücke weiter die Daumen.
Viele Grüße
Jan
P.S.: Leitlinien:
http://www.leukaemie-online.de/modules. ... le&sid=750
[addsig]
Hallo Ellen
etwas vereinfacht ist es so: Nach Therapiebeginn sind üblicherweise nahezu alle Blutzellen mit der genetischen Veränderung der CML, dem Philadelphia-Chromosom, versehen. Zur Diagnose reicht es meist, wenn man 20-25 lebende Stammzellen aus dem Knochenmark entnimmt und diese im Mikroskop in einer bestimmten Zellteilungsphase (wenn man die Chromosomen durch Vergrößerung erkennen kann, also auch das typische Philadelphia-Chromosom der CML) ansieht. Nun sind 20-25 Zellen natürlich eine sehr kleine Stichprobe, und wenn die Therapie anschlägt und der Wert sinkt, sind 20-25 betrachtete Zellen zu wenig, um irgendeine Aussage zu machen, wo die CML-Erkrankung steht. Aber: nur in der Chromosomenanalyse sieht man auch zusätzliche Veränderungen an anderen Chromosomen, was eine wichtige Information für Spezialisten ist. Mehr Zellen kann man aber eigentlich mit der Methode nicht untersuchen, da die Aufbereitung und Betrachtung der Chromosomen eine in höherer Menge recht aufwändige Vorgehensweise ist. Bildlich gesprochen erkennt man, welche verschiedenen Hüte in einer kleinen Menschenmenge getragen werden, aber bei einer Großdemo ist man ewig beschäftigt.
Ist diese "Zytogenetik" (d.h. die Betrachtung der Chromosomen) dann ohne negativ, d.h. kein Ph-Chromosom gefunden, bedient man sich molekularer Methoden (der sogenannten "PCR", die die CML-typischen "BCR-ABL-Fusionsgene" misst), mit der man in einem technischen Verfahren etwa ein einzelnes BCR-ABL in einer Menge von einer Million normaler Genschnipsel erkennen kann. Dies bedeutet, die PCR ist viel genauer - bildlich gesprochen, das Verfahren erkennt, ob jemand im Großraum München einen roten Hut trägt. Man kann aber nicht sagen, welche anderen Hutfarben unterwegs sind. Die Verfahren haben also unterschiedliche Genauigkeiten und Aussagekraft.
Zytogenetik (Chromosomanalyse) geht nur aus dem Knochenmark, weil man teilungsfähige Zellen braucht. PCR funktioniert auch bei nicht teilungsfähigen Zellen, d.h. spezialisierte Blutzellen. Daher kann man die Zytogenetik nur auf Knochenmark, PCR aber aus beidem machen. Daher die unterschiedlichen "Quellen" für das Untersuchungsmaterial.
Knochenmark und Blut sind meines Wissens aber selbst bei gleichzeitiger Entnahme meines Wissens nicht direkt vergleichbar - weil die Blutbildung hinter dem Knochenmark zeitlich hinterherhinkt und einfach verschiedenes Material oft verschiedene Ergebnisse bringt. Daher vergleicht man wohl für eine Verlaufskontrolle am besten den gleichen Gewebetyp im gleichen Labor.
Die Expertenleitlinien der CML-Therapie empfehlen "Meilensteine", die man nach einer gewissen Zeitfrist erreichen sollte, um von "optimalem Ansprechen" zu sprechen. Von suboptimalem Ansprechen auf Imatinib wird gesprochen, wenn nach 3 Monaten kein zytogenetisches Ansprechen, nach 6 Monaten noch mehr als 35% Ph-positive Zellen im Knochenmark, nach 12 Monaten noch Ph-positive Zellen im Knochenmark, oder nach 18 noch eine PCR von über 0.1% BCR-ABL/ABL vorliegen. Siehe dazu hier
<!-- BBCode auto-link start --><a href="http://www.leukaemie-online.de/modules.php?op=modload&name=News&file=article&sid=750" target="_blank">http://www.leukaemie-online.de/modules.php?op=modload&name=News&file=article&sid=750</a><!-- BBCode auto-link end -->
Da Du, wenn ich es richtig verstehe, erst noch recht am Anfang der Therapie stehst, bringt es noch nicht viel, Prozentzahlen zu vergleichen - wichtig ist der Trend, der im Gesamtzusammenhang nach unten zeigen sollte, und Dein Arzt wird sicher darauf achten, dass Du die "Meilensteine" nach 6, 12 und 18 Monaten erreichst. Wir sind hier alle Laien und wir können (und sollten) hier sowieso aus ein paar Werten nichts herausinterpretieren, aber wenn wir mal davon ausgehen, dass zur Diagnose bei Dir nahezu alle Blutzellen CML-krank waren und Du schon vor der zweiten Untersuchung bei 30%/35% lagst, würde ich mal sagen: Du siehst, dass die Medikamente die CML schwer beeindrucken - das ist gut. Ich drücke weiter die Daumen.
Viele Grüße
Jan
P.S.: Leitlinien:[url=http://www.leukaemie-online.de/modules.php?op=modload&name=News&file=article&sid=750]http://www.leukaemie-online.de/modules.php?op=modload&name=News&file=article&sid=750[/url]
[addsig]