von jan » 09.11.2008, 23:52
Hallo zusammen
ich selbst stimme Marc stark zu. Die Therapieleitlinien empfehlen, regelmäßig das Knochenmark zu untersuchen, um eventuell andere chromosomale Veränderungen außerhalb von Chromosom 9 und 22 ("Philadelphia-Chromosom" / "BCR-ABL") festzustellen.
Hintergrund ist, dass manche dieser Chromosomenveränderungen Vorboten einer genetischen Instabilität der Stammzellen sein können. Zusätzliche Chromosomenveränderungen neben dem "Philadelphia-C." sind ja typisch für die Beschleunigung der CML in Richtung akute Leukämie / Blastenkrise. Man würde sie mit der PCR nicht entdecken, wenn sie in Zellen auftreten, die zwar verändert sind, aber eben nicht das Ph-Chromosom bzw. BCR-ABL aufweisen. Da Glivec weiterhin alle Zellen mit BCR-ABL/Ph-Chromosom blockieren würde, würden die an anderer Stelle veränderten Zellen eben weder über die PCR, noch über die Blutwerte über Wochen bis Monate auffallen. Wüßte man aber davon, würde man vielleicht früher intervenieren, eine KMT in Vollremission erwägen, oder Kombinationstherapien versuchen, um die Mutanten loszuwerden.
Oder anders dargestellt, wenn auch blödes Beispiel: Ein regelmäßiger Tauchgang im Fischteich gibt ein klares Bild, welche Fische, Molche und Krebse da so rumschwimmen, mit der Angel wird man aber selbst mit gutem Köder nur die Fische finden. Der Biologe sollte aber vielleicht auch z.B. von den Molchen wissen.
Nicht ohne Grund hat das Expertenpanel in den Leitlinien ja länger werdende Intervalle vorgeschrieben - am Anfang häufig, weil es sein kann, dass zusätzliche Mutationen erst nach Beseitigung der Masse der schnellteilenden BCR-ABL-Zellen überhaupt auffallen können, und mit längerer Zeit in Remission werden die Intervalle eben länger.
Ich würde also die Punktion in größeren Intervallen durchführen lassen, wenn sie gut erträglich ist. Denkt dran, auch manche Ärzte machen diese Untersuchung ungern, weil wenig Übung meist mehr Schmerzen für den Patienten bedeutet -- und weil sie finanziell von den Kassen trotzdem nur schlecht vergütet wird (Ich habe in Erinnerung, die Knochenmarkpunktion um die EUR 12, die Knochenstanze um die EUR 18 nach GOÄ, natürlich plus Material und Labor, Amamnese etc). Eine PCR hingegen ist attraktiver - kein Schmerz für Arzt und Patient, kaum Zeitaufwand durch einfache Blutabnahme...
Weglassen sollte man sie m.E. aber nur aus Überzeugung der medizinischen Unnötigkeit, nicht aus Bequemlichkeit.
Grüße
Jan
[addsig]
Hallo zusammen
ich selbst stimme Marc stark zu. Die Therapieleitlinien empfehlen, regelmäßig das Knochenmark zu untersuchen, um eventuell andere chromosomale Veränderungen außerhalb von Chromosom 9 und 22 ("Philadelphia-Chromosom" / "BCR-ABL") festzustellen.
Hintergrund ist, dass manche dieser Chromosomenveränderungen Vorboten einer genetischen Instabilität der Stammzellen sein können. Zusätzliche Chromosomenveränderungen neben dem "Philadelphia-C." sind ja typisch für die Beschleunigung der CML in Richtung akute Leukämie / Blastenkrise. Man würde sie mit der PCR nicht entdecken, wenn sie in Zellen auftreten, die zwar verändert sind, aber eben nicht das Ph-Chromosom bzw. BCR-ABL aufweisen. Da Glivec weiterhin alle Zellen mit BCR-ABL/Ph-Chromosom blockieren würde, würden die an anderer Stelle veränderten Zellen eben weder über die PCR, noch über die Blutwerte über Wochen bis Monate auffallen. Wüßte man aber davon, würde man vielleicht früher intervenieren, eine KMT in Vollremission erwägen, oder Kombinationstherapien versuchen, um die Mutanten loszuwerden.
Oder anders dargestellt, wenn auch blödes Beispiel: Ein regelmäßiger Tauchgang im Fischteich gibt ein klares Bild, welche Fische, Molche und Krebse da so rumschwimmen, mit der Angel wird man aber selbst mit gutem Köder nur die Fische finden. Der Biologe sollte aber vielleicht auch z.B. von den Molchen wissen.
Nicht ohne Grund hat das Expertenpanel in den Leitlinien ja länger werdende Intervalle vorgeschrieben - am Anfang häufig, weil es sein kann, dass zusätzliche Mutationen erst nach Beseitigung der Masse der schnellteilenden BCR-ABL-Zellen überhaupt auffallen können, und mit längerer Zeit in Remission werden die Intervalle eben länger.
Ich würde also die Punktion in größeren Intervallen durchführen lassen, wenn sie gut erträglich ist. Denkt dran, auch manche Ärzte machen diese Untersuchung ungern, weil wenig Übung meist mehr Schmerzen für den Patienten bedeutet -- und weil sie finanziell von den Kassen trotzdem nur schlecht vergütet wird (Ich habe in Erinnerung, die Knochenmarkpunktion um die EUR 12, die Knochenstanze um die EUR 18 nach GOÄ, natürlich plus Material und Labor, Amamnese etc). Eine PCR hingegen ist attraktiver - kein Schmerz für Arzt und Patient, kaum Zeitaufwand durch einfache Blutabnahme...
Weglassen sollte man sie m.E. aber nur aus Überzeugung der medizinischen Unnötigkeit, nicht aus Bequemlichkeit.
Grüße
Jan
[addsig]