Mit
Imatinib (
Glivec) führt bei einem großen Teil von CML-Patienten in
chronischer Phase zu guten, andauernden Remissionen. Das Absetzen des Medikaments führt aber selbst bei guter
Remission meist relativ kurzfristig zu wieder ansteigenden
PCR-Werten. Dieses Phänomen wird mit der reduzierten Aktivität von
Imatinib auf einige Ph-positive Vorläuferzellen in Verbindung gebracht.
Interferon-Alpha wird hingegen die Eigenschaft zugesprochen, diese Vorläuferzellen zu bekämpfen, und die wenigen Patienten, die unter
Interferon-Alpha ein komplettes zytogenetisches Ansprechen erreichten, konnten das Medikament absetzen, ohne einen
Rezidiv zu erleiden. Eine israelische Gruppe untersucht nun in einer Studie, ob
Interferon das molekulare Ansprechen noch weiter verbessern kann und anschließend vielleicht als Mono-
Erhaltungstherapie ausreichend wäre.
Frühere Berichte zeigen, dass die 14% CML-Patienten, die nach Diagnosestellung unter
Interferon-
Monotherapie eine
vollständige zytogenetische Remission erreichten, das Medikament absetzen konnten, ohne einen Rückfall der Krankheit zu erleiden. Zudem konnte gezeigt werden, dass
Interferon-Therapie eine signifikant höhere
Ansprechrate erzeugt, wenn es nicht direkt nach Diagnosestellung, sondern im Stadium geringer Resterkrankung (z.B. in kompletter zytogenetischer
Remission nach
Hochdosis-Chemotherapie) angewandt wurde.
Interferon-Alpha wird die Eigenschaft zugesprochen, ph-positive
Stammzellen zu bekämpfen, während
Imatinib dies nicht erreicht.
Die israelische Studiengruppe hat daher nun eine
klinische Studie mit dem Ziel angestoßen, die unter
Imatinib-Therapie bei
minimaler Resterkrankung übrig gebliebenen Ph-positiven
Stammzellen durch die zusätzliche Gabe von
Interferon-Alpha zu unterdrücken. Dies könnte den gut auf
Imatinib und
Interferon ansprechenden Patienten später das Absetzen von
Imatinib ermöglichen.
Die Studienteilnehmer müssen zur Aufnahme in die Studie mindestens ein Jahr eine komplette zytogenetische
Remission nach
Zytogenetik und
FISH aufweisen. In der
randomisierten Studie werden der Studiengruppe über eine Dauer von 12 Monaten 180mcg/Woche pegyliertes Alpha-2-
Interferon (Peg-
IFN, Pegasys) zusätzlich zur
Imatinib-Standarddosis gegeben.
Imatinib wird 9 Monate nach Beginn mit Peg-
IFN abgesetzt, soweit dann weiterhin eine komplette zytogenetische Antwort nachgewiesen werden konnte. Ständige Kontrollen überprüfen dann die Beibehaltung der
Remission. Die
Kontrollgruppe der
randomisierten Studie erhält dieselbe Kombination, setzt aber
Glivec nicht ab.
Die Forscher berichten nun von frühen Beobachtungen bei ersten Teilnehmern dieser Studie. Bisher haben sieben Patienten in dem Studienarm vier Monate Peg-
IFN-Therapie abgeschlossen. Ein Patient brach die Peg-
IFN-Therapie nach zwei Wochen wegen Nebenwirkungen ab. Die anderen 6 Patienten (Alter 24-59) waren zuvor im Durchschnitt bereits 49 Monate unter
Imatinib-Therapie. Fünf der sechs Patienten wurden davor schon mit fehlgeschlagener
IFN-
Monotherapie behandelt.
Vier Patienten, die mit einer positiven
PCR (0.2%, 0.9%, 0.07% and 0.1%) gestartet waren, erreichten unter der Kombination eine negative
PCR, einer reduzierte seine
PCR von 0,8% auf 0,01%, und der sechste Patient behielt seine schon der Kombination dokumentierte negative
PCR bei. Bei zwei Patienten der Studie war eine
Dosisreduktion von Peg-
IFN auf 90mcg/Woche erforderlich.
Die Forscher schließen, dass die Zugabe von Peg-
IFN bei CML-Patienten mit einer
Imatinib-erzeugten Komplettremission das molekulare Ansprechen verbessern und gar zu einer kompletten molekularen
Remission führen kann. Sie halten die Beobachtung für einen ermutigenden Meilenstein im Versuch,
Interferon-Alpha als Basis für die Erwägung eines Absetzens von
Imatinib bei gut darauf ansprchenden Patienten zu verwenden.
Quelle:
ASH-Abstract #4788.
ASH-Abstracts nach kostenloser Registrierung einsehbar (englisch)
[4788] Towards Stopping
Imatinib Therapy under the Umbrella of Interferone: Alpha-Interferone Improves Molecular Response in CML Patients with
Imatinib Induced Complete Cytogenetic
Remission: An Early Observation from a Study of Pegylated Interferone in the Set up of Minimal Residual Disease. Session Type: Publication Only
Izhar Hardan, Ninette Amariglio, Luba Trakhtenbrot, Avichai Shimoni, Maya Koren-Michowitz, Gideon Rechavi, Arnon Nagler Hematology and Cancer Research Center, Sheba Medical Center, Tel-Hashomer, Israel
Übersetzung/Zusammenfassung durch Jan, ohne Gewähr Vollständige zytogenetische Remission
Vollständige Normalisierung des Blutbilds. Unreife weiße Blutkörperchen sind nicht mehr nachweisbar. Eine möglicherweise zuvor vergrößerte Milz hat ihre Normalgröße wieder erreicht.
Hochdosis-Chemotherapie
Chemotherapie mit stark gesteigerter Medikamentendosis, wegen starker Nebenwirkungen auf die Blutbildung in der Regel nur mit Blutstammzelltransplantation durchführbar
Erhaltungstherapie
Über eine längere Zeitperiode fortgeführte Chemotherapie, die den Erfolg der Induktions- und Konsolidierungstherapie stabilisieren soll
Klinische Studie
Wissenschaftliche Forschungsarbeit zur Behandlung von Krankheiten beim Menschen nach strengen medizinischen und ethischen Regeln
Dosisreduktion
Verringerung der Dosis des Medikaments
Kontrollgruppe
In einer klinischen Studie erhalten die Teilnehmer in der „Kontrollgruppe" entweder ein Placebo (ein Scheinmedikament ohne Wirkstoff) oder die Standardtherapie, die mit der neuen Therapie verglichen wird.
Chemotherapie
Wird häufig mit Zytostatikabehandlung gleichgesetzt. Unter Chemotherapie versteht man aber auch die Behandlung mit Antibiotika. Zytostatika sind Medikamente, die die Zellvermehrung oder das Zellwachstum hemmen.
Ansprechrate
Prozentualer Anteil der Patienten, bei denen die Erkrankung sich durch eine bestimmte Behandlung zurückbildet
Monotherapie
Behandlung mit nur einem Medikament
Nebenwirkung
Unerwünschte Begleiteffekte einer Therapie, besonders bei Chemotherapien begrenzen Nebenwirkungen die maximal verträgliche Dosis.
Stammzellen
Stammzellen sind Blutvorläuferzellen, aus denen sich verschiedene Arten von Zelltypen wie die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) und weißen (Leukozythen) Blutzellen sowie Blutplättchen (Thrombozyten) und einige andere Zellen entstehen. Die Stammzellen befinden sich im Knochenmark und teilweise auch im Blut. Es gibt eine Anzahl von verschiedenen Entwicklungsstadien der Stammzellen (z.B. embryonale Stammzellen, aus denen sich der ganze Organismus entwickelt) oder Entwicklungsstadien aus denen nur noch bestimmte Zellarten entstehen können, z.B. Blutstammzellen, aus denen sich alle Blutkörperchen bilden.
Zytogenetik
Mikroskopische Untersuchung von Zahl und Aufbau der Chromosomen von Zellen aus Abstrichen, Blut oder Gewebeproben (Biopsien)
Interferon
Im Zusammenhang mit Leukämien üblicherweise Interferon-Alpha gemeint. Interferon (von engl. to interfere eingreifen, sich einmischen) ist ein Protein, das eine immunstimulierende und Tumorzellen angreifende Wirkung entfaltet. Es wird als körpereigenes Gewebshormon gebildet, v.a. von Leukozyten, Monozyten und Fibroblasten, kann aber auch als Medikament in körperunüblich hohen Dosen gegen Leukämien eingesetzt werden.
Remission
Vorübergehende oder dauerhafte Rückbildung von Krankheitszeichen. Bei Krebs: Partielle Remission = teilweises Verschwinden oder Verkleinerung von Krebszellen, komplette Remission = keine Krebszellen nachweisbar
chronisch
langanhaltend, sich langsam entwickelnd
Imatinib
Imatinib, Handelsname Glivec/Gleevec, Laborname STI-571, ein BCR-ABL-Tyrosinkinasehemmer der ersten Generation. Zugelassen seit Jahr 2002 für die Behandlung der CML und Ph-positiven ALL.
Rezidiv
Neuauftreten akuter Krankheitszeichen, Rückfall nach einer Remission
Glivec
Imatinib wird unter dem Handelsnahmen Glivec (Hersteller Novartis) vertrieben.
FISH
Fluoreszenz-in-Situ-Hybridisierung, Verfahren zur Sichtbarmachung von DNA-Sequenzen auf einem Chromosomenpräparat unter Verwendung von Fluoreszenzfarbstoffen (Fluorochromen).
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
PCR
Polymerase-Kettenreaktion (polymerase chain reaction: Untersuchungsverfahren zur schnellen Vervielfältigung (Amplifikation) bestimmter Abschnitte der RNA oder DNA.
ASH
Amerikanische Gesellschaft für Hämatologie (engl. American Society of Hematology). Oftmals wird ASH als Synonym für den jedes Jahr im Dezember stattfindenden Jahreskongress der Gesellschaft verwendet.
CHR
Komplette hämatologische Remission (complete haematologic response).
Arm
= Behandlungsgruppe. Eine klinische Studie ist einarmig, wenn es nur eine Behandlungsgruppe und keine Kontrollgruppe gibt. In den meisten Studien gibt es zwei oder mehr Arme.
Vollständige zytogenetische Remission
Vollständige Normalisierung des Blutbilds. Unreife weiße Blutkörperchen sind nicht mehr nachweisbar. Eine möglicherweise zuvor vergrößerte Milz hat ihre Normalgröße wieder erreicht.
Minimale Resterkrankung
Eine Art von tiefer Remission bei CML, bei der BCR-ABL dennoch mittels PCR nachweisbar ist
Chronische Phase
Die früheste Phase in der Entwicklung von CML
Chronische Phase
Die früheste Phase in der Entwicklung von CML
Randomisierung
Patienten mit einem oder mehreren gleichen Charakteristika (z.B. gleiche Erkrankung, Krankheitsstadium, Geschlecht, Alter) werden nach einem Zufallsverfahren in verschiedene Behandlungsgruppen (Arme der Studie) eingeteilt. Jede Gruppe erhält eine unterschiedliche Behandlung. Das Zufallsverfahren ist erforderlich, um die Ergebnisse bzw. Ansprechraten möglichst objektiv zwischen mehreren gleichartigen Gruppen vergleichen zu können.
Randomisierung
Patienten mit einem oder mehreren gleichen Charakteristika (z.B. gleiche Erkrankung, Krankheitsstadium, Geschlecht, Alter) werden nach einem Zufallsverfahren in verschiedene Behandlungsgruppen (Arme der Studie) eingeteilt. Jede Gruppe erhält eine unterschiedliche Behandlung. Das Zufallsverfahren ist erforderlich, um die Ergebnisse bzw. Ansprechraten möglichst objektiv zwischen mehreren gleichartigen Gruppen vergleichen zu können.
Randomisierung
Patienten mit einem oder mehreren gleichen Charakteristika (z.B. gleiche Erkrankung, Krankheitsstadium, Geschlecht, Alter) werden nach einem Zufallsverfahren in verschiedene Behandlungsgruppen (Arme der Studie) eingeteilt. Jede Gruppe erhält eine unterschiedliche Behandlung. Das Zufallsverfahren ist erforderlich, um die Ergebnisse bzw. Ansprechraten möglichst objektiv zwischen mehreren gleichartigen Gruppen vergleichen zu können.
Stammzellen
Stammzellen sind Blutvorläuferzellen, aus denen sich verschiedene Arten von Zelltypen wie die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) und weißen (Leukozythen) Blutzellen sowie Blutplättchen (Thrombozyten) und einige andere Zellen entstehen. Die Stammzellen befinden sich im Knochenmark und teilweise auch im Blut. Es gibt eine Anzahl von verschiedenen Entwicklungsstadien der Stammzellen (z.B. embryonale Stammzellen, aus denen sich der ganze Organismus entwickelt) oder Entwicklungsstadien aus denen nur noch bestimmte Zellarten entstehen können, z.B. Blutstammzellen, aus denen sich alle Blutkörperchen bilden.
chronisch
langanhaltend, sich langsam entwickelnd
chronisch
langanhaltend, sich langsam entwickelnd
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
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Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
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