Die auf der
ASH-Jahrestagung nun veröffentlichte 6-Jahres-Verlaufskontrollenanalyse der Patienten in der
IRIS-Studie zeigt, dass kontinuierliche Behandlung von CML in
chronischer Phase mit
Imatinib bei einem hohen Prozentsatz an Patienten dauerhaftes Ansprechen mit einer abnehmenden Rückfallsrate und positivem Langzeit-Sicherheitsprofil hervorruft.
Die International Randomized study of
Interferon versus STI571-Studie (IRIS) zeigte, dass
Imatinib höhere Sicherheit und Wirksamkeit bezüglich
Interferon-Alpha plus Cytarabin (
IFN+ara-C) aufweist. Patienten auf dem
Imatinib-
Arm erzielten ein geschätztes 5-Jahres-Gesamtüberleben von 89 %. Um das Langzeit-Ansprechen von Patienten auf
Imatinib aufzuzeichnen, wird die 6-Jahres Verlaufskontrolle der IRIS-Patientenpopulation zusammengefasst.
Verfahren: 1106 Patienten wurden nach dem Zufallsverfahren entweder
Imatinib oder
IFN+ara-C zugeordnet und auf hämatologisches und zytogenetisches Ansprechen, ereignisfreies Überleben,
Progression auf
akzelerierte Phase (AP) oder
Blastenkrise (BC), Overall Survival (OS) sowie Häufigkeit von Nebenwirkungen und Abbrüche bewertet.
Ergebnisse: Der Abwärtstrend bei dem Risiko des Erkrankungsfortschritts mit
Imatinib setzte sich mit einer Ereignisrate von 0,4 % (einschließlich eines Verlustes des Ansprechens) fort. Kein einziger Patient erlebte in Jahr 5 eine Transformation zur
akzelerierten Phase oder
Blastenkrise.. Von den 553 Personen, die im
Imatinib-
Arm behandelt wurden, verbleiben 364 (65,8 %) weiterhin auf dem Studien-Arzneistoff bei 6 Jahren: 14 (2,5 %) wechselten auf den
IFN-
Arm über und 175 (31,6 %) Patienten brachen die
Imatinib-Studien-Therapie aus irgendeinem Grund ab.
Die folgenden Gründe wurden aus der
IRIS-Studie für einen Abbruch genannt: Nebenwirkungen, 23 Patienten (4,2 %); unbefriedigende therapeutische Wirkung, 66 Patienten (11,9 %); Protokollbruch, 15 Patienten (2,7 %); Entzug der Zustimmung, 32 Patienten (5,8 %); administrative Probleme, 6 Patienten (1,1 %) und 16 Patienten (2,9 %) wurden ausgewählt, um sich einer Stammzell-
Transplantation (SCT) zu unterziehen. Tod war der Grund für einen Abbruch von 10 (1,8 %) Patienten und 7 Patienten (1,3 %) waren für die Verlaufskontrolle nicht mehr erreichbar.
Die beste beobachtete vollständige hämatologische
Ansprechrate unter Patienten, die
Imatinib als erste Wahl erhielten, betrug 97 %. Die besten beobachteten Raten für weitgehendes zytogenetisches Ansprechen (MCyR) und vollständiges zytogenetisches Ansprechen (
CCyR) betrugen 89 % bzw. 83 % mit zwei zusätzlichen Patienten mit erreichter kompletter zytogenetischer
Remission seit der vorausgehenden 5-Jahresanalyse. Bei der derzeitigen 6-Jahres-Verlaufskontrolle befinden sich 325 Patienten immer noch in kompletter zytogenetischer
Remission, weitere 24 hatten die komplette zytogenetische
Remission verloren, aber wiedererlangt, 6 Patienten verloren die komplette zytogenetische
Remission, verbleiben aber in weitgehender
Remission (MCyR) und die restlichen 9 Patienten wiesen niemals eine dokumentierte
CCyR auf. Alles mn allem waren geschätzte 83 % der Patienten ereignisfrei und 93 % waren progressionsfrei auf
akzelerierte Phase oder
Blastenkrise bei einer 6-jährigen
Imatinib-Studien-Behandlung, da die Patienten nach einem Abbruch nur in Hinsicht auf Gesamtüberleben weiter beobachtet wurden.
Nach dem zweiten Jahr auf
Imatinib sank die jährliche Ereignisrate mit jedem Jahr ebenso wie die jährliche Rückfallsrate. Basierend auf der derzeitigen Verlaufskontrolle sind insgesamt 66 (12 %) der Patienten gestorben (19 nach der Stammzelltransplantation, 27 nicht aufgrund von CML). Die geschätzte 6-Jahres-Überlebensrate für alle Patienten, die
Imatinib als Anfangstherapie erhielten, betrug 88 %. Wird das Überleben zum Zeitpunkt der Stammzelltransplantation für Patienten geprüft, die dann mit einer
Transplantation fortfuhren, beträgt das geschätzte Gesamtüberleben bei 6 Jahren 91 %.
Bei einer Analyse schwerwiegender Nebenwirkungen, wurden keine neuen Sicherheitsaspekte zwischen dem 5-Jahresbericht und dieser Analyse ermittelt.
Quelle: ASH-Abstract #25 von Andreas Hochhaus, Brian J. Druker, Richard A. Larson, Stephen G. O'Brien, Insa Gathmann, Francois Guilhot. Übersetzung durch Jan/Alice.
ASH-Abstract #25 erschienen in Blood, Ausgabe 110, Band 11 am 16. November 2007
Weiterführende Informationen:
Transplantation
Übertragung von Gewebe. Für die Transplantation können eigene Zellen autologe T. oder fremde Zellen allogene T. verwandt werden.
hämatologisch
das Blut bzw. die Blutbildung betreffend
Ansprechrate
Prozentualer Anteil der Patienten, bei denen die Erkrankung sich durch eine bestimmte Behandlung zurückbildet
Nebenwirkung
Unerwünschte Begleiteffekte einer Therapie, besonders bei Chemotherapien begrenzen Nebenwirkungen die maximal verträgliche Dosis.
Blastenkrise
Die dritte Phase der Entwicklung von CML; sie entsteht nach der chronischen und akzelerierten Phase. Ihr Merkmal ist das Vorkommen einer zunehmenden Anzahl von unreifen Blutkörperchen („Blasten") im Blut oder Knochenmark.
Progression
Das Fortschreiten einer Krebserkrankung
IRIS-Studie
Phase-III, in der Imatinib mit Interferon+AraC verglichen wurde, und die zur Marktzulassung von Imatinib führte. Viele der 1106 Patienten werden bis heute weiter in der Studie betreut, wodurch Langzeit-Sicherheitsdaten gesammelt werden. IRIS steht für International Randomized trial of Interferon/Ara-C versus STI571.
Interferon
Im Zusammenhang mit Leukämien üblicherweise Interferon-Alpha gemeint. Interferon (von engl. to interfere eingreifen, sich einmischen) ist ein Protein, das eine immunstimulierende und Tumorzellen angreifende Wirkung entfaltet. Es wird als körpereigenes Gewebshormon gebildet, v.a. von Leukozyten, Monozyten und Fibroblasten, kann aber auch als Medikament in körperunüblich hohen Dosen gegen Leukämien eingesetzt werden.
Remission
Vorübergehende oder dauerhafte Rückbildung von Krankheitszeichen. Bei Krebs: Partielle Remission = teilweises Verschwinden oder Verkleinerung von Krebszellen, komplette Remission = keine Krebszellen nachweisbar
chronisch
langanhaltend, sich langsam entwickelnd
myeloisch
das Knochenmark betreffend. Im engeren Sinne die Bildung von bestimmten weißen Blutzellen, den Granulozyten, im Knochenmark betreffend
Protokoll
Gebräuchlicher Ausdruck für ein Behandlungsschema; bei klinischen Studien auch Prüfplan genannt
Imatinib
Imatinib, Handelsname Glivec/Gleevec, Laborname STI-571, ein BCR-ABL-Tyrosinkinasehemmer der ersten Generation. Zugelassen seit Jahr 2002 für die Behandlung der CML und Ph-positiven ALL.
Blasten
Unreife Zellen, z. B. Blutzellvorläufer im Blut oder Knochenmark
Glivec
Imatinib wird unter dem Handelsnahmen Glivec (Hersteller Novartis) vertrieben.
CCyR
Sinkt die Zahl der Leukämiezellen mit Philadelphia-Chromosom in der Folge unter die Nachweisgrenze zytogenetischer Methoden, bezeichnet man dies als vollständige zytogenetische Remission: CCyR.
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
RNA
Die Ribonukleinsäure (RNA) ist der kleine Bruder der DNA . Sie ist ein einzelsträngiges kettenförmiges Molekül, das aus DNA umgeschriebene Erbinformation eines einzigen Genes enthält, und im Plasma der Zellen in das Genprodukt (= Eiweißmolekül, Protein) umgeschrieben wird (Biosynthese).
ASH
Amerikanische Gesellschaft für Hämatologie (engl. American Society of Hematology). Oftmals wird ASH als Synonym für den jedes Jahr im Dezember stattfindenden Jahreskongress der Gesellschaft verwendet.
CHR
Komplette hämatologische Remission (complete haematologic response).
Arm
= Behandlungsgruppe. Eine klinische Studie ist einarmig, wenn es nur eine Behandlungsgruppe und keine Kontrollgruppe gibt. In den meisten Studien gibt es zwei oder mehr Arme.
Chronische Phase
Die früheste Phase in der Entwicklung von CML
Chronische Phase
Die früheste Phase in der Entwicklung von CML
chronisch
langanhaltend, sich langsam entwickelnd
chronisch
langanhaltend, sich langsam entwickelnd
myeloisch
das Knochenmark betreffend. Im engeren Sinne die Bildung von bestimmten weißen Blutzellen, den Granulozyten, im Knochenmark betreffend
Protokoll
Gebräuchlicher Ausdruck für ein Behandlungsschema; bei klinischen Studien auch Prüfplan genannt
Gen
Informationseinheit des Erbgutes, enthält meist den Bauplan für ein Protein. Die Gene liegen im Zellkern in Form von DNS vor.
Terms & Conditions
Abonnieren
Report
My comments