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Vom 13.-14. September 2024 trafen sich die Deutsche CML-Allianz und die CML-Studiengruppe zu ihrem Jahrestreffen in Jena, um Ergebnisse und neue Projekte aus der CML-Forschung zu diskutieren. Auch Leukämie-Online/LeukaNET war wieder mit fünf Patientenvertreter*innen dabei.

Die Behandlung der CML hat in den vergangenen Jahren große Fortschritte erzielt. Die Endauswertung der TIGER-Studie, die nun vorliegt, zeigt, dass 8 Jahre nach der CML-Diagnose noch 95% der Patienten leben, was nah an dem Überleben der Gesamtbevölkerung liegt. Das Absetzen der Therapie gehört mittlerweile zum Standard und wird nach langjähriger Behandlung und stabiler tiefer molekularer Remission sogar empfohlen. Mit der zunehmenden Erfahrung und mittlerweile 6 zugelassenen Tyrosinkinase-Inhibitoren, die spezifisch gegen das die CML auslösende Fusionsgen BCR-ABL wirken, wird die Behandlung individueller. Das zeigt sich auch in den diskutierten Studien, in denen einerseits das Nebenwirkungsprofil der verschiedenen Medikamente und andererseits die Wirksamkeit der Therapie bei Patienten mit verschiedenen Fusionstranskripten und Mutationen untersucht werden.

Nachdem Asciminib für Patienten, die bereits mit mindestens 2 TKI behandelt wurden, zugelassen ist, liegt der Fokus nun auf der Eignung für die Erstlinie. In der ASC4FIRST-Studie konnte gezeigt werden, dass sowohl MMR als auch tiefe molekulare Remission unter Asciminib schneller erreicht werden als unter Imatinib oder Zweitgenerations-TKI. Gleichzeitig zeigte sich eine gute Verträglichkeit mit weniger schweren Nebenwirkungen. Aus medizinischer Sicht sei daher Asciminib bereits für die Erstlinie zu empfehlen, allerdings steht noch die Zulassung durch die EMA aus (in der Schweiz wird eine Zulassung demnächst erwartet). Eine weitere Asciminib-Erstlinienstudie, ASC4START (Asciminib vs. Nilotinib), nimmt keine weiteren Patienten auf, erste Zwischenergebnisse werden in 2025 erwartet. Um die Erstlinientherapie weiter zu verbessern, wird daher eine neue Studie unter dem Titel ARTIST (Asciminib frontline risk adapted) vorbereitet. Hierbei sollen vor Therapiebeginn verschiedene Risikofaktoren bestimmt werden, sodass bei erhöhtem Risiko Asciminib mit einem weiteren TKI kombiniert werden kann. In der geplanten Studie ESTIMATION soll eine erhöhte Dosis von Asciminib für Patienten mit T315I-Mutation getestet werden. Schließlich soll die Datenlage für Patienten, die Asciminib gemäß Zulassung nach Vorbehandlung mit mindestens 2 TKI erhalten, mit dem Asciminib-Register verbessert werden (Patienten können an zahlreichen Studienzentren in Deutschland eingeschlossen werden). Für Kinder und Jugendliche mit CML, die bereits mit einem TKI vorbehandelt wurden, wird Asciminib in der ASC4KIDS-Studie untersucht. Interessant ist dabei, dass auch ein unter TKI-Behandlung verringertes Wachstum – eine bekannte Nebenwirkung der für die Behandlung der pädiatrischen CML zugelassenen TKI Imatinib, Dasatinib und Nilotinib – als Unverträglichkeit gewertet wird.

 Bei aller Euphorie über die Erfolge mit Asciminib werden jedoch auch andere Therapieoptionen noch benötigt und weiter erforscht – auch, weil die Wirksamkeit von Asciminib bei bestimmten Mutationen oder atypischen Fusionstranskripten reduziert ist. Für Dasatinib konnte die DasaHIT-Studie zeigen, dass durch ein Einnahmeschema, bei dem nach 5 Tagen Therapie eine 2-tägige Einnahmepause folgt, die Verträglichkeit der Behandlung genauso wie die Lebensqualität der Patienten gesteigert werden können, während zumindest in der Erstlinie kein schlechteres Ansprechen beobachtet wurde. In der Zweitlinie kann dieses Vorgehen jedoch nicht ohne weiteres empfohlen werden. Für Patienten, die mit den bisher verfügbaren TKI keine stabile Remission erreichen oder unter Unverträglichkeit leiden, werden jedoch auch neue Medikamente geprüft. Für das Medikament ELVN-001 liegen sehr vielversprechende präklinische Daten vor, die eine gute Ergänzung zu Asciminib und Wirksamkeit gegen die T315I-Mutation nahelegen, sodass nun die Phase-I-Studie ENABLE gestartet wurde. In der CARDINAL-Studie wird das Medikament TERN-701 getestet, das auf einem ähnlichen Mechanismus der BCR-ABL-Hemmung wie Asciminib basiert (sog. STAMP-Inhibitor). Außerdem ist eine Phase-I-Studie für das Medikament KQB198 geplant, das nicht auf einer Hemmung von BCR-ABL, sondern des SOS1-Gens basiert, welches ebenfalls bei der CML eine Rolle spielt und wodurch möglicherweise CML-Stammzellen erreicht werden können. Unabhängig von der CML-Studiengruppe soll auch noch eine Studie mit dem Medikament Olverembatinib starten.

Für die Optimierung der therapiefreien Remission untersucht die kürzlich gestartete Studie VARIANT eine Erhaltungstherapie mit dem bisher für andere Blutkrebserkrankungen zugelassenen Medikament Venetoclax. Daten von Patient*innen, die außerhalb von Studien die Therapie absetzen, können in das CML-TFR-Register aufgenommen werden, um diese für die Forschung nutzbar zu machen. Ein weiteres Register sammelt Daten zu Schwangerschaften von CML-Patientinnen, aber auch männlichen CML-Patienten, deren Partnerinnen während der Therapie schwanger wurden. Für die Teilnahme an diesen Registern können Patient*innen ihre behandelnden Ärzt*innen oder direkt die CML-Studienzentrale an der Universitätsmedizin Mannheim ansprechen.

Für die Behandlung der glücklicherweise mittlerweile selten auftretenden Blastenkrise existiert ein Register auf europäischer Ebene, das aber derzeit keine weiteren Patienten aufnimmt. Ein Folgeprojekt ist jedoch bereits in Planung.

Aufgrund der Forschungsergebnisse und seit der letzten Aktualisierung gesammelten Erfahrungen steht nun auch eine Überarbeitung der Therapieleitlinien (DGHO Onkopedia für den deutschsprachigen Raum, ELN Treatment Recommendations auf europäischer Ebene) an. Im Rahmen der Überarbeitung sollen etwa Erkenntnisse zu Asciminib, zur therapiefreien Remission und zu Schwangerschaft und Familienplanung in die Leitlinien einfließen, technische Updates wie zum neuen Dasatinib-haltigen Medikament Daruph erfolgen und angesichts der Fortschritte in der Behandlung auch die Lebensqualität als Therapieziel berücksichtigt werden. Es beginnt nun allerdings erst die Arbeit in den Gremien, sodass die Veröffentlichung noch einige Zeit dauern wird.

Die auf dem Studientreffen der Deutschen CML-Allianz vorgestellten Studienergebnisse zeigen, dass die meisten CML-Patient*innen heute gut mit der CML leben können. Doch die Wissenschaftler*innen geben sich mit dem Erreichten nicht zufrieden, was sich in der Vielzahl und Vielfalt der diskutierten Studien und Projekte spiegelt, in denen weiterhin daran geforscht wird, allen Patient*innen die bestmögliche Behandlung, eine hohe Lebensqualität und eine therapiefreie Remission zu ermöglichen.

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