Grüner Tee kann auch schädlich sein

Mit diesem Ergebnis ihrer Studie hatten die Forscher der University of Southern California nicht gerechnet: Inhaltsstoffe von grünem Tee machen den Wirkstoff Bortezomid gegen Krebs unwirksam. "Eigentlich gingen wir für unsere Untersuchung von der Hypothese aus, dass grüner Tee die Anti-Tumor-Effekte des Medikaments verstärken würde", erklärt Studienleiter Axel H. Schönthal. Er wollte beweisen, dass die Kombination von grünem Tee mit dem Krebsmedikament besonders effektiv wirkt.

Doch es stellte sich das Gegenteil heraus. Anscheinend binden Substanzen im Tee auf molekularer Ebene die Wirkstoffe des Arzneimittels. Diese chemische Interaktion hindert Bortezomid daran, in Krebszellen einzudringen und ihre Vermehrung zu bremsen. Das beobachteten die Wissenschaftler jedenfalls im Tiermodell mit Mäusen.

"Die wichtigste Schlussfolgerung aus unserer Studie ist, dass Krebspatienten, die eine Bortezomid-Behandlung erhalten, unbedingt darauf hingewiesen werden müssen, keinen Grüntee und vor allem keine Produkte aus Grüntee-Konzentrat zu nehmen", warnt der Mikrobiologe. Diese Mittel sind frei verkäuflich. Besonders gefährlich: Patienten, die Bortezomid zusammen mit diesen Produkten einnehmen, fühlen sich bessern denn die Nebenwirkungen des starken Medikaments treten nicht mehr auf. Allerdings nicht, wie man bislang glaubte, weil Grüntee gegen die Nebenwirkungen hilft – sondern weil er das Medikament unwirksam macht. Und wo keine Wirkung ist, da ist auch keine Nebenwirkung.

Die Ergebnisse der Studie werden die Wissenschaftler im Fachjournal "Blood" veröffentlichen.

Bortezomid wird zur Behandlung des Multiplen Myeloms eingesetzt und wird in klinischen Studienaktuell auch bezüglich des Einsatzes bei Lungenkrebs geprüft.

Quelle: Focus.de vom 04.02.2009

Weiterführende Informationen:
Grüner Tee bekämpft Leukämiezellen, Leukämie-Online 25.05.2004