CLL-Lebensqualität

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Gast

Re: CLL-Lebensqualität

Beitrag von Gast » 12.11.2011, 12:37

Wunderbar geschrieben, Ralf!

ralf
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CLL-Lebensqualität

Beitrag von ralf » 11.11.2011, 18:16

Als interessierter Neuling in diesem Forum bin ich ziemlich verblüfft über euren versierten Umgang mit Fachterminologien, euer Wissen über Chemotherapien und medizinischen Studien. Verblüfft deshalb, da ich es in 13 Jahren CLL (immer schon Binet B) nie geschafft habe mich der medizinischen Seite zuzuwenden.
Mein Professor in München drängt mich bereits seit 6 Jahren zu einer Therapieaufnahme, obwohl er selbst zugeben muss, dass die Ursachen für Krebs trotz Forschung nicht bekannt sind, und ich persönlich lehne jede Nur-Symptombehandlung ab.
Aber auch hier spielt wohl das Vertrauensverhältnis zwischen Patient und Arzt eine tragende Rolle, so dass durchaus ein Placeboeffekt eintreten kann, quasi nach dem Motto "geheilt durch die Chemo oder trotz der Chemotherapie".
Aber wie seht ihr die Veränderungen in eurem Leben, den Verlust oder den Zugewinn an Lebensqualität, den Umgang mit der Angst?
Ich für meinen Teil hatte die fürchterlichsten Szenarien im Kopf, sah mich bereits im Himmel auf meine Lieben ein wachsames Auge werfen und fühlte eine unbestimmte Leere in mir - nach der Diagnosestellung im Alter von 38 Jahren. Meine Zukunft war also bereits vergangen und jegliche Ziele bzw Lebensplanung nichtig.
Körperlich war ich fit, aber im Kopf verdammt krank, ich hatte ja Krebs.
Alleine das Wort "unheilbar" bedeutet doch schon per se den Tod.
Und wie die medizinische Ersttherapie "wait an watch" es vorgibt, beobachtete ich mich sehr genau und wartete auf jeden neu dazugekommenen mitunter schmerzhaften Lymphknoten. Zum erstem Mal in meinem Leben entwickelte ich ein gewisses Körperbewusstsein, anfangs durchaus feindselig, jetzt als freundschaftlicher Ratgeber.
Auch vermied ich es gewissenhaft meine CLL als "mein" Krebs zu titulieren, sondern gebrauchte lieber "der" Krebs oder "die" Leukämie. Aber es ist nun mal der meinige und somit nicht aus meinem Leben zu denken, beeinflusst er doch jede meiner Entscheidungen und Schritte bewusst und unbewusst.
Mein Hauptgegner war meine Milz, die bereits seit Jahren über stattliche 24 cm verfügt, mich zwickte und drückte, schmerzte und ärgerte. Der Inbegriff der Erkrankung.
Jetzt sehe ich sie als wertvollen Wegbegleiter, der wirklich sein bestes gibt um mich von den Krebszellen zu erlösen und seine Arbeit trotz Rückstau vorbildlich erfüllt. Und seit dieser Änderung meiner Wahrnehmung sind die Schmerzen nur noch sporadisch aufgetreten.
Unsere CLL hat uns was zu sagen, hat ihre Bedeutung für uns und ironischerweise eine heilsame für unser Leben, für unseren Geist und unsere Seele. Sie schafft Freiräume und minimiert alltägliche Probleme, die uns früher gequält und zur Weißglut getrieben haben.
Wichtig empfinde ich auch, dass wir uns mit unserem Tod auseinandersetzen müssen, der Erfahrung unserer Endlichkeit. Ich habe ca 6 Jahre jedes Buch über das Sterben, über ein Leben nach dem Tod, wissenschaftliche und esoterische gelesen, bis ich für mich dieses Thema abschließen konnte und eine gewaltige Freiheit und Energiegewinn empfand, den ich wirklich gut gebrauchen konnte.
Gut gebrauchen deswegen, da sich im Dezember 2008 ein für mich harmloses Muttermal bei der OP als Hochrisikomelanom (AMM) herausstellte, eine Diagnose mit der ich nicht gerechnet hatte, da ich ja schon meinen Krebs hatte, ich wollte kein Geschwisterchen.
Dieser Moment zwang mich in die Knie und ich wollte nur noch sterben, alles hinter mich lassen. Und so verweigerte ich natürlich jede Nachoperation und die Chemotherapie.
Interessanterweise lernte ich 4 Wochen später eine Atemtechnik aus Amerika kennen (Transformational Breathing), die auch jetzt noch in Deutschland nahezu unbekannt ist, und mein Leben änderte sich schlagartig.
Ich habe gewusst, dass ist der Schlüssel, nach dem ich solange gesucht habe, nach all meinen Versuchen alternativer Therapien und Heilmittel.
Kurzum, mangels Möglichkeiten in Deutschland ließ ich mich in Holland zum Atemcoach in dieser Technik ausbilden und arbeite seitdem vor allem mit Krebskranken in meiner Freizeit.
Warum schreibe ich euch dies alles?
Nicht aus Gründen der Eigenwerbung, sondern einfach darum um zu zeigen, dass CLL oder jeder andere Krebs oder andere Erkrankung keine Einbahnstrasse sein muss, sondern auch durchaus ein Gewinn für unser Leben sein kann, wenn wir uns dieser Herausforderung offen und liebevoll stellen.
Und dies gilt auch für unsere Angehörigen.
Googelt nach Transformational Breathing oder besucht meine Homepage:
www.iatia-transformatives-atmen.de
Ich hoffe, dass ihr mir meinen langen Beitrag verzeihen werdet und wünsche euch vom Herzen, dass eure Sehnsüchte erfüllt werden.

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