Schwankende Blutwerte am Anfang der Glivec-Therapie

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jan
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Beitrag von jan » 01.02.2007, 23:51

Hallo Olaf,

nun bin ich kein Arzt und kann auch nur einen Tipp als Laie geben - im Zweifel lieber eine Zweitmeinung bei einem CML-Experten einholen.

Nach dem, was ich allerdings bisher als Laie gelesen habe, ist eine Einnahme von Glivec nur alle zwei Tage überhaupt keine gute Idee.

Die Fachinformation des Medikaments lese ich so, dass die Halbwertszeit (d.h. die Zeit, bis nur noch die Hälfte des Wirkspiegels im Blut nachweisbar ist) 18 Stunden beträgt. Die Akkumulation (Ansammlung der Dosis im Blut) beträgt bei täglicher Anwendung das 1,5-2,5fache der Dosis, d.h. bei täglicher Anwendung wächst der Wirkspiegel im Blut auf das eineinhalb- bis zweieinhalbfache der täglich genommenen Dosis.

Wenn man also das Medikament nur alle zwei Tage nehmen würde, würde die Blutkonzentration des Medikaments deutlich unter Sollwert liegen - und wie Marc richtig schreibt, raten die CML-Experten in allen Publikationen dringend von einer Dosierung unter 300mg wegen der Gefahr des "Züchtens" von Resistenzen ab. Wenn Zytopenien (niedrige Blutwerte) auftreten, raten meines Wissens die Ärzte meist eher zur Unterbrechung für ein paar Tage, damit sich die Werte erholen, und dann wieder Start mit 400mg-Dosis.

Aber wie gesagt, frag lieber nochmal einen CML-Experten. Wieviel Erfahrung hat Dein Arzt mit dem Einsatz von Glivec?

Herzliche Grüße,
Jan

P.S: Wie Marc schrieb - bei mir waren die Leukos immer mal wieder unter 2.000, damals vor allem unter Glivec-Interferon-Kombination. Ich selbst würde bei mir im Bereich 1.500-2.000 allein wegen niedriger Blutwerte nicht absetzen, solange sich keine Infekte zeigen. Aber dies auch nur aus Eigenerfahrung...

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Marc
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Beitrag von Marc » 01.02.2007, 08:10

Hallo Olaf,

hinsichtlich des Risikos der Resistenzbildung ist zu sagen, das Imatinib-Dosen <300mg/Tag zu einem Plasmaspiegel mit suboptimaler bcr-abl Hemmung führen und damit das Risiko zur Resistenzbildung fördern.
Eine Tablette alle 2 Tage (ich nehme an 400mg) würden den Wirkstoffspiegel meiner Meinung nach(Patient, also nur Laie) wahrscheinlich zu niedrig werden lassen. Ich denke Jan wird sich
dazu auch noch melden.

Wie Jan geschrieben hat, fallen bei vielen Patienten anfangs die Leukos unter den unteren Referenzwert, als Zeichen das Glivec gut wirkt. Die malignen Zellen werden eben ausradiert und
Platz für die Produktion gesunder gemacht. Bei Jan waren die Leukos ja auch teilweise bis auf
1.500 gesunken, bei mir selber mal auf 2.500. Haben sich danach aber wieder sehr gut erholt.

Würden die Leukos wirklich zu stark fallen, solltest Du mit Deinem Arzt eher das Absetzten für einige Tage diskutieren. Nichts spricht u.U. auch dagegen sich eine weitere Meinung einzuholen.

Diskutiere dies doch einfach mit Deinem Arzt beim nächsten Besuch.

Gruss und alles Gute

Marc



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empireteam
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Beitrag von empireteam » 01.02.2007, 07:21

Hallo Jan,
danke für die Infos. Nachdem die Leukos eigentlich wieder schön am Steigen waren, ist der aktuelle Wert jetzt auf 2700 gefallen. Ich fühle mich nach wie vor prima. Mein Arzt meinte jedoch, daß wenn der untere Sollwert unterschritten wird, müßte man gegensteuern, um Infektionen zu verhindern. Er sprach von einer Dosisreduktion von Glivec (nur noch alle 2 Tage eine Tablette). Klingt irgendwie nicht gut, wenn ich an Resistenzbildung denke. Kannst du mir da weiterhelfen?

Gruß Olaf
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jan
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Beitrag von jan » 27.01.2007, 01:03

Hallo Olaf,

ich hatte in den ersten Jahren meiner Kombinationstherapie von Glivec und Interferon gelegentlich Leukowerte um die 1.500. Sanken die Werte darunter, wurde ich (v.a. in den Nasennebenhöhlen - mein Schwachpunkt) infektanfällig. Waren sie über 2.000, hatte ich nicht mehr Erkältungen als jeder andere auch. Meist waren sie um die 3.000.

Das normale Blutbild findest Du hier unter <!-- BBCode Start --><A HREF="http://www.leukaemie-online.de/modules. ... page_id=23" TARGET="_blank">Über Leukämie - Diagnostik - Blutbild</A><!-- BBCode End -->. Bei gesunden Erwachsenen schwanken die Leukozyten zwischen ca. 4.000 und 12.000 - höher können sie bei Infekten werden. Unter Glivec-Therapie können die Werte anfangs niedriger als der untere Schwellwert sein, weil die CML-positiven Leukos im Blut - wie auch die kranken Stammzellen - schnell beseitigt sind, es aber ein paar Wochen braucht, bis die restlichen gesunden Stammzellen im Knochenmark wieder gesunde Leukos nachgebildet haben und sich die "natürliche Balance" im Blut einstellt. Insofern war Deine Vermutung richtig. Du bist mit der Normalisierung Deines Blutbilds in einer "hämatologischen Remission" gelandet - prima!

Blutbildparameter, die beobachtet werden sollten, sind im Grunde das "kleine Blutbild" (Leukos, Thrombozyten, Hb) sowie die Leberwerte (Gamma-GT, GPT/ALAT, GOT/ASAT), da Glivec in der Leber abgebaut wird, sowie regelmäßig das Knochenmark (Zytogenetik) und bei einer guten Remission die Molekulargenetik (PCR). Du findest hierüber auch einiges unter "Über Leukämie", aber sicher erklärt Dir dies auch Dein behandelnder CML-Arzt.

Herzliche Grüße
Jan


unknown

Beitrag von unknown » 27.01.2007, 00:06

Hallo,

6,3 ist ein durchaus normaler Leuko-Wert. Mußt nur schaun, daß die Thrombozyten und u.U. die Roten auch in der Norm bleiben.
Die Norm ist bei den Befundblättchen in der Regel links am Rand mit abgedruckt.
Bedenklich würde es wohl unter 2-2,5.

Pascal.

AndreasL
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Beitrag von AndreasL » 25.01.2007, 23:39

Hallo Olaf,

ich etwas Probleme mit der Einheit deiner Leukozyten. Bei mir wird alles im 1000er Bereich angegeben.

Mein Startwert lag bei 320000 Leukozyten. Der Wert ist dann im Laufe der Behandlung mit Glivec auf 1500 gefallen und hat sich anschliessend auf heute 3500 erholt (die 3500 sind der untere normale Wert).

Am Anfang der Behandlung mit Glivec werden alle bösen Leukozyten zerstört und anschliessend muss dein Immunsystem wieder gesunde Leukozyten prodzieren. Deshalb kann der Wert am Anfang unter den normal Wert fallen.

Wichtig für mich sind die Leukozyten (normaler Bereich 3500-10000), das Hämaglobin (normaler Bereich 140-180) und die Thrombozyten (normaler Bereich 150 - 450).
Bitte beachte das ich die Bereiche von meinen Ärzten habe und ich keine Garantie geben kann. Am besten fragst du deinen Arzt.

Wie du sieht gelangt man mit Glivec auf ganz normale Werte. Das Blutbild unterscheidet sich nicht von nicht erkrankten Person.

Ich nehme jetzt Glivec seit 3 Jahren und mir geht es sehr gut. Also sei zuversichtlich die Werte werden sich einpendeln.

Viele Grüsse

Andreas

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empireteam
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Beitrag von empireteam » 25.01.2007, 21:33

Hallo,
ich wende mich an die fachlich versierten Teilnehmer des Forums um mir den Hintergrund schwankender Blutwerte zu erklären und frage alle anderen, wie es bei euch gewesen ist.

Seit etwas mehr als 4 Wochen nehme ich Glivec mit 400mg/Tag. Der Startwert der Leukozyten lag bei 110. In weniger 3 Wochen fiel der Wert auf 4. Danach wurde eine engmaschige Überprüfung der Blutwerte angeordnet, um im Fall eines weiteren Absinkens reagieren zu können (Infektionsgefahr). Wer hat Erfahrungen mit noch tieferen Werten?

Jedenfalls schien der Wert 4 der tiefste Punkt gewesen zu sein. In der vierten Woche stiegen die Werte schon wieder an und liegen aktuell bei 6,3. Jetzt die Frage: Hat Glivec die „bösen“ nun zum Großteil erledigt, so dass sich die „guten“ jetzt wieder vermehren? Momentan liegt der Wert ja voll im Soll, aber wie entwickelt sich das weiter? Wie war das bei euch und noch wichtiger: Verstehe ich den Mechanismus richtig?

Welche Parameter im Blutbild sollte man noch beobachten und was sagen die dann aus? Auch das Verhältnis bestimmter Parameter zueinander soll aussagefähig sein.

Freue mich über Fakten und Erfahrungen.

Viele Grüße an alle
Olaf
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